H.M.S. Victory

H.M.S. Victory
Schiffsdaten
Name: Victory
Kiellegung: 23. Juli 1759
Stapellauf (Schiffstaufe): 7. Mai 1765
Fertigstellung: 30. Oktober 1760
Bauwerft: Marinewerft in Chatham
Besatzung: 850 Mann Offiziere und Mannschaften (darunter 131 Marineinfanteristen)
Schicksal: Museumsschiff. Trockendock in Portsmouth
Technische Daten
Typ: Batterieschiff (Holzbau, Dreidecker)
Länge über alles: 227 Fuß, 6 Zoll (69,3 m)
Länge Hauptbatteriedeck: 186 Fuß (56,7 m)
Breite: 51 Fuß, 10 Zoll (15,8 m)
Antrieb: 5.440 m² Segelfläche
Tonnage: 2.162 t
Verdrängung: 3.225 t
Tiefgang: bei mittlerer Last misst 25 Fuß
Ladung Seevorräte: beträgt nahezu 900 t.
Panzerungssystem: ohne
Bewaffnung
12-Pfünder auf dem Quarterdeck: 12
12-Pfünder auf dem Backdeck: 2
68-Pfünder Karronaden auf dem Backdeck: 2
12-Pfünder auf dem Hauptbatteriedeck: 30
24-Pfünder auf dem mittlerem Deck: 28
32-Pfünder auf dem unteren Batteriedeck: 30
Gewicht einer Breitseite: 1148 pounds (520 kg)

Die HMS Victory ist das älteste im britischen Marinedienst befindliche Schiff. Bekanntheit erlangte die HMS Victory als Flaggschiff von Admiral Nelson in der Seeschlacht von Trafalgar.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung und Name

Die heute noch existierende Victory war das sechste Schiff der Royal Navy, das diesen Namen trug.

1758 riefen die Minister Georgs II. von England ein ehrgeiziges Projekt zum Bau von 12 neuen Linienschiffen ins Leben. An der Spitze der Liste befand sich ein Schiff – zum damaligen Zeitpunkt noch ohne jeden Namen – vom sogenannten 1. Rang mit über 100 Kanonen, welches in Chatham zu bauen sei. Bereits für das folgende Jahr rechnete man mit der Kiellegung.

Das Jahr 1759 war das Jahr der Siege für England – der Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges, gemessen an militärischen Erfolgen. Auf dem Land triumphierten englische Truppen und ihre Verbündeten in Surat (Indien), Minden und Québec; zur See verzeichnete man die gewonnenen Schlachten bei Lagos und Quiberon. Aus der Euphorie um die Siege gab man dem Schiff den Namen Victory. Der Entwurf der Victory stammte von Sir Thomas Slade. Er basierte auf dem der Royal George von 1756.

Bau

Die HMS Victory wurde am 14. Juli 1759 in Auftrag gegeben und noch im selben Jahr, am 23. Juli 1759, wurde der Kiel (Ulmenstämme von bis zu 50,8 cm Durchmesser) in einem Trockendock auf der Marinewerft in Chatham gelegt. Darauf wurden die Spanten errichtet und mit innerer und äußerer Beplankung abgedeckt, so dass ein „Dreischichtenrumpf“ (engl. „three-ply hull“) entstand. Für den Bau verantwortlich war John Lock, Schiffbaumeister auf der Marinewerft. Als dieser im Jahre 1762 starb, wurde Edward Allin sein Nachfolger. Am 30. Oktober 1760 wurde das Schiff als „Victory“ in die Schiffsliste der britischen Royal Navy eingetragen.

Einsatz

Bauvollendung und Reservedienst (1765 bis 1778)

Am 7. Mai 1765, beinahe sechs Jahre nach Kiellegung, wurde die Victory ausgedockt. Damals war man zwar üblicherweise in der Lage, ein Linienschiff des ersten Ranges innerhalb von fünf Jahren zu vollenden, aber die vorangegangenen überragenden Siege hatten die britische Seemacht so deutlich manifestiert, dass man von der ursprünglichen Dringlichkeit absah. Die Baukosten bis zu diesem Zeitpunkt betrugen 63.176 Pfund Sterling.

