HDCAM

HDCAM
Drehfertige Sony 750HDCAM mit Angenieux-Objektiv

HDCAM ist ein 1999 von Sony entwickeltes Format für ein komplettes Produktionssystem zur Herstellung von Spielfilmen und HDTV.

Es umfasst digitale Kinokameras, Monitore, Sucher, Bandrekorder und Übertragungstechnik und existiert in zwei Unternormen, HDCAM und HDCAM SR. Sony nutzt neben HDCAM auch noch Cinealta als Markenname für das System, um die Ausrichtung auf Kinoproduktion und als Alternative zu 35-mm- und 16-mm-Film zu unterstreichen. 2004 erhielt Sony einen Emmy für ihre HDCAM-Kamera HDW900.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Anbieter

Zahlreiche weitere Anbieter stellen Geräte her, die HDCAM und HDCAM SR nutzen. Für digitale Kinokameras bieten beispielsweise folgende Hersteller Kameras an, die auf HDCAM aufzeichnen können:

Einsatz

Das Format etablierte sich schnell und wird vor allem anstelle von oder zusammen mit 16- und 35-mm-Film für Serien- und für Kinoproduktionen eingesetzt. Welche Geräte in welcher Kombination eingesetzt werden, variiert. Typische Beispiele für unterschiedliche Einsätze sind:

Für TV- und Liveproduktionen sind typische Einsatzgebiete

Geräte

Ein HDCAM-Masterrekorder für digitales Kino und HDTV

Für HDCAM existieren Geräte für den kompletten Produktionsablauf. Die Geräte lassen sich in 6 Kategorien unterteilen, genannt werden jeweils die typischen Geräte.

  • Camcorder
    • 900R. Bildwiederholrate 24, 25, 30p und 50/60i
    • 750P/790P. Bildwiederholrate 25p und 50i

Diese Camcorder haben den identischen optischen Block, das gleiche Gehäuse und bieten einen unkomprimierten 1080p HD-SDI Ausgang wie auch einen integrierten HDCAM-Rekorder. Sie unterscheiden sich vor allem durch die verfügbaren Bildwiederholfrequenzen. Diese Camcorder sind die verbreitetsten Geräte zur Herstellung von digitalem Kino und hochwertigem 1080p HDTV.

Aufbau eines Sets und Überprüfung der Ausleuchtung mittels eines Sony BVM HD-Referenzmonitors.
Anschlussfeld eines BVM20 Messmonitors
  • Rekorder
    • J-H3. Ein HDCAM-Abspielgerät.
    • HDW2020P. Ein HDCAM-Studiorekorder.
    • SRW5500. Ein HDCAM SR-Studiorekorder.
    • SRW5800. Ein HDCAM SR-Studiorekorder.
    • SRW1. Ein portabler HDCAM SR-Rekorder. Dieses Gerät wird häufig eingesetzt, um aus Kameraköpfen anderer Hersteller wie ARRI, Panavision oder Thomson aufzuzeichnen.

Bei den Rekordern existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Geräten. Relevante Unterscheidungskriterien sind beispielsweise die Fähigkeit SD-Formate wie Betacam, Digital Betacam, IMX abzuspielen, die Fähigkeit verlustfrei mittels SDTI zu kopieren.

  • Monitore
    • BVM-Serie (BVM14,20,24,32). Mess- und Referenzmonitore auf Röhrenbasis. Sehr schwer und teuer. Werden fast ausschließlich für Mastering und Farbkorrektur eingesetzt. Umfassende Anschlussmöglichkeiten.
    • LMD-Serie. Produktionsmonitore auf LCD-Basis. Kompakt und günstig. Werden zum Sichten eingesetzt und haben keine perfekte Reproduktion sowie eingeschränktere Anschlussmöglichkeiten.

Anders als bei Rekordern und Camcordern hat Sony bei den LCD-Monitoren starken Mitbewerb. Andere Hersteller wie Panasonic oder JVC bieten zahlreiche alternative Geräte an. Da diese mit der genormten HD-SDI Schnittstelle mit HDCAM Geräten zusammenarbeiten können, die auch andere HD-Normen nutzen, existiert hier eine große Auswahl an nicht-Sony-eigenen Lösungen. Auch existieren hochspezialisierte Lösungen, genannt seien als Beispiel die Monitore der Firma Astro - diese bieten zahlreiche Zusatzfunktionen für das Drehen.

