Gustav von Schmoller (Ökonom)

Gustav von Schmoller (Ökonom)

Gustav Friedrich Schmoller, ab 1908 von Schmoller (* 24. Juni 1838 in Heilbronn; † 27. Juni 1917 in Bad Harzburg), Dr. oec. publ. und Dr. h.c. rer. pol., phil. et jur., war ein deutscher Ökonom. Er gilt neben Karl Bücher als Hauptvertreter der jüngeren historischen Schule der Ökonomie.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er entstammte einer unterfränkischen Familie aus Neustadt an der Saale (15. Jahrhundert). Am 22. Oktober 1908 wurde Schmoller in Berlin als Universitätsprofessor in Berlin in den preußischen erblichen Adelsstand erhoben.

Schmoller heiratete am 6. April 1869 in Weimar Lucia Rathgen (* 30. August 1850 in Pinneberg; † 30. September 1928 in Berlin), die Tochter des Bernhard Rathgen, Präsident des königlich sächsischen Staatsministeriums, und der Cornelia Niebuhr.

Sein gleichnamiger Enkel Dr. jur. Gustav von Schmoller (1907-1991) war deutscher Diplomat und Botschafter.

Leben

Schmoller studierte an der Universität Tübingen Staatswissenschaften, war dann einige Zeit am statistischen Bureau zu Stuttgart beschäftigt, wurde 1864 außerordentlicher, 1865 ordentlicher Professor der Staatswissenschaften an der Universität Halle und wirkte seit 1872 an der Universität Straßburg (Elsass).

1882 wurde er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin berufen. 1887 wurde er zum Historiographen für brandenburgische Geschichte ernannt.

Schmoller war ab 1884 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Unter seiner Leitung wurde die erste Edition der „Acta Borussica“ herausgegeben. 1910 wurde Schmoller zum königlich preußischer Wirklicher Geheimrat ernannt.

Er betätigte sich auch politisch, war ab 1884 Mitglied des preußischen Staatsrats, von 1895 bis 1902 Ausschussmitglied der Zentralgenossenschaftskasse, von 1899 bis zu seinem Tod im Jahr 1917 Mitglied des Preußischen Herrenhauses, hier kritisiert er 1890 den geplanten Leitfaden für den Geschichtsunterricht, und war 1909 Mitglied der Immediatkommission zur Verwaltungsreform.

Wirken

Schmoller sah die Ökonomie als eine Erfahrungswissenschaft. Zeitlos gültige Gesetze hingegen lehnte er für sie ab. Damit stand er im Widerspruch zu den Ideen Carl Mengers. Diese Auseinandersetzung wurde als Methodenstreit bekannt.

Mit Max Weber führte er den Werturteilsstreit.

Seine in den Preußischen Jahrbüchern, Hildebrands Jahrbüchern für Nationalökonomie, dem Jahrbuch für Gesetzgebung etc. veröffentlichten Aufsätze sind zum großen Teil der Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts und der Arbeiterfrage, namentlich der ländlichen, gewidmet.

Seine größeren Arbeiten sind Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert (Halle 1869) und Über einige Grundfragen des Rechts und der Volkswirtschaft (Jena 1875), die erste ein Vorläufer, die andre der schärfste Ausdruck der von dem Verein für Socialpolitik eingeschlagenen Richtung, an dessen Begründung wie Tätigkeit sich Schmoller lebhaft beteiligt hat.

Er war Mitglied im Verein für Socialpolitik und von 1890 bis 1917 dessen Vorsitzender. Die vom Verein seit 1871 herausgegebene Zeitschrift wurde 1913 in Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich umbenannt, das seit 1968 Schmollers Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hieß und 1972 in Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Da diese Zeitschrift seit 2000 nicht mehr Publikationsorgan des Vereins für Socialpolitik ist, erscheint sie wieder unter ihrem alten Titel "Schmollers Jahrbuch", 2006 im 126. Jahr.

