Gustav Weißkopf

Gustav Weißkopf
Gustav Weißkopf

Gustav Albin Weißkopf (* 1. Januar 1874 in Leutershausen, Bayern; † 10. Oktober 1927 in den USA) war ein deutsch-amerikanischer Pionier des Motorflugs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der 1874 in Leutershausen geborene Gustav Weißkopf lernte nach seiner Schulzeit in Ansbach Motorenschlosser und arbeitete ab 1888 zunächst auf Segelschiffen. 1895 wanderte er in die USA aus, wo er sich mit dem Segelflug beschäftigte, Segelflugzeuge baute und Motoren entwickelte. In den USA nannte er sich Gustave Whitehead.

1899 fand er Arbeit in einem Kohlebergwerk bei Pittsburgh. Hier lernte er Louis Darvarich kennen, mit dem er sich anfreundete. Dieser ging Weißkopf beim Flugzeugbau zur Hand. Eine eidesstattliche Erklärung vom 19. Juli 1934 bestätigt, dass Darvarich, als Beteiligter, Zeuge eines Ereignisses von flughistorischer Relevanz geworden war: „Es war entweder im April oder im Mai 1899, als ich zugegen war und mit Mr. Whitehead (Weißkopf) flog, dem es gelang, seine von einem Dampfmotor angetriebene Maschine vom Boden abzuheben. Der Flug in etwa 8 m Höhe erstreckte sich etwa über eine Meile. Er fand in Pittsburgh statt und zwar mit Mr. Whiteheads Eindecker. Dabei gelang es uns nicht, ein dreistöckiges Gebäude zu umfliegen, und als die Maschine abstürzte, trug ich von dem Dampf schwere Verbrennungen davon, denn ich hatte den Kessel beheizt. Deswegen mußte ich einige Wochen im Krankenhaus verbringen. Ich erinnere mich genau an den Flug. Mr. Whitehead war unverletzt, denn er hatte im Vorderteil der Maschine gesessen und sie von dort gelenkt.“ Ein Bericht der Popular Aviation von 1937 in Pittsburgh, Pennsylvania berichtet von einem Motorflug von etwa 1,6 km Länge mit einem dampfgetriebenen Flugzeug mit zwei Mann Besatzung (Pilot und Heizer), der mangels Möglichkeit zur Steuerung des Flugzeugs durch Aufprall auf eine Hauswand endete.

1900 ließ er sich in Bridgeport, Connecticut nieder und arbeitete an Entwicklung und Bau von Flugmaschinen mit selbst konstruierten Motoren.

Seine Konstruktion Nr. 21 aus Bambus und Seide, die einer Kreuzung aus Vogel, Fledermaus und Schiffsrumpf (Freibord) ähnelt, bestückte er mit zwei Propellern und einem selbstgebauten 20-PS-Motor. Das Fahrwerk erhielt einen 10-PS-Motor für höhere Startgeschwindigkeit. Die „Schwanzflosse“ war in der Höhe verstellbar (Höhenruder).

Am 18. August 1901 wird im sonntäglich erscheinenden Bridgeport Herald über einen erfolgreichen unbemannten sowie einen erfolgreichen bemannten Motorflug vom 14. August 1901 über eine Strecke von 800 m (1/2 Meile) mit Modell Nr. 21 berichtet. Außerdem wird dem auf 30 cm durchmessenden Holzrädern laufenden Modell, mit eingeklappten Flügeln auf der Straße fahrend, eine Geschwindigkeit von ca. 50 km/h zugeschrieben. Als vor Ort in Fairfield anwesende Augenzeugen werden Richard Howell (Herausgeber der Zeitung) James Dickie und Andrew Celli (Suelli), Assistenten Weißkopfs, und Weißkopf selbst genannt. Der Artikel war mit einer Zeichnung illustriert, aber es existiert kein Foto.

Im Herbst 1901 erhielt Weißkopf von einem New Yorker Geldgeber 10.000 $ Kapital und gründet die erste Flugzeugfabrik der Welt, in der er insbesondere leichte und starke Flugmotoren fertigte. Der Bridgeport Herald schreibt am 1. November 1901 über die Flying Machine Factory.

Bewertung

Gustav Weißkopf (rechts) mit Tochter Rose 1901 neben seinem Flugzeug

Dass Weißkopfs Motorflüge umstritten und weitgehend unbekannt sind, ist auf die wenigen Quellen und vor allem auf das Fehlen von Fotos fliegender Maschinen zurückzuführen. Obwohl Weißkopf noch bis mindestens 1908 weiter am Problem des Motorfluges arbeitete, ist kein Flug einer seiner Maschinen fotografisch dokumentiert.

Zur Überprüfung der Plausibilität der geschilderten, aber unbewiesenen Flüge wurden Flugversuche mit mehreren Nachbauten unternommen:

  • Im Jahr 1985 wurde in den USA mit einem Nachbau begonnen, der am 29. Dezember 1986 in mehreren Flügen eine Strecke bis zu 100 m zurücklegte.
  • Am 18. Februar 1998 legte ein weiterer Nachbau in Deutschland Flugstrecken bis zu 500 m zurück.

Die Nachbauten waren allerdings mit deutlich stärkeren Motoren ausgerüstet, als sie Weißkopf zur Verfügung standen, bewiesen aber die prinzipielle Flugfähigkeit der Konstruktion.

In seiner Heimatstadt Leutershausen existiert das Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum.[1]

Literatur

  • Werner Schwipps, Hans Holzer: Flugpionier Gustav Weißkopf, Legende und Wirklichkeit; Aviatic Verlag Oberhaching 2001; ISBN 3-925505-65-2
  • William J O'Dwyer & Stella Randolph History by Contract; Fritz Majer & Sohn, Leutershausen 1978; ISBN 3-922175-00-7
  • Albert Wüst: Eine Zusammenfassung von Ergebnissen der Weißkopf-Forschung Fritz Majer & Sohn, Leutershausen, 2000; ISBN 3-922175-39-2

Einzelnachweise

  1. Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum

Weblinks

 Commons: Gustav Weißkopf – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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