Große Halle

Große Halle
Gipsmodell der Großen Halle, 1939

Die Große Halle (auch Ruhmeshalle oder Halle des Volkes) war ein Architekturprojekt von Adolf Hitler und Albert Speer, dem Generalbauinspektor für die geplante deutsche Nachkriegshauptstadt Germania, und hätte nach Fertigstellung zu den Monumentalbauten des Dritten Reiches gehört. Der Innenraum der Halle war als ‚Kultraum‘ und Kongresshalle gedacht und sollte zwischen 150.000[1] und 180.000 Besuchern Platz bieten. Darin sollten verschiedenste Veranstaltungen stattfinden. Darüber hinaus sollte die Halle die Macht des Großdeutschen Reiches für alle anderen Nationen sichtbar darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Planungen

Die Halle sollte als wichtigstes Gebäude der Planungen am nördlichen Ende der Nord-Süd-Achse im Berliner Spreebogen liegen. Dafür hätte der Flusslauf leicht umgelegt werden müssen. Bereits 1925 fertigte Hitler eine erste Entwurfskizze an. Nachdem ab 1937 Speer den Auftrag zur Umgestaltung Berlins erhalten hatte, gab es noch einige Änderungen.

Hitler kalkulierte die Baukosten auf rund eine Milliarde Reichsmark, die er vorwiegend aus Einnahmen touristischer Eintrittsgelder finanzieren wollte. Die Fertigstellung der Halle war, ebenso wie die fast aller anderen Bauten in Germania, für das Jahr 1950 vorgesehen. Der Abriss des Alsenviertels und die Umleitung der Spree wurden 1939–1941 bereits begonnen.

Hitlers Skizze für die Große Halle von 1925 orientierte sich sehr stark an der Befreiungshalle bei Kelheim. Es ist davon auszugehen, dass die weiteren Entwürfe auch vom Pantheon in Rom beeinflusst wurden, das Hitler am 7. Mai 1938 privat besuchte. So besitzt dieses Gebäude zum Beispiel ein Opaion, das zu Beginn der Planungen auch für die Große Halle vorgesehen war.

Architektur

Äußere Erscheinung

Gipsmodell der Großen Halle, 1939

Das Gebäude sollte aus Granit und Marmor errichtet werden und aus einem quadratischen 315 × 315 Meter breiten und 74 Meter hohen Unterbau sowie einer sich darüber erhebenden Kuppel bestehen. Diese sollte 98 Meter über dem Erdboden ansetzen und einen Grunddurchmesser von 250 Metern haben. Mit dem 17-fachen Volumen des Petersdoms in Rom wäre sie die mit Abstand größte Kuppel der Welt geworden.

In ihrem 290 Meter hohen Scheitelpunkt sollte sich den ersten Entwürfen nach eine 46 Meter weite Lichtöffnung befinden. Diese Pläne wurden aber verworfen. Stattdessen entschied man sich für eine – von mehreren Säulen getragene – zylinderförmige Dachlaterne als Abschluss des Baus, auf dessen Spitze in 320 Meter Höhe über Berlin das Reichssymbol thronen sollte: ein riesiger Adler, der ein – in einen Lorbeerkranz eingefasstes – Hakenkreuz in den Fängen hält. Zur Mitte des Jahres 1939 verfügte Hitler jedoch, dass der Greifvogel die Weltkugel umfassen sollte.

Der Eingangsbereich, bestehend aus 34 Säulen von 30 Meter Höhe und einen Durchmesser von drei Metern, wäre von zwei Plastiken gesäumt worden. Zum einen eine Atlas-Figur mit der Weltkugel, zum anderen Tellus, die das Himmelsgewölbe getragen hätte. Diese 15 Meter hohen Figuren wären von Arno Breker gefertigt worden. Der Säulenvorbau hätte links und rechts jeweils einen Eckturm mit Quadriga erhalten.

