Guttenbach

Guttenbach
Guttenbach
Gemeinde Neckargerach
Wappen von Guttenbach
Koordinaten: 49° 23′ N, 9° 4′ O49.3908083333339.0735055555556137Koordinaten: 49° 23′ 27″ N, 9° 4′ 25″ O
Höhe: 137 m ü. NN
Eingemeindung: 31. Dez. 1972
Postleitzahl: 69437
Vorwahl: 06263

Guttenbach ist ein Dorf im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg, das nach Neckargerach eingemeindet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Guttenbach von der gegenüberliegenden Neckarseite gesehen
Der Krebsbach fließt durch Guttenbach

Guttenbach liegt am nördlichen Fuß des Mittelbergs am linken Ufer des Neckars an dessen den Odenwald berührenden Unterlauf im nördlichen Baden-Württemberg. Diese links des Neckars gelegene Region wird auch Kleiner Odenwald genannt. Der Neckar floss noch in der Eiszeit in einer ausgedehnten Schleife bis Neckarkatzenbach südlich um den Mittelberg und hat sich erst seitdem zwischen Guttenbach und dem nordwestlich liegenden Neckargerach ein neues Bett gegraben. Im östlichen Teil der alten Neckarschleife verläuft heute der Krebsbach, der in Guttenbach in den Neckar mündet. Wenige hundert Meter nordwestlich der heutigen Siedlungsausdehnung liegt auf einem Bergsporn die Minneburg.

Geschichte

Guttenbach wird erstmals als Botenbach in einer Urkunde vom 31. Dezember 792 im Lorscher Codex erwähnt. Diese Urkunde hat mehrere Schenkungen des Hermenher zu Obrigheim an das Kloster Lorsch zum Inhalt. Der vermutlich keltische Name deutet auf eine sumpfige Geländelage am Dorfbach hin, der 1789 Kazenbach und später Krebsbach genannt wurde. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der nahen Minneburg verknüpft, deren Herren die Ortsherrschaft ausübten. Hier sind insbesondere die Herren von Habern im 16. Jahrhundert zu nennen, unter denen die Minneburg renaissancezeitlich ausgebaut wurde und von denen ein schmuckvolles Epitaph im Ort erhalten ist. Auffällig für den kleinen Ort ist auch das Vorhandensein von zwei Kirchen.

1939 wurden 368 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 401.[1] 1972 wurde der Ort nach Neckargerach eingemeindet.

KZ-Kommandantur von Natzweiler

Im November 1944 kam es zu einer Verlagerung der Verwaltung des KZ-Stammlagers Natzweiler nach Guttenbach.[2] Dies lag wahrscheinlich an der Nähe zu den Außenlagern des KZ Natzweiler in der Region, im Neckartal. Mit einer Belegung durch 2.500 gefangene Personen war das wenige Kilometer neckaraufwärts im März 1944 eingerichtete Konzentrationslager Neckarelz zum größten der Außenkommandos des KZ Natzweiler geworden. Weitere Häftlinge waren in insgesamt sieben so genannten Neckarlagern untergebracht (Neckarelz I, Neckarelz II, Neckargerach, Asbach, Neckarbischofsheim und Bad Rappenau). Die offizielle Lagerstärke betrug dreitausend Plätze. Die genaue Zahl konnte nach dem Krieg aber nicht rekonstruiert werden. Es gab ständig Wechsel zwischen den Lagerteilen und Zu- und Abgänge. Insgesamt waren etwa 10.000 Gefangene in einem der zum Neckarelzer Lager gehörigen Kommandos, wenn auch nicht alle zur selben Zeit, da die Häftlinge je nach Bedarf zwischen den Kommandos verschoben und nicht mehr arbeitsfähige Menschen „selektiert“ wurden. Hauptzweck war die Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion von Flugzeugmotoren in unterirdischen Stollen.

Aufgrund der harten Arbeits- und Lebensbedingungen waren während des Betriebs der Produktionsanlagen der Nebenlager zahlreiche Tote zu beklagen, unter anderem beim teilweisen Einsturz eines der Stollen in Obrigheim im September 1944 mit über 20 Toten und bei einer Typhus-Epidemie im Herbst 1944. Nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden zur Ermordung nach Natzweiler, Dachau oder Vaihingen deportiert. Allein bis Oktober 1944 waren dies bei drei Transporten mindestens 750 Personen.

