Alfred Teitelbaum

Alfred Teitelbaum
Alfred Tarski in Berkeley

Alfred Tarski bzw. ursprünglich Alfred Teitelbaum (* 14. Januar 1901 (nach anderen Quellen: 1902) in Warschau; † 26. Oktober 1983 in Berkeley, USA) war ein polnisch-US-amerikanischer Mathematiker und Logiker. Alfred Tarski ist einer der Hauptvertreter der Lemberg-Warschau-Schule vor dem 2. Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Alfred Tarski wurde unter dem Namen "Teitelbaum" in einer wohlhabenden jüdischen Familie in Warschau geboren. Er wuchs in Warschau auf und schrieb sich 1918 als Student an der dortigen Universität ein. Ursprünglich hatte er die Absicht Biologie zu studieren, jedoch wechselte er unter dem Einfluss von Jan Łukasiewicz, Stanisław Leśniewski und Wacław Sierpiński zur Mathematik. Seine Doktorarbeit fertigte er unter der Aufsicht von Łukasiewicz an und wurde 1926 promoviert. 1923 änderte er gemeinsam mit seinem Bruder Wacław seinen Familiennamen in den polnischer klingenden Namen „Tarski“ und die beiden Brüder konvertierten zum Katholizismus, der dominierenden Religion Polens. Die Konversion war jedoch nur ein Schritt auf dem Papier, tatsächlich war Tarski überzeugter Atheist. Tarski nahm die Namensänderung und den Konfessionswechsel auf sich, weil er sich so bessere Chancen bei der Bewerbung auf einen Lehrstuhl versprach. Diese Hoffnung ging jedoch zunächst nicht in Erfüllung und mehrere Bewerbungen (in Lemberg und Posen) verliefen für ihn enttäuschend. Ab 1926 wirkte er in Warschau als Dozent für Logik und verfasste in der folgenden Zeit mehrere Lehrbücher und wissenschaftliche Arbeiten. 1929 heiratete er Maria Witkowska, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte. 1930 kam er mit dem Wiener Kreis und Kurt Gödel in Berührung.

Der hereinbrechende zweite Weltkrieg hatte katastrophale Auswirkungen für die polnische Logik. Strukturen zwischen wissenschaftlichen Institutionen wurden zerstört und die Judenverfolgung kostete mehreren Logikern, Philosophen und Mathematikern das Leben. Tarski, der sich weit mehr als Pole denn als Jude fühlte, war sich dem Ernst der Lage nicht bewusst und entkam nur sehr knapp dem Schicksal, dem viele seiner jüdischen Kollegen zum Opfer fielen. Im August 1939 erhielt er eine Einladung zur "Unity of Science"-Tagung in den USA und in der festen Überzeugung, nur zwei Wochen weg zu sein, ließ er Frau und Kinder in Warschau zurück und verließ Polen mit dem letzten Schiff, bevor es keinen legalen Weg mehr gab, das Land zu verlassen. Die Logikerin Janina Hosiasson-Lindenbaum wollte an derselben Konferenz teilnehmen und mit dem nächsten Schiff nach Nordamerika aufbrechen, aber ihr wurde das Visum verwehrt. Sie und ihr Mann Adolf Lindenbaum wurden 1941 im Ghetto in Vilnius ermordet. Die Frau und Kinder von Tarski überlebten den Krieg in Polen, zahlreiche weitere Verwandte verloren jedoch im Holocaust ihr Leben. Nach dem Krieg blieb Tarski, wieder vereint mit seiner Familie, in Kalifornien und baute in Berkeley eine "Schule der Logik" auf.

Bereits 1930 entwickelte Tarski eine Formel, die dem Unvollständigkeitssatz Kurt Gödels aus dem Jahr 1931 fast entsprach. Seine Arbeiten umfassten neue Ansätze in der Behandlung von Entscheidungproblemen, der Axiomatisierung von Algebra und Geometrie sowie in der Algebraisierung von Logik und Metamathematik. Seine Arbeiten wirken insbesondere in der Modelltheorie und in der analytischen Sprachphilosophie bis heute nach. Besonders eng ist der Anschluss an Tarskis Konzeption der Wahrheit bei Donald Davidson.

