Günterstal

Günterstal
Wappen Freiburg
Wappen
Günterstal
Freiburg im Breisgau
Stadtkreis Freiburg im Breisgau (FR)
Baden-Württemberg, Deutschland
Lage im Stadtkreis Freiburg
Basisdaten
Stadtteil von Freiburg
Stadtteilnummer: 43 (Bezirk: 430)
Gliederung: Oberdorf,
Unterdorf
eingemeindet seit: 1890
Geografische Lage: 47° 57′ 59″ N, 7° 51′ 39″ O47.9663888888897.8608333333333330Koordinaten: 47° 57′ 59″ N, 7° 51′ 39″ O
Höhe: 330 m ü. NN
Fläche: 15,10dep1 km²
Einwohner: 1.652 (31. Dezember 2008[1])
Bevölkerungsdichte: 110 Einwohner je km²
Postleitzahl: 79100
Vorwahl: 0761
Internetauftritt: http://www.freiburg.de

Das Dorf Günterstal ist der südlichste Stadtteil von Freiburg im Breisgau. Es liegt im so genannten Bohrer-Tal (nach dem dort ausgeübten Handwerk der Deichel-Bohrer) am Fuße des auf Günterstaler Gemarkung liegenden 1284 Meter hohen Schauinsland im Schwarzwald, aufgrund dessen sich Freiburg rühmt, Deutschlands höchstgelegene Großstadt zu sein. Günterstal hat etwa 1650 Einwohner (Stand 2008) und ist durch eine etwa zwei Kilometer breite Siedlungszäsur, die Wonnhaldewiesen, von Freiburg getrennt. Das Dorf wurde 1890 nach Freiburg eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Namentlich erwähnt wird Günterstal zum ersten Mal in einer Besitzurkunde aus dem Jahr 804, damals als „Gundherrerhusir“ (Häuser des Günther) in der Mark von Merzhausen. Rund 300 Jahre später taucht der Ort unter dem Namen „Guntheristal“ wieder auf. Um 1221 schenkt ein Adeliger, der einer Überlieferung aus dem 18. Jahrhundert zufolge Günther von Kibenfels hieß, seiner Tochter Adelheid Gelände in Günterstal[2]. Dort baut sie mit ihren Gefährtinnen eine kleine klösterliche Anlage. In einer Urkunde von 1224 wird das Kloster in „Gunterstal“ erstmals erwähnt. Günther von Kibenfels kann jedoch nicht der Namensgeber des Ortes sein, da der Name „Günter“ schon sehr viel früher im Ortsnamen auftauchte.

Die Gemeinschaft um Adelheid schließt sich dem Zisterzienserinnenorden an. Nach dem Tod von Adelheids Vater fällt auch dessen übriger Besitz an die Klostergemeinschaft, darunter auch die Burg „Kibenfels“. Aus einem Besitzverzeichnis von 1344 wird ersichtlich, dass das Kloster in dieser Zeit über Besitzungen in 90 Ortschaften verfügt, darunter das heutige städtische Tiergehege Mundenhof. Die Gemeinde Günterstal umfasst in dieser Zeit neben weiterem Besitz etwa 25 Häuser. Mehrfach wird das Kloster in Kriegszeiten geplündert und verliert Besitzungen. 1674 entlässt das Kloster seine Untertanen aus der Leibeigenschaft. Nach der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Klosters fällt im 18. Jahrhundert die Entscheidung, das alte Klostergebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Im Zeitraum von 1728 bis 1738 entsteht nach den Plänen von Peter Thumb eine vollständig neue barocke Klosteranlage. 1806 wird das Kloster auf Order Napoleons hin aufgelöst. Dies stellt für die Bewohner Günterstals einen großen Einschnitt dar, da die fast 600 Jahre währende Klosterherrschaft das Leben der Dorfbewohner geprägt hatte. Günterstal wird nun eine politisch selbständige Gemeinde. Diese ist jedoch kaum lebensfähig, da ihr entsprechendes Vermögen fehlt. Als „Insel“ innerhalb der Freiburger Gemarkung müssen sich die Günterstäler zum Beispiel an der kostspieligen Erhaltung des Wegenetzes beteiligen. Die Bürgerversammlung beschließt daher den Anschluss an Freiburg, der 1890 durch die Eingemeindung vollzogen wird.

