Großvaterparadoxon

Großvaterparadoxon

Das Großvater-Paradoxon ist das am häufigsten verwendete Beispiel, um Probleme mit der Kausalität bei Zeitreisen zu illustrieren. Es handelt sich dabei um folgendes Szenario: Jemand, der über die Möglichkeit der Zeitreise verfügt, reist zurück in die Vergangenheit vor der Zeugung seines Vaters und tötet dort seinen Großvater. Das Paradoxon in dieser Situation entsteht durch die Tatsache, dass der Zeitreisende ohne die Existenz seines Vaters, der nun wegen des Todes des Großvaters nicht geboren wird, selbst nicht geboren werden kann und folglich auch nicht hätte in der Zeit zurückreisen können, um seinen eigenen Großvater zu töten. Das Paradoxon zeigt somit, dass die Probleme, die sich durch die Veränderungen, die das Auftauchen des Zeitreisenden zwangsläufig mit sich bringen muss, ergeben, weder vernachlässigbar, noch in jedem Fall korrigierbar sind. Entsprechend muss eine wirklich realisierte Zeitreise diesen Widerspruch in irgendeiner Form vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Hypothese über eine Auflösung durch ein selbstkonsistentes Universum

Eine mögliche Auflösung bietet ein selbstkonsistentes Universum: Es ist zwar möglich, in der Zeit zu reisen, aber nicht, dabei Kausalitätsverletzungen zu produzieren. Alles, was der Zeitreisende in der Vergangenheit tut, ist bereits Teil ebendieser Vergangenheit. Um im Bild des Paradoxons zu bleiben: Der Zeitreisende kann seinen Großvater nicht töten, auch wenn er es versucht, weil sein Großvater nicht getötet wurde. Das Gedankenexperiment kann in einem selbstkonsistenten Universum sogar soweit getrieben werden, dass die Zeitreise selbst es dem Zeitreisenden erst erlaubt, seine Zeitreise durchzuführen – und zwar genau so, wie er es bereits getan hat.

Eng gefasst müsste genau die gleiche Vergangenheit durchlaufen werden, die bis zum Zeitpunkt der Zeitreise durchlaufen wurde (das Auftauchen des Zeitreisenden ist bereits Teil der Vergangenheit). Fasst man die Interpretation etwas weiter, so muss lediglich gefordert werden, dass alle ausgelösten Veränderungen letztlich zu identischen Ausgangsbedingungen der Zeitreise führen müssen. Der Zeitreisende kann also zwar etwas in der Vergangenheit verändern, aber nur im Rahmen enger Beschränkungen (nämlich der Forderung nach einer konsistenten Wiederherstellung der Ausgangssituation seiner Zeitreise).[1]

Viele-Welten-Interpretation

Hauptartikel: Viele-Welten-Interpretation

Eine weitere mögliche Auflösung des Parodoxons beruht auf der Annahme von Parallelwelten. Der Zeitreisende reist dabei nicht tatsächlich in seine eigene Vergangenheit, sondern reist in eine unabhängige Zeitlinie in einer Parallelwelt, die ab dem Ankommen des Zeitreisenden nicht mehr der ursprünglichen Vergangenheit des Zeitreisenden entspricht. Durch dieses Eintreten in eine neue Welt löscht man sich also nicht mehr selbst aus, wenn man seinen Großvater tötet, da es sich ja nur um den Großvater der Parallelwelt handelt. Der „eigene Großvater“ dagegen sorgt dafür, dass man selbst in der Gegenwart geboren wird, da er nicht mit dem anderen Großvater des Paralleluniversums interagiert. Bei dieser Annahme entsteht bei jeder Zeitreise ein eigenes Universum, da ansonsten erneut das Paradoxon entstehen würde.

Literatur

  • D. Deutsch, M. Lockwood: Die Quantenphysik der Zeitreise, Spektrum der Wissenschaft, November 1994, S. 50–57
  • J. Richard Gott: Zeitreisen in Einsteins Universum, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Mai 2003, ISBN 3-499-61577-0

Einzelnachweise

  1. Frank Arntzenius, Tim Maudlin: Time Travel and Modern Physics, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben).

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