Gustav Wustmann

Gustav Wustmann
Gustav Wustmann, um 1900

Gustav Moritz Wustmann (* 23. Mai 1844 in Dresden; † 22. Dezember 1910 in Leipzig) war ein deutscher Philologe, Sprachpfleger und Historiker. Er ist der Vater des Musikforschers und Kulturhistorikers Rudolf Wustmann (1872–1916).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gustav Wustmann, Sohn eines Beamten, besuchte nach der Garnisonfreischule von 1854 bis 1862 die Kreuzschule in Dresden. Anschließend siedelte er nach Leipzig über, wo er an der dortigen Universität bis zum Jahr 1866 Klassische Philologie studierte und mit einer Arbeit über den griechischen Maler Apelles promovierte. Unmittelbar nach dem bestandenen Staatsexamen arbeitete Wustmann zunächst kurzzeitig als Probe- und Hilfslehrer an der Thomasschule, bevor er noch im gleichen Jahr als vollwertiger Gymnasiallehrer an die Nikolaischule versetzt wurde.

1881 verließ er die Nikolaischule als Oberlehrer, um die Leitung des Leipziger Ratsarchivs und der örtlichen Stadtbibliothek zum 1. Oktober zu übernehmen. In der städtischen Bibliothek war Wustmann bereits seit 1871 ehrenamtlich als Sekretär tätig; eine erste Bewerbung im Stadtarchiv, in der er eine wissenschaftliche Betreuung des Archivguts anregte, wurde 1876 noch abgelehnt.[1] 1882 übernahm er außerdem für neun Jahre den Vorsitz des Leipziger Geschichtsvereins.[2] Bis zu seinem Tod nach einer schweren Darmoperation leitete Gustav Wustmann sowohl das Archiv als auch die städtische Bibliothek von Leipzig.

Gustav Wustmann heiratete 1870 Marie Aumüller und hatte mit ihr vier Söhne und eine Tochter. Die Familie bewohnte ein Haus im Gohliser Schillerweg.[3]

Werk

Grabstein Gustav Moritz Wustmann vom Neuen Johannisfriedhof jetziger Standort: Lapidarium Alter Johannisfriedhof Leipzig

Nachdem Gustav Wustmann bereits seit 1879 als Mitarbeiter der Zeitschrift Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst mit Beiträgen in Erscheinung trat, in denen er den sprachlichen Stil deutscher Tageszeitungen kritisierte, veröffentlichte er im Jahr 1891 Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen. Das in zahlreichen Auflagen erschienene Buch erlangte hohen Bekanntheitsgrad.[4]

In seiner Zeit als Vorsteher des Leipziger Stadtarchivs und der städtischen Bibliothek veröffentlichte Wustmann zahlreiche wissenschaftlich fundierte, aber leicht lesbare Bücher und Aufsätze zur Stadtgeschichte. Was die Qualität seiner regional- und stadthistorischen Schriften betrifft, gehören die Veröffentlichungen allgemein anerkannt zu den grundlegenden Quellen zur Geschichte Leipzigs und Umgebung.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Beiträge zur Geschichte der Malerei in Leipzig vom XV. bis zum XVII. Jahrhundert. Seemann, Leipzig 1879.
  • Aus Leipzigs Vergangenheit. Gesammelte Aufsätze. 3 Bde. Grunow, Leipzig 1885–1909.
  • Als der Großvater die Großmutter nahm. Ein Liederbuch für altmodische Leute. Grunow, Leipzig 1886. – Neuveröffentlichung als Insel-Taschenbuch Nr. 903, bearbeitet von Anton Kippenberg und Friedrich Michael, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-32603-0.
  • Quellen zur Geschichte Leipzigs. Veröffentlichungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt Leipzig. 2 Bde. Duncker & Humblot, Leipzig 1889–1895.
  • Leipzig durch drei Jahrhunderte. Ein Atlas zur Geschichte des Leipziger Stadtbildes im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Duncker & Humblot, Leipzig 1891.
  • Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen. Ein Hilfsbuch für alle, die sich öffentlich der deutschen Sprache bedienen. Grunow, Leipzig 1891 (weitere, jeweils verbesserte und vermehrte Auflagen zu Lebzeiten: 2. Aufl. 1896; 3. Aufl. 1903; 4. Aufl. 1908). – Reprint der 3. Aufl.: Kessinger, Whitefish MT 2008, ISBN 978-1-4367-6436-0.
  • Bilderbuch aus der Geschichte der Stadt Leipzig für alt und jung. Zieger, Leipzig 1897.
  • Geschichte der Stadt Leipzig. Bd. 1. Hirschfeld, Leipzig 1905.

