Groningen (Stadt)

Groningen (Stadt)
Gemeinde Groningen
Flagge der Gemeinde Groningen
Flagge
Wappen der Gemeinde Groningen
Wappen
Provinz Groningen
Bürgermeister Jacques Wallage
Sitz der Gemeinde Groningen
Fläche
 – Land
 – Wasser
83,69 km²
79,59 km²
4,10 km²
Einwohner

 – Bevölkerungsdichte
184.854
(31. Dezember 2008)
2.285 Einwohner/km²
Koordinaten 53° 13′ N, 6° 34′ O53.2172222222226.57472222222227Koordinaten: 53° 13′ N, 6° 34′ O
Bedeutender Verkehrsweg A7, A28
Vorwahl 050
Postleitzahlen 9700-9749
Website www.groningen.nl
Lage der Gemeinde Groningen in den Niederlanden

Groningen [ˈxroːnɪŋə] ( anhören?/i), niedersächsisch Grönnen, ist die Hauptstadt der Provinz Groningen in den Niederlanden. Die Stadt hat auf einem Gebiet von 76,77 km² rund 180.000 Einwohner (2006, mit dem Umland 350.000) und liegt an den Kanälen Winschoterdiep, Noord-Willemskanal, Van Starkenborghkanaal und am Eemskanaal, der die Stadt mit Delfzijl an der Emsküste verbindet. Groningen hat seit 1614 eine Universität. Außerdem befindet sich in Groningen eine Fachhochschule, die Hanze University of Applied Sciences.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stadt Groningen oder Cruninga – wie sie früher hieß - entstand aus einem losen Zusammenschluss von drei oder vier verstreut gelegenen Bauernhöfen. Die ersten Spuren können auf ca. 300 v. Chr. datiert werden. Ab 600 bis 700 n. Chr. gab es eine feste Besiedlung des Gebietes der heutigen Innenstadt – „de Grote Markt“ (deutsch: der Große Markt). Die erste namentliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1040.

Groningen liegt am nördlichen Ende des „Hondsrug“ (nicht zu verwechseln mit dem Hunsrück), einer sandigen Erhebung mitten im ehemals ausgedehnten Moor, die sich vom „Drentschen Plateau“ bis ins Zentrum der Stadt zieht und in früherer Zeit die einzige Verbindung dieser beiden Gebiete war. Durch ihre Lage konnte die Stadt eine zentrale Bedeutung in der Region erlangen. Viele Kaufleute, die mit England und den Ostseeländern handelten, ließen sich hier nieder. Bis zum 17. Jahrhundert – dem „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande hatte Groningen sich zu einem blühenden Handelszentrum entwickelt, nicht zuletzt, da es hier ein Gericht gab, das auch für die umliegenden Gebiete zuständig war. 1594 wurde Groningen zusammen mit den umliegenden Gebieten ein Teil der Republik der Vereinigten Niederlande.

1672 versuchte der Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, die Stadt durch Belagerung und Kanonenbeschuss zu besetzen. Sein Faible für die Artillerie brachte ihm den Spitznamen „Bommen Berend“ („Kanonenbernhard“) ein. Am 28. August 1672 konnte sein Angriff abgewehrt werden. An dieses Ereignis erinnert in Groningen bis heute ein lokaler Feiertag mit vielen Aktivitäten.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt erhebliche Schäden. Als im April 1945 die Alliierten Groningen erreicht hatten, stießen sie auf heftigen Widerstand der deutschen Besatzungstruppen. Ein Teil der Innenstadt musste durch heftige Straßenkämpfe erobert werden. Die Bauten, die danach im Rahmen des Wiederaufbaus entstanden waren, sind inzwischen Gegenstand heftiger Debatten. Viele wollen sie durch Schöneres ersetzen.

Aus der Region Groningen stammt die Pferderasse „Groninger“.