Von 1768 bis 1778 war die Victory im Reservedienst in Chatham stationiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein Schiff dieser Größe nicht benötigt. Mit dem Eintritt Frankreichs in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde die Victory, die zuvor 13 Jahre lang ohne ihre Masten und überdacht im Fluss Medway in Reserve lag, aktiviert und seetüchtig gemacht, so dass sie am 12. März 1778 in Dienst gestellt werden konnte.

Im März 1778 wurde John Lindsay der erste Kapitän der Victory. Dieser wechselte aber bereits im Mai 1778 zur HMS Prince George, nachdem Admiral Augustus Keppel seine Flagge auf der Victory setzen ließ. Als Lindsays Nachfolger wurde Konteradmiral John Campbell als Erster Kapitän eingesetzt und Kapitän Jonathan Faulknor als Zweiter Kapitän auf das Kriegsschiff beordert.

Erstes Seegefecht von Ouessant (1778)

Admiral Keppel stach mit der Victory am 9. Juli 1778 von Spithead aus zusammen mit einer Flotte von 30 Linienschiffen in See, nachdem eine französische Flotte, bestehend aus 29 Schiffen, 160 km westlich von Ouessant gesichtet wurde. Der französische Admiral Louis Guillouet, comte d'Orvilliers hatte Befehle, jegliche Gefechte zu vermeiden; er war jedoch vom wichtigen Stützpunkt Brest abgeschnitten, so dass er eine Auseinandersetzung nicht mehr vermeiden konnte. Während zwei seiner Schiffe in den Hafen von Brest flüchten konnten, mussten die verbliebenen 27 Schiffe sich nun der britischen Streitmacht stellen. Die Wetterbedingungen waren mit wechselnden Winden und heftigem Regen sehr schlecht für ein Gefecht. Die Briten schafften es dennoch, eine annähernde Schlachtlinie zu segeln, während es den Franzosen nicht gelang, sich in einer geordneten Formation zu positionieren. Tatsächlich gelang es zwar den schnellsten französischen Schiffen, an der britischen Linie vorbeizusegeln, die Victory gelangte jedoch in Gefechtsreichweite und konnte das Feuer auf das 110-Kanonen-Schiff Bretagne und das 90-Kanonen-Schiff Ville de Paris eröffnen. Keppel signalisierte seinen Schiffen, die Verfolgung aufzunehmen, die diesem Befehl aber offenbar nicht Folge leisten konnten, so dass es nicht zu weiteren Kampfhandlungen kam. Keppel musste sich später dafür vor einem Militärgericht rechtfertigen, bevor der Vorfall später sogar zu einem parteipolitischen Streit im Königreich Großbritannien ausartete.

Zweites Seegefecht von Ouessant (1781)

Im März 1780 erhielt das Unterwasserschiff der Victory einen Beschlag aus 2923 Kupferplatten, um den Rumpf besser vor Schädlingsbefall zu schützen. Am 2. Dezember 1781 wurde die Victory von Kapitän Henry Cromwell unter der Flagge von Konteradmiral Richard Kempenfelt befehligt. Sie lief am 10. Dezember 1781 zusammen mit 11 anderen Linienschiffen, einem 50-Kanonen-Schiff 4. Ranges und 5 Fregatten aus, um einen aus Brest kommenden französischen Konvoi abzufangen. Kempenfelt ignorierte den Umstand, dass der Konvoi von 21 Linienschiffen unter dem Kommando von Luc Urbain de Bouexic, comte de Guichen begleitet wurde, und ordnete eine Verfolgung an, nachdem die ersten feindlichen Schiffe gesichtet wurden: Die zweite Schlacht von Ouessant war damit eingeleitet. Als Kempenfelt schließlich die gegnerische Übermacht realisierte, gab er sich damit zufrieden, 15 Konvoischiffe erobert zu haben, und zog sich mit diesen Prisen zurück. Die französischen Geleitschiffe waren durch einen aufbrisenden Sturm weit verstreut und konnten nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Deshalb begaben sie sich zurück in heimatliche Gewässer, ohne dass es zu weiteren Gefechten kam.