siehe auch: Banach-Tarski-Paradoxon, Konvention T

Werke

  • Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen. In: Studia Philosophica 1 (1936), S. 261–404.
  • The Semantic Conception of Truth and the Foundations of Semantics. In: Philosophy and Phenomenological Research IV,3 (1944), S. 341-375. (Deutsche Übs. in: Gunnar Skirbekk, hrsg.: Wahrheitstheorien. Eine Auswahl aus den Diskussionen über Wahrheit im 20.Jahrhundert. Frankfurt am Main 1977, S. 140-188.)
  • Einführung in die Mathematische Logik und in die Methodologie der Mathematik. Wien: Springer, 1937.
  • Einführung in die mathematische Logik. Auf Grund d. engl. u. französ. Ausg. u. der Ergänzungen d. Verf. übs. v. Erhard Scheibe. 2., neubearb. Aufl. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1966. (= Moderne Mathematik in elementarer Darstellung. 5.) 5. Aufl. (1977) mit Anhang "Wahrheit und Beweis" ISBN 3-525-40540-5.
  • (zus. mit Andrzej Mostowski und Raphael M. Robinson): Undecidable theories. Amsterdam: North-Holland Publ., 1953. (= Studies in logic and the foundations of mathematics.)
  • Collected Papers. Ed. by Steven R. Givant u.a. 4 vols. Basel/Boston u.a.: Birkhäuser, 1986.

Literatur

  • Anita Burdman Feferman/Solomon Feferman: Alfred Tarski. Life and Logic. Cambridge u.a.: Cambridge University Press, 2004.
  • Jürgen Alex: Zur Entstehung des Computers - Von Alfred Tarski zu Konrad Zuse - Zum Einfluß elementarer Sätze der mathematischen Logik bei Alfred Tarski auf die Entstehung der drei Computerkonzepte des Konrad Zuse - Tertium non datur; VDI-Verlag Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-18-150051-4

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Teitelbaum — ist ein jüdischer Familienname. Teitelbaum ist eine altdeutsche Variante von Dattelbaum, heute Dattelpalme. Namensträger sind u. a.: Alfred Teitelbaum (1901–1983), ein polnischer Mathematiker und Logiker Moshe Teitelbaum (1759 1841) (auch:… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Tarski — Alfred Tarski, né le 14 janvier 1902 à Varsovie et mort le 26 octobre 1983 à Berkeley en Californie était un logicien et un philosophe polonais …   Wikipédia en Français

  • Alfred Tarski — Nacimiento 14 de enero …   Wikipedia Español

  • Alfred Tarski — Infobox scientist name = Alfred Tarski caption = birth date = birth date|1901|01|14 birth place = Warsaw, Poland (under Russian rule at the time) death date = death date|1983|10|26 death place = Berkeley, California fields = Mathematics, logic,… …   Wikipedia

  • Alfred Tarski — in Berkeley Alfred Tarski bzw. ursprünglich Alfred Tajtelbaum oder Teitelbaum[1] (* 14. Januar 1901 (nach anderen Quellen: 1902) in Warschau; † 26. Oktober 1983 in Berkeley, USA …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Wetzler — (né le 10 mai 1918 en Slovaquie, mort en 1988), est un des rares évadés juifs d Auschwitz pendant la Shoah. Il écrivit plus tard sous le nom de plume de Jozef Lánik. Wetzler est connu pour le rapport que lui et son compagnon d évasion,… …   Wikipédia en Français

  • Joël Teitelbaum — Pour les articles homonymes, voir Teitelbaum …   Wikipédia en Français

  • Michael Teitelbaum — Michael S. Teitelbaum is a demographer at the Alfred P. Sloan Foundation in New York City. He publishes on immigration issues in both the popular and academic press and served as Commissioner to the U.S. Commission for the Study of International… …   Wikipedia

  • TARSKI, ALFRED — (1902–1983), mathematical logician and founder of logical semantics. Born Teitelbaum in Warsaw, Poland, he studied logic at Warsaw University, a course disrupted by the events of World War I. In 1923 he changed his name to Tarski and became a… …   Encyclopedia of Judaism

  • Tarski — Alfred Tarski in Berkeley Alfred Tarski bzw. ursprünglich Alfred Teitelbaum (* 14. Januar 1901 (nach anderen Quellen: 1902) in Warschau; † 26. Oktober 1983 in Berkeley, USA) war ein polnisch US amerikanischer …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”