Literatur

  • Julius Vogel: Gustav Wustmann. In: Leipziger Kalender, 9. Jg. Richter, Leipzig 1912, S. 71-85.
  • Ernst Kroker, Paul Benndorf: Der Verein für die Geschichte Leipzigs in den ersten fünfzig Jahren von 1867 bis 1917. Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzig, Bd. 12. Leipzig 1917.
  • Bernd Weinkauf: Nachwort. In: Gustav Wustmann: Bilderbuch aus der Geschichte der Stadt Leipzig für jung und alt. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1897. Reprintverlag, Leipzig 1990, S. III-V.
  • Axel Frey: Dem Leipziger Stadtbibliothekar und erstem Direktor des Ratsarchives Gustav Moritz Wustmann zum 150. Geburtstag. In: Sächsische Heimatblätter. 40. Jg., Nr. 2, 1994, S. 361-363.

Nachweise

  1. Anett Müller: Die Gründung des Stadtarchivariats und statistischen Bureaus der Stadt Leipzig. In: Archive – Netzwerke der Gegenwart, Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft. Kolloquium zum Jubiläum 125 Jahre Stadtarchiv Leipzig. Universitätsverl., Leipzig 2007, S. 131.
  2. Walter Fellmann: Die Schriften des Vereins. In: 125 Jahre Leipziger Geschichtsverein 1867-1992. Schriften des Leipziger Geschichtsvereins, NF 1. Sax-Verl., Beucha 1992, S. 14.
  3. Andreas Höhn: Autor, Buchnarr, Archivar - Zum 100. Todestag von Gustav Wustmann, Leipziger Blätter Nr. 57, 2010, S. 62/63
  4. Gottfried Fischer: Sprachpfleger Gustav Wustmann (1844-1910). Der Genaue. In: Wiener Sprachblätter. Zeitschrift für gutes Deutsch, 3. Jg., 2002, S. 76 ff.

Weblinks

 Wikisource: Gustav Wustmann – Quellen und Volltexte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustav Wustmann — (1844 1911) was a German philologist and historian, born in Dresden, where he frequented the Kreuzschule, before studying philology at Leipzig in 1862 66. He then taught at the Nikolai Gymnasium in Leipzig until 1881, when appointed director of… …   Wikipedia

  • Wustmann — ist der Familienname folgender Personen: Erich Wustmann (1907 1994), deutscher Volkskundler und Reiseschriftsteller Gustav Wustmann (1844 1910), Leipziger Gymnasiallehrer, Bibliothekar, Archivar und Sprachpfleger Rudolf Wustmann (1872 1916),… …   Deutsch Wikipedia

  • Wustmann — Wustmann, Gustav, philologisch historischer Schriftsteller, geb. 23. Mai 1844 in Dresden, besuchte hier die Kreuzschule (vgl. seine »Alumneumserinnerungen«, Leipz. 1890), studierte 1862–66 in Leipzig Philologie, war 1866–81 Lehrer am… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wustmann — Wustmann, Gustav, Schriftsteller, geb. 23. Mai 1844 in Dresden, seit 1881 Stadtbibliothekar und Archivdirektor in Leipzig; schrieb: »Aus Leipzigs Vergangenheit« (1885, 1898), »Allerhand Sprachdummheiten« (3. Aufl. 1903), »Die sprichwörtlichen… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Rudolf Wustmann — (* 5. Januar 1872 in Leipzig; † 18. August 1916 in Bühlau (Dresden)) war ein deutscher Literatur und Musikwissenschaftler. Der Sohn des Leipziger Archivdirektors Gustav Wustmann studierte an den Universitäten München und Leipzig deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Wu — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Friedenspark (Leipzig) — Friedenspark Leipzig, im Hintergrund die Russische Gedächtniskirche Der Friedenspark ist eine etwa 20 Hektar große Grünanlage in dem zum Leipziger Stadtbezirk Mitte gehörenden Ortsteil Zentrum Südost zwischen dem Ostplatz im Norden und der… …   Deutsch Wikipedia

  • Leipziger Thomasschule — Thomasschule Schultyp Gymnasium mit Internat Gründung 1212 Ort Leipzig …   Deutsch Wikipedia

  • Schola Thomana — Thomasschule Schultyp Gymnasium mit Internat Gründung 1212 Ort Leipzig …   Deutsch Wikipedia

  • Thomasgymnasium — Thomasschule Schultyp Gymnasium mit Internat Gründung 1212 Ort Leipzig …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”