Gulbene

Gulbene
Gulbene (dt.: Schwanenburg)
Wappen von Gulbene
Gulbene (Lettland)
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Basisdaten
Staat: Lettland
Landschaft: Livland (lettisch: Vidzeme)
Verwaltungsbezirk: Gulbenes novads
Koordinaten: 57° 11′ N, 26° 45′ O57.18333333333326.75133Koordinaten: 57° 11′ 0″ N, 26° 45′ 0″ O
Einwohner: 8.807 (1. Jan. 2010)
Fläche: 11,9 km²
Bevölkerungsdichte: 740,08 Einwohner je km²
Höhe: 133 m NAP
Stadtrecht: seit 1928
Webseite: www.gulbenesdome.lv

Gulbene (dt: Schwanenburg) ist eine Stadt im Nordosten Lettlands.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der Zeit des 10./11. Jahrhunderts wurde von den Lettgallen eine Holzburg auf einem Hügel nahe dem Fluss Krustalīce errichtet. Die Burg entwickelte sich danach zum Zentrum der Region Tālava.

Erstmalige Erwähnung findet der Ort als "Gulbana" in einer Teilungsurkunde zwischen dem Schwertbrüderorden und Albrecht von Buxthoeven, dem Erzbischof von Riga, aus dem Jahre 1224. In der folgenden Zeit gehörte der Ort zum Rigaer Erzbistum und erhielt die deutsche Bezeichnung "Schwanenburg"(lett:Gulbis = dt: Schwan)

Im Jahre 1340 wurde durch Erzbischof Friedrich Banner, etwa 2 km vom heutigen Zentrum Gulbenes entfernt, eine Steinburg als Stützpunkt im Kampf gegen die Moskowiter errichtet. Trotzdem konnten die Mauern den Angriffen des russischen Heeres im Jahre 1577 während des Livländischen Krieges nicht widerstehen. Die Einwohner fielen entweder den kriegerischen Handlungen zum Opfer oder wurde als Gefangene mitgenommen. Die dabei zerstörte Burg wurde nicht wieder aufgebaut.

Während der Herrschaft der Schweden über das Gebiet übergab König Gustav II. Adolf die Ortschaft Schwanenburg dem Generaloberst Gustav von Hörn, was wirtschaftlichen Aufschwung brachte.

Im 18. Jahrhundert wurde im Ort eine Schule eröffnet und der Name Alt-Schwanenburg für die hiesigen Ländereien verwendet. Im Jahre 1802 ging Alt-Schwanenburg in den Besitz des Barons von Wolff über. Auf den Ruinen der Steinburg wurde eine lutherische Gemeindekirche erbaut und im Jahre 1843 geweiht.

Im Jahre 1903 wurde eine Schmalspurbahnverbindung (750 mm) von Stockmannshof (lett. Stukmaņi, heute Pļaviņas) - Alt-Schwanenburg - Marienburg (lett. Alūksne) - Walk in Betrieb genommen (Siehe: Bānītis. Die Bahnstation wurde als großer Umschlag- und Umsteigebahnhof mit diversen Bahndepotanlagen errichtet. Dies verdankte Gulbene dem Baron von Wolff, der die zaristischen Bahnbehörden durch höhere Bestechung dazu bewegte, diesen Bahnknotenpunkt eben hier und nicht, wie ursprünglich geplant, am Stahmer See (lettisch: Stāmeriene) zu errichten. Stāmeriene, welches damals einem anderen Mitglied der von Wolffs gehörte, bekam nur einen einfachen Bahnhof.

Während des Ersten Weltkrieges wurde die Verbindung von Gulbene bis Pļaviņas im Jahre 1916 auf Breitspur (1524 mm) umgestellt und die Eisenbahnlinie Ieriķi-Abrene eröffnet. Gulbene entwickelte sich hierdurch zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt der Region. Unter anderem befand sich hier einer der drei in Lettland existierenden Ringlokschuppen mit Drehscheibe. Im Jahre 1926 wurde das Gulbener Bahnhofsgebäude nach Plänen des Architekten Peteris Feders errichtet. Es ist eins der größten und prächtigsten Bahnhofsgebäude in Lettland.

1928 erhielt Gulbene das Stadtrecht.

Im 2. Weltkrieg rollte über Gulbene zweimal die Front hinweg, wodurch die Stadt starke Zerstörungen erlitt. Am 3. Juli 1941 nahmen die Deutschen auf ihrem Feldzug in Richtung Osten Gulbene ein. Bei ihrem Rückzug im Jahre 1944 errichteten die Deutschen entlang der Marienburg-Schwanenburger Linie eine Verteidigungsfront, die von russischer Seite beim Marsch auf Dorpat überwunden wurde. Am 28. August 1944 war Gulbene wieder unter russischer Herrschaft.

Durch das Bombardement der sowjetischen Luftwaffe wurde bei diesen Kämpfen das gesamte Bahnhofsgebiet im Jahre 1944 vollkommen zerstört. Dank der im Fundament des Bahnhofsgebäudes erhalten gebliebenen Urkunden und Zeichnungen konnte es nach 1945 von deutschen Kriegsgefangenen wieder in originaler Schönheit aufgebaut werden.

Sonstiges

  • Im ehemaligen Wintergarten des Alt-Schwanenburger Landguts befindet sich heute das Museum für Geschichte und Kunst. Hier werden Exponate zur Geschichte des Ortes und seiner Umgebung gesammelt. Herausragend ist eine Sammlung von Glasformen aus dem beginnenden 20. Jahrhunderts.
  • 1837 wurde die neue lutherische Kirche an der Stelle der ehemaligen Burg gebaut. Diese Kirche wurde während des 2. Weltkriegs stark beschädigt. Ihr Wiederaufbau ist bis heute noch nicht abgeschlossen.
  • Die Biathlonistin Madara Līduma wurde hier geboren.


Aufnahme des Roten Schlosses, 1905

Landgut Alt-Schwanenburg

Verfallenes Weißes Schloss, 2005

Der Gutskomplex Alt-Schwanenburg mit romantischem Landschaftspark wartet noch auf seine vollständige Restaurierung und Rekonstruktion. Das ebenfalls im Krieg stark beschädigte »Weiße Schloss«, welches in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts unter Baron von Wolff gebaut und um 1880 erweitert wurde, galt als eines der vornehmsten »Herrenhäuser« von Livland. Der älteste Baukörper, sowie der Südteil des Schlosses mit dem Haupteingang und einer massigen Freitreppe wird von den Wappen der Familie Wolff und anderen Skulpturen geschmückt. Der Nordteil des Schlosses wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Östlich des "Weißen Schlosses" liegt das um 1870 für die Baronesse von Wolff errichtete "Rote Schloss". Der Gutspark mit künstlichen Teichen, Seen, Grotten, Pavillons, Brücken usw. wird seine frühere Gestalt erst nach der vollständigen Rekonstruktion erhalten.

Gulbenes novads

Nach der Verwaltungsreform von 2009 vereinigten sich sämtliche Teilgemeinden des ehemaligen Landkreises Gulbene zum neuen Bezirk (Gulbenes novads). Siehe auch: Verwaltungsgliederung Lettlands

Literatur


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