Gries-Quirein

Gries-Quirein
Gries-Quirein
Italienische Bezeichnung: Gries-San Quirino
Gries Abbey Church.JPG
Pfarr- und Stiftskirche St. Augustin von Gries
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Südtirol (BZ)
Gemeinde: Bozen
Koordinaten: 46° 30′ N, 11° 20′ O46.50037911.338888888889Koordinaten: 46° 30′ 1″ N, 11° 20′ 20″ O
Fläche: 13,46 km²
Einwohner: 30.116 (2008)
Bevölkerungsdichte: 2237 Einw./km²
Demonym: Grieser bzw. Quireiner
Patron: Augustinus von Hippo
Kirchtag: 28. August
Präsident Giovanni Frezzato (PD)
Telefonvorwahl: 0471 CAP: 39100
Website: Offizielle Website

Gries-Quirein (italienisch Gries-San Quirino, Aussprache zweisilbig als: Gri-es /griːəs/) ist eines der fünf Stadtviertel von Bozen, der Landeshauptstadt von Südtirol. Gries-Quirein ist mit 30.116 Einwohnern (31. Dezember 2008) der bevölkerungsreichste und mit 13,46 km² flächenmäßig zweitgrößte Stadtteil von Bozen.

Die Katastralgemeinde Gries entspricht der historischen Gemeinde Gries. Westlich der Talfer und nördlich des Eisacks gelegen, umfasst das Grieser Gebiet neben dem Stadtviertel Gries-Quirein auch die Viertel Don Bosco-Neugries und Europa-Neustift.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name leitet sich von den historischen Ortsnamen Gries und Quirein ab. Der älteste Name für Gries war Keller, herrührend vom alten Mairhof/Weinkeller (Loffererhof) des bayerischen Hochstifts Freising nahe der alten Grieser Pfarrkirche (mit dem bekannten Marienkrönungsaltar (1470/73) von Michael Pacher). Gries war eine ursprünglich selbstständige Gemeinde im Bozner Talkessel. Das 1901 von Kaiser Franz Joseph I. zur Marktgemeinde erhobene Gemeinwesen wurde 1925 nach Bozen eingemeindet, weil die faschistische Regierung Platz für ihr italianisiertes Bozen brauchte. Seltsamerweise wurde nie ein eigener italienischer Name für Gries erfunden (s. Ettore Tolomei), was wohl daran liegt, dass Gries zu dieser Zeit in „Rioni“ (Stadtteile) aufgeteilt wurde, die Namen wie "Rione Venezia", "Rione Tiberio" und "Rione Littorio" erhielten. Quirein war ursprünglich eine der sieben Fraktionen von Gries, die ihren Namen vom heiligen Quirinus von Tegernsee ableitete. Die Mönche vom Kloster Tegernsee unterhielten am rechten Talferufer ein Weingut.

Heute wird nur mehr der ehemalige Ortskern von Gries mit dem imposanten Benediktinerkloster Muri-Gries (früher Burg Gries bzw. Augustinerchorherrenstift) und der zugehörigen Kirche zum heiligen Augustinus als Gries bezeichnet. Das Dorfbild mit seinem ländlichen Charakter ist als solches erstaunlicherweise weitgehend erhalten geblieben, wodurch Gries nach wie vor als eigene Gemarkung erkennbar bleibt, obschon seine Grenzen zu anderen Stadtvierteln verschwimmen. Der als kommunikativer Mittelpunkt fungierende Grieser Platz mit seiner beachtenswerten Randverbauung ist zum geschützten Ensemble erklärt worden.

Geographie

Das heutige Viertel Gries-Quirein besteht zu einem Großteil aus dem Gebiet des historischen Gries. Zu Gries gehören die Ortsteile Fagen, Moritzing, Guntschna, St. Georgen, Sand, Quirein, Teile der Kaiserau und Gries selbst. Heute in Vergessenheit geraten sind die alten Ortsteilnamen Hof (das Gebiet um den Grieser Platz mit der ehemaligen Kapelle St. Jakob am Hof) und Haimgarten. Alte Grieser Höfe sind etwa Ramer, Möckl, Schmid-Oberrautner, Perl, Schallbauer, Föhrner, Kofler auf Zeslar (Rundenstein), Mauracher, Fuchs im Loch und Mantsch.

Moritzing

Moritzing ist ein ländlich geprägtes Gebiet mit landwirtschaftlichen Betrieben, die überwiegend Weinbau betreiben. Der Name leitet sich von der romanischen Kirche St. Mauritius ab, die in der Gotik und im Barock stark umgebaut wurde, von der aber noch die freskierte romanische Apsis erhalten ist. Als mächtiger alter Weinhof sticht der unmittelbar neben der Kirche gelegene Anreiterhof aus dem 16. Jahrhundert hervor, der Besitz der Kurie Bozen-Brixen ist.

In Moritzing befinden sich das Landeskrankenhaus Lorenz Böhler und die Einsatzzentrale des Landesrettungsdienstes Weißes Kreuz.

1981 stieß man bei Bauarbeiten in Moritzing auf einen wichtigen archäologischen Fund. Dabei handelt es sich um ein Gräberfeld aus der jüngeren Eisenzeit. Die Grabungen wurden 1994 fortgesetzt; insgesamt konnten 32 Brandgräber in Urnen geborgen werden, die sich der Fritzens-Sanzeno-Kultur zuweisen lassen. Die teilweise sehr reichen Gräber gaben wichtige Aufschlüsse zu den Gebrauchsgegenständen und der Tracht der damaligen Bevölkerung. Die Funde datieren in das 5. bis frühe 3. Jahrhundert vor Christus.

