Alfons Hochhauser

Alfons Hochhauser

Alfons Franz Emmerich Hochhauser (* 15. Mai 1906 in Judenburg, Österreich; † 15. Januar 1981 in Veneton, Griechenland) war ein bedeutsamer österreichischer Aussteiger.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

Er war das Vorbild für die Clemens-Gestalt in den Griechenland-Romanen von Werner Helwig, mit dem ihn eine problematische Freundschaft verband. Befreundet war er auch mit dem Schriftsteller Ernst Kreuder. Viele Jahre arbeitete er mit dem Tauchpionier und Meeresforscher Hans Hass zusammen und auch er selbst war ein Pionier eines sanften Tourismus in Griechenland. Fast 30 Jahre nach seinem Tod ist seine Person wieder Gegenstand einer literarischen Arbeit: In Griechenland erschien im Mai 2010 der Roman Pios thymatä ton Alfons (Wer erinnert sich an Alfons) von Kostas Akrivos.[1].

Leben

Unbändiger Freiheitsdrang und Streben nach Unabhängigkeit stehen als Leitmotive über dem Leben von Alfons Hochhauser.

Sein Vater, ein wohlhabender Holzhändler aus Frohnleiten, kam spät aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause und fand keinen rechten Zugang mehr zu dem renitenten Jungen. Schon mit 14 Jahren riss Alfons zum ersten Mal von zu Hause aus. Er brach die Schule ab, arbeitete in einem Bergwerk bei Salzburg und als Holzknecht in der Köhlerei seines Vaters.

Als 17-jähriger brach er dann zu einer Trampreise auf. Sie führte ihn über Italien, Südfrankreich, Spanien, quer durch Nordafrika und schließlich nach Palästina. In Jerusalem arbeitete er einige Monate als Zisternenputzer, dann zog er weiter durch die Türkei nach Konstantinopel und war nach zwei Jahren wieder zu Hause in der Steiermark.

Aber schon nach wenigen Wochen war er wieder unterwegs, diesmal nach Griechenland. Seine Eltern hatten ihm eine handliche Filmkamera gekauft, in der Hoffnung, dass Alfons mit Hilfe dieser zukunftsträchtigen Technik doch noch zu einer bürgerlichen Existenz finden möge. Allerdings musste das teure Gerät bei der Einfuhr mit einer beträchtlichen Summe verzollt werden, die Alfons zunächst nicht aufbringen konnte. Zusammen mit drei Freunden, unter ihnen der spätere Schriftsteller Ernst Kreuder, versuchte er 1926/1927 in Thessaloniki unter dem Namen ZEITFILM ein Unternehmen für Werbefilme zu gründen. Vorschüsse wurden eingetrieben, um die Kamera vom Zoll auszulösen. Als dies schließlich gelungen war, musste das Gerät wieder versetzt werden, weil Vorschüsse zurückgefordert wurden, kein Geld für Filmmaterial vorhanden war und dem Quartett das Nötigste zum Überleben fehlte.

Nach dem Scheitern des Zeitfilm-Unternehmens lebte Hochhauser ab 1927 als Hirte, Fischer, und Schankwirt im Pilion, einem Küstengebirge in Thessalien. Dort besuchte ihn Werner Helwig zwischen 1935 und 1938 dreimal.

1938 wurde Hochhauser als Deutscher aus Griechenland ausgewiesen und 1939 in der Steiermark zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Ausbildung wurde er nochmal freigestellt, fuhr nach Norddeutschland und heuerte 1940 als Heizer auf einem Frachter nach Leningrad an. Im folgenden Jahr wurde er in Berlin zu einer Dolmetscherkompanie einberufen. Der Tauchpionier Hans Hass rüstete zur selben Zeit zu einer Expedition in die Ägäis. Er hatte durch Helwigs Roman Raubfischer in Hellas von Hochhauser gehört, lernte ihn kennen und erreichte, dass er zu dieser Expedition freigestellt wurde.

