Graben (Wien)

Graben (Wien)
Der Graben in Wien
Der Graben mit festlicher Advent-Beleuchtung

Der Graben ist eine der berühmtesten Straßen in der Wiener Innenstadt. Er hat seinen Anfang am Stock-im-Eisen-Platz beim Palais Equitable und endet an der Verzweigung zum Kohlmarkt und zur Tuchlauben. Der Graben ist eine der exklusivsten Prunkzeilen der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Straßengeschichte

Die Entstehung des Grabens

Der Wiener Graben um 1890
Ansicht von 1900
Der Graben um 1800, Skizze von Georg Christian Wilder

Der Graben geht schon auf das alte Römerlager Vindobona zurück, wo eine Mauer entlang des heutigen Straßenzugs und der heutigen Naglergasse die südwestliche Umwallung des Kastells bildete, wobei sich davor ein Graben befand. Auch vor der mittelalterlichen, zwei bis drei Meter dicken und sechs Meter hohen Burgmauer war dieser Graben noch immer vorhanden. Am Ende des 12. Jahrhunderts kam es zur babenbergischen Stadterweiterung, die durch das Lösegeld für Richard Löwenherz finanziert wurde. Dabei wurde der Graben – wahrscheinlich mit den Resten der Mauer – zugeschüttet und planiert. Der Graben wurde somit zu einem der ersten Straßenzüge in der Stadterweiterungszone. In diesem Bereich der Stadt waren noch größere unbebaute Gebiete vorhanden, was wohl dazu beigetragen hat, dass der Name Graben bis heute überlebt hat.

Der Graben im Mittelalter

Die planmäßige Anlage der Stadterweiterung ist auch an den unterschiedlichen Bebauungen nördlich und südlich des Grabens zu erkennen. Die Bebauung an der Nordseite ist bis heute unregelmäßig und es gab nur einen einzigen schmalen Durchgang zur Peterskirche, das so genannte Jungferngässchen. Dagegen wurden im 13. Jahrhundert an der Südseite fünf Gassen regelmäßig angelegt, und zwar die Obere Bräunerstraße (heutige Habsburgergasse), die Untere Bräunerstraße (Bräunerstraße), die Färberstraße (Dorotheergasse), die Laderstraße (Spiegelgasse) und die Reifstraße (Seilergasse). Zwar war hier noch recht viel unverbaut, doch änderte sich das rasch.

Laut dem Historiker Karl Oettinger löste die Anlage des Grabens den Straßenzug Hoher Markt–Wipplingerstraße als Hauptverkehrsader ab. Die neue Verbindung führte angeblich von Am Hof über die Bognergasse und den Graben zum Stock-im-Eisen-Platz und bog dort in Richtung Stephansdom ein, um über die Rotenturmstraße die Wollzeile zu erreichen. Der Verkehr musste daher nicht mehr über den Hauptmarkt am Hohen Markt verlaufen. Da aber praktisch alle Wege in der Stadt ihr Ende fanden und es damals kaum einen Grund gab, in Richtung Schottentor zu fahren, ist diese Theorie umstritten.

Am Graben befanden sich damals hauptsächlich Holzhäuser, was am 23. März 1327 zu einer Katastrophe führte. Im Haus des Pfarrers von St. Stephan, Heinrich von Luzern in der Wallnerstraße brach ein Feuer aus, das in kurzer Zeit über den Kohlmarkt den ganzen Graben erfasste und das ganze Gebiet vernichtete. Bei den Rettungsarbeiten war auch König Friedrich der Schöne anwesend. Zwar zählte der Graben damals noch nicht zu einer bevorzugten Lage des Adels, doch wohnten dort offenbar schwäbische Geschlechter, die mit Rudolf I. nach Wien gekommen waren.

Das einzige Gebäude, das aus dieser Zeit bekannt ist, ist der Freisingerhof.