Sehenswürdigkeiten

Der Martiniturm
Groninger Museum

Das Hauptgebäude der Reichsuniversität Groningen in der Innenstadt, das Akademiegebouw, ist sehr sehenswert. Es wurde 1909 vom Reichsbaumeister J.A. Vrijman entworfen. Das vorherige Universitätsgebäude war 1906 während Renovierungsarbeiten ein Opfer der Flammen geworden, woraufhin die Existenz der gesamten Universität auf dem Spiel stand. Gegenüber dem Akademiegebäude liegt die Universitätsbibliothek Groningen.

Außerdem gibt es den 96 m hohen Martiniturm, erbaut zwischen 1469 und 1482 aus Bentheimer Sandstein (Bad Bentheim) und die dazugehörende Martinskirche am „Grote Markt“. Von 1548 bis 1577 war der Turm 127 m hoch, bis die hölzerne Spitze anlässlich eines Freudenfeuers nach dem Abzug feindlicher Truppen abbrannte.

Ebenfalls herausragend ist das 1994 eingeweihte und von dem Designer Alessandro Mendini in Zusammenarbeit mit den Architekten Michele de Lucchi, Philippe Starck und Coop Himmelb(l)au entworfene Groninger Museum. Sein eigenwilliges Design und die interessante Lage im Wasser sorgten für internationales Aufsehen. Gezeigt werden, neben wechselnden Ausstellungen, auch Exponate der Vor- und Frühgeschichte der Provinz Groningen und die sehenswerte Sammlung chinesischen Porzellans.

Politik

Der Gemeinderat hat 39 Sitze und wird für vier Jahre gewählt. Die sozialdemokratische PvdA ist die größte Partei mit zwölf Sitzen. Die SP ist, mit sieben Sitzen zweite. Seit dem 26. April 2006 sind sie zusammen mit GroenLinks (5 Sitze) in der Koalition. Die liberale VVD (5 Sitze) und das CDA (3 Sitze) sind nach der Gemeinderatswahl viel kleiner und führen die Opposition. D66, ChristenUnie und die Stadspartei haben je zwei Sitze, die Partei Student und Stadt einen.

Verkehr

Öffentlicher Nahverkehr

In der Stadt laufen Planungen für die Wiedereinführung der Straßenbahn. Man erhofft sich dadurch noch mehr Umsteiger vom Auto auf den umweltfreundlichen Nahverkehr.

Radverkehr

Nach einer europaweiten Untersuchung des VCÖ ist Groningen der Spitzenreiter, was den Anteil des Fahrrads am Verkehr betrifft. Etwa 50 Prozent der Wege werden hier mit dem Rad zurückgelegt, verglichen mit Amsterdam und Bremen (22 %) oder München (15 %) und Berlin (10 %).

Autoverkehr

Das eigentliche Stadtzentrum um den Großen Markt und Fischmarkt ist gänzlich autofrei, das äußere Zentrum ist in vier Sektoren unterteilt. Direkter Autoverkehr zwischen den Sektoren untereinander ist nicht möglich. Die Stadt ist umgeben von einem vierspurigen Ringweg, sowohl zur Anbindung der Außenbezirke als auch der Fernstraßen. Seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, alle Anschlüsse ampelfrei auszuführen, mit dem Abschluss der Arbeiten wird 2015 gerechnet.

Straßenanbindung

In Ost-West-Richtung verläuft die Autobahn A7 und in Nord-Süd-Richtung die A28.

Wasserwege

In Groningen treffen bedeutende Binnenwasserwege aufeinander. Von Westen (Friesland/Amsterdam) der Van Starkenborghkanaal, von Delfzijl (Dollard, Emden) der Eemskanaal, vom Südwesten das Winschoterdiep, und der Noord-Willemskanal aus dem Süden.

Der Noorderhaven

Eisenbahn

Groningen liegt an der Eisenbahnstrecke von Leeuwarden nach Deutschland (Ost-West-Verbindung, Bahnstrecke Leer–Groningen) und Richtung Süden über Assen nach Meppel. Außerdem zweigen Richtung Norden zwei Nebenstrecken ab; die eine führt nach Delfzijl und die andere nach Roodeschool.

Flugverkehr

Groningen verfügt über einen Verkehrsflughafen, dem Groningen Airport Eelde.

