Gottlieb Daimler

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Gottlieb Wilhelm Daimler (eigentlich Däumler), * 17. März 1834 in Schorndorf; † 6. März 1900 in Cannstatt bei Stuttgart) war ein deutscher Ingenieur, Konstrukteur und Industrieller. Daimler entwickelte den ersten schnelllaufenden Benzinmotor und das erste vierrädrige Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Daimlers Geburtshaus in Schorndorf
Daimlers Versuchswerkstatt im Cannstatter Kurpark
Daimlers Standuhr-Motor
Daimlers Reitwagen von 1885 (Nachbau)
Daimlers Motorkutsche von 1886 (Modell)
Daimlers Boot Neckar von 1886 (Modell)
Daimlers Luftschiff von 1886 (Modell)
DMG-Lastkraftwagen von 1896
Gottlieb Daimlers Grab in Stuttgart-Bad Cannstatt

Daimler wurde am 17. März 1834 in Schorndorf als zweiter Sohn des Gastwirts und Bäckermeisters Johannes Däumler und dessen Ehefrau Frederika geboren. Im Geburtshaus ist heute ein Museum eingerichtet; zudem erinnert ein Denkmal beim Schorndorfer Rathaus an den berühmtesten Sohn der Stadt.

Nachdem er die Realschule 1848 abgeschlossen hatte, ließ Daimler sich zum Büchsenmacher ausbilden. 1852 beendete er die Ausbildung mit der Gesellenprüfung. 1853 begann er durch Vermittlung des württembergischen Wirtschaftsförderers Ferdinand von Steinbeis, in einem Maschinenbauunternehmen im elsässischen Graffenstaden zu arbeiten. 1857 verließ er die Firma und begann ein Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule in Stuttgart. Hier wurde er Mitglied der Studentenverbindung Corps Stauffia Stuttgart.

Nach Ende seines Studiums und mehreren von Steinbeis initiierten Studienreisen ins Ausland begann er 1862, als Konstrukteur für die Metallwarenfabrik Straub in Geislingen an der Steige zu arbeiten. 1865 wurde ihm die Leitung der Maschinenfabrik eines Bruderhaus-Waisenheims in Reutlingen übertragen, wo er zum ersten Mal mit Wilhelm Maybach zusammentraf. 1867 heiratete Daimler die Apothekerstochter Emma Kurz, mit der er fünf Kinder hatte, darunter die Söhne Paul und Adolf (* 8. September 1871; † 24. März 1913).

1869 übernahm Daimler den Vorstand der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft. Kurze Zeit später fing auch Maybach an, als Technischer Zeichner in der Firma zu arbeiten. Nach drei Jahren wechselte Daimler von der Maschinenbaugesellschaft zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo ihm Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten übertrug. Auch Maybach wechselte zu Deutz und brachte 1872 unter der Leitung Daimlers den Ottomotor zur Serienreife. Das Unternehmen wuchs von einer kleinen Werkstatt zu einem Weltunternehmen.

Nach einem Streit zwischen Daimler und Otto verließ Daimler 1882 die Deutz AG und gründete in Cannstatt eine Versuchswerkstatt. Sein Ziel war die Entwicklung kleiner, schnell laufender Verbrennungsmotoren, die überall einsetzbar sein sollten und Fahrzeuge aller Art zu Lande und zu Wasser antreiben konnten. Nach einem Jahr (1883) meldete er einen gemeinsam mit - dem bei ihm angestellten - Maybach entwickelten revolutionär verbesserten Einzylinder-Viertaktmotor an.

Anders als bei den bis dahin üblichen stationär eingesetzten gasangetriebenen Viertaktmotoren erfolgte hierbei der Antrieb durch Benzinverbrennung; nach Vergasung der Benzinflüssigkeit im Schwimmervergaser initiierte die Glührohrzündung die Verbrennung des im Zylinder vorkomprimierten Benzin-Luft-Gemisches. Der einzylindrige Motor wog nur 60 Kilogramm, hatte einen Hubraum von 264 cm³ und leistete bei 650 Umdrehungen pro Minute ca. 1 PS; er zeichnete sich durch drehzahlerhöhungsbedingte Steigerung der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit aus, zudem erlaubten die Verkleinerung und der Benzinantrieb einen ortsungebundenen Einsatz. Am 3. April 1885 erhielt Daimler das Reichspatent Nr. 43926 auf seine Kraftmaschine, die als Standuhr-Motor in die Technikgeschichte einging.

Eine weitere Erfindung von Daimler und Maybach war der 1885 konstruierte Reitwagen, das erste Motorrad mit Benzinmotor. Darauf folgte der Einbau des Ottomotors in ein Boot und damit die Erfindung des Motorbootes. Im Oktober 1886 baute Daimler seinen Motor in eine von Wilhelm Wimpff gefertigte Kutsche, womit er als Erfinder des vierrädrigen Kraftwagens gilt. (Der Motorwagen von Carl Benz besaß drei Räder. Und die noch immer kolportierte Meinung, der in Wien lebende Mecklenburger Siegfried Marcus sei Benz und Daimler bereits 1875 zuvorgekommen, wird durch eindeutige Geschichtsquellen widerlegt.) 1887 baute Daimler einen Motor in eine Ausstellungsbahn (Straßenbahn) ein. Nicht lange danach baute Daimler einen Lastkraftwagen.