Um die Wende vom 13. ins 14. Jahrhundert wurde der Graben an beiden Enden mit Häusergruppen verbaut. Dadurch entstand am Nordwestende das Paternostergässchen, eine Verlängerung der Naglergasse und am Südostende die Grabengasse und das berüchtigte schmale Schlossergässchen, wo die Schlosser ihre Werkstätten einrichteten. Auch verwandte Handwerker, wie Schmiede, befanden sich dort. Die Enge des Schlossergässchen gab immer wieder Anlass zu Kritik als Verkehrshindernis. Der Graben wurde durch diese Anlage mehr als Platzanlage als Straße gesehen. Zu dieser Zeit galt er aber noch nicht als exklusive Adresse, insbesondere, weil in seinem Bereich die so genannte Mörung entsprang, ein offener Bach, der zur Abwasserentsorgung genutzt wurde und einen dementsprechenden Gestank verursachte. Mit der Zeit nahm die Ansiedlung verschiedener Honoratioren jedoch zu, anfänglich vor allem begüterte Bürger der Stadt.

Der Graben zur Barockzeit

Ansicht des Grabens vor 1609 von Jacob Hoefnagel

Obwohl die Struktur des Grabens mehr oder weniger gleich blieb, begann sich der Charakter zu wandeln. Geprägt wurde er vor allem durch den Arkadenhof, ein markantes Renaissancegebäude, das erst 1873 dem heutigen Grabenhof weichen musste. Der Graben wurde zum Schauplatz verschiedenster Festivitäten, darunter auch Erbhuldigungsfeiern. Dies veranlasste die ansässigen Hausbesitzer, ihre Gebäude umzubauen und die Fassaden mit reichem Dekor auszustatten. 1701 wurde die alte Peterskirche abgerissen und bis 1708 neu errichtet.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde die Marktnutzung zurückgedrängt, 1753 wurden die Grünwarenhändler entfernt und 1772 musste auch der Christkindlmarkt weichen. Der Graben wurde zum Hauptschauplatz des städtischen Lebens und zum bevorzugten Promenadeplatz. Dies beschränkte sich nicht nur auf den Adel, auch der Aufstieg der Unternehmer war zu erkennen, wobei das deutlichste Kennzeichen die Errichtung des Trattnerhofes durch den Buchdrucker Thomas Edler von Trattnern war. Allerdings tauchten auch Prostituierte, die berühmten Graben-Fräule auf.

Die Regulierung des Grabens

Der Graben vor der Regulierung (schwarz) und heute (grün).
Blick auf den bereits regulierten Graben um 1890.
Das Elefantenhaus, bis 1866 der östliche Abschluss des Grabens

Der Aufschwung des Grabens setzte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts fort. Es siedelten sich immer mehr Luxusgeschäfte an, wobei die Läden mit künstlerisch wertvollen Schildern versehen waren. Durch diese Ansiedlungen und den zunehmenden Verkehr wurden die beiden Häuserblocks an den Enden des Grabens immer mehr zu einem Hindernis. Die Erste österreichische Sparkasse ließ 1835 die Eckhäuser zur Tuchlauben abreißen und ihr heute noch bestehendes Hauptgebäude errichten. 1840 folgten dann die Gebäude am Nordwestende des Grabens. Zwischen 1860 und 1866 wurden die Häuser am östlichen Ende zwischen Grabengasse und Schlossergassl entfernt, wodurch der Graben nun direkt in den Stock-im-Eisen-Platz beziehungsweise den Stephansplatz überging und er wieder zu einer Straße wurde. Tatsächlich wurden im 19. Jahrhundert auch so gut wie alle anderen alten Häuser am Graben mit Ausnahme des Palais Bartolotti-Partenfeld abgerissen. Auch das Jungferngässchen wurde verbreitert und ein offener Zugang zur Peterskirche geschaffen. Sogar der Trattnerhof wurde 1911 durch einen Neubau ersetzt, wodurch erstmals auch ein zweiter Zugang von der alten Stadt entstand.