Reservedienst (1782 bis 1789)

Von 1782 bis 1789 leistete die Victory Reservedienst in Portsmouth, danach bis 1791 Dienst im Ärmelkanal. Von 1792 bis 1796 diente sie als Flaggschiff im Mittelmeer. Sie nahm an der Dezimierung der französischen Flotte in Toulon teil, an der Eroberung von San Fierenzo und Bastia, am Gefecht von Hyères sowie am Gefecht vor Kap Spartel.

Am 3. Dezember 1795 setzte Admiral Sir John Jervis seine Flagge auf der Victory.

Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797)

Admiral John Jervis, 1. Earl of St. Vincent

1796 kommandierte Kapitän Robert Calder die Victory unter der Flagge von Admiral Sir John Jervis. Das Königreich Großbritannien befand sich zu diesem Zeitpunkt im Krieg mit den verbündeten Nationen Frankreich und Spanien. Am 18. Januar 1797 segelte Jervis von Tajo aus los und wurde am 6. Februar 1797 durch 5 weitere britische Schiffe aus England verstärkt, so dass sich seine Flotte nun aus 15 Linienschiffen und 6 Fregatten zusammensetzte.

Die Besatzung der portugiesischen Fregatte Carlotta, die am 14. Februar zufällig den Weg der Victory kreuzte, konnte Jervis davon in Kenntnis setzen, dass eine spanische Flotte sich in der Nähe befand. Jervis ließ die eigenen Schiffe entsprechend in Richtung zuletzt gesichteter Feindposition manövrieren, so dass beide Flotten schließlich zur Seeschlacht bei Kap St. Vincent aufeinandertrafen. Jervis, der zahlenmäßig unterlegen war, sah sich gezwungen, die spanische Flotte anzugreifen, bevor sich diese mit der französischen Flotte zu einer noch größeren Übermacht vereinen konnte, denn dies hätte die Chancen auf einen Sieg aussichtslos gemacht. Aus britischer Sicht bot sich zudem ein Angriff an, da die Spanier sich noch nicht zu einer Gefechtslinie formiert hatten, sondern in zwei Linien segelten.

Die Seeschlacht bei St. Vincent. Gemälde von Robert Cleveley aus dem Jahr 1798

Das Kriegsschiff Principe de Asturias, das die spanische Lee-Linie anführte, versuchte die britische Kiellinie – vor oder hinter der Victory - zu durchbrechen. Die Victory konnte dabei zusammen mit anderen britischen Schiffen so brachiale Breitseiten in den Gegner feuern, dass die auf die Briten zusegelnden spanischen Kommandanten völlig demoralisiert ihre Schiffe abdrehen und unkoordiniert in verschiedene Richtungen davonsegeln ließen. Dadurch, dass dieser spanische Rückzug ungeordnet ablief und sich die Lee-Linie in mehrere kleinere Gruppen splittete, entschied sich Jervis mit seiner Victory für die Verfolgung einer verhältnismäßig größeren spanischen Gruppe und befahl seinen Schiffen ebenfalls deren Verfolgung.

Horatio Nelson, der einige Jahre später selber auf die Victory beordert wurde, befand sich zu diesem Zeitpunkt im gleichen Gefecht an Bord der HMS Captain und konnte einige Schiffe auf spektakuläre Weise erobern.

Ein Großteil der Spanier entkam jedoch, so dass die Schlacht ohne kriegsentscheidende Folgen für beide Seiten verlief.

Dennoch wurde Jervis in den Adelsstand erhoben; Nelson erhielt die Ritterwürde und darüber hinaus den Rang eines Konteradmirals.

Außerdienststellung, Lazarettschiff, Grundüberholung, Mittelmeerdienst (1797 bis 1805)

Im Oktober 1797 wurden bei einer Inspektion des Schiffes strukturelle Schäden festgestellt. Daraufhin wurde die Victory außer Dienst gestellt und von der Liste der Schiffe der Royal Navy gestrichen. Bis 1799 diente sie dann als Lazarettschiff, bevor das Marineministerium entschied, sie zu überholen. Von 1800 bis 1803 erfuhr sie eine Totalüberholung und einen großen Umbau in Chatham. 1803–1805 wurde sie dann ins Mittelmeer verlegt und segelte unter Admiral Lord Nelson.

