Großer Norderneyer Leuchtturm

Großer Norderneyer Leuchtturm
Leuchtfeuer Norderney
Großer Norderneyer Leuchtturm
Großer Norderneyer Leuchtturm
Ort: Norderney
Lage: auf einer Düne in der Mitte der Ostfriesischen Insel Norderney
Geographische Lage 53° 42′ 33,47″ N, 7° 13′ 46,56″ O53.7092972222227.229654.6Koordinaten: 53° 42′ 33,47″ N, 7° 13′ 46,56″ O
Höhe Turmbasis: 54,6 m ü. NN
Feuerhöhe über Basis: 59,6 m
Leuchtfeuer Norderney (Niedersachsen)
DEC
Leuchtfeuer Norderney
Kennung: Blz. (3) 12 s
Optik: Fresnel-Linse
Betriebsart: seit 1930 elektrisch
Funktion: Leuchtturm
Bauzeit: 1871 bis 1874
Betriebszeit: seit 1. Oktober 1874

Der Leuchtturm Norderney (Offizielle Bezeichnung: Großer Norderneyer Leuchtturm)[1] steht in der Mitte der ostfriesischen Insel Norderney auf einer Düne unmittelbar nördlich des Inselflugplatzes. Der Leuchtturm wurde in den Jahren 1871 bis 1874 erbaut und ist ein aktives Seezeichen vor der niedersächsischen Küste. Mit einer Turmhöhe von 54,60 Metern ü. NN. (Gesamthöhe mit Laterne 64 Meter), 253 Stufen und einem mittleren Durchmesser von etwa 6,45 Metern ist er gleichzeitig das höchste Bauwerk der Insel. Der Turm gehört der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung der Bundesrepublik Deutschland als Navigationsfestpunkt und Wegweiser für die Schifffahrt und hat die internationale Ordnungsnummer B 1054.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der achteckige Leuchtturm wurde in den Jahren 1871 bis 1874 durch die 1823 gegründete Königliche General-Direktion des Wasserbaus mit Sitz in Hannover in massiver Bauweise aus roten Ziegeln gemauert.[1] Die Baupläne entwarf die Königlich-Preußische Wasser- und Schiffahrtsverwaltung in Norden zusammen mit dem Konstrukteur Ernst Schumacher aus Leer. Seitdem ist der Turm das einzige aktive Seefeuer auf der Insel und dient der Schifffahrt als Orientierungsfeuer.[2] Der Leuchtturm wurde am 1. Oktober 1874 nach dem Entzünden seiner Lichtquelle, die zunächst aus einer Petroleumlampe mit fünf konzentrischen Dochten bestand, offiziell als festes Schifffahrtszeichen der Insel Norderney eingeweiht. Damit wurde die große Lücke der Leuchtfeuer auf den Ostfriesischen Inseln und der südlichen Deutschen Bucht geschlossen. Bereits vorher gab es auf Borkum (seit 1857 und 1870) und Wangerooge (seit 1624) Leuchtfeuer. Durch die Errichtung und Inbetriebnahme des Norderneyer Leuchtturms wurde die Sicherheit des Schiffsverkehrs vor der Deutschen Küste erhöht. Der Leuchtturm löste das im Jahre 1849 errichtete Kap als offizielles Erkennungszeichen für die Seefahrt ab, das seit 1926 das Wahrzeichen der Insel ist.

Eine undatierte Beschreibung des Leuchtfeuers:[3]

Norderney, auf dem nördlichen Ende der großen Düne, südöstlich der sogenannten weißen Dünen. Ein weißes Funkelfeuer mit Blinken von 10 zu 10 Sekunden, den ganzen Horizont beleuchtend.

Seit seiner Entzündung sandte das Leuchtfeuer sechs Blitze in der Minute über 21 Seemeilen. Im Jahre 1930 wurde das Petroleumfeuer gelöscht und die Lichtquelle auf eine elektrische Glühlampe umgestellt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Leuchtfeuer der Leuchttürme und Feuerschiffe vor der Deutschen Küste abgeschaltet. Der Norderneyer Leuchtturm wurde von den alliierten Bomberverbänden während der Bombenangriffe auf die Ostfriesischen Inseln nicht zerstört, da er als Tagessichtmarke und Navigationspunkt diente. Vor der Elektrifizierung der Drehmechanik erfolgte die Drehung der Optik bis in das Jahr 1959 durch ein im Turmschacht aufgehängtes Gewicht, welches täglich durch die drei Leuchtturmwärter mithilfe einer Winde von Hand aufgezogen werden musste. Im Zuge der allgemeinen Modernisierung der Leuchtfeuer an den Deutschen Küsten wurde im Juli 1977 die Blitzkennung des Leuchtturms geändert. Seitdem wird alle 12 Sekunden eine Gruppe von drei Blitzen ausgesandt. Die Blitzkennung lautet (Blz.(3) 12 s).[2][4][5] Seit 1981 wird der Betrieb des Turms von der Verkehrszentrale Ems an der Knock bei Emden ferngesteuert und überwacht.

