Großfahner

Großfahner
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Großfahner
Großfahner
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Großfahner hervorgehoben
51.06666666666710.816666666667200
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Gotha
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Fahner Höhe
Höhe: 200 m ü. NN
Fläche: 11,41 km²
Einwohner:

850 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99100
Vorwahl: 036206
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 033
Adresse der Verbandsverwaltung: Markt 7
99958 Tonna
Webpräsenz: www.vg-fahner-hoehe.de
Bürgermeisterin: Karin Schneider
Lage der Gemeinde Großfahner im Landkreis Gotha
Aspach Ballstädt Bienstädt Brüheim Bufleben Crawinkel Dachwig Döllstädt Drei Gleichen Ebenheim Emleben Emsetal Eschenbergen Friedrichroda Friedrichswerth Friemar Fröttstädt Georgenthal Gierstädt Goldbach Gotha Gräfenhain Großfahner Günthersleben-Wechmar Haina Herrenhof Hochheim Hohenkirchen Hörselgau Laucha Leinatal Luisenthal Mechterstädt Metebach Molschleben Nesse-Apfelstädt Nottleben Ohrdruf Petriroda Pferdingsleben Remstädt Schwabhausen Sonneborn Tabarz Tambach-Dietharz Teutleben Tonna Tröchtelborn Trügleben Tüttleben Waltershausen Wangenheim Warza Weingarten Westhausen Wölfis Zimmernsupra Thüringen Erfurt Ilm-Kreis Landkreis Schmalkalden-Meiningen Wartburgkreis Eisenach Unstrut-Hainich-Kreis Landkreis SömmerdaKarte
Über dieses Bild

Großfahner ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Gotha. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Fahner Höhe.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Großfahner liegt an der Straße von Döllstädt (wo sich der nächste Bahnhof befindet) nach Molschleben und Gotha am östlichen Abhang der Fahner Höhe, die im Abtsberg am Ortsrand von Großfahner eine Höhe von 412 Metern erreicht. Es bestehen Busverbindungen nach Dachwig, Gotha und Erfurt.

Durch den Ort fließt der Jordan, ein Bach, der in der Fahner Höhe entspringt und einen Kilometer nordöstlich in den Speicher Dachwig mündet, einen knapp einen Quadratkilometer großen Stausee.

Geschichte

In der Nähe des heutigen Ortes wurde bei einer Grabung ein Kultplatz aus der La-Tène-Zeit freigelegt und geborgen. In einer Grube des 3. bis 2. Jahrhumderts v. Chr. fand man menschliche Skelette sowie 125 Knochenreste von Wild- und Haustieren. Die Tierknochen stammen vom Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, Rothirsch, Wildschwein und auch Wolf.[2]

Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wird Fahner in einem Verzeichnis der von Erzbischof Lullus († 786) von Mainz für das Kloster Hersfeld von Freien verliehenen Gütern erstmals urkundlich als Vaneri/Fanre erwähnt. In einer Schenkungsurkunde vom 18. Mai 874 wird Yaneri nebst anderen 116 Orten in Thüringen als dem Stift Fulda zehntpflichtig erwähnt. Erzbischof Liubert zu Mainz als auch der Abt Sigehard zu Fulda machten das Recht der Zehnterhebung für sich geltend. Den Streit darüber entschied König Ludwig der Deutsche (840-876) am Hofe zu Ingelheim zu Gunsten der Abtei Fulda.[3]

Im 13. Jahrhundert wurde es Teil der Landgrafschaft Thüringen, nahe der Grenze zum Kurmainzisch-Erfurter Besitz. Im Ort residierten die Schatzmeister und Kämmerer der Thüringer Landgrafen, die Herren von Vanre /von Fahner, die im Ort seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegt sind und eine Wasserburg errichteten. 1257 werden die von Fahner Lehnsmänner der Grafen von Schwarzburg, deren Erbkämmerer sie 1370 wurden. Die Herrschaft über den Ort übernahm nach dem Aussterben der von Fahner 1412 die Familie von Seebach, die bis 1945 Herren über Großfahner blieben. Die Wasserburg in der Mitte des Ortes muss mit ihren vier Ecktürmen und breitem Burggraben einen wehrhaften Eindruck gemacht haben, brannte aber 1649 ab (andere Quelle: wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört). Alexander Thilo von Seebach ließ in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts eine neue Schlossanlage errichten. Diese wurde zweiteilig gestaltet, um beiden Söhnen je einen Sitz überlassen zu können. Die beiden Teile, die jeweils einen eigenen Wirtschaftshof hatten, wurden nach der Bedachung „Schieferschloss“ und „Ziegelschloss“ genannt; um 1680 erfolgte der Bau der beiden Portale. Beide Schlösser verfügten über eine reiche Innenausstattung. Großfahner gelangte unterdessen unter die Oberhoheit der ernestinischen Wettiner, übernahm mit diesen die Reformation und wurde im Zuge der Landesteilungen dem Herzogtum Sachsen-Gotha zugeschlagen. Die von Seebach stellten Anfang des 19. Jahrhunderts einen Gothaischen Staatsminister sowie mit Nikolaus Graf von Seebach einen Königlich-Sächsischen Intendanten der Dresdner Bühnen. Der Obstanbau, für den die Gegend an der Fahnerschen Höhe bis heute bekannt ("Fahnersche Kirschdörfer") ist, wurde 1791 von Friedrich-Wilhelm von Seebach (Naumburger Dompropst) und dem Ortspfarrer von Kleinfahner, Johann Volkmar Sickler, eingeführt: mit Kirschenstämmchen aus dem Rheinland. Der Obstanbau stellt von damals an bis heute einen wichtigen Erwerbszweig dar und macht die Gegend landschaftlich besonders reizvoll. Die als Familiengesellschaft zusammengefassten und von Thilo und seinem Sohn Alexander bewirtschafteten Güter waren bis 1945 der größte Arbeitgeber in Großfahner.