HD-Kameraköpfe die mit HDCAM eingesetzt werden können gibt es von zahlreichen Herstellern, beispielsweise Canon, Ikegami, Panasonic, JVC.

  • Sucher
    • Sony HDVFC30. Ein LCD basierender HD-Farbsucher mit Fokusassistfunktionen.
    • Accuscene. Ein LCD basierender HD-Farbsucher, typischerweise mit Panavision-HDCAM Kameras im Einsatz.

Manche Kameras die mit HDCAM eingesetzt werden, wie die ARRI D20 bieten optische Sucher.

  • Schnittplätze und Farbkorrektur
    • Sony XPRI. Derzeit das einzige native HDCAM Masteringsystem.

Zahlreiche weitere Lösungen existieren, beispielsweise von Apple, Adobe, Autodesk. Diese arbeiten nicht mit nativen HDCAM-Daten, sondern müssen die Bilddaten wandeln.

  • Weitere Geräteklassen

Im Umfeld der HDCAM-Technik hat sich eine Vielzahl von verschiedenen Geräteherstellen etabliert, welche unterschiedliche Geräte zur Nutzung mit HDCAM herstellen: beispielsweise Bildmischer und Schalteinrichtungen, drahtlose Übertragungssysteme, Vector/Wave Messgeräte etc.

Eine HDCAM SR-Kassette, Typus S
Eine HDCAM-Kassette, Typus S
Eine HDCAM-Kassette, Typus L

Bänder

Die Aufnahmedauer ist bei den Kassetten abhängig von der Bildwiederholrate: Eine 40-Minutenkassette bietet rund 40 Minuten Aufnahmekapazität bei 30p, jedoch rund 50 Minuten bei 24p. HDCAM verwendet das typische Halbzollformat von Sony. Es existieren zwei Kassettengrößen,

  • S: 6, 12, 22, 32 und 40 Minuten bei 30p/60i,
  • L: 34, 64, 94 und 124 Minuten bei 30p/60i oder 149 Minuten bei 25p/50i

Die kleineren S-Kassetten werden typischerweise zum drehen in den Camcordern verwendet, die größeren L-Kassetten zum Erstellen von Masterbändern. HDCAM-Bänder sind üblicherweise schwarz mit orangefarbigen Rand, HDCAM-SR-Kassetten sind schwarz mit cyanfarbigen Rand.

Technik

HDCAM verarbeitet 1080P bei 8 oder 10 bit Farbtiefe in YUV oder RGB. Verbunden werden die Geräte typischerweise mittels HD-SDI oder SDTI. Die beiden Unterformate rastern intern unterschiedlich:

  • HDCAM-Kamera via HD-SDI, bpsw. live oder auf Harddisk: YCbCr422, 10 bit. Entsprechend: 1920×1080.
  • HDCAM-Aufzeichnung auf Band: mit YCbCr311, 8 bit. Entsprechend: 1440×1080.
  • HDCAM-SR-Aufzeichnung auf Band mit YCbCr 422 oder RGB444 bei MPEG-4, 10 bit. Entsprechend: 1920×1080.
  • HDCAM-SR auf HD-SDI, RGB444, 10 bit. Entsprechend: 1920×1080.

Für Kinofilmproduktionen werden beide Bandformate eingesetzt und stellen den Löwenanteil aller bisherigen digitalen Spielfilmproduktionen. Eine Übersicht über relevante Regisseure, Filme und die verwendete Kamera bietet der Wikipediaeintrag Digitale Kinokamera.

In der Drehpraxis wird entweder auf HDCAM-Band, HDCAM-SR-Band oder direkt auf Festplatte aufgezeichnet. Die Qualität steigt hier von HDCAM (YCbCr 3:1:1) über SR (YCbCr4:2:2/RGB4:4:4) bis zu Disk (YUV/RGB4:2:2/4:4:4 unkomprimiert) an. Die Kameras und ihre Quellauflösungen sind hierbei identisch, es variiert nur das aufgezeichnete Material. Die HDCAM-Camcorder verwendenden eine 8-Bit-3:1:1-Kompression für die Bandaufzeichnung, an den HD-SDI-Ausgängen steht hingegen unkomprimiertes Material mit 10 bit Farbtiefe zur Verfügung (1920×1080). Die auf Band gespeicherte Videobitrate beträgt 144 Mbit/s und der gespeicherte Sound wird auf 4 Audiokanälen mit 48 kHz und 20-Bit-PCM codiert, alternativ für Kinofilm gemäß AC3 bei 5.1 Ton.

