Grimoald der Ältere

Grimoald der Ältere

Grimoald der Ältere (* um 615 oder 616; † 656, 657 oder 662 in Paris) war ein Fränkischer Hausmeier aus dem Geschlecht der Karolinger und Pippiniden, Sohn Pippins des Älteren.

Leben

Grimoald übernahm nach einem kurzen Machtkampf 643 das austrasische Hausmeieramt seines 640 verstorbenen Vaters. Dies hatte nach dem Tod Dagoberts I. 638 oder 639 der Erzieher Sigiberts III., Otto, inne. Der Tod des Königs und die Unmündigkeit seines Nachfolgers führte auch zu einem Aufstand Radulfs, des Herzogs von Thüringen, der die Gelegenheit wahrnehmen wollte, die fränkische Oberhoheit abzuschütteln. Grimoald begleitete 640 und 641 Sigibert III. und dessen Heer auf dem Feldzug gegen die Thüringer, wobei es zu einer totalen Niederlage der königlichen Truppen kam. Im Chaos der Schlacht gelang es Grimoald, dem jungen König persönlich das Leben zu retten und so seine Freundschaft zu gewinnen. 642 und 643 ist dann seine Stunde da: Er lässt Otto, den Hausmeier, durch den alemannischen Herzog Leuthar ermorden und wird 643 endlich selbst Hausmeier. Grimoald führte in den nächsten Jahren praktisch völlig selbstständig die Regierungsgeschäfte für seinen König.

Sigibert III. führte eine über viele Jahre kinderlose Ehe, so dass er schließlich die Hoffnung aufgab, eigene Kinder zu bekommen. Grimoald überredete den König, seinen eigenen Sohn als Childebertus adoptivus - also unter einem Merowinger-Namen, sein wirklicher Name ist unbekannt - zu adoptieren. Dadurch erhoffte sich der Hausmeier, die merowingische Dynastie zugunsten seiner eigenen Familie stürzen zu können. Allerdings gebar die Königin doch noch einen eigenen gesunden Sohn, der Dagobert getauft und von seinem Vater zum Nachfolger proklamiert wurde, wobei seine Erziehung Grimoald obliegen sollte. Nach den Überlieferungen des Liber Historiae ließ der Hausmeier Dagobert nach dem Tod seines Vaters im Jahre 656 scheren und als Mönch nach Irland schicken. Grimoald hatte sein Ziel erreicht, und sein eigener Sohn wurde König des austrischen Reichsteils.

Dieser, der als Childebert (III.) adoptivus regierte, scheint zumindest in Austrasien auch sechs Jahre lang, bis zum eigenen Tod 662 anerkannt gewesen zu sein. Grimoald hingegen wurde wegen dieser Handlungen von Sigiberts Bruder Chlodwig II., der in Neustrien regierte, aus einem Hinterhalt gefangen genommen, nach Paris gebracht und dort 656 oder 657 im Kerker hingerichtet.

Die Dynastie Pippins des Älteren schien damit und nach dem frühen Tod Childeberts 662 bereits erloschen. Aus der Verbindung von Grimoalds Schwester Begga mit Ansegisel, dem Sohn Arnulfs von Metz, ging jedoch Pippin der Mittlere hervor, der die Macht im Frankenreich schließlich wieder für die Familie errang. Pippin der Mittlere wird allerdings entsprechend seiner väterlichen Herkunft den Arnulfingern zugeordnet.

Grimoald war einer Gründer der Abteien in Stablo und Malmedy.

Literatur


Vorgänger Amt Nachfolger
Pippin von Landen Fränkischer Hausmeier
643–662
Pippin der Mittlere

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pippin der Ältere — oder Pippin von Landen (* um 580; † 640) war ab 615/625 fränkischer Hausmeier in Austrien unter drei Merowinger Königen. Er gilt als Stammvater des späteren Herrschergeschlechts der Karolinger bzw. der Pippiniden. Leben Über Pippins Vorfahren ist …   Deutsch Wikipedia

  • Grimoald — (auch: Grimwald oder Grimowald) ist ein männlicher germanischer Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Personen namens Grimoald 3 Varianten 4 Quellen …   Deutsch Wikipedia

  • Heiliger Grimoald — Grimoald (auch: Grimwald oder Grimowald) ist ein männlicher germanischer Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Personen namens Grimoald 3 Varianten 4 Quellen // …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Gri — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Karl der Hammer — Grab von Karl Martell in St. Denis Karl Martell (* ca. 688 / 689; † 22. Oktober 741 in Quierzy) war ein fränkischer Hausmeier aus dem Geschlecht der Arnulfinger, großmütterlicherseits aus dem der Pippiniden. Seine Eltern waren der Hausmeier …   Deutsch Wikipedia

  • Pippin der Mittlere — Groß St. Martin Köln, Kapitell des südwestlichen Vierungspfeilers, der Legende nach Pippin und Plektrudis darstellend Pippin der Mittlere oder Pippin von Herstal lat. Pippinus (* um 635; † 16. Dezember 714 in Jupille bei Lüttich) aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankenreich - Liste der Könige — Das Frankenreich ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von teils unübersichtlichen Teilungen und einen allmählichen Machtübergang vom Geschlecht der Merowinger auf das der Karolinger, der im Jahre 751 mit der Königswahl Pippins des Jüngeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Frankenkönige — Das Frankenreich ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von teils unübersichtlichen Teilungen und einen allmählichen Machtübergang vom Geschlecht der Merowinger auf das der Karolinger, der im Jahre 751 mit der Königswahl Pippins des Jüngeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der fränkischen Könige — Das Frankenreich ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von teils unübersichtlichen Teilungen und einen allmählichen Machtübergang vom Geschlecht der Merowinger auf das der Karolinger, der im Jahre 751 mit der Königswahl Pippins des Jüngeren… …   Deutsch Wikipedia

  • König der Franken — Das Fränkische Reich war ein Königreich in West und Mitteleuropa zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert, das sich auf dem westeuropäischen Gebiet des Römischen Reichs bildete. Es geht auf mehrere westgermanische Völker der Völkerwanderungszeit zurück …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”