Gottfried Brockmann

Gottfried Brockmann

Gottfried Brockmann (* 19. November 1903 in Köln; † 9. Juli 1983 in Kiel) war ein gesellschaftskritischer Künstler, Kulturreferent der Stadt Kiel, sowie Professor für „Freie und Angewandte Malerei“ an der Muthesius-Werkschule in Kiel.

Leben und Werk

Gottfried Brockmann wird am 19. November 1903 in Köln-Lindenthal als Sohn eines akademisch ausgebildeten Dekorationsmalers geboren.

Die älteren Generationen der Familie prägen den jungen Brockmann. So hält er sich viel im väterlichen Atelier auf und liest Kunstzeitschriften wie die konservative „Deutsche Kunst und Dekoration“ und die „Jugend“. Ein zweiter Aufenthaltsort ist die Schneiderstube seiner Großmutter, wovon die späteren Motive von Nähmaschine und Schneiderpuppe zeugen, die in seinen Bildern auftauchen. Seine Großväter wiederum lehren ihm handwerkliche Techniken. So ist der Großvater mütterlicherseits Malermeister und der väterliche fertigt Architekturentwürfe im Stil des flämischen Barocks an. Eine weitere wichtige Figur ist sein Onkel, ein Kunsthistoriker, der ihm die Ausstattung und Architektur der Rheinischen Kirchen erklärt. So wächst Brockmann in einem konservativ-bürgerlichen Umfeld auf, das zum einen von Werten handwerklicher Kenntnisse, zum anderen von akademisch-kunsthistorischer Bildung geprägt ist.

Als Gottfried Brockmann nach der Volksschule und dem Realgymnasium die freie künstlerische Laufbahn einschlagen will, verwehrt der Vater ihm diesen Wunsch und so kommt es, dass er eine zweijährige Architekturlehre (1920 – 1921) ausübt. Hierauf folgt eine praktische Lehre als Dekorationsmaler, die Brockmann 1922 mit der Gesellenprüfung abschließt. In dieser Zeit beginnt Brockmann die ersten freien künstlerischen Arbeiten, die durch Dada und um Plastizität bemühte Strömungen beeinflusst sind.

Von 1923 bis 1925 hält Gottfried Brockmann engen Kontakt zu der „Rheinischen Gruppe progressiver Künstler“ (besonders zu Franz Seiwert, Heinrich Hoerle und August Sander) und sein Streben nach öffentlicher Kunst erfährt eine politisch-soziale Formulierung.

1926 entschließt er sich für ein Studium der „Freien und Angewandten Grafik" bei Prof. Wilhelm Herberholz und Prof. E. Ausehser an der Düsseldorfer Kunstakademie. Sein Ziel ist ein späterer künstlerischer Lehrberuf. 1928 wird Brockmann Meisterschüler bei Prof. H. Campendonk und gleichzeitig Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses seiner Akademie. Sein künstlerisches Schaffen widmet sich zu diesem Zeitpunkt Atelierinterieurs, die die Zurückgezogenheit in die Klausur des Schaffens widerspiegeln, später sogenannte Lehrtafeln, in denen grundsätzliche formale Probleme zwischen flächiger und plastischer Darstellung thematisiert werden.

Im Jahr 1932 schließt Brockmann sein Studium ab und heiratet die Bildhauerin Marianne Reunert. An der Akademie leitet er die Grundausbildung der Studenten und eine spätere Übernahme ins Lehramt wird ihm in Aussicht gestellt.

Brockmann wird Vorsitzender der „Rheinischen Sezession“, die unter anderem aus der Künstlervereinigung „Junges Rheinland“ entstanden ist und tritt als Reaktion auf den aufkeimenden Nationalsozialismus der Kommunistischen Partei bei. Nach der Machtergreifung 1933 werden in der Düsseldorfer Akademie antisemitische Hetzkampagnen in Form von Flugblättern und Türschmierereien vollzogen und Direktor Dr. Walter Kaesbach wird seines Amtes enthoben. Er soll durch einen nationalsozialistischen Maler namens Sickmeyer ersetzt werden. Gottfried Brockmann leistet Widerstand und äußert sich gegen die Ersetzung, woraufhin er von einem SA-Kommando aufgesucht und bedroht wird.

