Groß Dölln

Groß Dölln
Groß Dölln
Stadt Templin
Koordinaten: 53° 0′ N, 13° 31′ O52.99277777777813.52472222222257Koordinaten: 52° 59′ 34″ N, 13° 31′ 29″ O
Höhe: 57 m ü. NHN
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 17268
Groß Dölln (Brandenburg)
Groß Dölln

Lage von Groß Dölln in Brandenburg

Groß Dölln ist seit 2003 ein Ortsteil der Stadt Templin im Landkreis Uckermark im Land Brandenburg der Bundesrepublik Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Steinzeit bis zum Bau der Glashütte

Die ersten Menschen erreichten das Döllner Umland schon in der Steinzeit, das beweisen Funde bei Väter, Kappe und Kurtschlag. Das wendische Wort dolan für Tal oder Wasserloch könnte namensgebend für das Dorf gewesen sein. 1729 wird, wegen des Holzreichtums in der Region, eine Glashütte in der Nähe des Döllnfließes gebaut. Dies hat die Gründung des Dorfes Dellen 1747 zur Folge. Schon immer profitierten die Siedler von dem Holzreichtum ihres Waldes, Holzverarbeitung bildete die wirtschaftliche Grundlage für sie.[1]

1742 - 1933

Die Glashütte brannte jedoch 1742 bis auf die Grundfesten ab und ein Neubau wurde durch den Forst nicht gestattet. Am 23. März 1843 brennt fast das gesamte Dorf ab. Nachdem das Feuer nach mehreren Tagen endlich gelöscht werden konnte, benutzte man feuerfestere Materialien zum Neuaufbau des Dorfes. Ab 1871 tritt ein gewisser Wohlstand in Groß Dölln ein, welcher bis zum Ersten Weltkrieg anhält und besonders durch eine neu gebaute Verbindung nach Groß Schönebeck gefördert wird.[1]

Groß Dölln unter der NS-Diktatur

Nach 1933 wird Groß Dölln immer stärker nazifiziert, Hitlerjugend und die NS-Frauenschaft werden gegründet. Hermann Göring schätzte die Region und die Jagdmöglichkeiten der Schorfheide und ließ dort das Schloss Carinhall vom Architekten des Olympiastadions erbauen. Bei der Jagd auf Wild in dem weitläufigen Gebiet gaben sich Markgrafen, Kurfürsten, Könige, Kaiser, hohe Amtsträger der NSDAP und später der SED seit jeher die „Flinte in die Hand“. Den Höhepunkt der Jagdaktivitäten erlebte Dölln nach dem Zweiten Weltkrieg in Form der Wilderei. Dieser ging nicht spurlos an Groß Dölln vorbei, das Dorf hatte 45 Kriegstote zu beklagen. Göring ließ zwei Tage nach Hitlers Tod Carinhall sprengen und die Hakenkreuzflagge am Kirchturm Groß Döllns wurde durch ein weißes Bettlaken ersetzt.[1]

DDR-Briefmarke mit dem Gesicht Walter Ulbrichts

Zeit des Sozialismus

Während der Zeit unter dem sozialistischen Regime verliert das Dorf an Tradition, was besonders mit dem Eingehen der Landwirtschaft zu tun hat. Auch der Versuch, in Groß Dölln eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft zu gründen, scheitert kläglich wegen der schlechten Böden und den starrsinnigen Bauern. 1952–1956 wird hier der größte Militärflugplatz Europas von den Sowjets erbaut, der für die Döllner, laut der Döllner Dorfchronik, nur Nachteile mit sich bringt, z. B. ständige Bedrohung durch die unsichere Kriegstechnik oder die extreme Lärmbelästigung. Arbeit finden viele Döllner nach 1966 in dem neu erbauten Werk für Fernsehelektronik. Ein prominenter Sterbefall sei hier noch erwähnt: Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht stirbt in seinem Ferienhaus bei Groß Dölln am 1. August 1973. Dieses Gästehaus wurde danach auch von Erich Honecker und Leonid Breschnew, damaliges Staatsoberhaupt der Sowjetunion, bewohnt.[1]