Das Rathaus in Guttenbach und das Schloss im benachbarten Binau wurden Sitz der SS-Kommandantur der gesamten Außenlager des KZ Natzweiler in der Region.[3] In Guttenbach wurde versucht, die Verwaltung des im November aufgelösten KZ Natzweiler aufrecht zu halten bzw. wieder aufzubauen.[4] Bei Heranrücken der Front zog diese Gesamtkommandantur von Guttenbach aus Anfang März 1945 weiter nach Stuttgart und schließlich nach Dürmentingen (bei Ulm).[5]

Schultheiße, Vögte und Bürgermeister

Altes Rathaus
Neues Rathaus

Schultheiße

  • Vor 1624 : Hanß Michel
  • 1642  : Bernhardt Öttler
  • 1734,1754: Johann Michel Martin
  • 1772  : Wilhelm Vierling
  • 1773  : Hans Adam Pfütsch

Vögte

  • 1815,1822: Vierling
  • 1822  : Pfitsch
  • 1830–1833: Jakob Frank

Bürgermeister

  • 1833–1872: Jakob Frank
  • 1872–1896: Stoll
  • 1896–1905: Heinrich Stoll
  • 1905–1916: Georg Reinmuth
  • 1916–1924: Wilhelm Leibfried
  • 1924–1928: Karl Stoll
  • 1928–1938: Eugen Leibfried
  • 1938–1945: Theodor Dollinger
  • 1945–1948: Ludwig Klenk
  • 1948–1957: Wilhelm Unfall
  • 1957–1973: Albert Herrmann

Wappen

Wappen

Die Blasonierung lautet: In von Blau und Silber gerautetem Schild ein blauer Wellenbalken.

Bauwerke

Katholische Kirche
  • Wenige hundert Meter nordwestlich von Guttenbach befindet sich auf einem Bergsporn die bereits auf Markung von Neckarkatzenbach liegende Minneburg, mit der der Ort geschichtlich verbunden ist. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt und ist seit ihrer Zerstörung im 17. Jahrhundert eine Ruine.
  • Die Katholische Kirche Guttenbach ist die ursprüngliche Kirche des Ortes, die im 16. Jahrhundert reformiert und bei der Kirchenteilung 1707 wieder katholisch wurde. Das Gebäude in seiner heutigen Form wurde ab 1780 erbaut und seitdem mehrfach renoviert. In der Kirchenmauer ist ein schmuckvolles Epitaph für Ludwig von Habern († 1555) erhalten.
  • Die Evangelische Kirche, erbaut von 1740 bis 1750, besaß ursprünglich keinen Turm. 1973 wurde ein schmuckloser, freistehender Glockenturm ergänzt, in dem sich seit 1974 vier Glocken befinden.
  • Das Alte Rathaus ist ein schmuckvoller Fachwerkbau. Das Neue Rathaus ist ein neuerer Zweckbau. Beim Alten Rathaus befindet sich ein historischer Dorfbrunnen.

Medien

Literatur

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager (Band 6). Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, ISBN 978-3-406-52966-5 .
  • Tobias Markowitsch, Katrin Rautnig: Goldfisch und Zebra. Das Konzentrationsaußenlager Neckarelz. KZ-Gedenkstätte Neckarelz e.V. Selbstverlag, Mosbach 2005, ISBN 3-88260-072-1.

Weblinks

 Commons: Guttenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
  2. Das Ende des »KZ-Komplex Neckarlager«
  3. Die zugehörige Fahrbereitschaft der SS mit Werkstatt und 12 Mann befand sich im nahe gelegenen Dorf Neunkirchen
  4. SS-Personal: Lagerkommandant Obersturmbannführer Hartjenstein (seit 12. Mai 1944). Er wurde am 23. Januar 1945 nach einer Beschwerde wegen »Unfähigkeit« zu einer Kampfeinheit an die Front versetzt; Nachfolger war H. Schwarz, der nach der "Evakuierung" von Auschwitz von dort nach Guttenbach kam und ab 18. Februar als letzter Kommandant des KZ Natzweiler fungierte, ohne den entsprechenden geografischen Ort je gesehen zu haben. Er führte vor allem die Organisation der Evakuierungen der Außenlager und der Todesmärsche im März 1945 an. SS-Hauptscharführer Wolfgang Seuß (1907-?), der in Natzweiler-Struthof Schutzhaftlagerführer gewesen war, nunmehr in der Funktion des Rapportführers.  Seuß wurde im Februar durch F. Hofmann ersetzt, den früheren Kommandanten des Außenlager-Komplexes »Wüste«, der im Februar 1945 strafweise aus dem KZ Bisingen nach Guttenbach versetzt wurde. Der Kommandanturstab bestand aus 15 bis 20 Mann.
  5. Zit. nach Markowitsch, Rautnig, 2005, S. 185

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