Güterstraßenbahn

Güterstraßenbahn
CarGoTram in Dresden

Eine Güterstraßenbahn ist eine Straßenbahn, die dem Transport von Gütern dient. Mit der Etablierung der Straßenbahnen in vielen Innenstädten kam auch die Frage auf, ob und wie Güter mit den Schienenfahrzeugen in der Innenstadt transportiert werden könnten. Im Gegensatz zu anderen Güter-Bahnen kann hier die innerstädtische Erschließungsfunktion der Straßenbahn genutzt werden. In Abgrenzung hierzu kann allerdings die bloße Nutzung der Straßenbahnen durch Briefträger der Post oder zur Auffüllung von Getränke- und Snackautomaten nicht als Güterstraßenbahn-Transport angesehen werden.

Der Transport von Gütern mit der Straßenbahn kann sowohl der Versorgung als auch der Entsorgung dienen.

Inhaltsverzeichnis

Historische Güterstraßenbahnen

Triebwagen für Güterverkehr der Herkulesbahn in Kassel, um 1910
Historischer Sprengwagen der Stadt Biel von 1915
Güterstraßenbahn in Berlin 1990

Der Transport von Gütern wurde früher auf den meisten Straßenbahnnetzen durchgeführt, er erfolgte häufig auf einfachen Platten- oder Kastenwagen. Größter Straßenbahngütertransporteur in Deutschland war die Straßenbahn Hannover. 1912 wurden auf ihrem weit ins Umland reichenden Netz 412.000 Tonnen Güter transportiert.

Weitere Betriebe mit Gütertransport waren zum Beispiel die Herkulesbahn, die Hagener Straßenbahn, die Wahner Straßenbahn und die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mbH. Die Reutlinger Straßenbahn wurde teilweise als Güterstraßenbahn von Eningen zum Reutlinger Südbahnhof benutzt. Die Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn war eine direkte Verbindung vom Geraer Meterspur-Bahnnetz bis Zeitz, die bis in die 1960er Jahre Gütertransport durchführte. Im elsässischen Mülhausen diente die Straßenbahn der Versorgung der örtlichen Textilindustrie mit Kohle. Der dortige Güterverkehr wurde 1960, drei Jahre nach dem Personenverkehr, eingestellt.

Im Ruhrgebiet wurden im Zweiten Weltkrieg Güterstraßenbahnen zum Transport von Kohle oder anderen Massengütern genutzt. Nach dem Ende des Krieges wurden in den zerstörten Städten oft Güterwagen auf Straßenbahngleisen eingesetzt, um den Schutt der Ruinen abzufahren.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in einigen Städten Europas Güterstraßenbahnen für den innerbetrieblichen Postaustausch, so beispielsweise die Poststraßenbahn Frankfurt am Main von 1901 bis 1951, die Poststraßenbahn München von 1905 bis 1959 sowie die Straßenbahn St. Pölten zwischen Harland und St. Pölten (Österreich) von 1911 bis 1976.

Heutige Projekte

Dresden

Bekanntestes Projekt heute ist die CarGoTram in Dresden. Mit der CarGoTram Dresden werden Güter von einem Logistikzentrum in die Gläserne Manufaktur von Volkswagen transportiert.

Am 16. November 2000 wurde das erste Fahrzeug offiziell vorgestellt. Am 3. Januar 2001 absolvierte die Tram erste Testfahrten auf dem Dresdner Streckennetz.[1]

Wien, Zürich

Des Weiteren bestehen heute Testprojekte in Wien (Güterbim) zum Transport von kompletten LKWs, und in Zürich (Cargotram), zum Einsammeln von Sperrmüll.

Amsterdam

Bei der Straßenbahn Amsterdam wurde im März 2007 der Einsatz von Güterstraßenbahnen getestet und anschließend der Aufbau eines Güterstraßenbetriebs ab 2008 beschlossen. Die mit dem Betrieb beauftragte Firma Citycargo soll bis Jahresende 2008 zehn CargoTrams zum Einsatz bringen. Im Endausbau sollen es 50 Triebwagen sein. Diese sollen vor allem den Warenverkehr mit den Geschäften und Gaststätten in der Amsterdamer Innenstadt übernehmen und diese vom LKW-Lieferverkehr entlasten.

Nach dem Rückzug der Investoren 2009 hat das Unternehmen CityCargo Insolvenz angemeldet, seitdem wird dieses Projekt nicht mehr weiterverfolgt

Forschungsprojekt Ruhrgebiet

Die Fachhochschule Gelsenkirchen betrieb seit September 2005 bis 2008 ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Einsatzkriterien für Güterstraßenbahnen im Ruhrgebiet“ welches vom Land Nordrhein-Westfalen staatlich gefördert wurde. Abgeschlossen wird das Projekt durch eine Dissertation, die im März 2012 vorgelegt werden soll.

Perspektive

Dem Gütertransport per Straßenbahn kann in der Zukunft eine größere Perspektive zugesprochen werden. Das liegt vor allem an den zunehmenden Umweltproblemen, Feinstaub-Problematik und Citymaut, die sich beim Transport mit dem LKW in den Innenstädten ergibt. Als Lösungsansatz für die Überwindung dieser Problematik gilt die Citylogistik bei der die Rolle der Straßenbahn Gegenstand der aktuellen Debatte ist.

Siehe auch

Literatur

  • Horst Moch: Deutschlands größter Straßenbahn-Güterverkehr Hannover 1899–1953, Üstra, Hannover o. Jahr (1986), ISBN 3-980278-32-8
  • Bernd Kortschak:Eine Güterstraßenbahn? Für Wien!, in: Gerhard Seicht (Hg):Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2010, LexisNexis Wien 2010, S 599ff

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meldung Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2001, ISSN 1421-2811, S. 106.

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