Nach der politischen Wende

Die Wende wird in dem Dorf mit einer Einwohnerversammlung eingeleitet, die einen neuen Bürgermeister und einen neuen Gemeinderat wählt. Die Amtsinhaber wechseln in den nächsten Jahren häufiger. Im Jahr 1992 tritt die Gemeinde dem Amt Templin bei.[1]

Eingemeindung

Zusammen mit den zwölf weiteren Gemeinden des Amtes Templin-Land wurde Groß Dölln nach Templin eingemeindet.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung von 1860 bis 1992

Die Einwohnerzahlen Groß Döllns schwankten stark im Laufe der Jahrhunderte. Ihren Höhepunkt findet die Zahl der Einwohner im Jahr 1943, als über 1000 Menschen in dem kleinen Dorf wohnten, den Großteil machten hier aus Berlin geflüchtete Familien und Flüchtlinge aus dem Osten des Reichs aus. Es wurde sogar ein kleines Flüchtlingslager für die Fremden gebaut.[3] Ab 1949 nimmt die Zahl der Bevölkerung stetig ab.[4]

Jahr Einwohnerzahl
1860 860
1900 745
1912 666
1933 653
1943 ca. 1000
1949 660
1951 583
1963 461
1969 415
1973 401
1976 385
1984 335
1992 314

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Die Döllner Dorfkirche aus Süd-Süd-West
Die Döllner Dorfkirche mit Kriegerdenkmal aus Ost

Die erste Kirche in Dölln wurde 1735 auf Kosten der Hüttenleute fertiggestellt und geweiht. Die Taufschale wurde schon 1727 von der Frau des Glashüttenpächters Regina E. Preissig gestiftet und wird heute noch benutzt. Im März 1843 brennt die Kirche bei dem großen Feuer in Groß Dölln fast gänzlich ab, jedoch kann der Dorfpfarrer eine neue, noch größere Kirche im neugotischen Stil schon sechs Jahre später am 15. Oktober 1849 weihen. Der Kirchturm hat eine imposante Höhe von 40,48 Metern. Eine Orgel erhielt die Kirche im Jahr 1883. Das Kreuz aus Eichenholz im Inneren ist 2,6 Meter hoch. Ein wertvoller Kronleuchter aus dem gesprengten Landsitz Carinhall schmückt die Kirche seit 1950. Dank der wohltätigen Spende eines Döllners von über 40.000 DM konnte die ganze Glockenanlage modernisiert werden. Jedes Jahr Ende Juni findet in dem Gotteshaus ein Kirchenfest statt, bei dem verschiedene Chöre auftreten und dessen Spendenerlös der Kirche zugute kommt. Die Aktion „Ein Ziegelstein für die Kirche“ ist eine Spendenaktion mit der das marode Kirchendach wieder instandgesetzt werden soll. Zuletzt hat die Kirchengemeinde Groß Dölln im Winter 2010 ein Benefizkonzert, zugunsten einer verfallenen russisch-orthodoxen Kirche in Russland, veranstaltet.[5]

Denkmal

Nachdem im Ersten Weltkrieg 28 Döllner fielen, wurde ihnen zwei Jahre nach Kriegsende, im Jahr 1920, ein Denkmal im Luthergarten gesetzt. Durch eine bürgerliche Initiative konnte das Denkmal nach dem Zweiten Weltkrieg vor dem Abriss bewahrt werden.

Döllnfließ

→ Siehe Hauptartikel: Döllnfließ

Bis ins 20. Jahrhundert bestimmte das Döllnfließ die Entwicklung des Dorfes maßgeblich. Der Fluss wurde im Mittelalter als Verbindung zwischen den Döllnseen und der Havel angelegt, um das in der Schorfheide geschlagene Holz zur Havel flößen zu können, doch nach dem Bau der Waldbahn wurde die Flößerei überflüssig. Das Döllnfließ ist heute Bestandteil des Biosspährenreservats Schorfheide/Chorin.