Noch veröffentlichte er Straßburg zur Zeit der Zunftkämpfe (Straßburg 1875); Die Straßburger Tucher- und Weberzunft, Urkunden etc. (daselbst 1878) und Zur Litteraturgeschichte der Staats- und Sozialwissenschaften (Leipzig 1888).

Ab 1881 gab er das Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, seit 1878 Monografien (zum Teil von seinen Schülern herrührend) unter dem Titel Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen (bis 1888: 32 Hefte) heraus.

Ab 1900 veröffentlichte von Schmoller seinen Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre in zwei Bänden.

Schüler von Schmoller: Arthur Dix, Hjalmar Schacht, Werner Sombart

Literatur

Werke

  • Gustav von Schmoller: Die nationalökonomischen Ansichten in Deutschland während der Reformation. Tübingen 1860 (Dissertation). 
  • Gustav von Schmoller: Grundfragen des Rechts und der Volkswirtschaft. 1875/2006, ISBN 978-3865507655. 
  • Gustav von Schmoller: Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Wirtschaft und Finanzen, 1900 und 1904/1989, ISBN 978-3878810384 (Faksimile). 

Sekundärliteratur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustav-von-Schmoller-Schule — in Heilbronn Die Gustav von Schmoller Schule ist eine Wirtschaftsschule in Heilbronn mit den Abteilungen Wirtschaftsgymnasium, Berufsfachschule Wirtschaft, Berufskolleg Wirtschaftsinformatik und Kaufmännische Berufsschule. Die nach dem in… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav von Schmoller (Botschafter) — Gustav Bernhard Ludwig von Schmoller (* 7. Februar 1907 in Berlin Wilmersdorf; † 11. Februar 1991) war ein deutscher Beamter in der deutschen Besatzungsverwaltung des Protektorats Böhmen und Mähren, Diplomat und Botschafter der Bundesrepublik in… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav von Schmoller — ist der Name folgender Personen: Gustav Schmoller (Ökonom) (1838–1917), deutscher Ökonom Gustav von Schmoller (Botschafter) (1907–1991), deutscher Diplomat Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidun …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Schmoller (Ökonom) — Gustav von Schmoller, Lithografie nach einem Gemälde von Rudolf Schulte Gustav Friedrich Schmoller, ab 1908 von Schmoller (* 24. Juni 1838 in Heilbronn; † 27. Juni 1917 in Bad Harzburg), war ein deutscher Ökonom. Er gilt neben Karl Bücher als… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Schmoller — Der Name Gustav von Schmoller steht für Gustav von Schmoller (Ökonom) (1838–1917), deutscher Ökonom Gustav von Schmoller (Botschafter) (1907–1991), deutscher Beamter, Diplomat, ehem. Botschafter Siehe auch: Schmöller …   Deutsch Wikipedia

  • Schmoller — ist der Familienname folgender Personen: Gustav Schmoller (Ökonom) (1838–1917), deutscher Ökonom Gustav von Schmoller (Botschafter) (1907–1991), deutscher Diplomat Hans Schmoller (1916–1985), deutsch britischer Kunstsammler und Buchdesigner Tanya …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ehrenbürger von Heilbronn — Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 1.1 Ehrenbürger von Heilbronn 1.2 Ehrenbürger der früheren Gemeinden 2 Ehrenringträger 3 Söhne und Töchter der Stadt …   Deutsch Wikipedia

  • Eugen von Böhm-Bawerk — Eugen Böhm von Bawerk Eugen Böhm Ritter von Bawerk (* als Eugen Böhm am 12. Februar 1851 in Brünn; † 27. August 1914 in Wien; in Kurzform auch Eugen Böhm Bawerk genannt) war ein österreichischer Ökonom. Er gilt als Vertreter der Wiener Schule und …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Schiller — Ludovike Simanowiz: Friedrich Schiller (1794) Schillers Unterschrift Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt (* 10. November …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Christoph Friedrich von Schiller — Ludovike Simanowiz: Friedrich Schiller (1794) Schillers Unterschrift Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt (* 10. November …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”