Görzhain

Görzhain
Görzhain
Gemeinde Ottrau
Koordinaten: 50° 49′ N, 9° 26′ O50.8105555555569.4277777777778340Koordinaten: 50° 48′ 38″ N, 9° 25′ 40″ O
Höhe: 340 m ü. NN
Fläche: 9,28 km²
Einwohner: 370 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 34633
Vorwahl: 06639

Görzhain ist ein Ortsteil der Gemeinde Ottrau im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Görzhain liegt im Ostteil von Nordhessen im Südosten des Schwalm-Eder-Kreises. Seine 928 ha große Gemarkung stößt im Süden und Osten an die Grenzen der Landkreise Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg. Das Dorf liegt am Nordwestfuß des Frohnkreuzkopfs (ca. 530 m), dem Westausläufer des Rimbergs (591,8 m). Die Ortslage von Görzhain gehört mit im Schnitt rund 340 m ü. NN noch zu den Südausläufern des Knüllgebirges. Auf der Nordflanke des Frohnkreuzkopfs entspringt der Schwalm-Zufluss Grenff, welche den Ort durchfließt und nach der Schwalm das zweitgrößte Fließgewässer im Alt-Kreis Ziegenhain ist.

Geologie

Die geologischen Verhältnisse im Bereich der Gemarkung Görzhain lassen sich in Hinblick auf die stratigraphischen Verhältnisse weitgehend auf den Buntsandstein als älteste Gesteinsformation, tertiäre Basalte sowie jüngere Sedimentablagerungen in den Bachtälern reduzieren. Tektonisch ist das Bruchsystem des Oberaula-Weißenborner Grabens hervorzuheben.

Bei den Sedimenten des Buntsandsteins handelt es sich um Ablagerungen in einem flachen Meeresbecken. Flache Sandfächer schoben sich vor ca. 220 Mio. Jahren von den Küsten her in ein flaches Lagunenmeer vor. Bei den daraus entstandenen Gesteinen handelt es sich vorwiegend um Sandsteine mit einem tonig-kiesligen Bindemittel. Die Oberstufe des mittleren Buntsandsteins (Bausandsteinzone) setzt sich vorwiegend aus grobkörnigen Sandsteinbänken zusammen. Viele Grenzsteine und Fundamente Görzhainer Fachwerkhäuser stammen aus diesem Gestein, das z. B. in dem aufgelassenen Steinbruch unterhalb der Frohnkreuzkuppe über mehrere Jahrhunderte nach Bedarf gewonnen wurde. Bei den wenig verbreiteten Sedimenten des oberen Buntsandsteins (Röt) handelt es sich um teilweise auffällig rot-orange sandige Tone und Mergel, die z. B. an dem forstlichen Holzabfuhrweg „Obere Rimbergstraße“ nahe dem Buchenborn anstehen. Bei den erdgeschichtlich nachfolgenden Sedimenten des Muschelkalks handelt es sich um Kalke, die sich im Flachwasser einer austrocknenden, vom Meer abgetrennten Lagunenlandschaft gebildet haben. Diese sind im Bereich der Gemeinde Görzhain in späteren Erdzeitaltern aber wieder abgetragen worden und stehen nur noch in den Grabeneinbrüchen, z. B. bei Weißenborn an.

Entlang der Grabenbrüche und Verwerfungszonen sind in der Miozänzeit des Tertiärs (vor ca. 15 Mio. Jahren) an vielen Stellen Eruptivgesteine basaltischer Natur hervor gedrungen und prägen neben den Buntsandsteinen des Erdmittelalters das Landschaftsbild der Gemarkung Görzhain. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um massive Säulenbasaltvorkommen, z. B. die des Rimbergs, die auch an einigen Stellen kleinflächig abgebaut wurden. Basalttuffe gibt es nur vereinzelt, z. B. im Bereich des Sportplatzes an der Straße nach Weißenborn. In den dichten, dunkelblauschwarzen Basalten des Rimberges finden sich häufig eingesprengte Olivine, seltener Augite und Feldspatkristalle.

Flora

Die geologischen Verhältnisse bedingen auch die Fauna der Wälder in der Gemeinde Görzhain. Die Waldbestände stocken entweder auf Verwitterungsböden des Buntsandsteins mit mittlerer bis guter Nährstoffversorgung oder auf deutlich nährstoffreicheren Basaltverwitterungsböden, z. B. im Bereich des oberen Rimbergs.

Vornehmlich Hainsimsen-Buchenwälder stocken auf den Böden des Buntsandsteines. Der Hainsimsen Buchenwald ist artenarm. Nur wenige Pflanzen wie Hainsimse, Draht-Schmiele oder Ehrenpreis wachsen darauf. Im Bereich der Basaltverwitterungsböden gibt es eine flächenhafte Verbreitung von Waldmeister und an einzelnen Stellen blühen im Frühjahr auch Maiglöckchen. An lichten Standorten entlang der Waldränder blüht Ende März der Seidelbast und auf einigen Waldwiesen am Rimberg Knabenkräuter als heimische Orchideenarten. Die ortsnahen devastierten ehemaligen Brach- und spärlich bestockten Hutewaldflächen sind im 19. Jahrhundert mit Fichten und Kiefern wieder in forstliche Bewirtschaftung genommen worden und haben hier teilweise die ursprünglichen Eichenwaldungen ersetzt.

