Göttinger Hain

Göttinger Hain
Mitglieder und dem Hainbund Nahestehende

Der Göttinger Hainbund war eine der Natur verbundene, zum Sturm und Drang tendierende deutsche literarische Gruppe des 18. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Göttinger Hainbund wurde am 12. September 1772 von Johann Heinrich Voß, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Johann Martin Miller, Gottlieb Dieterich von Miller, Johann Friedrich Hahn und Johann Thomas Ludwig Wehrs in der Universitätsstadt Göttingen gegründet. Die Gründungsmitglieder hatten sich teils durch ihre Beiträge zur literarischen Zeitschrift „Göttinger Musenalmanach“ kennen gelernt, die 1770 von Heinrich Christian Boie begründet wurde, teils durch ihr gemeinsames Studium. Spätestens ab 1772 war der Musenalmanach dann das Sprachrohr des Hainbundes.

Ihre Naturbegeisterung als Gegengewicht zum Rationalismus der Aufklärung stellt zwar eine gewisse Verbindung mit dem Sturm und Drang dar; trotzdem kann eine klare Zuordnung des Göttinger Hainbundes zu Sturm und Drang oder Aufklärung zur Zeit nicht gemacht werden. In diesem Punkt sind die Literaturwissenschaftler uneins.

In Friedrich Gottlieb Klopstock fanden die Göttinger eine Vaterfigur. Mit ihrer Verehrung für ihn grenzten sie sich gleichzeitig gegen Christoph Martin Wieland und seinen Stil ab. So schreibt Voß: „[…] Hernach […] aßen wir, punschten, und zuletzt verbrannten wir Wielands Idris und Bildnis.“ Auch am 2. Juli 1773, Klopstocks Geburtstag, den die Mitglieder des Hains ausgiebig feierten, kam es zu einer Verbrennung von Wielands Werken. Dabei wurde auch ein Bild Wielands ins Feuer geworfen und als „executio in effigie“, also „Strafe am Bildnis“, verbrannt.

Die Bezeichnung „Hainbund“ geht auf Klopstocks Ode „Der Hügel und der Hain“ zurück. Eine andere Vaterfigur, obwohl nicht Mitglied des Hains, war Gottfried August Bürger. Bürger war als Gerichtsamtmann in Altengleichen tätig. Er und Hölty gelten außerdem als Begründer der deutschen Kunstballade.

Auf seiner Durchreise ließ sich Klopstock 1774 von den Mitgliedern des Hainbundes feiern. 1775 löste sich der Hainbund auf, da seine Mitglieder das Studium beendeten und Göttingen verließen.

Mitglieder

Nahestehende des Bundes

Weblinks

Literatur

  • Bäsken, Rothraut: Die Dichter des Göttinger Hains und die Bürgerlichkeit. Eine literarsoziologische Studie. Königsberg, Berlin 1937
  • Grantzow, Hans: Die Geschichte des Göttinger und des Vossischen Musenalmanachs. Univ. Diss., Berlin 1909
  • Jansen, Heinz: Aus dem Göttinger Hainbund. Overbeck und Sprickmann. Münster 1933
  • Kahl, Paul: Das Bundesbuch des Göttinger Hains. Edition - Historische Untersuchung - Kommentar. Tübingen 2006.
  • Kindermann, H.: Göttinger Hain. Stichwort in: Paul Merker, Wolfgang Stammler (Hrsg.): Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 1. Berlin 1925/1926, S. 456-462
  • Kohlschmidt, Werner: Göttinger Hain. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin 1958. S. 597-601
  • Lüchow, Annette: Die heilige Cohorte. Klopstock und der Göttinger Hainbund. In: Kevin Hilliard, Katrin Kohl (Hrsg.): Klopstock an der Grenze der Epochen. Berlin, New York 1995, S. 152-220
  • Pohlmann, Axel: Der Hain und die Loge. In: Quatuor Coronati Jahrbuch, Nr. 38, Bayreuth 2001, S. 129-149
  • Prutz, R.E.: Der Göttinger Dichterbund. Zur Geschichte der deutschen Literatur, Leipzig 1841
  • Sauer, August: Die Dichtungen des Göttinger Hainbunds, 1887
  • Schachner, Walter: Das Generationsproblem in der Geistesgeschichte. MIt einem Exkurs über den Hainbund. Gießen 1937, Nachdruck Amsterdam 1968
  • Weinhold, Karl: Heinrich Christian Boie. Halle 1868
  • Windfuhr, Emil Ernst: Freimaurer im Göttinger Hain. Die Gebrüder Stolberg, Voss, Claudius, Bürger und ihre Beziehungen zur Freimaurerei. Freimaurerische Schriftenreihe Nr. 12. Frankfurt/Main, Hamburg, Mainz o.J. (ca. 1955)

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