Gustav Becker

Gustav Becker
Gustav Becker (1819–1885).
Pendeluhr der Marke Gustav Becker.

Gustav Eduard Becker (* 2. Mai 1819 in Oels, Schlesien; † 17. September 1885 in Berchtesgaden) war ein deutscher Uhrmacher und Begründer der Uhrenmarke Gustav Becker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Uhrmacherische Leistung

Becker erlernte das Uhrmacherhandwerk in Schlesien und erweiterte sein Wissen auf Reisen zu Uhrmachern in Deutschland, Österreich[1] und der Schweiz. Die Reisen ermöglichten es ihm, sein Handwerk zu verfeinern und sich zu einem hervorragenden Uhrmachermeister zu entwickeln. Während seiner Zeit in Wien, von 1800 bis 1850 das führende Zentrum im Uhrmacherhandwerk, wuchs in ihm der Wunsch, eine Uhrenfabrik zu gründen [2].

Nachdem er 1845 nach Schlesien zurück gekehrt war und geheiratet hatte, ließ er sich Anfang 1847 in Freiburg (i.Schl.) dem heutigen Świebodzice in Polen nieder. Am 1. April 1847 eröffnete Becker dort ein Uhrengeschäft [3]. Er beschäftigte eine kleine Anzahl von Angestellten, darunter auch einige Schuljungen, die er nebenbei in den Grundlagen des Uhrmacherhandwerks unterrichtete. Für größere Anschaffungen oder Maschinen fehlte ihm das Kapital. Zunächst fertigte er in kleiner Stückzahl Pendeluhren nach Wiener Vorbild und 1850 war es ihm möglich mit seinem Geschäft in größere Räumlichkeiten umzuziehen. Mit Unterstützung der Behörden und unter der Auflage 80 Jungen aus armen Familien im Uhrmacherhandwerk zu unterrichten, erhielt er die dringend benötigten Maschinen.

Den Durchbruch schaffte Gustav Becker, als seine Uhren auf der Schlesischen Industrieausstellung im Jahr 1852 erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt wurden und eine Goldmedaille (franz.: Medaille d'Or) gewannen. Er erlangte damit Aufmerksamkeit und Vertrauen in die Qualität seiner Uhren. Die Kreuzform dieser Medaille wurde später auf die Werksplatinen geprägt und neben dem Gustav Becker Anker zum Markenzeichen. [2]

Im Jahr 1854 folgten Großaufträge für die Königliche Post und das Telegrafenamt Schlesiens. Durch den Herzog von Ratibor wurde ihm ein großzügiges Darlehen gewährt, mit dem er eine Tischlerei für Uhrengehäuse in der Nähe des Bahnhofs errichten konnte. Hieraus entwickelte sich ein ausgedehntes Fabrikgelände. Die anfangs hergestellten einfachen Pendeluhren wichen ab 1860 immer aufwändiger gestalteten Uhren mit reich verzierten und geschnitzten Gehäusen und hochwertigen Werken. Die Produktion stieg in den Folgejahren rasant an, bereits 1875 überschritt die Produktion die Marke von 300.000 gefertigten Uhren. Becker konnte bei Ausstellungen weltweit Preise gewinnen, so z. B. in London, Paris, Sidney, Melbourne, Berlin und Amsterdam.

Ab 1880 bekamen Beckers Pendeluhren starke Konkurrenz aus dem Schwarzwald. Dort wurden in großer Stückzahl einfache und billige Uhren mit Federwerk hergestellt. Der Absatz der teuren Pendeluhren brach dramatisch ein und zwang Becker dazu, ebenfalls billigere Federuhren mit schlichteren Kästen anzubieten.

Gustav Becker verstarb am 14. September 1885 in Berchtesgaden auf einer Reise durch Bayern. Er wurde am 17. September 1885 unter großer Anteilnahme in Świebodzice beerdigt.

Weitere Entwicklung der Firma

Die Firma wurde nach seinem Tod weiter geführt und vereinigte sich 1899 mit anderen Unternehmern unter dem Namen Vereinigte Freiburger Uhrenfabriken Aktiengesellschaft vormals Gustav Becker. Im Jahre 1926 schloss sie sich mit der Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Beide Firmen fusionierten 1930 mit der Junghans AG unter dem Namen Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG.