Innenraum

Die geplante Große Halle besaß nur einen einzigen riesigen Innenraum mit einer Grundfläche von etwa 38.000 m². Albert Speer stellte im Laufe seiner Planung fest, dass das gegenseitige ‚Spiel‘ zwischen ‚Führer‘ und ‚Volksgemeinschaft‘ in einem solchen Vakuum nicht funktionieren könnte. Der Innenraum hätte seiner Meinung nach sehr einfach gestaltet werden müssen. Er beschrieb ihn später so:

„Um eine Kreisfläche von hundertvierzig Metern Durchmesser stiegen in drei Rängen Tribünen zu einer Höhe von dreißig Metern an, die sich kreisförmig um die Innenfläche erhoben. Ein Kranz von hundert rechteckigen Pfeilern aus Marmor, die mit vierundzwanzig Metern Höhe fast noch menschliches Maß besaßen, wurde dem Eingang gegenüber durch eine fünfzig Meter hohe und achtundzwanzig Meter breite Nische unterbrochen, deren Grund mit Goldmosaik ausgekleidet werden sollte. Vor ihr stand als einziger bildlicher Schmuck auf einem marmornen Sockel von vierzehn Metern Höhe ein vergoldeter Reichsadler mit dem eichenlaubumkränzten Hakenkreuz in den Fängen. Unter diesem Schrein befand sich das Rednerpult des ‚Führers‘, aber dieses verschwand geradezu im gigantischen Raum. […] Ich versuchte diesen Platz architektonisch hervorzuheben, aber hier zeigte sich der Nachteil der maßlos gewordenen Architektur. Hitler verschwand in ihr zu einem optischen Nichts.“

H. Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. 1998, S. 278

Außengelände

Im Süden vor der Halle sollte sich ein weiter Platz – umrahmt von Verwaltungsgebäuden – erstrecken (projektierter Adolf-Hitler-Platz). Schräg nordwestlich hinter dem Gebäude, auf der Nordseite der Spree, war ein 1200 × 400 Meter großes Wasserbecken hin zum Nordbahnhof geplant, in dem sich der Kuppelbau spiegeln sollte, mit 15-mal größerer Wasserfläche als der Lincoln Memorial Reflecting Pool.[2] Die Ähnlichkeit des Gesamtszenarios aus Kuppelgebäude, Wasserbecken und Ost-Westachse zum Kapitol in der US-Hauptstadt Washington bestand wohl nicht rein zufällig, wobei deren Dimensionen ins Groteske übersteigert wurden.

Mögliche baubedingte Probleme

Speer äußerte später die Befürchtung, dass der Atem der 180.000 Menschen kondensieren und als Wassertropfen zurückfallen könne, was einem leichten Regen im Gebäude gleichgekommen wäre. Ähnliche Bedenken gab es auch beim Vehicle Assembly Building am Kennedy Space Center.

Heutige Situation

Heute befinden sich an jener Stelle, an der die Große Halle entstehen sollte, das Bundeskanzleramt und der Spreebogenpark.

Zitat

„Die große Halle soll so werden, dass die Peterskirche mit dem Platz davor darin verschwinden kann. Wir nehmen als Baustein Granit. Selbst die ältesten Findlinge aus Urgestein in der norddeutschen Ebene zeigen kaum einen Anflug von Verwitterung. Diese Bauten werden, wenn inzwischen nicht wieder das Meer die norddeutsche Ebene überspült, unverändert noch in zehntausend Jahren stehen! […]“

Adolf Hitler in seinen Monologen

Mit seinen Ausführungen zu Granit lag Hitler falsch. Granit ist als grobkristalliner Plutonit aus stark unterschiedlich verwitterungsresistenten Mineralien nicht zwangsläufig besonders dauerhaft – siehe auch Wollsackverwitterung. Prinzipiell ist ein Granit umso verwitterungsresistenter, je kleiner die Kristalle sind und je höher der Quarzanteil ist.

Siehe auch

Literatur

  • Albert Speer: Erinnerungen. Propyläen Verlag, Berlin 1969 (zahlreiche Auflagen).
  • E. W. Heine: New York liegt im Neandertal. Bauten als Schicksal. Provokatorische Gedanken zur Kulturgeschichte der Menschheit. Diogenes Verlag, Zürich 1984, ISBN 3-257-01672-7 (weitere Auflagen unter dem Titel: New York liegt im Neandertal. Die abenteuerliche Geschichte des Menschen von der Höhle bis zum Hochhaus), das Kapitel über die Reichskanzlei beleuchtet sehr eindrucksvoll die architektonischen Pläne der Nationalsozialisten.
  • Günter Peters: Kleine Berliner Baugeschichte. Von der Stadtgründung bis zur Bundeshauptstadt. Stapp Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87776-035-X.
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-113-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Albert Speer: Erinnerungen. Ullstein Verlag, Neuausgabe 2005, S. 88
  2. Lincoln Memorial Reflecting Pool in der englischsprachigen Wikipedia
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