Großrumänien

Großrumänien
Großrumänien (1918–1940)
Verteilung der Ethnien in den Kreisen Großrumäniens (Volkszählung 1930)

Als Großrumänien (rumänisch „România Mare“) wurde umgangssprachlich das Königreich Rumänien in der Zeitspanne 1919–1940 bezeichnet, als es seine größte territoriale Ausdehnung erreichte. Rumänien hatte damals eine Fläche von 294.967 km².

Rumäniens Wappen von 1921 bis 1947

Rumänien (das Altreich) erhielt nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ungarisch-Rumänischen Krieg mehrere Territorien von Ungarn (Siebenbürgen und Teile von Banat, Kreischgebiet und Maramuresch), Österreich (Bukowina), Russland (Bessarabien) und Bulgarien (Rückgabe der Süddobrudscha). In diesen Gebieten wurde der Anschluss zu Rumänien durch Volksversammlungen gefordert, der später in den internationalen Verträgen von Trianon, Sèvres und Neuilly-sur-Seine bestätigt wurden.

Laut der Volkszählung von 1930 stellten die Rumänen als Titularnation 76 % der Bevölkerung des Staates dar. Unter den nationalen Minderheiten waren etwa 800.000 Deutsche.[1]

Rumänien wandte sich ab 1934 dem nationalsozialistischen Deutschland zu. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der sich daran anschließenden territorialen Neuordnung Europas im Hitler-Stalin-Pakt verlor Rumänien große Teile seines Staatsgebietes: Im Sommer 1940 wurden die Nordbukowina, das Hertza-Gebiet und Bessarabien von der Sowjetunion besetzt, die Süddobrudscha wurde an Bulgarien, das nördliche Siebenbürgen an Ungarn (im Zweiten Wiener Schiedsspruch) abgetreten.

Karl II. ging nach diesen Verlusten ins Exil, woraufhin die Macht faktisch an den neuen Ministerpräsidenten Ion Antonescu fiel. Dieser errichtete ein faschistisches Regime, und Rumänien trat den Achsenmächten bei. 1941 beteiligte sich Rumänien im Zweiten Weltkrieg am zunächst erfolgreichen deutschen Feldzug gegen die Sowjetunion, wodurch die ein Jahr zuvor sowjetisch besetzten Gebiete wieder rumänisch wurden. Die erfolgreiche Offensive der Roten Armee im August 1944 führte schließlich zum Sturz Antonescus und zum Frontwechsel Rumäniens. Es erhielt zwar Nordsiebenbürgen zurück, doch kamen Bessarabien, das Hertza-Gebiet und die Nordbukowina wieder unter sowjetische Besatzung. In den Pariser Friedensverträgen (1947) erkannte Rumänien schließlich auch offiziell den Verlust dieser Territorien an. Trotzdem musste Rumänien ein Jahr später (1948) auch noch die Schlangeninsel an die Sowjetunion abtreten.

Der Hauptteil dieser Gebiete wird heute vom eigenständigen Staat Moldawien gebildet, der Rest (Budschak und die heutige Oblast Tscherniwzi) gehört zur Ukraine.

Das heutige Rumänien entspricht mit einer Fläche von 238.391 km² nur noch zu 80 % der Ausdehnung Großrumäniens. Bessarabien, die nördliche Bukowina, das Herza-Gebiet, die Schlangeninsel und die südliche Dobrudscha gehören heute nicht mehr zu Rumänien.

Der Begriff wird, besonders nach Ende der kommunistischen Herrschaft in Rumänien, auch in einem irredentistischen Zusammenhang benutzt, nicht zuletzt von der Partidul România Mare (Großrumänienpartei).

Einzelnachweise

  1. Das kluge Alphabet Band 2, Seite 349, Propyläen Verlag 1935

Siehe auch


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