Der Graben im 20. Jahrhundert

Der Graben vor der Umgestaltung (1973)

Mit der Zunahme des Autoverkehrs wurde auch der Graben zu einer stark befahrenen Straße. Allerdings blieb der Verkehr nach wie vor auf die südliche Hälfte beschränkt. Am 4. Dezember 1950 wurde hier die erste Neonbeleuchtung Wiens in Betrieb genommen.

Es gab mehrere Vorschläge zur Ausgestaltung, darunter zwei zur Überdachung des Grabens. Am 22. November 1974 wurde hier versuchsweise die erste Fußgängerzone Wiens eingerichtet. Im Zuge des U-Bahn-Baus wurde der Graben in mehreren Phasen umgebaut und die Fußgängerzone etappenweise erweitert. In diesem Zusammenhang wurden fünf Architekten beziehungsweise Architektenteams mit Vorschlägen zur Ausgestaltung beauftragt. Besonders umstritten war die Idee der Gruppe M zur Überdachung des Grabens.

Heute ist der Graben wieder eine der wichtigsten Promenade- und Geschäftsstraßen Wiens. Gemeinsam mit dem Kohlmarkt und der Kärntner Straße bildet er das sogenannte „Goldene U“ an traditionsreichen innerstädtischen Einkaufsstraßen, die über ein gehobenes Angebot verfügen und als Fußgängerzonen gestaltet sind.[1]

Der Graben als Marktplatz

Der Graben diente schon in frühester Zeit als Marktplatz. Schon 1295, also kurz nachdem der Graben selbst erstmals in Urkunden genannt wurde, wurde der Obsthandel erwähnt. Um 1320 begann der Handel mit Kraut, circa hundert Jahre später auch mit anderem Gemüse. Diese Produkte brachten dem Graben auch die Namen Grüner Markt und Kräutermarkt ein. Ab dem 14. Jahrhundert sind auch Mehl- und Brothändler überliefert. Die Bäcker selbst erhielten erst 1442 wieder die Erlaubnis, große Brote selbst zu backen. Am Graben entstanden so genannte Brotbänke, die die Bäcker mieten mussten. Im Paternostergässchen siedelten sich Paternosterer, also Erzeuger von Rosenkränzen an. ab 1424 sind in den Kammeramtsrechnungen auch Fleischbänke am Graben erwähnt, wobei es strenge Vorschriften über deren Öffnungszeiten gab. Wegen der Geruchsbelästigung sollten nach einem Erlass von Ferdinand I. 1564 die Fleischbänke verlegt werden, doch geschah das nicht vollständig. Im 18. Jahrhundert verlagerte sich die Geschäftstätigkeit immer mehr in die angrenzenden Häuser und 1753 wurde als letzter Markt der Gemüsemarkt aufgelöst.

Der Graben als Festplatz

Konzert der Polizei am Graben

Wegen seiner Lage und seiner Größe eignete sich der Graben besonders für Festumzüge. Seit 1438 sind Fronleichnamsprozessionen bekannt, gegeben dürfte es sie aber schon früher haben. Mit Aufkommen des Protestantismus spielten sie eine ganz besonders wichtige Rolle zur Demonstration des katholischen Glaubens. Zur Zeit von Kaiser Karl VI. fand täglich eine Messe bei der Pestsäule statt. Im 18. Jahrhundert fand fast wöchentlich eine Prozession statt, doch wurde dies von Maria Theresia eingeschränkt, und Joseph II. ließ überhaupt nur mehr die Fronleichnamsprozession übrig.

Der Graben diente aber auch als Platz für Triumphzüge, insbesondere beim Einzug der Erzherzöge und Kaiser. Nachweislich ab 1620 war er immer wieder Schauplatz der Erbhuldigungsfeiern, bei denen die Stände dem Landesherren die Reverenz erwiesen, das erste bekannte Mal bei Ferdinand II.