Die erweiterte Version HDCAM SR wurde 2003 eingeführt. Dieses System verwendet ein Band welches die Daten in einer höheren Datendichte speichern kann, und nimmt das Videosignal in 4:4:4-RGB oder YCbCr4:2:2 mit einer Bitrate von 440 Mbit/s auf. Die erhöhte Bitrate erlaubt HDCAM SR die volle Bandbreite des 1080p oder 1080i-Signals (1920×1080) aufzunehmen, ohne das Bild wie bei HDCAM mittels 3:1:1 auf 1440×1080 Pixel zu reduzieren. HDCAM SR verwendet die neue MPEG-4-Kompression und erweitert das Spektrum der Audiokanäle auf bis zu 12 Spuren.

Für maximal komplexe Aufnahmen in der Kinoproduktion werden die HD-SDI-Ausgänge der 750, 900R und 950 Kamera genutzt (die ältere 900 Kamera bietet keine HD-SDI-Ausgänge) - und komplett verlustfrei / unkomprimiert direkt auf Festplatte aufgezeichnet. Dieses bietet zwar keine direkt für das menschliche Auge wahrnehmbare Qualitätsverbesserung des Bildes, schafft aber mehr Reserven in der Postproduktion für Keying, Tracking etc.

Beide Formate bieten so gut wie alle notwendigen Bildaufzeichnungsfrequenzen : 23, 97, 24, 25 und 30p wie auch 50, 59, 97 und 60i. Für höhere Bildraten wie 100/150 Bilder sind nur Kameraköpfe verfügbar, keine Camcorder.

Die kleineren Modelle (Kamera 730 und Rekorder HDWM2000/1) bieten keine für Kinoproduktion notwendige progressive Vollbildfunktion und arbeiten nur mit interlaced / Halbbildern. Die großen Modelle (Kamera 750 und 900 und Rekorder HDWM2000/20 und 500) bieten interlaced und progressive Vollbilder.

SDTI

Eine besondere Bedeutung kommt bei HDCAM der SDTI-Schnittstelle zu. Mit dieser Schnittstelle kann verlustfrei kopiert werden, ähnlich wie beispielsweise DV mittels FireWire. Sony bietet mit dem non-linearen Schnittplatz XPRI weiterhin ein natives Schnitt und Masteringssystem für HDCAM an - somit kann in der 0-Generation das Material mit der Kamera aufgezeichnet, kopiert, geschnitten und gemastert werden, ohne dass eine Bandgeneration entsteht - mittels der SDTI-Schnittstellen werden die digitalen Daten auf dem Band, nicht die Videosignale, transferiert.

Verbreitung und Ausblick

Wie bei allen Umstellungen von analoger auf digitale Produktion (Bleisatz zu Laserbelichter im Druck, Mehrspurtonband zu Harddiskrekorder im Ton, Film zu digitaler Fotografie etc) herrscht eine lebhafte Diskussion bezüglich der Konsequenzen des HDCAM-Formates für analogen Film.

Viele TV-Serien, die bislang auf Film realisiert wurden, damit sie international vermarktet werden konnten, werden nun im HDTV-Format realisiert. Auf HDCAM und HDCAM SR realisierte Spielfilme haben in den letzten Jahren regelmäßig ihre Positionen in den Kino-Top-Ten, oder, wie bei Sin City auf Platz 1 der Besuchercharts.

Sony versucht die digitale Entwicklung weiter voranzutreiben, indem strategische Partnerschaften mit früheren Mitbewerbern für Entwicklung und Vertrieb realisiert werden - so hat Sony für Panavision die Genesis entwickelt. Der hohe Preis für HDCAM-Geräte hat bisher verhindert, dass eine Betacam entsprechende Verbreitung erreicht wurde, und viele Geräte werden nur über Ausleihe von Leihhäusern genutzt.

Siehe auch

Digitales Kino


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