Großensee (Thüringen)

Großensee (Thüringen)
Wappen Deutschlandkarte
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Großensee (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Großensee hervorgehoben
50.9344444444449.9716666666667236
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Wartburgkreis
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Berka/Werra
Höhe: 236 m ü. NN
Fläche: 3,27 km²
Einwohner:

204 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99837
Vorwahl: 036922
Kfz-Kennzeichen: WAK
Gemeindeschlüssel: 16 0 63 036
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 65
99837 Großensee
Bürgermeister: Dieter Platzdasch (WHVV)
Lage der Gemeinde Großensee im Wartburgkreis
Andenhausen Bad Liebenstein Bad Salzungen Barchfeld Berka/Werra Berka vor dem Hainich Bischofroda Brunnhartshausen Buttlar Creuzburg Dankmarshausen Dermbach Diedorf Dippach Dorndorf Ebenshausen Empfertshausen Ettenhausen an der Suhl Fischbach Frankenroda Frauensee Geisa Gerstengrund Gerstungen Großensee Hallungen Hörselberg-Hainich Ifta Immelborn Kaltenlengsfeld Kaltennordheim Klings Krauthausen Lauterbach Leimbach Marksuhl Martinroda Merkers-Kieselbach Mihla Moorgrund Nazza Neidhartshausen Oechsen Ruhla Schleid Schweina Seebach Stadtlengsfeld Steinbach Tiefenort Treffurt Unterbreizbach Urnshausen Vacha Völkershausen Weilar Wiesenthal Wölferbütt Wolfsburg-Unkeroda Wutha-Farnroda Zella ThüringenKarte
Über dieses Bild

Großensee ist eine Gemeinde im Wartburgkreis in Thüringen. Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Berka/Werra an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Berka/Werra hat.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Großensee und Kleinensee vor dem Hintergrund der Abraumhalde des Monte Kali

Naturräumlich liegt die Gemeinde Großensee im Talgebiet der mittleren Werra, am Rand vom Seulingswald und Richelsdorfer Gebirge, einem Teilgebiet des südlichen Werraberglandes welches auch als Waldhessen bezeichnet wird. Durch den Ort fließt der Hönebach. Politisch ist die Gemeinde als Teil Thüringens halbinselförmig von hessischem Gebiet umschlossen.

Nachbargemeinden und -städte

Bereits seit Jahrhunderten liegt der Ort fast vollkommen (zu etwa 80 %) von hessischem Gebiet umschlossen. Nachbarorte sind die hessische Stadt Heringen (Werra) mit dem Stadtteil Kleinensee im Süden; die Gemeinde Wildeck mit den Ortsteilen Hönebach, Raßdorf, Bosserode und Obersuhl im Westen, Norden und Osten; sowie die thüringische Gemeinde Dankmarshausen im Südosten. [2]

Berge

Die höchste Erhebung der Gemarkung befindet sich unweit vom Mahnmal Bodesruh am Osthang des Lehnbergs am Grenzstein 251 der hessisch-thüringischen Landesgrenze (415 m ü. NN). Der südliche Teil des Heiligenberg (316,4 m ü. NN) liegt ebenfalls in der Großenseer Gemarkung. [3]

Gewässer

Bis an die südwestliche Gemarkungsgrenze reicht ein Feuchtgebiet bei Kleinensee, welches als Rest des verlandeten Seulingsees anzusprechen ist. Durch Großensee fließt die Suhl, die den Sandgraben und Schillwiesengraben aufnimmt, und auch Rhedengraben genannt bei Untersuhl in die Weihe mündet. Großensee besaß zwei Mühlen in der Ortslage. [3]

Geologie und Bodenschätze

Die Gemeinde liegt am Rand des Berka-Gerstunger Beckens, mit einer kleinen Nebensenke, dem Obersuhler Becken und der Kleinenseer Bucht. Dieses weite Becken ist rings von Höhenzügen umgeben: im Südwesten der Seulingswald, im Süden die Ausläufer der Vorderröhn, im Osten die Ausläufer des Thüringer Waldes und im Norden das Richelsdorfer Gebirge. Geologisch betrachtet liegt der Ort in der geologischen Formation Trias. Untertage befinden sich beträchtliche Kalisalzlagerstätten (Schachtanlagen bei Heringen, Widdershausen, Dankmarshausen, Dippach und Abteroda). Oberirdisch wurde in der Gemarkung hochwertiger Ton abgebaut.[4]

Verkehr

Die Anschlussstelle 34 (Wildeck, Hönebach) der A 4 befindet sich im drei Kilometer entfernten Hönebach. Straßenverbindungen bestehen nach Hönebach, Raßdorf, Obersuhl, Dankmarshausen und Kleinensee. Den Ort tangiert ein Abschnitt der Thüringer Bahn Eisenach – Bebra mit den Haltepunkten in Obersuhl, Bosserode und Hönebach.