Gebäude

Freisingerhof und Trattnerhof

Das Anker-Haus von Otto Wagner

Der Freisingerhof war der erste Monumentalbau auf dem Graben. Das Bistum Freising besaß hier einen Grund und ließ wahrscheinlich Ende des 12. Jahrhunderts einen Hof erbauen, dessen Name aber erst 1273 belegt ist. Das unregelmäßige romanische Gebäude diente einerseits als Verwaltungszentrum für die Besitzungen des Stifts in der Umgebung von Wien, andererseits als Unterbringungsmöglichkeit für die Bischöfe von Freising und ihrer diplomatischen Vertreter. Anfänglich wurde es als Dompropsthof bezeichnet, die erste bekannte urkundliche Bezeichnung als Freisingerhof stammt aus dem Jahr 1468. Neben dem Hauptgebäude umfasste der Hof noch einige weitere Häuser der Umgebung.

Johann Thomas Trattner kaufte den Hof 1773 an und ließ dort von Peter Mollner ein für damalige Verhältnisse riesiges Zinshaus bauen, das 1776 vollendet wurde. Die Meinungen über das Gebäude waren geteilt. Einerseits beeindruckte seine schiere Größe, andererseits wurden die vielen kleinen Zimmer und Gewölbe kritisiert. Der Bau war - nach dem Adelstitel - mit Trattnernhof beschriftet, doch setzte sich die Bezeichnung Trattnerhof durch. Die Eingangsportale waren mit Karyatiden von Tobias Kögler geschmückt. Das Haus blieb auch weiterhin im Besitz der Familie Trattner und wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts verkauft. 1911 wurde nach den Plänen von Rudolf Krauß ein Doppelgebäude errichtet, das durch eine schmale Gasse getrennt ist, womit erstmals eine zweite Verbindung zur alten Stadt entstand. Diese Gasse trägt heute noch den Namen Trattnerhof.

Ankerhaus

Dieses Wohnhaus wurde 1894 bis 1895 von Otto Wagner vermutlich für sich selbst errichtet. Der Name leitet sich davon ab, dass der Vorgängerbau 1073 von der Versicherungsanstalt Der Anker angekauft wurde. Die Art des Untergeschosses mit ihren Glasflächen weist schon auf spätere Baustrukturen hin, wie sie im Stahlbetonbau verwendet werden. Ab 1971 wurde es von Friedensreich Hundertwasser benutzt.

Palais Bartolotti-Partenfeld

Palais Bartolotti-Partenfeld

Das Palais der Freiherren Bartolotti von Partenfeld ist das einzige Barockgebäude am Graben, das heute noch existiert. Es wurde um 1720 errichtet und wird Johann Lucas von Hildebrandt zugeschrieben. Die Hauptfront mit zwei Portalen liegt sich in der Dorotheergasse, im Stiegenhaus befindet sich eine Figur des hl. Johannes von Nepomuk aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Stufen der Hauptstiege und der Wendeltreppe wurden aus dem Kaisersteinbrucher Kaiserstein gefertigt. Bis 1735 war das Palais im Eigentum der Familie Bartolotti, Freiherrn von Partenfeld, die aus dem Venezianischen stammte und 1729 in den Grafenstand erhoben wurde.

Generalihof

Dieses Gebäude aus den Jahren 1794 bis 1795 von Peter Mollner und Ernest Koch wurde 1831 von Josef Klee umgebaut. Hier war der Sitz der Musikalienhandlung von Leopold Kozeluch, der unter anderem die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart verlegte. 1894 erwarb die Assicurazione Generali das Haus und ließ im Jahr darauf die Fassade ändern, außerdem erhielt das Haus einen Attikaaufbau. Im Gebäude befindet sich der prominente Herrenschneider Knize, der von Adolf Loos gestaltet wurde.

Grabenhof

Erste österreichische Spar-Casse

Das Gebäude, früher auch Thienemannhof genannt, ist ein Werk von Otto Thienemann und Otto Wagner. Da es von 1873 bis 1874 erbaut wurde, ist es noch von historistischer Prägung. Das Dach wurde 1947 von Alfons Hetmanek ausgebaut.

