Gugging

Gugging

Maria Gugging ist eine Katastralgemeinde von Klosterneuburg in Niederösterreich. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gugging („Kukkingin“) vermutlich 1072 bzw. „Gukkindorf“ 1083. Bereits aus der Jungsteinzeit gibt es menschliche Spuren in und um Maria Gugging. Handfeste Beweise für erste Menschen gibt es erst aus der Römerzeit (15 v. Chr. - 488 n. Chr.). Bis zur Umbenennung am 30. Oktober 1989 hieß der Ort Gugging.

Zum Wallfahrtsort wurde Maria Gugging durch die Lourdesgrotte, eine Nachbildung der Grotte von Lourdes in Frankreich, die der Priester Kaspar Hutter 1923 einrichtete. Ein Gnadenbild in einer Felsnische der Grotte wurde 1925 von Prälat Ignaz Seipel, damals Obmann der Christlichsozialen Partei, geweiht.

Geschichte der Landesnervenheilanstalt

Eröffnet wurde die heute noch aktive niederösterreichische Landesklinik (damals: „Irrenanstalt“) am 1. April 1885. Während der Nazi-Herrschaft wurden in der Anstalt Menschen, die von den Nazis als "unwertes Leben" angesehen wurden, im Rahmen der Aktion T4 ermordet. Ab 1943 wurden über 330 Menschen, darunter wahrscheinlich auch Jugendliche und Kinder, getötet, wobei der Anstaltsleiter Dr. Emil Gelny die Patienten mit Medikamenten vergiftete oder mit einem eigens von ihm konstruierten Apparat mit Starkstrom tötete. Weitere 600 Patienten der Anstalt sind zum Schloss Hartheim bei Linz überstellt und dort vergast worden.

Am 14. Juli 1947 verurteilte das Volksgericht Wien (Aktenzahl Vg 11h Vr 455/46) im „Gelny-Prozess“ vier Krankenschwestern und fünf Pfleger wegen Beihilfe zum Mord in den Heil- und Pflegeanstalten Gugging und Mauer-Öhling zu teils hohen Haftstrafen. Emil Gelny (1890-1961) konnte sich nach dem Krieg den österreichischen Gerichten durch Flucht entziehen, er hat sich nach Syrien und später in den Irak abgesetzt, wo er 1961 starb.

Seit 1981 gibt es das Art/Brut Center, das Haus der Künstler, worin psychiatrische Patienten arbeiten.

Institute of Science and Technology Austria

Seit Frühjahr 2007 wird in den Gebäuden der früheren Landesnervenheilanstalt Gugging der Vollbetrieb des Institute of Science and Technology Austria vorbereitet. Dort soll nach dem Vorbild internationaler Einrichtungen wie dem Weizmann Institut oder der Rockefeller University ab etwa 2009 Spitzenforschung betrieben werden.

Am 2. Februar 2006 gab die damalige Bundesministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), zu deren Ressort die österreichischen Universitäten gehören, bekannt, die seit längerem geplante „University of Excellence“, eine Eliteuniversität in Gugging einzurichten. Die Entscheidung für Gugging und gegen Wien, wo Grundstücke am Flugfeld Aspern bzw. in St. Marx angeboten worden waren, wird der höheren finanziellen Beteiligung des Landes Niederösterreich und der sofortigen Verfügbarkeit der Baulichkeiten zugeschrieben. Von Beobachtern wird sie aber teils als politisch motiviert betrachtet, da Niederösterreich von einem ÖVP-Landeshauptmann regiert wird, Wien aber einen SPÖ-Bürgermeister hat. Der Quantenphysiker Anton Zeilinger, auf dessen Initiative diese Universität zurückgeht, sowie der Physiker Arnold Schmidt und der Chemiker Peter Schuster traten in Folge dieser Entscheidung von ihren Posten als wissenschaftliche Berater der Regierung für das Projekt zurück.

Die anfänglichen Schwierigkeiten konnten erst durch die Erstellung eines Berichts des "International Committee" bestehend aus Haim Harari (1988-2001 Präsident des Weizmann Instituts, Israel), Olaf Kübler (1997- 2005 Präsident der ETH Zürich) und Hubert Markl (1996-2002 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft) überwunden werden. Kernaussagen des Berichts sind:

  • Streben nach höchster wissenschaftlicher Qualität
  • Fokussierung auf Grundlagenforschung
  • Unabhängigkeit von Politik und Wirtschaft

Durch die konsequente Verfolgung dieser Pläne konnten bedeutende Wissenschafter wie Anton Zeilinger oder Eric R. Kandel (Nobelpreisträger für Medizin 2002) (wieder) gewonnen werden.

Im November 2007 wurde mit den ersten Abbrucharbeiten begonnen, die Hälfte der Bauten wird abgerissen, die historischen Gebäude bleiben bestehen und werden renoviert. Die erste Bauphase soll im Juni 2009 abgeschlossen sein, die Gebäude sollen dann rund 250 WissenschafterInnen Platz bieten.

Weblinks

48.312516.2491666666677Koordinaten: 48° 19′ N, 16° 15′ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gugging — The Maria Gugging Psychiatric Clinic, known as Gugging, is a psychiatric institution located on the outskirts of Vienna, Austria. Several of its patients became known for their Outsider Art, and were referred to as the Gugging Artists. Today, the …   Wikipedia

  • Gugging — Haus der Künstler La Haus der Künstler (Maison des artistes) est un lieu de création artistique pour personnes atteintes de troubles psychiatriques, situé à Gugging près de Vienne (Autriche). Créée en marge de la Clinique psychiatrique de Gugging …   Wikipédia en Français

  • Maria Gugging — ist eine Katastralgemeinde von Klosterneuburg, Stadt der Völkerverständigung, in Niederösterreich. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gugging („Kukkingin“) vermutlich 1072 bzw. „Gukkindorf“ 1083. Bereits aus der Jungsteinzeit gibt es menschliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Gugging — Die Pfarr und Wallfahrtskirche Maria Gugging mit der markanten Böschmauer und mehrläufigen Treppe …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der denkmalgeschützten Objekte in Klosterneuburg — Die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Klosterneuburg enthält die etwa 140 denkmalgeschützten, unbeweglichen Objekte der niederösterreichischen Stadtgemeinde Klosterneuburg. Inhaltsverzeichnis 1 Denkmäler 2 Legende 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Haus der Kunstler — Haus der Künstler La Haus der Künstler (Maison des artistes) est un lieu de création artistique pour personnes atteintes de troubles psychiatriques, situé à Gugging près de Vienne (Autriche). Créée en marge de la Clinique psychiatrique de Gugging …   Wikipédia en Français

  • Haus der Künstler — La Haus der Künstler (Maison des artistes) est un lieu de création artistique pour personnes atteintes de troubles psychiatriques, situé à Gugging près de Vienne (Autriche). Créée en marge de la Clinique psychiatrique de Gugging en 1981 par le… …   Wikipédia en Français

  • August Walla — (* 22. Juni 1936 in Klosterneuburg; † 7. Juli 2001 in Maria Gugging) war ein österreichischer Künstler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ausstellung 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Institute of Science and Technology Austria — Vorlage:Infobox Hochschule/Studenten fehltVorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Institute of Science and Technology Austria …   Deutsch Wikipedia

  • Weidlingbach (Gemeinde Klosterneuburg) — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”