Nach der Aegäis-Expedition mit Hans Hass in 1942 diente Hochhauser bis zum Kriegsende als Dolmetscher bei der Geheimen Feldpolizei Gruppe 510 in der Wehrmacht. Sie war in Griechenland eingesetzt. Am 10. Juni 1944 wurde Hochhauser in Stiri, einer kleinen Ortschaft nahe Distomo in der Provinz Böotien, bei einem Partisanenüberfall auf eine Wehrmachtseinheit schwer am Kopf verwundet. Bei einer Vergeltungsaktion der Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung von Distomo wurden über 200 Personen, unter ihnen Kinder und Alte, von deutschen Soldaten getötet und der Ort vollständig zerstört.[2]

Nach dem Krieg wurde Hochhauser ein unentbehrlicher Mitarbeiter von Hass und war an allen Expeditionen bis 1956 beteiligt. In Hass' Buch „Menschen und Haie“ lockern die vielen Anekdoten um „Xenophon“ den Expeditionsbericht auf, und in den drei klassischen Hass-Filmen Menschen unter Haien (1947), Abenteuer im Roten Meer (1951) und Unternehmen Xarifa (1954) ist Hochhauser alias Xenophon sowohl in dokumentarischen als auch in kleinen Spielszenen zu sehen. Hochhauser war bei den Expeditionen der Mann für alles Handwerkliche, selbst getaucht ist er nie.

1957 kehrte Alfons Hochhauser nach Griechenland zurück. Auf der Insel Trikeri, an der Südspitze der Pilion-Halbinsel pachtete er ein verlassenes Kloster und baute es zu einer einfachen Herberge mit 20 Zimmern um. Er heiratete Chariklia, eine Freundin, die er schon 30 Jahre zuvor im Pilion kennengelernt hatte. Der alternative Betrieb lief recht erfolgreich. Allerdings trieb die Kirche den Pachtzins für das Kloster immer mehr in die Höhe, so dass Hochhauser 1969 schließlich aufgab. Am Kap Kuluri bei Veneton an der Ostküste des Pilion wagte er einen Neuanfang. Unter schwierigen Bedingungen, Kuluri war damals von Veneton aus nur mit Mulis zu erreichen und mit dem Motorboot 4 Stunden von der nächsten Siedlung mit Einkaufsmöglichkeit entfernt, beherbergte er seine Sommergäste in einfachen Laubhütten bis 1980.

Am 15. Januar 1981 brach Alfons Hochhauser von Kuluri aus zu einer beschwerlichen Wanderung hoch ins Gebirge auf. Auf einem einsamen Bergrücken erfror er selbstbestimmt. Alfons Hochhauser hinterließ zwei uneheliche Kinder: einen Sohn und eine Tochter.

Vielleicht auch durch seine selbst gewählte Einsamkeit bedingt war Hochhauser zeitlebens ein eifriger Briefeschreiber. In Teilen ist seine umfangreiche Korrespondenz erhalten, unter anderem mit Ernst Kreuder, Werner Helwig und Hans Hass. Die Briefe an Ernst Kreuder befinden sich im DLA in Marbach. Der Briefwechsel mit Hans Hass ist im Hans-Hass-Institut archiviert. Auszüge der Korrespondenz mit Werner Helwig sind im Internet veröffentlicht.

Verfilmungen

In den 1950er Jahren kam es zu einem jahrelangen Streit zwischen Hochhauser und Werner Helwig, als das Buch Raubfischer in Hellas verfilmt werden sollte. Da Hochhauser seine Lebensgeschichte nicht im Film verarbeitet haben wollte, wurde das Drehbuch zu einer reinen Liebesgeschichte umgeschrieben und durfte erst dann 1959 von Horst Hächler verfilmt werden.

Im Sommer 2010 wurde das Buch „Ein Mädchen auf dem Meeresgrund“ von Lotte Hass verfilmt. Es handelt von der Expedition an das Rote Meer in 1950, an der auch Hochhauser teilgenommen hat. Hochhauser wird in dem Film von Harald Krassnitzer dargestellt. Der Film soll in 2011 vom ZDF und ORF ausgestrahlt werden.

Quellen

  • Friedrich Graupe: Der steirische Odysseus. Ein einsames Kap in der Ägäis, fernab jeglicher Zivilisation ist heute die zweite Heimat des Österreichers Alfons Xenophon Hochhauser.... Die Serie in 33 Teilen erschien in der Wiener „Kronen-Zeitung“, unter intensiver Mitarbeit von Hochhauser, von Ende Mai bis Anfang Juli 1976.

Einzelnachweise

  1. Κώστας Ακρίβος: Ποιος θυμάται τον Αλφόνς. Μεταίχμιο, Αθήνα 2010, ISBN 978-960-455-985-5.
  2. Gernot Biehler: Auswärtige Gewalt. Auswirkungen auswärtiger Interessen im innerstaatlichen Recht. Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-16-148447-9, (Ius publicum 128), S. 311.

Weblinks


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