1829 wird das Kloster bei einem Brand fast vollständig zerstört. Zunächst baut die Unternehmerfamilie von Hermann die Klostergebäude teilweise wieder auf und errichtet in ihnen eine Brauerei.

Denkmal mit Jägerbrunnen

In der Badische Revolution von 1848/49 wird Günterstal Schauplatz eines tragischen Gefechts. Der Nachbarort Horben ist die "Operationsbasis" Franz Sigels. Hier trifft seine Vorhut unter Gustav von Struve auf eine Abordnung aus Freiburg unter der Führung des Studenten Mors, der berichtet, dass sich die Stadt am 22. April 1848 auf die Seite der Aufständischen geschlagen habe und auf die Freischaren Sigels warte. Entgegen dem ausdrücklichen Befehl Sigels rückt Struve mit seinen 400 Mann über Günterstal hinaus auf den Talausgang beim heutigen Sternwaldeck vor. Dort trifft die Schar auf badische Truppen. Die Hoffnung Struves auf ein Überlaufen der Soldaten trügt. Es gibt ein kurzes Gefecht bei Günterstal, die Freischärler werden in die Flucht geschlagen und bis hinter Günterstal verfolgt. In dem Gefecht fallen etwa 20 Freischärler sowie drei Soldaten. Zweien davon setzen Kameraden am Jägerbrunnen ein Denkmal, das noch besteht.

1892 werden die Gebäude des ehemaligen Klosters von der Freiburger Waisenhausstiftung erworben. Nach der Eingemeindung verbessert sich die Verkehrsanbindung Günterstals durch den Bau der Straßenbahn im Jahr 1901, das Gaststättengewerbe erlebt einen Aufschwung.

Benediktinerinnenkloster St. Lioba

Die Zahl der Höfe verringert sich, neue Landhäuser und Villen werden gebaut. Am nordwestlichen Ortseingang entsteht in exponierter Lage bis 1913 im Stil der Toscana die „Villa Wohlgemuth“, ein bedeutendes Werk des Architekten Fritz Seitz, an dem der Bruder des Erbauers, Wilhelm Wohlgemuth (Maler) (1870–1942), großen Anteil hat und von dem auch die Innenausmalung in toskanischer Freskotechnik stammt. „Die Villa Wohlgemuth gehört als Gesamtkunstwerk zu den herausragenden Bauten des Historismus in Freiburg“ (H.H. Hofstätter). Der Erbauer verkauft, durch die Inflation veranlasst, 1927 sein Anwesen für 275.000 Goldmark an die neugegründete Kongregation der Benediktinerinnen von St. Lioba, deren Mutterhaus sie – nach leichteren Umbauten im Gebäudeinnneren – wird. Die Schwestern übernehmen pädagogische, soziale und kirchliche Aufgaben und pflegen den liturgischen Gesang. Zum Kloster gehört auch das 1930 errichtete Haus „St. Placidus“, in dem 1931/32 Edith Stein lebte. Zurzeit leben rund 80 Schwestern im Mutterhaus der Benediktinerinnen. Am Fuße des Mutterhauses wurde im Februar 2008 ein kleines Häuschen mit dem Namen „Subiaco“ eingerichtet. Es wird von den Benediktinerinnen geleitet und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, eine Zeit lang in einer kleinen Kommunität mitzuleben.[3]

Verkehrsanbindung

Die Straßenbahn durchfährt das Torhaus des ehemaligen Klosters

Straßenbahn

Günterstal ist mit der Straßenbahnlinie 2 der Freiburger Verkehrs AG an die Stadt Freiburg angeschlossen, die Schienen verlaufen zum größten Teil neben der Schauinslandstraße. In Günterstal hat die Stadtbahn drei Haltestellen: Wiesenweg, Klosterplatz und die Endhaltestelle Dorfstraße, die derzeit noch – bis zur Fertigstellung der Verlängerung der Basler Straßenbahn nach Weil am Rhein – die südlichste Straßenbahnhaltestelle Deutschlands ist.