Der denkmalgeschützte Grabenhof ist im Besitz der Österreichischen Beamtenversicherung und wird seit 1991 auch als Ort der kulturellen Begegnung genutzt. Am 18. Juni 1994 wurde eine Gedenktafel für Josef von Sonnleithner enthüllt, der in dem bis 1874 an der Stelle des heutigen Grabenhofes befindlichen Arkadenhaus lebte. Er wurde durch die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien berühmt.

Erste österreichische Sparkasse

Die Expansion der Ersten Österreichische Sparkasse erforderte in ihrer Anfangszeit mehrfach den Wechsel ihres Hauptquartiers. 1825 zog sie in das Haus Graben 21. Nach dem Ankauf dreier Nachbarhäuser ließ sie diese abreißen und der Architekt Alois Pichl erbaute von 1835 bis 1839 ein neues großes Gebäude.

Geschäfte

Das alte E. Braun & Co.

Der Graben verdankt seinen Ruf als Geschäftsstraße verschiedenen Geschäften und Einrichtungen. Bereits zu Zeiten der Monarchie war auf Grund der Nähe zur Hofburg der Graben einer der exklusivsten Einkaufsmeilen. Hier siedelten sich im sogenannten Dreieck Graben-Kohlmarkt-Kärntner Straße mehrere k.u.k. Hoflieferanten an. Mehrere "Sterbewellen" setzten nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Monarchie ein. Ende der 1990er Jahren begannen mehrere alte Unternehmen mit der Schließung ihrer Geschäfte oder zogen auf Grund der steigenden Mieten um. Internationale Markenunternehmen zogen stattdessen ein.[2] Der renommierte Unternehmen E. Braun & Co. am Wiener Graben wurde von der Kette Palmers übernommen und in das Haus zog 2005 die Firma Hennes & Mauritz, die die Tradition des Kleiderverkaufes im Geschäft weiter führt und die historische Inneneinrichtung erhalten ließ.[3][4] 2008 musste die ehemalige Hofkonditorei Konditorei Lehmann am Graben 12 ihre Pforten schließen.

Andere Bauwerke

Pestsäule

Pestsäule

Die Pestsäule wurde anlässlich einer Pestepidemie am 10. Oktober 1679 von Kaiser Leopold I. als marmornes Denkmal in Auftrag gegeben. Die Hofkanzlei teilte den Wiener deputierten Räten die kaiserliche Resolution über die zur Abwendung der unaufhörenden Seuche zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit aufzurichtende Votivsäule mit.

Im August 1681 wurde ein Paßbrief für Steinlieferungen aus Salzburg ausgestellt. Der Bildhauer Matthias Rauchmüller schuf daraus zwei stehende und einen sitzenden Engel. Das runde Geländer gestalteten die Wiener Hof-Steinmetzmeister David Khöll und Veith Steinböck. Die feierliche Grundsteinlegung durch den Kaiser erfolgte am 30. Juli 1687, das Ziegelfundament wurde darauf 7,5 m bis zum Pflasterniveau aufgeführt und 1 Jahr trocknen und setzen gelassen. Gesamthöhe 18,7 m; größter Durchmesser 3,65 m. Zu dieser Zeit war der aus Cles am Nonsberg in Südtirol stammende, in Venedig ausgebildete Bildhauer Paul Strudel bereits als Bauleiter dokumentiert. In den Akten der Jahre 1688/89 finden wir den kaiserlichen Ingenieur, Truchseß und Theaterinspektor Lodovico Ottavio Burnacini und den erst 1687 aus Italien nach Wien gekommenen Grazer Bildhauer und Architekten Johann Bernhard Fischer. Steinlieferungen durch den Salzburger Steinmetzmeister und Bildhauer Andreas Götzinger auf dem Wasser bis an die Donaugestätten nach Wien.

