Großdeutscher Rundfunk

Großdeutscher Rundfunk

Großdeutscher Rundfunk war vom 1. Januar 1939 bis 1945 die Bezeichnung für das nationalsozialistische, einheitliche Hörfunkprogramm in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Der Großdeutsche Rundfunk hat seine Vorgeschichte in der Rundfunkpolitik der Weimarer Republik. Aufgrund der „Zweiten Weimarer Rundfunkordnung“ von 1932, welche die erste Rundfunkordnung von 1925/1926 ablöste, wurde der Rundfunk in der Weimarer Republik zentralisiert und verstaatlicht. Ab Juli 1932 wurden Anteile der bis dahin existierenden 1923 und 1924 gegründeten neun regionalen Rundfunkgesellschaften vom Staat übernommen. 1925 wurden diese Gesellschaften in der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) zusammengeschlossen.

Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 war der Rundfunk weiterhin Angelegenheit des Staates. Die Nationalsozialisten sahen in ihm frühzeitig ein zentrales politisches Propagandainstrument und unterstellten den Rundfunk daher dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels. Zum Direktor der RRG wird Mitte 1933 der bisherige Sendeleiter des Deutschlandsenders, Eugen Hadamovsky ernannt, der von Goebbels gleichzeitig auch zum Reichssendeleiter bestellt wird.

Die Struktur des Rundfunkwesens wurde umgewandelt. War die RGG bis dahin ein Zusammenschluss rechtlich selbständiger Rundfunkgesellschaften, so wurden diese nun aufgelöst und der RGG unterstellt. Gleichzeitig wurden deren bisherigen Namen ab dem 1. April 1933 nach dem Schema Reichssender (Sitz) vereinheitlicht. Im „Altreich“ gab es die Reichssender Berlin, Leipzig, Breslau, Königsberg, Hamburg, Köln, Frankfurt am Main, Saarbrücken (seit 1935), Stuttgart und München. Nach dem „Anschluss“ Österreichs kam 1938 der Reichssender Wien hinzu.

1939 bis 1945

Auf Veranlassung von Joseph Goebbels wurde zum 1. Januar 1939 für den Reichsrundfunk die Bezeichnung Großdeutscher Rundfunk eingeführt. Mit Kriegsbeginn ging der Goebbels-Vertraute und neu ernannte Leiter der Rundfunkabteilung des Propagandaministeriums, Alfred-Ingemar Berndt, daran, die Rundfunklandschaft den Erfordernissen der Kriegsführung anzupassen. Ein Großteil des journalistischen und technischen Personals wurde in die Propagandakompanien der Wehrmacht eingezogen, die Sendepläne wurden ausgedünnt, Programme zusammengelegt und ab Juni 1940 nur noch zwei Vollprogramme mit regionalen Fenstern für das gesamte Reichsgebiet gesendet.

Das Reichsprogramm wurde über alle Reichssender und ihre Nebensender übertragen. Am Vormittag gab es für ein bis zwei Stunden lokale Eigenprogramme. Etwa ab Mitternacht bis zum Sendebeginn um 5.00 oder 6.00 Uhr morgens war eine Sendepause. Diese wurde durch das Programm des Deutschlandsenders ausgefüllt, der mittags um 12.30 Uhr mit seinen Sendungen begann, die nach den Frühnachrichten endeten. Da die Rundfunksender bei der Annäherung feindlicher Flugzeuge ihre Übertragung einstellten, übernahmen in mehreren Landesteilen die lokalen Drahtfunksender das Rundfunkprogramm, so konnte zum Beispiel im Gau Hessen-Nassau auf einer Frequenz das Reichsprogramm, auf der anderen das Programm des Deutschlandsenders empfangen werden. Bei unmittelbarer Luftgefahr wurden nur Luftlagemeldungen gesendet. In anderen Teilen des Reiches, etwa in Nordbayern, benutzte der Sender des Luftgau-Kommandos Nürnberg bei Luftgefahr die Frequenz des abgeschalteten Nebensenders Nürnberg, um über die Zielrichtung der Bombergeschwader zu berichten.

Mit dem Vormarsch der alliierten Truppen von Ost und West gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im Frühjahr 1945 beendete ein Reichssender nach dem anderen seine Tätigkeit. Als letzter Sender des Großdeutschen Rundfunks war der zum Reichssender aufgewertete Nebensender Flensburg zu hören.

Danach richteten die Besatzungsmächte neue Rundfunkstationen in ihrer Besatzungszone ein. Bis diese in Aktion traten, versorgte Radio Luxemburg auf Langwelle die deutsche Bevölkerung, vor allem in Westdeutschland, mit Nachrichten.

Liste der Sender des Großdeutschen Rundfunks[1]

(Stand: Dezember 1940) (Quelle: Volks-Brockhaus, Leipzig 1941)

  • Deutschland-Sender
  • Reichssender Berlin,
  • Reichssender Böhmen
  • Reichssender Bremen
  • Reichssender Breslau mit den Nebensendern Gleiwitz, Görlitz und Troppau,
  • Reichssender Danzig mit Danzig I, II und III,
  • Reichssender Frankfurt (Main) mit den Nebensendern Kassel, Koblenz und Trier,
  • Reichssender Hamburg mit den Nebensendern Flensburg, Hannover, Unterweser, Magdeburg, Stettin und Stolp,
  • Reichssender Köln (Sendeanlage in Langenberg),
  • Reichssender Königsberg mit dem Nebensender Königsberg II und Memel,
  • Reichssender Leipzig mit dem Nebensender Dresden,
  • Reichssender München mit den Nebensendern Nürnberg, Innsbruck und Salzburg,
  • Reichssender Saarbrücken mit dem Nebensender Kaiserslautern,
  • Reichssender Stuttgart (Sender in Mühlacker) mit den Nebensendern Bregenz und Freiburg,
  • Reichssender Wien mit den Nebensendern Linz, Graz mit Klagenfurt

Nebensender mit gleichen Frequenzen[2] wurden als Gleichwellennetz geschaltet. Außerdem gab es noch „Großsender“ mit eigenem Programm sowie Kurzwellensender (mit fremdsprachlichen Sendungen)

  • Die Sender des Protektorats Prag, Moldau, Brünn, Mährisch-Ostrau,
  • Die Sender des Gouvernements Warschau I und II, Krakau, Litzmannstadt, Thorn, Posen.
  • Den Sender im westlichen Kriegsgebiet Luxemburg

Einzelnachweise

  1. Liste der Reichssender 1941
  2. Deutsche Sender 1940

Literatur

  • Ansgar Diller: Rundfunkpolitik im Dritten Reich. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1980, (Rundfunk in Deutschland. Band 2), ISBN 3-423-03184-0.

Siehe auch

Weblinks


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