Um die entwickelten Motoren vertreiben zu können, ließ Daimler in den Jahren 1886 bis 1889 einen Motorwagen von Maybach konstruieren, der auf der Pariser Weltausstellung vorgeführt wurde.

1887 gründete Daimler eine Fabrik in Cannstatt und rüstete 1888 die Gondel eines Gasballons mit seinem Motor aus. So entstand eines der ersten Luftschiffe. Am 10. August 1888 startete Michael, der langjährige Begleiter von Friedrich Hermann Wölfert, von Daimlers Fabrik auf dem Seelberg in Cannstatt zu einer Fahrt nach Aldingen.

1890 geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten, da es nicht genügend Fahrzeuge verkaufen konnte. Zur Sanierung des Betriebs gründete Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft, an der neben ihm und Wilhelm Maybach die Industriellen Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz beteiligt waren. Wegen Streitigkeiten mit Lorenz trat Daimler 1893 aus der Gesellschaft aus. In der Zwischenzeit hatte er zusammen mit Maybach 1892 den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Emma 1889 heiratete er 1893 Lina Schwend, mit der er zwei Kinder hatte.

Durch die Unterstützung des britischen Industriellen Frederick R. Simms, der die Rechte am Phönix-Motor nur bei einer Rückkehr Daimlers in die Daimler-Motoren-Gesellschaft erwerben wollte, wurde Daimler 1894/95 wieder Anteilseigner und schließlich Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er ließ 1899 von Maybach einen Rennwagen bauen, der auf den Namen Mercedes getauft wurde (nach dem Vornamen der Tochter des österreichischen Kaufmanns und Generalkonsuls Emil Jellinek).

Am 6. März 1900 starb Gottlieb Daimler in Cannstatt und wurde dort auf dem Uff-Kirchhof beerdigt. Seiner Familie hinterließ er etwa ein Viertel des Aktienkapitals der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Daimler hatte Lizenzgebühren aus Frankreich unterschlagen, und Duttenhofer erwirkte, mit der Androhung eines Skandals, von der Familie einen Verzicht auf alle Führungsansprüche. Kurz darauf wurde eine Kapitalerhöhung beschlossen, durch die die Familie Daimler in die Rolle eines Kleinaktionärs der Daimler-Motoren-Gesellschaft zurückgedrängt wurde, und keinerlei Einfluss auf deren weitere Entwicklung mehr nahm. 1926 wurde die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie. von Carl Benz zur Daimler-Benz AG verschmolzen.

Markenname Daimler

Der Markenname Mercedes diente nicht zuletzt dazu, rechtliche Schwierigkeiten mit dem Namen Daimler im Ausland zu umgehen, da dort andere Firmen die Lizenz auf die Daimler-Motoren bzw. damit angetriebene Fahrzeuge erworben hatten. So entstand die verwirrende Situation, dass die Firma Ford über die Daimler Motor Company die Rechte am Markennamen Daimler hielt, diese aber am 26. März 2008 an den indischen Großkonzern Tata verkaufte. Laut WAZ erwägt Tata, die Marke Daimler zu reaktivieren.

Im Zuge der Umbenennung der DaimlerChrysler AG in Daimler AG am 4. Oktober 2007 gab der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche bekannt, dass der Konzern der Ford Motor Company 20 Millionen US-Dollar (rund 14 Millionen Euro) für die Firma Daimler bezahlt hat.[1] Die Vereinbarung besagt, dass die Daimler AG den Namen lediglich als Handels- oder Firmenbezeichnung nutzen darf, dauerhaft seien keine Namensrechte übertragen worden.[2]

In Großbritannien werden bis heute Luxuslimousinen unter dieser Marke produziert, größtenteils Varianten von Jaguar-Typen, wie der Daimler Double Six Vandenplas. Wenn die britische Königin in einer Luxuskarosse mit kurzem, schräg abfallendem Kofferraum vorfährt, so handelt es sich meist um eine Daimler-Limousine, nicht – wie man meinen könnte – um einen Rolls-Royce oder Bentley.

Stadion

Das größte Stuttgarter Stadion wurde im Jahr 1993 im Rahmen der Leichtathletik-Weltmeisterschaften nach Gottlieb Daimler benannt. Diesen Namen hatte es allerdings nur bis zum Trainingsauftakt der Fußballsaison 2008/2009. Seit September 2008 heißt es Mercedes-Benz Arena.

Literatur

  • Paul Siebertz: Gottlieb Daimler: ein Revolutionär der Technik. 4. Auflage, Stuttgart, Reclam Verlag, 1950
  • Harry Niemann: Gottlieb Daimler. Fabriken, Banken und Motoren. 1. Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1210-3
  • Gunter Haug: Gottlieb Daimler – Der Traum vom Fahren. Masken-Verlag, Stuttgart, 1. Aufl. August 2010, ISBN 978-3939500278
  • Paul Siebertz: Gottlieb Daimler und Karl Benz.(I) Gottlieb Daimler zum Gedächtnis. Eine Dokumenten-Sammlung; (II) Karl Benz und sein Lebenswerk. Dokumente und Berichte. Herausgegeben von der Daimler-Benz Aktiengesellschaft. Stuttgart-Untertürkheim 1950-1953.

Weblinks

 Commons: Gottlieb Daimler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. boerse.ARD.de: Tschüss, Chrysler.
  2. Garbage Collector.

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