In Düsseldorf ist Brockmann nicht mehr sicher, folglich taucht er mit seiner Frau in Berlin bei seinen Schwiegereltern unter. 1934 ist er daraufhin ein Jahr lang in der Werkstatt Prof. Thols in der Klasse für „Denkmalpflege und monumentale Kunst“ tätig. Brockmanns Arbeit ist in der Zeit von 1933 bis 1943 eher kunsthandwerklich geprägt und so entstehen kleine illustrative Arbeiten, Selbstbildnisse, dekorative Gemälde, historisierende Bilder, Tierbilder, Stillleben, eine Reihe namens „Zeitbühne“ sowie eine Reihe zum Thema Effi Briest. Von 1943 bis 1945 leistet Brockmann Heeresdienst, woraufhin er von 1945 bis 1946 in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerät.

Im Zeitraum von 1946 bis 1952 leitet er in Hof an der Saale treuhänderisch eine Buchdruckerei und eine lithografische Anstalt, führt privaten Kunstunterricht durch und baut eine „Gewerkschaft geistig und kulturell Schaffender“ auf. Seine freie künstlerische Tätigkeit nimmt er ebenfalls wieder auf und wird so im Katalog der „Fichtelgebirgs-Kunstausstellung“ von 1949 als Mitglied der „Gruppe der Progressiven 1948“ geführt. Die Initiierung der Gruppe soll auf Brockmann selbst zurückgehen und weitere Mitglieder sind Werner Gilles, Heinz A. Meyer, C. Walther Rauh und Gottfried Wiegand.

1952 zieht Brockmann nach Kiel, um hier durch die Vermittlung des Oberbürgermeisters Andreas Gayk Kulturreferent zu werden. Ab 1955 übernimmt Brockmann das „Lehramt für Naturstudien und Malen“ an der Muthesius-Werkschule und leitet später die Abteilung „Freie und Angewandte Malerei“. 1975 erfolgt seine Ernennung zum Professor.

Am 9. Juli 1983 stirbt Gottfried Brockmann im Alter von 80 Jahren.

Literatur

  • Isabel Selheim (Hrsg.): Gottfried Brockmann. Pommersche Landschaften am Meer. Ausstellung aus den Sammlungen Pommersches Landesmuseum Greifswald, Kunstbesitz der Landeshauptstadt Kiel. Sammlung der Stadtgalerie Kiel. Muzeum Pomorza Środkowego, Słupsk 2008, ISBN 83-89329-41-7 (in deutscher und polnischer Sprache).
  • Joachim Kruse: Gottfried Brockmann. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, Schleswig 1970.
  • Joachim Kruse: Pommersches Tagebuch. 1932 – 1942. Bilder von der Ostseeküste. Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen von Gottfried Brockmann. Wachholtz Verlag, Neumünster 1986, ISBN 3-529-06503-X.
  • Knut Nievers, Gernot Thiele (Hrsg.): Gottfried Brockmann. Bild und Überzeitlichkeit. Hatje-Verlag, Ostfildern-Ruit 1995, ISBN 3-7757-0599-6 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Stadtgalerie Kiel, 16. Dezember 1995 bis 3. März 1996).
  • Kulturamt und Stadtgalerie Kiel (Hrsg.): Gottfried Brockmann-Preis 2007. Kiel 2007.
  • Gernot Thiele: Gottfried Brockmann. Das Werk bis 1933. Magisterarbeit, FU Berlin 1984.
  • Gernot Thiele: Nur Bilder können Bilder verstehen. Berlin 1996.
  • Gernot Thiele (Hrsg.): „... zu der Frage nach einer allgemein verbindlichen Aussage der Kunst“. Strategien, Programme und Ideen im Werk Gottfried Brockmanns. Dissertation, Universität Kiel 2003 (2 Bde.).

Weblinks


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