Der Änderungsvorschlag Fischers, weil die Säulen in den Dörfern fast zu gemein werden, etwas anderes ungemeineres aufzurichten, fand kaiserliche Zustimmung.

Das Konstruktionsprinzip der Säule besteht in einer fünfzehnfachen Aufschichtung von Steinquadern, je ca. 1 m hoch. Die insgesamt neun überlebensgroßen Engel wurden jeweils aus einem Block gearbeitet. Auch die Figuren der Pestgruppe sind alle aus je einem Block gearbeitet, die stürzende Pest zum Teil zusammen mit der als Felsen ausgebildeten Auflage. Beim verwendeten Stein handelt es sich um den sogenannten Untersberger Forellenmarmor aus Salzburg, einem hellgelblichen/rosa/bräunlichen Kalkstein mit kleinen ziegelroten Einsprengungen, ausgenommen sind nur das Standbild des knienden Kaisers Leopold I., das aus einem sehr homogenen, dem Carraramarmor vergleichbaren Stein gearbeitet ist, und fünf Balustern der Balustrade aus Mannersdorfer Stein (1881 ausgetauscht). Für das Postament wurden nach Fischers Modell 6 Reliefs vom Bildhauer Johann Bendel erarbeitet, die Reliefs der oberen Reihe sowie 6 stehende Kindeln des Geländers vom Hofbildhauer Johann Frühwirth ausgehauen. Weitere tätige Bildhauer waren Tobias Kracker und Matthias Gunst.

Im Frühjahr 1691 war das zweigeschossige Postament vom Steinmetz Steinböck aufgesetzt und danach hat man die Blöcke für die Wolkenpyramide aufgezogen. Am 1. Juni 1692 erfolgte die Einweihung des Denkmals.

Grabenbrunnen

Josefsbrunnen

Auf dem Graben befinden sich zwei Brunnen. In den städtischen Rechnungsbüchern waren schon 1455 Ausgaben für einen Brunnen zu finden, dessen Wasser in Röhren vom Garten der Hofburg hergeleitet wurde, das steinerne Brunnenhaus war von der Bildsäule des Hl. Florian bekrönt. Die Florianstatue gibt einen Hinweis auf den Zweck des Brunnens, er diente in erster Linie zum Löschen auftretender Feuersbrünste. Den vom Steinmetzmeister Hanns (Puchsbaum) geschaffenen Brunnen zierten vier Löwenköpfe, deshalb bezeichnete man ihn bald als Löwenbrunnen. Er stand an der Westseite des Grabens vor dem Haus "Zum goldenen Hirschen". Neben Meister Hanns wurde noch Meister Augustin Ratsmid namentlich genannt, er schuf die Löwenköpfe.

Als man 1638 beschloss, eine neue Feuerordnung einzuführen, befand es die niederösterreichische Regierung für notwendig, neue Röhrenbrunnen auf der Freyung und dem Graben zu errichten. Es erging ein Steinmetzauftrag an Meister Hieronymus Bregno mit seinem Gesellen Francesco della Torre, aus dem kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg, welcher für seine Arbeiten vermutlich Kaiserstein verwendete. Für diesen Brunnen gestaltete der Bildhauer Johann Jacob Pock ein Jupiter-Standbild.

Auf dem Gegenstück beim Haus „Zum schwarzen Elefanten“ befand sich keine Figur, man kann den Aufbau am ehesten mit einer gotischen Fiale vergleichen. Der (südöstliche) Brunnen stammt vermutlich von 1561.

Auf Wunsch von Kaiser Leopold I. wurden die Brunnen 1680 mit Standbildern der Heiligen Joseph und Leopold versehen, die vom Bildhauer Johann Frühwirth angefertigt wurden. Diese wurden 1804 durch Bleifiguren von Johann Martin Fischer ersetzt. Die Statuen von Frühwirth sind seither verschollen. Beide gegenwärtigen Brunnen sind aus Wöllersdorfer Stein gehauen. Sie sind unter den Namen Josefsbrunnen und Leopoldsbrunnen bekannt.