Geschichte

Grieser Weingärten vor der Stiftskirche
Das aus der Zeit des Faschismus stammende Gerichtsgebäude

Gries ist jünger als Bozen, das auf römische Zeit zurückgeht. Rund um eine im Hochmittelalter von einem später ausgestorbenen Adelsgeschlecht erbaute Burg entwickelte sich eine kleine Siedlung. Als der neue Herr Meinhard II. „sein“ Gries gegen das bischöfliche Bozen mit Privilegien ausstattete, gewann Gries gegenüber Bozen an Bedeutung. Ein eigenes Marktrecht (St.-Andreas-Markt) begründete eine starke wirtschaftliche Stellung. Entscheidende Aufwertung erfuhr Gries auch, als der Habsburger Friedrich IV. im frühen 15. Jahrhundert das von der bayerischen Gräfin Mathilde von Valley, Gattin Arnolds III. von Morit-Greifenstein, in den 1160er Jahren gegründete Augustinerchorherrenstift Maria in der Au (am Eisack bei Bozen) in die ehemalige Burg Gries verlegte.

Im 19. Jahrhundert blühte Gries als Kurort auf, an diese Zeit erinnern unter anderem die Erzherzog-Heinrich- oder Guntschna-Promenade[1], die nach dem Habsburger Heinrich von Österreich (1828–1891) benannt wurde, der viel zum Aufschwung von Gries beigetragen hatte. Diese Blütezeit spiegelt sich in den Hotel- und Villenbauten der Zeit (z. B. Sonnenhof, Germania, Austria, Bauer-Grünwald, Marienheim), den zahlreichen Zuzügen aus der Monarchie und dem Deutschen Reich sowie, als besonders anschaulichem Zeitdokument, dem von der Wiener Sascha-Film 1912 gedrehten Stummfilm Bozen mit dem Luftkurorte Gries.

In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden in Gries zahlreiche neue Straßenzüge angelegt, die das Gerüst des vom Faschismus gewollten Groß-Bozen waren, und mehrere Gebäude im faschistischen Stil errichtet wie das sogenannte „Siegesdenkmal“, der Parteisitz (heutiges Steueramt) und das neue Gerichtsgebäude.

Der Bauboom seit den 1960er-Jahren hat das Siedlungsbild von Gries-Quirein stark verdichtet, wenngleich einzelne, z. T. ausgedehnte Rebflächen dem Siedklungsdruck standgehalten haben und erhalten geblieben sind.

Gries-Quirein heute

In Gries befinden sich neben dem heutigen Benediktinerkloster zahlreiche Schulen, der Südtiroler Sitz des staatlichen Fernsehens RAI, das alte Stadttheater, das Oberlandesgericht, das Landeskrankenhaus und das Hauptquartier der italienischen Gebirgstruppen (Alpini).

In Gries wird auch heute noch viel Wein angebaut. Zu den bekannten Sorten zählen Lagrein, St. Magdalener und Merlot, gekeltert vor allem von der Stadtkellerei, der Stiftskellerei und eine Reihe von Privatkellereien.

Persönlichkeiten

Im Ort geboren

Im Ort verstorben/begraben

Der historische Friedhof von Gries bei der Alten Pfarrkirche

Literatur

  • Helmut Stampfer/Hubert Walder, Michael Pacher in Bozen-Gries, 2. Aufl., Bozen: Athesia 1980. ISBN 88-7014-173-X
  • Hubert Steiner, Das jüngereisenzeitliche Gräberfeld von Moritzing, Gemeinde Bozen (Südtirol). In: Umberto Tecchiati (Hg.), Der Heilige Winkel. Der Bozner Talkessel zwischen der Späten Bronzezeit und der Romanisierung (13.–1. Jh. v. Chr.) (= Schriften des Südtiroler Archäologiemuseums 2), Bozen: Denkmalamt 2002, 155-358, ISBN 8886857071.
  • Walter Landi/Plazidus Hungerbühler, Das Augustiner-Chorherrenstift Au-Gries in Bozen. In: Hannes Obermair u. a. (Hg.), Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol – Südtirol – Trentino (= Schlern-Schriften 329), Innsbruck: Wagner 2006, ISBN 3703004037.
  • Josef Tarneller, Die Burg-, Hof- und Flurnamen in der Marktgemeinde Gries bei Bozen (Schlern-Schriften 6), Innsbruck: Wagner 1924.
  • Villa Wendlandt. Catalogo della mostra / Ausstellungskatalog, Bozen: Stadtarchiv 1999.
  • Heinz Tiefenbrunner, Häusergeschichte der Marktgemeinde Gries bei Bozen, hg. vom Heimatschutzverein Bozen, Bozen 2008, ISBN 9788882665401.
  • Walter Landi, Stiftspfarrkirche Gries-Bozen (Kleine Kunstführer 707), Regensburg: Schnell & Steiner 2009. ISBN 978-3-7954-6758-6

Einzelnachweise

  1. http://www.suedtirolerleben.com/tourismus_themen.php?menusub=4&sub=7

Weblinks

 Commons: Gries-Quirein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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