Hotel Döllnsee

→ Siehe Hauptartikel: Carinhall

Das Hotel wurde als Gästehaus des Landsitzes Carinhall geplant und blieb nach der Sprengung des Schlosses erhalten. Hier verschworen sich, laut der Chronik von Rudolf Pastorino, die Köpfe der Achsenmächte, Hitler, Mussolini und der japanische Außenminister gegen die Welt. Nach dem Krieg wurde das Gebäude als FDJ-Ferienheim und später als Residenz der SED-Spitze genutzt. Walter Ulbricht, der auch hier starb, Erich Honecker und auch Leonid Breschnew waren hier des Öfteren zu Gast. Heute ist das geschichtsträchtige Domizil ein luxuriöses 4-Sterne-Hotel mit ca. 30 Beschäftigten, das über eine Saunalandschaft, einen Pool, einer Massagelounge und eine Cocktailbar verfügt. Es bietet einige Freizeitprogramme an, z. B. Ausflüge in die Kerzenwerkstatt Templin oder zweitägige Ausflüge zum Straußenhof Berkenlatten.

Glashütte

Die Glashütte ist der Grund für die Gründung von Dölln. 1729 errichtet, bestimmte sie über viele Jahre das Geschehen im Dorf. Zwanzig Häuser waren von den Arbeitern der Glashütte, wie Glasbläser, Former und Holzarbeiter bewohnt. In der Glashütte wurde grünes Flaschenglas hergestellt, das mit einem eingepressten Siegel versehen war. Nach 15-jährigem Betrieb brannte die Glashütte (1744) ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Noch heute erinnert an die ehemalige Glashütte ein alter Lagerschuppen in der Reihenstraße, die schon damals so geheißen hat.

Friedhof

Bis zur großen Feuersbrunst 1843, bei der auch die Kirche abbrannte, befand sich der Friedhof an der Kirche. Danach wurde ein neuer Friedhof an der Kleinen Dellenstraße (früher Schönebecker Chaussee) angelegt, der Ende des 19. Jahrhunderts erweitert wurde. Die Friedhofskapelle ist um 1911 eingeweiht worden. Im Jahre 1942 musste aus Platzgründen ein neuer Friedhof angelegt werden, der sich in Sichtweite des alten Friedhofes befindet. Beide Friedhöfe erhielten 1977 einen Wasseranschluss.

Literatur

  • Haase, Siegfried; Sigurd Wendland; Gemeinde Groß Dölln im Amt Templin (Hrsg.): Döllner Dorfchronik. Zehdenick: Color-Druck 1997
  • Pastorino, Rudolf: Döllner Ortschronik.

Weblinks

 Commons: Groß Dölln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Döllner Dorfchronik
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  3. Döllner Dorfchronik, „1943/1945“
  4. Pastorino, Rudolf: Einwohnerentwicklung
  5. Informationstafel im Dorfzentrum

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Flugplatz Templin/Groß Dölln — BW …   Deutsch Wikipedia

  • EDUT — Flugplatz Templin/Groß Dölln …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Seen in Brandenburg — Diese Liste der Seen in Brandenburg bietet eine allgemeine Übersicht über die im Land Brandenburg existenten Standgewässer. Dazu werden, soweit vorhanden, die Lage der Seen, Zu und Abfluss und Fläche aufgeführt. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmale in Templin — In der Liste der Baudenkmale in Templin sind alle Baudenkmale der brandenburgischen Stadt Templin und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 30. Dezember 2009. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Templin — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Templin — In der Liste der Baudenkmäler in Templin sind alle Baudenkmäler der brandenburgischen Stadt Templin und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 31. Dezember 2007. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Vorwahl 03 — Inhaltsverzeichnis 1 030 Berlin 2 031 Provideransage 3 032 4 033x Brandenburg 4.1 0330x Oranienburg und Umgebung 4.2 0331 Potsdam …   Deutsch Wikipedia

  • Vorwahlgebiet 03 — Inhaltsverzeichnis 1 030 Berlin 2 031 Provideransage 3 032 4 033x Brandenburg 4.1 0330x Oranienburg und Umgebung 4.2 0331 Potsdam …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Orte im Landkreis Uckermark — Wappen des Kreises Diese Liste enthält Siedlungen und Orte des Landkreises Uckermark in Brandenburg. Zusätzlich angegeben sind die Art der Gemeinde und die übergeordnete Einheit. Durch Klicken auf das quadratische Symbol in der Titelzeile kann… …   Deutsch Wikipedia

  • 16. Luftarmee — Die 16. Luftarmee der sowjetischen Luftstreitkräfte war ein Großverband der Roten Armee. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges aufgestellt und war während des Kalten Krieges als Teil der GSSD in der DDR stationiert. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”