Sanierungsphase und Modernisierung

Leuchtturm während der Sanierung 2004

Von 2003 bis 2006 wurde der Leuchtturm jeweils in den Monaten März bis Oktober mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 600.000 Euro aufwändig in fünf Stadien restauriert. Zunächst wurde damit begonnen, das äußere, aus Ziegeln bestehende Mauerwerk, das nach 129 Jahren durch Wind und Wetter verwittert und zerstört war, großflächig zu sanieren und gegen aufkommende Feuchtigkeitsschäden zu imprägnieren. Die weiteren Stadien waren die anschließende Verfugung des Mauerwerks, die Sanierung der Fenster und der Eingangstür sowie die Sanierung des inneren Mauerwerks und des Daches. Der Brandschutz wurde auf den aktuellen Stand gebracht. Der Leuchtapparat wurde im Zuge der allgemeinen Sanierung 2004 mit einer 400 Watt starken Halogendampflampe modernisiert, die unter anderem die Wartungsintervalle vergrößert. Die gebündelte Lichtstärke beträgt 496.000 cd, der Lichtstrahl ist 20,7 Seemeilen weit sichtbar.[1]

Der Leuchtturm ist seit den Sanierungsarbeiten mit zwei AIS-Antennen versehen. Weitere installierte Antennen- bzw. Sende- und Empfangsanlagen sind ein Datensender für den Pegeldatenfunk der Wasserstandsdatenfernübertragung (WDFÜ) und Funkantennen für die Kommunikation der DGzRS-Seenotrettungskreuzer.

Laterne und Optik

Ein nach den Plänen des französischen Ingenieurs Augustin Jean Fresnel entworfener Fresnelscher Linsenapparat wurde in der Laterne des Leuchtturms eingesetzt. Er dient zur Verstärkung und Bündelung des Lichtes aus der in der Mitte der Optik installierten Lichtquelle. Die auf diese Art stark gebündelten Lichtstrahlen haben eine Tragweite von 23 Seemeilen (42,6 Kilometer). Der Linsenapparat hat einen Durchmesser von 1,85 Metern und besteht aus 1008 Prismen, von denen jede vierte abgedeckt ist, und 24 Plankonvexlinsen. Ein Linsenfeld hat 8 katadioptrische Prismen unterhalb und 18 katadioptrische Prismen oberhalb des Diopters. Der Diopter, die eigentliche Fresnel-Linse, besteht aus der Plankonvexlinse und je 8 dioptrischen Prismen oberhalb und unterhalb der Plankonvexlinse. Mit einer Brennweite von 920 Millimetern gehört der Linsenapparat zur 1. Ordnung.[6] Die Ordnungszahl gibt dabei die Entfernung der Linse zum Leuchtkörper an. [7] Insgesamt besteht die 3,5 Tonnen schwere Linsen-Konstruktion, die aufgrund ihrer Form als Scheinwerferoptik bezeichnet wird, aus 1032 Prismen und Linsen. Die Fresnel-Linse wurde von der in Paris ansässigen Firma Sautter – Lemonier & Cie. gefertigt und als Reparationsleistung des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 geliefert. [8]

Sonstiges

Gegen Eintrittsgeld kann der Turm seit April 2006 bestiegen[1] und in der Hauptsaison als Aussichtspunkt genutzt werden. Die jährliche Besucherzahl liegt bei etwa 40.000. An klaren Tagen mit guter Fernsicht können von der umzäunten Galerie unterhalb der Turmspitze im Westen Borkum mit seinen Leuchttürmen und im Osten Langeoog und Spiekeroog mit bloßem Auge ausgemacht werden.

Der bis Ende 2008 auf Norderney lebende Kunstmaler Ole West hat den Leuchtturm und dessen Umgebung häufig als Motiv seiner Bilder gewählt, die er hauptsächlich auf Seekarten malt.

Einzelnachweise und Quellenangaben

  1. a b c d Anfrage an die WSV – WSA Emden
  2. a b Leuchtturm Norderney. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) – WSA Emden. Abgerufen am 10. Januar 2009.
  3. Sehenswürdigkeiten auf Norderney: Der Leuchtturm. R.I.D. Reise-Informationsdienst GmbH & Co.KG. Abgerufen am 17. Januar 2009.
  4. Daten des Norderneyer Leuchtturms. www.leuchtturm-atlas.de. Abgerufen am 10. Januar 2009.
  5. Anlage 8, Bezeichnung der Wasserstraße. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Abgerufen am 17. Januar 2009.
  6. Informationen zur Modernisierung des Lampenapparates. Fachstelle der WSV für Verkehrstechniken (FVT). Abgerufen am 10. Januar 2009.
  7. Informationen zur Leuchtturm-Technik. www.luechthuus.de. Abgerufen am 10. Januar 2009.
  8. Daten und Bilder zum Leuchtturm Norderney. www.leuchtturm-welt.de. Abgerufen am 10. Januar 2009.

Literatur

Bildbände

  • Reinhard Scheiblich, Hans Helge Staack: Leuchttürme-Lexikon. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-8319-0038-8. 
  • Uwe Schnall: Leuchttürme an deutschen Küsten. Eine Bildreise. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-89234-521-X. 

Siehe auch


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