Guggenmusik

Guggenmusik
Guggenmusik in Basel

Die Guggenmusik kommt ursprünglich aus dem alemannischen Raum (Schweiz und Süddeutschland) und wird auch „Guggemoseg“, „Guuggemusig“ (in der Zentralschweiz), „Guggamusik“ (in Vorarlberg), "Güggemüsig" (im Kanton Wallis) oder „Chatzemusig“ genannt. Es handelt sich um eine stark rhythmisch unterlegte, auf ihre eigene, sehr spezifische Art „falsch“ gespielte Blasmusik. Meistens wird sehr gekonnt knapp neben der Melodie hergespielt, das heißt man erkennt die Melodie durchaus, aber sie klingt ziemlich schräg. Dabei wird sie von einer ebenfalls sehr guten Rhythmussektion dominiert und vorangetrieben. So entsteht eine wilde, mitreißende Musik, gut tanzbar und hervorragend geeignet für spontane Platz- und Straßenkonzerte während der „wilden Tage“. Die Musiker sind zudem alle verkleidet und maskiert.

Die Guggenmusik ist Bestandteil der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, der Basler Fasnacht, Luzerner Fasnacht, Berner Fasnacht, Walliser Fasnacht und allgemein der Zentralschweizer Fasnacht.

Der Begriff leitet sich vermutlich her von „Gugge“, was im Alemannischen für Tüte steht. Im Schweizerdeutsch steht der Begriff „Gugge“ für alle Arten von Blechblasinstrumenten. Eine „Guggemusig“ bezeichnet somit eine Gruppe von Leuten, die zusammen musiziert, während sie einfache Masken – damals Tüten, welche in Basel und Umgebung ebenfalls Guggen heißen – trugen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ihren Ursprung hat die Musik im Brauch, die Wintergeister mit dem Blasen von Kuhhörnern auszutreiben. Erstmals erwähnt wurde dieser Brauch im 16. Jahrhundert, als man zur Karnevalszeit mit Rasseln, Blecheimern, Trommeln, Kuhglocken oder Pfeifen umherzog. Die Musik sollte schräg sein, laut und jämmerlich. Damals schon wurden Masken und Kostüme verwendet: Tücher und alte Lumpen sowie eine Menge Fantasie nahm man, um sich zu verkleiden und die Geister zu verschrecken.

Platzkonzert einer Basler Gugge

Als im Jahre 1874 erstmals eine Blaskapelle zum Morgestraich in Basel mitmarschierte, wurden zunächst heftige Proteste laut, zehn Jahre später wurde es aber polizeilich erlaubt. Der Begriff "Guggenmusik" ist erstmals an der Basler Fasnacht von 1906 belegt.

1934 erlebten die Guggemusiken in Basel ihren großen Aufschwung und zogen am nicht genutzten Fasnachtdienstag – der nun als spezieller Guggetag gilt – in großer Zahl durch die Stadt „mit schmetterndem Getöse“, „bäumig schränzend“ und „vorüber rasselnd“.

Nach dem 2. Weltkrieg schwappte das Guggefieber in die Zentralschweiz (1948 erste Guggenmusik in Luzern), nach Süddeutschland, Italien und Österreich über. Heute gibt es viele Arten von Guggemusik, von schräg bis zur Big Band Gugge, die in der Fasnacht die Leute begeistern. Oft werden Volks- und Kinderlieder sowie bekannte Popsongs gespielt. Seit den 1980er-Jahren ist vor allem in der Zentralschweiz auch der Einfluss des brasilianischen Karnevals (Samba-Rhythmen) spürbar.

Insbesondere im oberschwäbischen Raum gibt es schon seit Jahrzehnten sogenannte „Lumpenkapellen“ bzw. die „Katzenmusik“, die von der Intention her durchaus mit den Guggenmusiken vergleichbar sind.

Ausprägungen

Guggenmusik in Monthey
Eis-zwei-Geissebei in Rapperswil (SG)
Jugendgugge Guggemotzer aus Ittigen BE (Schweiz)

Es ist nicht möglich, eine einheitliche Definition der Guggenmusik zu finden, da jede Region andere Fasnachtstraditionen hat.

Neben den traditionellen Blechblasinstrumenten wie Trompete, Tuba und Posaune sowie dem unverzichtbaren Schlagwerk lässt sich heute auch beinahe jedes andere Instrument finden. Von der Steeldrum bis zum Dudelsack, von der Piccoloflöte über Klarinetten und Saxophone bis zu gewaltigen Sousaphonen ist alles anzutreffen.

Kontrovers wird diskutiert, wer sich überhaupt Guggenmusik nennen kann. Grob unterscheiden lassen sich

  • reine Musikvereine, die lediglich ein für Fasnacht angepasstes Repertoire spielen,
  • professionelle Guggenmusiken, die das Jahr über für die närrische Zeit Musikstücke lernen und an Choreografien feilen,
  • Gruppen von Laienmusikern, die nicht nach Noten spielen, weil sie diese sowieso nicht lesen könnten.

Professionelle Guggen lassen sich vor allem in der Schweiz finden, wo einige Musikgruppen regelrechte Konzertreisen veranstalten und nur gegen Gage auftreten. In Süddeutschland trifft man eher Zusammenschlüsse aus Laien- und Vereinsmusikern an, wobei auch hier ein gewisser Wettbewerbsgedanke nicht immer abzusprechen ist. So wurde bereits fünf Mal die deutsche Guggenmusik-Meisterschaft im Europa-Park in Rust ausgetragen (2003, 2004, 2007, 2008 und 2009)

In der „Fasnetszeit“ findet jährlich in Schwäbisch Gmünd das größte „Internationale Guggenmusik-Treffen“ der Welt statt. Guggenmusik-Gruppen aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Großbritannien und der Schweiz treffen sich bei der zwei Tage dauernden Veranstaltung. Das Treffen zählt jedes Jahr zwischen 60.000 und 100.000 Besucher.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Guggenmusik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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