Seeschlacht von Trafalgar (1805)

Von Mai 1805 bis August 1805 nahm sie an der Verfolgung der französischen Flotte von Vizeadmiral Pierre de Villeneuve in die Karibik und zurück teil.

Die Victory im Gefecht mit mehreren französischen Linienschiffen
Lord Nelson

Am 21. Oktober 1805 nahm die Victory unter Admiral Lord Nelson und Kapitän Thomas Masterman Hardy an der Seeschlacht von Trafalgar teil und fungierte hier als Flaggschiff. Dank des bis 1803 erfolgten Umbaus hatte das Schiff zu diesem Zeitpunkt 104 Kanonen an Bord.

Die Victory hatte dabei einen nicht unerheblichen Einfluss in der Schlacht, der sich folgendermaßen darstellt:

Nelson ließ um 6:40 Uhr auf der Victory das Signal zum Einnehmen der verabredeten Segelformation setzen: Sein Plan war es, in zwei Linien auf den Gegner zuzusegeln und die gegnerische Schlachtformation zu zerschneiden. Dabei sollte die Victory die nördliche Linie und die Royal Sovereign die südliche Linie anführen. Beide Linien segelten daraufhin ostwärts auf den in nördlicher Richtung fahrenden Gegner zu. Auf der Victory war die Flagge des Oberbefehlshabers gehisst, weshalb Nelson und sein Stab davon ausgingen, dass der Gegner einiges unternehmen würde, um sie als bevorzugtes Ziel zu stellen und zu bekämpfen. Aus diesem Grund fuhr die britische Temeraire Backbord etwas versetzt vor der Victory, um sie entsprechend absichern zu können. Das britische Flaggschiff wollte in die kleine Lücke zwischen der französischen Bucentaure und dem spanischen Vierdecker Santissima Trinidad stoßen und geriet dabei unter schwerstes Feuer:

Um 12:20 Uhr eröffnete die Bucentaure das Feuer auf die Victory und konnte drei Breitseiten auf das britische Flaggschiff abschießen, so dass dieses sein Hauptbramsegel verlor. Nelsons Schiff stand anschließend für 40 Minuten im Kreuzfeuer der Héros, Santissima Trinidad und Redoutable, ohne den Angriff erwidern zu können.

Erst um 12:45 Uhr gelang es der Victory, die feindliche Linie zu zerschneiden und sich der Bucentaure zu nähern.

Die Schiffskonstellation und –ordnung in der Schlacht von Trafalgar

Um 13:00 Uhr konnte die Victory mit ihren Karronaden die ersten Treffer auf der französischen Bucentaure verzeichnen. Die Victory feuerte eine komplette Breitseite in den Heckspiegel, die Schwachstelle damaliger Kriegsschiffe, und konnte dadurch, so erklärte Villeneuve später, etwa 400 Mann Besatzung und 20 Kanonen ausschalten, so dass die Bucentaure bereits nach zwei Minuten im ersten Gefecht empfindlich geschwächt wurde.[1] Allerdings wurden weder Besegelung noch Masten der Bucentaure getroffen, so dass diese immerhin manövrierfähig blieb. Die Bucentaure war das französische Flaggschiff von Vizeadmiral Pierre Charles de Villeneuve, das jedoch nicht als solches gekennzeichnet war, sondern sich erst als Flaggschiff durch Hissen der Admiralsflagge zu erkennen gab, als die Victory langsam ihr Heck kreuzte.

