Grenzübergang Bornholmer Straße

Grenzübergang Bornholmer Straße
Schüler aus dem Westberliner Stadtteil Wedding bildeten auf der Bösebrücke an der Bornholmer Straße Spalier und bereiteten den Besuchern aus der DDR einen ersten Empfang, 10. November 1989
Die Bösebrücke mit zahlreichen DDR-Bürgern vor dem Grenzübergang am 18. November 1989
Stempel „Bornholmer Straße“ im Reisepass (Januar 1990)

Der Grenzübergang Bornholmer Straße war ein Grenzübergang an der Berliner Mauer von 1961 bis 1990 und verband die Bezirke Prenzlauer Berg und Wedding im Norden Berlins über die Bösebrücke.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung und Entstehung

Seinen Namen hat er von seiner Lage an der Bornholmer Straße, die – 1903 nach der dänischen Ostseeinsel Bornholm benannt – durch die damaligen Bezirke Prenzlauer Berg und Wedding (jetzt Teile der Bezirke Pankow bzw. Mitte, Ortsteil Gesundbrunnen) verläuft. Die Bornholmer Straße ist Teil des äußeren Straßenringes aus dem Berliner Bebauungsplan von 1862.

Der 9. November 1989 und die Erinnerung daran

Nach der live übertragenen Erklärung Günter Schabowskis auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989, dass die DDR-Bürger die Reisefreiheit erhalten würden, war der Grenzübergang Bornholmer Straße der erste Grenzübergang in Berlin, an dem um 23.30 Uhr die Passkontrollen eingestellt wurden und über den Tausende DDR-Bürger die Gelegenheit nutzten, nach West-Berlin zu fahren.

Im Laufe des Abends versammelten sich tausende DDR-Bürger am Grenzübergang, um nach West-Berlin zu gelangen. Der Leiter des Grenzübergangs Bornholmer Straße, Oberstleutnant Harald Jäger, fragte bei seinen Vorgesetzten mehrmals nach, wie weiter zu verfahren sei und erhielt von denen keine bzw. nichtssagende Anweisungen. Nach dem Auslösen der Alarmkette kam die Anweisung (ab zirka 21:20 Uhr) einzelnen Leuten die Ausreise zu genehmigen. Der DDR-Personalausweis erhielt dazu einen Stempel halb über das Lichtbild. Dies sollte eine Wiedereinreise in die DDR verhindern – die Personen wurden darüber aber nicht in Kenntnis gesetzt. Damit wurde das Problem allerdings nicht gelöst, immer mehr DDR-Bürger versammelten sich vor dem Grenzübergang Bornholmer Straße.

Die Situation verschärfte sich vor Ort weiter. Harald Jäger ließ – von seinen Vorgesetzten alleingelassen, mit etwas Wut im Bauch und teilweise resignierend – am 9. November 1989 um 23:29 Uhr, entgegen der Befehlslage, eigenmächtig die Grenzübergangsstelle öffnen und sämtliche Passkontrollen einstellen.[1][2] An dieser Stelle wurde die Berliner Mauer als erstes geöffnet, worauf die bis dahin fast 1000 Reisewilligen, die sich an der Grenzübergangsstelle versammelt hatten, in den Westen gelangten.[3]

Der aus einem Mauersegment gefertigte Gedenkstein am Platz des 9. November 1989

An jedem 9. November versammeln sich an der Bösebrücke in den Abendstunden Berliner Bürger sowie die beiden Bürgermeister der Stadtbezirke Mitte und Pankow, um bei einem Glas Sekt an die Ereignisse von 1989 zu erinnern. Am ersten Jahrestag des Mauerfalls wurde östlich der Brücke auf dem Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle ein Gedenkstein errichtet. Dieser ist aus einem Mauersegment gefertigt. Seine Inschrift lautet: An der Brücke Bornholmer Straße öffnete sich in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 erstmals seit dem August 1961 die Mauer. Die Berliner kamen wieder zusammen. Willy Brandt: „Berlin wird leben und die Mauer wird fallen.“ Im westlichen Sprengwerk der Bösebrücke befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift: Bösebrücke 1961–1989 DDR-Grenzübergang/war am 9. November 1989 der erste Grenzübergang der innerdeutschen Grenze, an dem die DDR-Grenzschranken fielen.

Umgebung

Unterhalb der Brücke befindet sich der Bahnhof Bornholmer Straße der Berliner S-Bahn, der damals ein Geisterbahnhof war. Auf dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs befand sich nach der Deutschen Wiedervereinigung zeitweilig ein Autohandel. Nach dem Verkauf des Areals an einen Investor wurde auf der Fläche Mitte 2011 ein Supermarkt errichtet.

Japanische Zierkirschen am Berliner Mauerweg unterhalb der Bösebrücke (2011)

Auf dem ehemaligen Mauerstreifen unterhalb der Bösebrücke verläuft heute ein Teilstück des Berliner Mauerweges mit einer kleinen Allee von Japanischen Zierkirschen. Diese sind ein Geschenk der japanischen Regierung als Ausdruck der großen Anteilnahme an den Ereignissen der deutschen Wiedervereinigung. Die Zierkirschen sollen Frieden und Ruhe in die Herzen der Berliner bringen, wünschten sich die Japaner.

Am 9. November 2010 wurde an der östlichen Seite der Bösebrücke nördlich der Bornholmer Straße der Platz des 9. November 1989 eingeweiht, auf dem eine Bildergalerie mit Fotos der Maueröffnung zu sehen ist, mit der an die Geschichte des Grenzübergangs auf der Bösebrücke erinnert wird. Die Finanzierung erfolgte aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR. Dieser Ort ist kein Platz im städtebaulichen Sinn, da es an ihm keine Gebäude gibt. Es handelt sich vielmehr um ein schmales etwa 200 Meter langes Geländeareal neben der Bornholmer Straße, das durch die noch vorhandene ehemalige Hinterlandsicherungsmauer begrenzt ist. Von dieser durchziehen in unregelmäßigen Abständen rostende Stahlbänder den Bodenbelag. An diesen wird chronologisch an die Ereignisse des 9. November 1989 erinnert. Der aus einem Mauersegment gefertigte Gedenkstein wurde vom Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle auf das neu gestaltete Areal umgesetzt. Bepflanzt ist der Platz mit einer speziellen Züchtung Japanischer Zierkirschen, die im Frühjahr, bei mildem Wetter aber auch bereits im November blüht.[4][5]

Weblinks

 Commons: Grenzübergang Bornholmer Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel, DVD: 9.November
  2. Gerhard Haase-Hindenberg: Der Mann, der die Mauer öffnete. Wilhelm Heyne Verlag, München 2007, ISBN 978-3-453-62025-4, S. 202–205
  3. Pressekonferenz und Zitate nach Hans-Hermann Hertle: Chronik des Mauerfalls, auch Chronik der Mauer: 9. November 1989.
  4. Informationen über den Platz des 9. November 1989 bei www.berlin.de, abgerufen am 23. April 2010
  5. Wowereit übergibt neuen Gedenkort. Der Tagesspiegel, 9. November 2010, abgerufen am 10. November 2010
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