Bus

An der Endhaltestelle beginnt die Buslinie 21, die tagsüber über die Talstation der Schauinslandbahn nach Horben fährt. Die Linie 21 fährt jede halbe Stunde zur Talstation der Seilbahn, alle Stunde fährt ein Bus weiter den Berg hinauf nach Horben.

Liebfrauenkirche und ehemaliges Klostergebäude
Matthias-Claudius-Kapelle

Gliederung

Den Stadtteil kann man gliedern in das Oberdorf, den südlichen Teil, und in das Unterdorf, das nördlich, der Stadt zugewandt, liegt. Die Grenze verläuft durch den Maximilian-Kolbe-Weg hin zur Endhaltestelle und dann noch die Kuenzersteige entlang.

Oberdorf

Das Oberdorf ist locker mit Villen und anderen zum Teil komfortablen Einfamilienhäusern bebaut. Außerdem gibt es dort:

  • den Günterstäler Weiher
  • das Gasthaus St. Valentin

Unterdorf

Das Unterdorf liegt näher an der Stadt Freiburg. Hier gibt es einige Einkaufsmöglichkeiten, z.B. zwei Bäcker. Einen Supermarkt gibt es erst in der Lorettostraße im Freiburger Stadtteil Wiehre.

Weitere nennenswerte Gebäude und Einrichtungen:

  • das Günterstäler Tor, das ehemals Eingang in den Klosterbereich war
  • das Kloster St. Lioba der Benediktinerinnen (ehemalige Villa Wohlgemuth)
  • die katholische Liebfrauenkirche
  • die evangelische Mathias-Claudius-Kirche
  • das Schulhaus (heute eine Schule für geistig Behinderte) mit der Mehrzweckhalle
  • verschiedene Gasthäuser mit gehobener bis einfacher Küche
  • eine Tankstelle

Verschiedenes

Höchster Baum Deutschlands

Im Mühlenwald, einem Teil des Günterstäler Stadtwalds von Freiburg, steht einer der höchsten Bäume Deutschlands, eine Douglasie mit einem Stammumfang am Fuß von 300 cm. Man gab ihr den Namen Waldtraut vom Mühlenwald. Nach amtlicher Vermessung (u. a. Vermessungsamt Heidelberg) steht der höchste Baum Deutschlands bei Eberbach im Odenwald.[4] Im August 2008 gab das Freiburger Rathaus bekannt, dass vier Studenten der Universität beide Bäume neu vermessen hätten und Waltraud vom Mühlental mit 63,33 Metern der höchste Baum Deutschlands sei.[5]

Bekannte Personen

  • Richard Engelmann (1868–1967), Bildhauer, ist auf dem Friedhof in Günterstal beigesetzt
  • Hans Filbinger (1913–2007), Ministerpräsident, lebte viele Jahre bis zu seinem Tod in Günterstal
  • Swetlana Geier (1923-2010), Literaturübersetzerin, lebte in Günterstal
  • Edmund Husserl (1859–1938), Philosoph; seine Asche ist auf dem Friedhof Günterstal beigesetzt
  • Wolfgang Kirchgässner (* 1928), Freiburger Weihbischof von 1979 bis 1998, lebt im Mutterhaus St. Lioba
  • Carl Schuster (1854–1925), Architekt und Maler starb in Günterstal
  • Edith Stein (Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz, 1891–1942), Philosophin, heilig gesprochen durch Papst Johannes Paul II. und aufgenommen unter die „Patrone Europas“ am 11. Oktober 1998, lebte 1916, 1929 und 1931/32 in Günterstal
  • Hans Thieme (1906-2000), Rechtshistoriker, ist auf dem Friedhof in Günterstal beigesetzt
  • Ernst Zermelo (1871–1953), Mathematiker, ist auf dem Friedhof in Günterstal beigesetzt

Einzelnachweise

  1. Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung, Freiburg
  2.  Wikisource: Günthersthal – Quellen und Volltexte
  3. Geschichte Günterstals
  4. „Freiburg/Eberbach: Höchster Baum Deutschlands steht in Freiburg“, Meldung des SWR vom 18. August 2008

Weblinks

 Commons: Freiburg Günterstal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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