Günter Wand

Günter Wand

Günter Wand (* 7. Januar 1912 in Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal; † 14. Februar 2002 in der Ortschaft Ulmiz, Gemeinde Köniz, Schweiz) war ein deutscher Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Künstlerischer Werdegang

Bis zum Jahr 1975, kurz vor Erreichen seines regulären Pensionsalters, hatte Wand eine solide, wenn auch nicht unbedingt spektakuläre Laufbahn hinter sich. Nach dem Studium in Köln und München und ersten Praxiserfahrungen in Köln, Allenstein (Ostpreußen) und Detmold wurde er 1939 unter GMD Karl Dammer Erster Kapellmeister der Kölner Oper, wo er 35 Jahre blieb. Im Jahr 1946 erfolgte seine Ernennung anstelle von Eugen Papst zum Generalmusikdirektor und zum Leiter der Gürzenich-Konzerte. Daneben arbeitete er als Gastdirigent mit zum Teil bedeutenden Orchestern im In- und europäischen Ausland. 1959 wurde er als erster westdeutscher Dirigent nach dem Zweiten Weltkrieg in die UdSSR eingeladen.

1974, bereits nach seinem offiziellen Abschied aus Köln, nahm er, als Auftakt einer Gesamteinspielung, die 5. Sinfonie von Anton Bruckner mit dem WDR Sinfonieorchester für die Schallplatte auf, die bei ihrer Veröffentlichung großes Aufsehen erregte.

Zu Beginn der achtziger Jahre schloss sich eine zweite Karriere an: Von 1982 bis 1991 war Wand Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters und wurde 1987 zum Ehrendirigenten ernannt. 1989 hatte er sein USA-Debüt mit dem Chicago Symphony Orchestra. In dieser zweiten Karriere fand er zu seinem gültigen Altersstil. Während er in Köln experimentierfreudig war und zahlreiche moderne Werke aufführte, reduzierte er sein Repertoire in seiner späten Zeit auf wenig mehr als die Sinfonien von Bruckner, Brahms, Beethoven und Schubert. Diese Sinfonien führte er immer wieder auf, teilweise mit verschiedenen Orchestern.

1987 erhielt Wand den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, 1992 wurde er gemeinsam mit Kurt Sanderling mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. 1997 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Wuppertal verliehen.[1]

Künstlerischer Stil

Wand war unnachgiebiger Verfechter absoluter Werktreue. Partituren erschienen ihm grundsätzlich völlig unantastbar. Eigenmächtige Ritardandi oder Crescendi galten ihm als beifallheischender „Firlefanz“. Den letzten Schritt hin zur historischen Aufführungspraxis ist er jedoch auch bei Mozart und Beethoven nie gegangen. Insofern hat seine absolute Werktreue bei diesen Komponisten etwas eigentümlich Gebrochenes; doch auch jenseits von aufführungspraktischen Überlegungen ist seine Kunst von Strenge und Stringenz geprägt.

Als noch junger Dirigent wurde er gefragt, wie er denn die Neunte Sinfonie Beethovens zu interpretieren gedenke, eher wie Arturo Toscanini oder mehr im Stile Wilhelm Furtwänglers. Seine lakonische Antwort lautete: „Wie Beethoven“.

Seinem Publikum bleiben besonders die Auftritte seiner späten Jahre unvergessen, wenn er, auf dem Podium noch immer frei stehend, meist ohne Partitur, mit sparsamen Bewegungen, aber unter strengem Augenkontakt mit dem Orchester, „seine“ Bruckner-Sinfonien dirigierte.

Obwohl Wand sich im Verlauf seiner Karriere zunehmend auf Beethoven, Schubert, Bruckner und Brahms konzentrierte, war ihm auch die damals zeitgenössische Musik stets ein wichtiges Anliegen. So setzte er sich unter anderem für Werke von Walter Braunfels, Wolfgang Fortner und Bernd Alois Zimmermann ein.

Anekdote

Nachdem Wand im Kölner Gürzenich ein zeitgenössisches Werk dirigiert hatte, erhielt er neben schwachem Applaus zahlreiche Buh-Rufe. Darauf verbeugte er sich vor dem Publikum und sagte: "Ich sehe, Sie haben das Stück noch nicht verstanden. Ich werde es Ihnen daher nochmals zu Gehör bringen." Dies geschah dann auch.

Literatur

  • Wolfgang Seifert: Günter Wand: so und nicht anders. Gedanken und Erinnerungen. Hoffmann und Campe, Hamburg 1998, ISBN 3-455-11154-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.werner-steinbach.de Liste von Trägern des Ehrenrings der Stadt Wuppertal, Zugriff Mai 2008

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