Unterhalb des Josefsbrunnens befindet sich Wiens älteste unterirdische Bedürfnisanstalt, die Öffentliche Bedürfnisanstalt am Graben.

Verkehr

Inwiefern der Graben im Mittelalter ein Hauptverkehrsweg war, ist unklar (siehe oben). Durch die Verbauung an beiden Enden war er dann aber dazu ungeeignet. Ab dem 19. Jahrhundert gehörte er allerdings schon vor der Motorisierung zu den meistbefahrenen Straßen in Wien, wobei immer nur die südwestliche Seite genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert befanden sich schon zahlreiche Plätze für Fiaker und Stellwagen am Graben.

Die erste mit Akkumulatoren betriebene Buslinie der städtischen Stellwagenunternehmung verkehrte ab 1. März 1912 vom Stephansplatz über den Graben zur Volksoper. In der Folge verkehrten zahlreiche Buslinien über den Graben. Im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau wurde der Graben zu einer Fußgängerzone ausgebaut. Als Testlauf wurde im Zusammenhang mit dem Weihnachtskorso am 27. November 1971 hier die erste Fußgängerzone Wiens eingerichtet. Das endgültige Projekt zur Ausgestaltung stammt von Wilhelm Holzbauer und Team und konnte 1978 eröffnet werden. 1988 wurde auch das letzte Stück zwischen Peterskirche und Kohlmarkt einbezogen. Auf diesem Stück verkehrte allerdings bis April 2009 die Autobuslinie 1A.

Unter dem Teil zwischen Stock-im-Eisen-Platz und Jungferngasse verläuft seit 1991 die U-Bahn-Linie U3. Die Station Stephansplatz wurde im Rohbau schon beim früheren Bau der U1 errichtet, so dass der weitere Verlauf unter dem Graben ein Zwangspunkt war. Ein Aufgang aus dieser Station führt auf den Graben. Dieser ist nicht überdacht, da man das Stadtbild möglichst schonen wollte. Ein Einbau in die angrenzenden Häuser war wegen viel zu hoher Ablöseforderungen nicht möglich.

Einzelnachweise

  1. Wiener Einkaufsstraßen – Das Goldene U
  2. Das Ende des Knopfkönigs. Neue Zürcher Zeitung, 7. Mai 2004, abgerufen am 4. Februar 2009 (deutsch).
  3. Paul Lester: Wiener Innenstadt: Be-Graben wir die Tradition? Die Presse, 2. April 2004, abgerufen am 4. Februar 2009 (deutsch).
  4. Braun & Co, Knopfgeschäft Frimmel: Traditionsgeschäfte bauen um oder schließen. Netzwerk Denkmalschutz Österreich, 24. Mai 2004, abgerufen am 2. Februar 2009 (deutsch).

Literatur

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Oberkammeramtsrechnungen 1648, 1651
  • Felix Czeike: Der Graben, Paul Zsolnay Verlag, Wien-Hamburg 1972
  • Dehio-Handbuch Wien I. Bezirk - Innere Stadt, Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-366-6
  • Reinhard Engel: Luxus aus Wien I. Czernin Verlag, Wien 2001. ISBN 3-7076-0121-8
  • Ernst Kurz: Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Wien in Beziehung zum Verkehr, Magistrat der Stadt Wien (MA18), Wien 1981
  • Harald Marincig: 80 Jahre Autobusbetrieb der Gemeinde Wien 1907 - 1987, Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe, Wien 1987
  • Rudolf Gerlich, R. Andraschko: Stadt für Fußgänger - Gestaltung öffentlicher Räume in Wien - Ausgewählte Beispiele, Compress Verlag, Wien 1985
  • Manfred Koller u. Rainer Prandtstetten: Restauratorenblätter Band 6 zum Thema Die Wiener Pestsäule, November 1982. Österreichische Sektion d. IIC.

Weblinks

 Commons: Graben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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