Nach Großensee verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH [5]

Linie Fahrstrecke
L-52 EisenachMarksuhl - Dankmarshausen – Großensee
L-65 GerstungenDankmarshausen – Großensee

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat aus Großensee setzt sich aus 6 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.

  • Wählergemeinschaft Heimat-und Verkehrsverein: 4 Sitze
  • Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr Großensee: 2 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[6]

Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Dieter Platzdasch wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[7]

Geschichte

Ein denkmalgeschützter Stein in der Ortslage

Das Berka-Gerstunger Becken wurde bereits seit der Jungsteinzeit dauerhaft von Menschen besiedelt. Zahlreiche archäologische Fundstellen im Umkreis von fünf Kilometern (z.B. Heiligenberg, Seeküppel, Steinhäuser Mühle, Finkenliethe und Lindenhauptskopf) bezeugen diese Siedlungen am Ufer des einstigen Seulingssee.

Für den Ort stets bedeutsam war die Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße – der sogenannten „Kurzen Hessen“. Von Friedewald kommend, führte ein Teilabschnitt durch den Ort in das nahegelegene Gerstungen.

Um 1000 gehört Großensee zum Gerstengau „gerstengawe“ mit dem Hauptort Gerstungen. Die Ritter von Hornsberg erbauen auf der nahen Hornungskuppe bei Dankmarshausen eine Burganlage, nördlich des Ortes entstehen die Burg Wildeck und bei Nentershausen die Burg Tannenberg. Welchem dieser Burgherren der Ort mit der Steinhäuser Mühle als Lehen übertragen war, konnte bisher nicht lückenlos aufgeklärt werden.

Wegen der Holzknappheit in ihrer Landeshauptstadt Kassel veranlassten die hessischen Landgrafen die Einrichtung der Flößerholzstraße. An den zahllosen Transporten namen auch die Großenseer Fuhrleite teil. Zwischen Widdershausen und Dankmarshausen wurde das Flößholz aus der Werra gezogen und mit Fuhrwerken über Land zur Ulfenmühle an der Fulda bei Breitenbach gebracht, wo sich eine Dielen-Sägemühle befand.

Die letzte Töpferei

Neben der Landwirtschaft besitzt das Töpferhandwerk seit dem sechzehnten Jahrhundert eine zunehmende Bedeutung. Großensee ist ein Hauptort der Werrakeramik. Mit den Flößen wurde Gebrauchskeramik sicher und kostengünstig auf der Weser transportiert und via Bremen exportiert. Das Töpferhandwerk blieb noch im Ort bis in die 1960er Jahre nachweisbar.

Ein aus Großensee gebürtiger Schäferknecht erlangte um 1700 als oft grausamer Räuberhauptmann Wilde Sau im Seulingswald und Werratal schaurige Berühmtheit und ging so in die Thüringer Sagenwelt ein.

Grenzstein an der Wildecker Straße

Im Jahr 1722 erwarb der nach Eisenach übersiedelte sächsische Bergmeister Dreiß die Bergbaulizenzen für den Raum Obersuhl, Dankmarshausen und Großensee, investiert aber sein verbleibendes Kapital im zeitgleich aufblühenden Bergbaurevier von Eckardshausen, Attchenbach und Kupfersuhl.

In einer Amtsbeschreibung von 1765 heißt der Ort: Großen – oder Sülingsee, nach dem längst eingegangenen Säulingssee. Noch 1830 hieß eine Sumpfstelle nach dem See.

Mit großem Aufwand wurde westlich von Hönebach seit 1843 der Eisenbahntunnel in den Berg gesprengt, die Bahnlinie konnte im August 1848 erstmals von Gerstungen bis Bebra befahren werden.