Bildung

Die altehrwürdige Rijksuniversiteit Groningen (RUG) blickt auf eine nahezu vierhundertjährige Geschichte zurück (gegründet 1614) und hat sich als Forschungs- und Lehrstätte international einen guten Ruf erworben. Die Universität ist in neun Fakultäten untergliedert: Theologie, Philosophie, Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften, Jura, Sprach- und Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Raumplanung.

Außerdem gibt es in Groningen die staatliche Hanze University of Applied Sciences, niederländisch Hanzehogeschool, die aber keine Hochschule im deutschen Sinn ist, sondern eine HBO-Ausbildung bietet, etwa mit einer deutschen Fachhochschule vergleichbar.

Kultur- und Freizeit

Die Aa-kirche
Die Aa-kirche am Abend

Das Freizeitangebot in Groningen ist vielfältig. So hat die Stadt einige interessante Museen zu bieten. Neben dem oben erwähnten „Groninger Museum“ können das „Natuurmuseum“, das „Noordelijke Scheepvaartmuseum“ mit Tabakmuseum, und das „Universiteitsmuseum“ besucht werden. Ein besonderer Höhepunkt ist auch das „Nederlandse Stripmuseum“ - das Niederländische Comic-Museum.

Jedes Jahr locken das Popfestival „Noorderslag“ und das Theaterfestival „Noorderzon“ Tausende von Besuchern.

In der verkehrsberuhigten Innenstadt mit ihren vielen Fußgängerzonen und Straßencafés lässt es sich angenehm einkaufen.

Für Nachtschwärmer öffnen unzählige Kneipen ihre Pforten. Im „Osterpoort“ und in der „Stadsschouwburg“ kommen Konzert- und Theaterbegeisterte auf ihre Kosten. Die Discotheken der Stadt befinden sich am Grote Markt und in der Poelestraat. Vor allem donnerstags kommen die Nachtschwärmer auf ihre Kosten, denn dann lautet das Motto in sämtlichen Discotheken und Kneipen unisono: "Studentenavond". Die zahlreichen in Groningen Studierenden ziehen dann in ungeahnten Massen durch die Innenstadt, auf der Suche nach Amusement, bis in die späten Morgenstunden. Direkt am Grote Markt befindet sich die größte Kneipe Europas, das Drie Gezusters. Auf 4 Etagen erstrecken sich 20 Bars, darunter eine 30 m lange Theke. Die bekanntesten Discotheken sind das Palace, der Blauwe Engel, De Tapperij und das Molly Malones.

Das Holland Casino betreibt hier eine seiner zwölf Filialen.

Die größte Tageszeitung von Groningen ist das Dagblad van het Noorden

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Jan Albert Sichterman (* 1672; † 15. Januar 1764 in Groningen), Seemann und Sammler
  • Tiberius Hemsterhuis (* 8. Januar 1685; † 7. April 1766 in Leiden), niederländischer Philologe
  • Daniel Bernoulli (* 8. Februar 1700; † 17. März 1782 in Basel), Schweizer Mathematiker
  • Jozef Israëls (* 27. Januar 1827; † 10. August 1911 in Den Haag), niederländischer Maler
  • Heike Kamerlingh Onnes (* 21. September 1853; † 21. Februar 1926 in Leiden), niederländischer Physiker
  • Johan Huizinga (* 7. Dezember 1872; † 1. Februar 1945 in De Steeg bei Arnheim), niederländischer Historiker
  • Willem Hendrik Crouwel (* 21. November 1928), niederländischer Grafiker
  • Maarten Schmidt (* 28. Dezember 1929), niederländischer Astronom
  • Coosje van Bruggen (* 6. Juni 1942; † 10. Januar 2009 in Los Angeles), niederländisch-amerikanische Bildhauerin, Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin
  • Herman van Dijk (* 17. Januar 1947), niederländischer Ökonometriker
  • Rutger Smith (* 9. Juli 1981 in Groningen), niederländischer Leichtathlet
  • Arjen Robben (* 23. Januar 1984 in Bedum), niederländischer Fußballspieler

Städtepartnerschaften

Die 11 Partnerstädte sind, in der zeitlichen Reihenfolge des Schließens der Partnerschaft:

Weblinks


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