Die Victory im Gefecht in der Schlacht von Trafalgar

Die französische Neptune eilte daraufhin der Bucentaure zu Hilfe und verwickelte die Victory in einen heftigen Schlagabtausch, in dessen Verlauf letztere schweren Schaden am Fockmast und am Bugspriet erhielt. Die Victory fiel daraufhin nach Backbord ab, schaffte es aber nicht, sich unmittelbar längsseits der Bucentaure zu legen. Jetzt griff zusätzlich noch die französische Redoutable in das Geschehen ein und attackierte ihrerseits die Victory, die nun von drei Schiffen gleichzeitig angegriffen wurde. Kapitän Hardy entschloss sich daraufhin, die angeschlagene Bucentaure zurückzulassen und stattdessen das Feuer auf die Redoutable zu konzentrieren. Beide aufeinander zu fahrenden Schiffe kollidierten daraufhin und lagen nun direkt nebeneinander.

Tod Nelsons. Das Gemälde befindet sich derzeit an Bord der HMS Victory - genau an der Spante, die auf dem Bild zu sehen ist

Im sich anschließenden Entergefecht zahlte sich der wesentlich höhere Aufbau der Victory aus, so dass die Briten Vorteile im Kampf Mann gegen Mann hatten. Während des Entergefechts zwischen Victory und Redoutable erreichte die britische Temeraire den Ort des Geschehens und zog das Geschützfeuer der französischen Neptune auf sich, die zuvor noch weiter auf die Victory gefeuert hatte.

Es gelang der Victory und der Temeraire mit vereinten Kräften schließlich, die ohnehin geschwächte Redoutable ins Kreuzfeuer zu nehmen, so dass diese besiegt wurde. Allerdings traf eine französische Musketenkugel Lord Nelson – dieser wurde schwer verwundet unter Deck gebracht - hier verstarb er wenig später gegen Ende der Schlacht.

Der britischen Flotte gelang es schließlich noch, einen Angriff der sich neu formierenden französischen und spanischen Schiffe abzuwehren. Das französische Flaggschiff Bucentaure konnte schließlich sogar durch die britischen Schiffe Neptune, Leviathan und Conqueror aufgebracht werden, so dass Vizeadmiral Villeneuve gezwungen war, seine Flagge zu streichen. Die Schlacht war für die Royal Navy erfolgreich ausgegangen – der an Bord sterbende Admiral Nelson konnte diese für ihn positive Nachricht noch mit in den Tod nehmen.

Die Victory kehrte anschließend über Gibraltar nach England zur Reparatur zurück.

Ostseedienst, Nachkriegszeit, Weltkriegszeit (1806 bis 1945)

HMS Victory im Jahr 1884

Von 1806 bis 1808 leistete sie Routinedienst auf dem Medway. In dieser Zeit wurde die Victory zu einem Linienschiff 2. Ranges herabgestuft.

Nachdem sie zwischenzeitlich Dienst als Truppentransporter versah, tat sie 1808–1812 Dienst in der Ostsee.

Im November 1811 war sie zusammen mit anderen Linienschiffen einem aus 130 britischen Schiffen bestehenden Baltikum-Konvoi als Geleitschutz zugeteilt. Die Victory sollte zusammen mit den anderen Schiffen von Schweden aus nach Großbritannien segeln, als eine Serie von schwersten Stürmen den Konvoi in dänischen Gewässern traf. Die Stürme verursachten eine der verlustreichsten Schiffskatastrophen der britischen Seefahrtgeschichte. Alleine bei der Strandung der beiden begleitenden Linienschiffe HMS Defence (74 Kanonen) und HMS St. George (90 Kanonen) am 24. Dezember 1811 an der Westküste Jütlands starben 1.407 Seeleute, nur 18 konnten gerettet werden; bei Texel sank das Linienschiff HMS Hero (74 Kanonen), wobei von den 550 Mann Besatzung nur 8 überlebten (anderen Quellen zufolge gab es keine Überlebenden). Eine große Anzahl an Handelsschiffen ging ebenfalls verloren, insgesamt starben mehr als 2.000 britische Seeleute, mehr als im Kampf in den gesamten Napoleonischen Kriegen gefallen sind. Neben der verspäteten Abfahrt des Konvois wegen widriger Winde wurden die mangelhafte Ausstattung der Royal Navy mit modernen Navigationsinstrumenten als Ursache der Tragödie benannt. Die Victory überstand die Stürme und schaffte am 26. Dezember 1811 nach schwieriger Überfahrt die Rückkehr nach England.