Der zweite Weltkrieg beendete endgültig die Produktion von Uhren der Marke Gustav Becker.

Literatur

  • Hans-Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980: Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e. V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 3-927987-91-3

Einzelnachweise

  1. 1841 war er beim Wiener Meisteruhrmacher Happacher angestellt.
  2. a b Karl Kochmann: Gustav Becker Story, 1847-1927. Merritt's Antiques Inc., Douglassville USA 2005, ISBN 978-0-9631669-7-5. S. 5
  3. Originaltext: Hiermit gebe ich mir die Ehre, ergebenst anzuzeigen, daß ich mich hierorts Bahnhofsstraße Nr. 257 a. im Hause des Hrn. Maurermeister Päsler als Uhrmacher etablirt habe. Indem ich dieses Unternehmen geneigter Beachtung empfehle und um wohlwollendes Vertrauen für dasselbe bitte, erlaube ich mir die Versicherung, daß es mein eifrigstes Bestreben sein wird, dasselbe durch streng rechtliches Wirken zu erhalten und mich dessen werth zu zeigen. Zugleich empfehle ich mein wohl assortiertes Uhren=Lager, für deren Solidität und richtigen Gang garantirt wird. Freiburg, den 1. April 1847. Gustav Becker. Der Freiburger Amtsbote, Sechster Jahrgang, Nr. 15, 1847.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustav Becker — Gustav Becker …   Википедия

  • Gustav Becker House — The Gustav Becker House is located at 2408 Van Buren Avenue, in Ogden, Utah. It was built around 1915 based on Frank Lloyd Wright s A Fireproof House for $5,000 published in Ladies Home Journal in April 1907. It was designed in detail by Salt… …   Wikipedia

  • Becker — ist ein deutscher Familienname. Herkunft Der Name kann von der Berufsbezeichnung Bäcker abstammen, aber auch von jemandem, der an einem Bach (beck) wohnte. Eine Abstammung von einem Stonebaecker (Steinbäcker) ist ebenfalls möglich, desgleichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav von Gossler — Gustav Konrad Heinrich von Goßler (* 13. April 1838 in Naumburg (Saale); † 29. September 1902 in Danzig), Dres. mult. h.c., war als Kultusminister ein königlich preußischer Staatsminister, Oberpräsident der Provinz Westpreußen. Er war… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Philipp von Pfalz-Veldenz — Lützelstein (* 17. Juli 1651 in Lauterecken; † 18. August 1679 ebenda) gehörte einer Seitenlinie des Fürstenhauses Wittelsbach an, war der Erbprinz der Grafschaft Veldenz, trat vom lutherischen zum katholischen Glauben über, wurde in der Folge… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav von Wangenheim — (rechts) Ingo Clemens Gustav Adolf Freiherr von Wangenheim (* 18. Februar 1895 in Wiesbaden; † 5. August 1975 in …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Willgoß — Gustav (Adolph Friedrich) Willgohs (* 26. Dezember 1819 in Dobbertin; † um 1903) war ein deutscher Bildhauer. Gustav Willgohs war eines von sieben Kindern des 1830 verstorbenen Chirurgen Johann Friedrich Willgohs. Die Familie lebte danach mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Nikolaus Tiedemann — (* 17. Februar 1808 in Landshut; † 11. August 1849 in Rastatt) war Berufsoffizier in badischen und griechischen Diensten, zuletzt Offizier der badischen Revolutionsarmee und ab 29. Juni 1849 Gouverneur der Reichsfestung Rastatt. Leben Tiedemann… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Peter Bucky — (* 3. September 1880 in Leipzig; † 19. Februar 1963 in New York) war ein bedeutender Radiologe, Physiker, Wissenschaftler und der Erfinder der nach ihm benannten Bucky Blende an Röntgengeräten. Bucky studierte an der Universität Genf zunächst… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav von Goßler — als Heidelberger Sachsen Preuße, 1857 Gustav Konrad Heinrich von Goßler (* 13. April 1838 in Naumburg/Saale; † 29. September 1902 in Danzig), Dres. mult. h.c., war als Kultusminister ein königlich preußischer Staatsminister …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”