Im Jahr 1849 konnte endlich die baufällige Kirche für 49 Taler 12 SGr repariert werden. Der Ort hatte in diesem Jahr 53 Häuser und 275 Einwohner. Schon damals befand sich am Anger eine Tanzlinde.

Seit 1859 wurde das nördlich in der Niederung befindliche Feuchtgebiet, der „Rheden“ genannt, auf einer Fläche von etwa 220 Hektar durch die Gemeinden Dankmarshausen, Bosseroda und Obersuhl trockengelegt und die neugewonnenen Grundstücke wurden in Wiesen und Artland verwandelt.

Um 1900 fasste die Kaliindustrie im Werratal Fuß. Mit dem Bau der Kaliwerke Alexandershall und Wintershall, bekamen die Großenseer in Heringen, Dankmarshausen und Dippach die ersten industriellen Arbeitsplätze. Später wurden noch die Kalibergwerke Neu-Heringen und Herfa-Neurode gebaut. Der Salzberg Monte Kali des Kaliwerks Wintershall Heringen ist dafür ein sichtbares Zeugnis. Bereits 1921 erfolgt der Anschluss an das Stromnetz und 1924 wird im Ort die erste Wasserleitung verlegt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schafft der Bau der Reichsautobahn zusätzliche Arbeitsgelegenheiten.

Gedenkstätte zur Deutschen Teilung

Auf der unvollendeten Trasse rücken im April 1945 die amerikanischen Truppen Richtung Thüringen vor. Nach Kriegsende passieren lange Flüchtlingstrecks den Ort in der Gegenrichtung.

Als Ergebnis der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Großensee im Sperrgebiet und damit in einer völlig isolierten Lage, ein nur knapp 600 Meter breiter Korridor ermöglichte die Zufahrt auf der einzigen Ortsverbindungsstraße nach Dankmarshausen, alle Straßen in die hessischen Nachbarorte blieben bis November 1989 unterbrochen.

Sehenswürdigkeiten

Die Kirche

Die Kirche des Dorfes Großensee wurde im Baustil der Gotik wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtet. Aus späterer Zeit stammt der mit Wappen geschmückte Taufstein im Inneren der Kirche. Bemerkswert ist eine noch mit dem originalen Eisengitter gesicherte Sakramentsnische im Altarraum. Beeindruckend ist auch das auf ein hölzernes Tonnengewölbe aufgemalte Bildprogramm. Vor der Kirche befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Bemerkenswert ist auch die Tanzlinde, inzwischen eine Nachpflanzung, erinnert der Baum an die seit Jahrhunderten vorhandene Tradition, die Tanzmusikanten auf einem Holzboden in der Linde aufspielen zu lassen.

Tanzlinde

Im Ort befinden sich noch zahlreiche denkmalgeschützte Fachwerkgehöfte und -häuser. An die Herstellung der einst begehrten Werrakeramik erinnern mehrere Töpferwerkstätten, allerdings starb das Handwerk im Ort Mitte der 1960er Jahre aus.

Als mahnende Erinnerung an die Jahrzehnte der Deutschen Teilung haben die Einwohner beiderseits der Landesgrenze an der Straße nach Kleinensee einen Gedenkplatz hergerichtet. Hier befinden sich noch letzte Reste der einstigen Grenzsperranlage.

Literatur

  • Karl Stück: Was der Kirchturmknopf von Großensee erzählt. In: Eisenacher Zeitung vom 26. Juni 1928, ZDB-ID 1167880-x.
  • Alfred Schulz: Aus der Geschichte der Burg Hornsberg. Zur Vor- und Frühgeschichte im östlichen Seulingswald. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. 80, 1969, ISSN 0342-3107, S. 111–117.
  • Die Wilde Sau. In: Ernst Karl Wenig (Hrsg.): Es sagt aus alten Tagen. Ein neues Thüringer Sagenbuch. 3. Auflage. Greifenverlag, Rudolstadt 1973, S. 240–241.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
  3. a b Hessisches Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5025 Hönebach, Wiesbaden 1983
  4. Geyer, Jahne, Storch: Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach. In: Landratsamt Wartburgkreis, Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 8, Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, ISBN 3-9806811-1-4, S. 105–108.
  5. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH
  6. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
  7. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.

Weblinks

 Commons: Großensee (Thüringen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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