1812 wurde sie in Portsmouth ausgemustert, schied also aus dem aktiven Dienst aus. In Portsmouth erfolgte ein weiterer großer Umbau und die Reklassifizierung als Schiff 1. Ranges mit dem Ziel, sie wieder in Dienst zu stellen. Durch den Sieg bei Waterloo entfiel die Notwendigkeit dazu.

1824–1836 tat sie meistens Dienst als Flaggschiff des Hafenadmirals von Portsmouth. Zwischenzeitlich wurde sie auch als Unterkunft für Kapitäne benutzt. 1837 war sie Flaggschiff der Verwaltung des Admirals in Portsmouth. Dabei war sie eine Zeitlang in Gosport festgemacht. Von 1847 bis 1869 war sie Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth, und von 1869 bis 1889 Versorgungsschiff und Hilfsschiff. Anschließend diente sie erneut als Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth und später des Commander in Chief Naval Home Command.

Am 23. Oktober 1903 wurde sie vom ausgemusterten Turmschiff HMS Neptune gerammt und fast versenkt. Sie wurde eingedockt und wieder repariert. Bis 1922 lag die Victory im Hafen von Portsmouth fest vertäut. Zu dieser Zeit war allerdings der Zustand des Schiffes so schlecht, dass man sie an ihren heutigen Liegeplatz, das Dock 2, das älteste Trockendock der Welt, brachte und dort umfassend restaurierte. Dabei wurde, soweit möglich und bekannt, der Zustand zur Zeit der Schlacht von Trafalgar wiederhergestellt. Diese Restaurierung war am 17. Juli 1928 abgeschlossen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Victory durch eine Fliegerbombe beschädigt.

Nachkriegszeit (1945 bis heute)

Die Uniform von Admiral Nelson in der Admiralitätsmesse an Bord der Victory.

Erfüllt von Geschichte und Marinetradition, wurde der Victory von Philipp Watts der Titel „The Westminster Abbey of the Royal Navy“ verliehen. Sie dient auch heute noch dem Commander in Chief der Royal Navy für offizielle Empfänge und Veranstaltungen.

Die Victory kann man noch heute in Portsmouth besichtigen. Sie befindet sich in den Historic Dockyards in einem Trockendock und ist komplett von Kielschwein bis Außendeck begehbar - lediglich Admiralitätsmesse und Kapitänskajüte sind nur durch einen kleinen Durchgang zu besichtigen. In der Admiralitätsmesse ist die Uniform von Lord Nelson ausgestellt. Viele der Geschütze an Bord sind echte Kanonen aus der damaligen Zeit, jedoch wurden auch einige Geschützattrappen (z.B. auf dem Außendeck) an Bord installiert, um das Museumsschiff optisch aufzuwerten und den Eindruck eines vollbestückten Kriegsschiffes zu gewährleisten. Dies hat auch statische Gründe, da durch die Trockenlegung die Tragkraft des Holzes nachgelassen hat und es zu Schäden kommen würde wenn das Gewicht der alten Kanonen auf den Decks lasten würde.

Anmerkungen

  1. Bezüglich der Verluste nach dem ersten Gefecht der Bucentaure mit der Victory gibt es unterschiedliche Angaben. Vizeadmiral Villeneuve soll die im Artikel angegebenen Verluste von 400 und 20 Kanonen geäußert haben, nachdem die Victory ihre Breitseite in den Heckspiegel der Bucentaure gefeuert hatte. Andere Quellen nennen 197 Tote und 85 Verwundete – unter den Schwerverletzen war auch Kapitän Magendie.

Literatur

  • John McKay: Victory. Delius Klasing, Bielefeld 1994. ISBN 3-7688-0866-1
  • John McKay: The 100-gun-ship, Victory. Anatomy of the ship. Naval Institute Press, Annapolis Md 1987. ISBN 0-87021-890-5 (engl. Original)

Weblinks

50.801755555556-1.10967Koordinaten: 50° 48′ 6″ N, 1° 6′ 35″ W


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