Im 20. Jahrhundert sind darüber hinaus weitere Nadelholzanpflanzungen mit aus Nordamerika eingeführten Douglasien erfolgt. Die Buchenwälder der mittleren und höheren Hanglagen entsprechen aber immer noch der ursprünglichen Baumbestockung aber nicht mehr als ursprüngliche Urwälder, sondern als maschinenbewirtschaftbarer Wirtschaftswald.

Fauna

Während sich die Flora nur langsam und kaum wahrnehmbar verändert, sind die Veränderungen in der Tierwelt teilweise dramatisch und von einem aufmerksamen Beobachter leicht zu verfolgen. Eine Reihe von Tierarten ist in den letzten Jahrzehnten selten geworden oder sogar verschwunden. Einige fast ausgestorbene Arten sind aber auch wieder öfter anzutreffen.

Geschichte

Bereits vor 3000 bis 4000 Jahren haben im Hochtal am Rimberg Menschen gelebt. Funde aus Hügelgräbern der Bronzezeit zeugen hiervon. Um 1700 bis 1500 v. Chr. wanderten die Kelten ein. Sie wurden um 400 v. Chr. von den Chatten aus dieser Gegend verdrängt. Im 4. Jahrhundert nach Christus übernahmen die Franken die Oberherrschaft über die Chatten. Im 8. Jahrhundert hielt das Christentum hier Einzug.

Die urkundliche Ersterwähnung von Görzhain ist datiert auf den 13. Oktober 1304, als „Gerhardishen“ an das Kloster Immichenhain verkauft wurde.

Görzhain ist ein Ortsteil der 1972 im Wege der Gebietsreform entstandenen Gemeinde Ottrau, wozu neben diesen beiden Dörfern noch Immichenhain, Kleinropperhausen, Schorbach und Weißenborn gehören.

Religionen

Überwiegend gehört die Bevölkerung der evangelisch-reformierten Kirche an. Der übrige Teil ist fast ausschließlich römisch-katholischer Konfession.

Einwohnerentwicklung

Um 1580 wurde die Einwohnerschaft mit 20 Familien angegeben. Im 30-jährigen Krieg hat das Dorf sehr gelitten, doch schon im Jahr 1750 wurden wieder 29 Häuser, darunter eine Mühle, gezählt. Im Jahre 1858 lebten 247 Menschen in 57 Familien in Görzhain. Heute gibt es etwa 100 Haushaltungen mit rund 370 Einwohnern.

Politik

Bürgermeister der Gemeinde Ottrau, zu der Görzhain gehört, ist Heinz Grein.

Wappen

Ortswappen

Im Jahre 1802 wurden im Kurfürstentum Hessen für die Ortschaften erstmalig Ortssiegel geschaffen. Im Hessischen Ortswappenbuch von H. Knodt, Glücksburg, 1956 (305 Seiten, keine ISBN) ist das Ortswappen von Görzhain erschienen.

Beschreibung: In Schwarz eine gestürzte silberne Sense, gekreuzt mit einem gestürzten silbernen Rechen, belegt mit einer goldenen Garbe.

Dieses sphragistisch und heraldisch gleich einwandfreie Bild zeigt das GÖRZHAIN GEMEINDS SIEGL 1802. Es ist Teil der Reihe der um 1800 geschaffenen Gemeindesiegel des Amtes Ziegenhain, die fast alle übereinstimmend Sense, Rechen und Garbe zeigen und meist nur durch die Umschrift unterschieden wurden. Diese in der Schwälmer Region einheitliche Wahl und Verwendung der genannten Symbole, die offensichtlich die Fruchtbarkeit der Schwälmer Landschaft darstellen sollen, lässt einen einheitlichen Willen in dieser – in Kurhessen einmaligen – Gemeindesiegelschöpfung erkennen. Um sie zu erhalten, d. h. ihre Embleme im modernen Ortswappen weiterzuführen, erwies es als notwendig, die einzelnen gegebenen Bildbestandteile umzuordnen. Die Wappen hatten sich bisher nur durch verschiedene Umschriften unterschieden. So entstanden gleichartige, aber doch individuelle Ortswappen.

Freizeitmöglichkeiten

Das stille Grenfftal mit seinen alten Mühlen ist bei den Besuchern beliebt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Seit September 2008 ist DSL im Ort verfügbar, reichweitenbedingt aber nur mit geringsten Bandbreiten.

Literatur

  • Heimatverein Görzhain e. V. (Hrsg.): Görzhain – Ein Haus- und Heimatbuch. Geschichte, Geschichten und Gedichte, Lieder, Bilder und Berichte aus einem Dorf am Fuße des Rimbergs. (Herausgegeben anlässlich der 700-Jahrfeier im Jahre 2004).

Weblinks


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