Großfahner wurde ohne größere Kampfhandlungen am 9. April 1945 von US-Truppen besetzt. Ende April waren bereits viele wertvolle Gegenstände (alte Jagdwaffen, Rüstungen, Kunstgegenstände) aus den Schlössern geraubt. Im Juli 1945 zog eine sowjetische Kommandantur in das Schloss ein, die von Seebach wurden enteignet und im Januar 1946 ausgewiesen. 1947/48 wurden die Schlösser, die den Krieg unversehrt überstanden hatten, auf der Basis des Befehls 209 der SMAD dem Abbruch freigegeben: "Die Zwingburgen müssen fallen". Auf dem Gutsgelände wurden Neubauerngehöfte gebaut. Anfang der 1950er Jahre mussten alle Bauern in die LPG, es entstanden "Fahner Obst" und "LPG T(ier)".

Nach der politischen Wende und Wiedervereinigung übernahmen Nachfolge-Organisationen die Agrar-Flächen, Obstanbau und Viehbestand wurden reduziert. Vermögensrechtliche Ansprüche der Familie von Seebach wurden nach BRD-Recht abgewiesen. Das Ortsbild hat man wieder ansehnlich gestaltet. Viele Wohnhäuser weisen die traditionelle Fachwerk-Lehm-Bauweise auf, immer mehr Häuser allerdings haben hinter Dämmplatten ihre charakteristische Fassade verloren. 1997 konnte die Peter-und-Paul-Kirche nach 6-jähriger Sanierungszeit wieder geweiht werden.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 - 877
  • 1995 - 874
  • 1996 - 891
  • 1997 - 902
  • 1998 - 891
  • 1999 - 904
  • 2000 - 906
  • 2001 - 920
  • 2002 - 914
  • 2003 - 911
  • 2004 - 891
  • 2005 - 899
  • 2007 - 879
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Wirtschaft

Großfahner ist sehr ländlich geprägt. Neben einem größeren Agrarbetrieb (dessen Wirtschaftsgebäude keine Zierde des Ortes sind) und verschiedenen Obstbauern sind weitere Arbeitgeber unter anderem die Procon GmbH (Medizintechnik), ein Pulver- und Farbbeschichtungsbetrieb (FaBe) sowie die Töttelstädter Fleisch- und Wurstwaren GmbH.

Sehenswürdigkeiten

Kirche "Peter und Paul""

Die Namen "Schloss-Apotheke" und "Schloss-Gasthof" erinnern bis heute an den alten Herrensitz derer von Seebach. An historischen Bauten existieren neben der Dorfkirche "Peter und Paul" mit romanischem Vorgängerbau eine Reihe sehenswerter Fachwerkbauten. Auf dem Friedhof neben der Kirche findet sich ein Gedenkstein neueren Datums, der an die früher hier befindlichen Gräber der Familie von Seebach erinnert. Alte Grabplatten der Familie sind heute an der Kirchenmauer angelehnt. Reste der alten Dorfmauer sind auf dem Hög, nördlich des Friedhofes und im Kindergarten zu finden. Der Kindergarten wurde auf dem Gelände der ehemaligen Gutsgärtnerei Tews errichtet. Eine alte Steintreppe mit Brunnen erinnert noch daran. Hinter der Schloss-Apotheke wurde eine der zwei ehemals vorhandenen Brücken zur Schlossanlage teilweise restauriert.

Bildung

In Großfahner besteht eine staatliche Grundschule.

Vereine

Wichtigste Vereine des Ortes sind der TSV Großfahner e. V. (Neugründung 2007) , die Freiwillige Feuerwehr, der Verein für Heimatgeschichte und ein Kleingartenverein. Des Weiteren engagieren sich der Fahnersche Faschingsverein '78 e.V. sowie die Kirmesgesellschaft Großfahner e.V. für das kulturelle Leben des Ortes. Am 4. März 2008 hat sich in Großfahner eine Bürgerinitiative "gentechnikfreie Region Fahner Höhe" gegründet, welche den Anbau von "Genmais" auf den Feldern von Großfahner für dieses Jahr gestoppt hat.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig-Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 142.
  3. Guido Reinhardt: Geschichte des Marktes Gräfentonna. Langensalza 1892.

Literatur

  • Reinhold Andert: Die Tretenburg, Herbsleben und die Königsleutedörfer. In: Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2. (Fahner war im Thüringer Königreich bis 531 ein Königsleutedorf)
  • Johann-Wilhelm, Georg-Tilo von Seebach: Die Familie von Seebach und ihre Güter in Groß- und Kleinfahner" in "Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Thüringen. Hrsg. B.J.Sobotka und Thüringer Landesamt für Denkmalpflege, Theiss-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-8062-1123-X.
  • Reinhold Andert: Der Ring um Herbsleben. In: Reinhold Andert: Der fränkische Reiter. Dingsda, Querfurt 2006, ISBN 3-928498-92-4.
  • Thomas Bienert: Schloss in Großfahner 1948 abgerissen. In: Das Schicksal geschundener und ausgelöschter Adelssitze. Thüringer Allgemeine Extra, 2006.

Weblinks

 Commons: Großfahner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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