Gottesbeweis von Descartes

Gottesbeweis von Descartes
Dieser Artikel wurde in der Qualitätssicherung Philosophie eingetragen. Dabei werden Artikel gelöscht, die nach Fristablauf sich als nicht relevant herausstellen oder kein akzeptables Niveau erreicht haben. Bitte hilf mit, die inhaltlichen Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich bitte an der Diskussion! Bitte entferne diesen Hinweis nicht ohne Absprache!
Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Zweifel als erkenntnis-theoretische Methode

In seinem philosophischen Hauptwerk Meditationen über die erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und sein eigenes Sein bewiesen werden (zuerst erschienen in Paris 1641 in lateinischer Sprache), legt René Descartes seine Argumentation diesbezüglich dar.

Er erkennt mit Hilfe des methodischen Zweifels, dass seine Sinneswahrnehmungen ihn täuschen können. Dadurch wird deutlich, dass man viel Falsches als wahr ansieht. Dies belegt er mit der Aussage: "Aber ich habe bemerkt, dass diese mitunter täuschen, und die Klugheit fordert, denen niemals ganz zu trauen, die auch nur einmal uns getäuscht haben."

Er geht mit seinem Zweifel soweit, dass er sich selbst nicht für existent hält. Das einzige was ihm gewiss scheint, sind die Geometrie und Algebra (clare et distincte).


Descartes deduziert die Existenz Gottes aus folgenden Prämissen und mittels folgender Definitionen:

Definitionen

  1. Denken ist alles, dessen wir uns bewusst sind (Wahrnehmen, Einsehen, Wollen, Vorstellen, …).
  2. Vorstellung ist jene Form eines Gedankens, durch dessen unmittelbare Erfassung ich des Gedankens selbst bewusst bin.
  3. Gegenständliche Realität ist vorgestellte Realität, also das Sein in der Vorstellung.
  4. Formale Realität ist in den Gegenständen, wenn wir uns ihre Realität genau so vorstellen.
  5. Gegenstände sind in höherem Maße real, wenn ihnen mehr Sein anhaftet, als wir uns vorstellen.
  6. Die Seele ist die denkende Substanz (res cogitans).
  7. Der Körper ist die ausgedehnte Substanz (res extensa).
  8. Gott ist die vollkommene Substanz.
  9. Wenn etwas in der Natur oder im Begriff eines Dinges enthalten ist, dann ist es von dem Dinge wahr.
  10. Zwei Substanzen heißen unterschiedlich, wenn sie getrennt bestehen können.

Axiome

  1. Es gibt keine Sache, nach deren Ursache man nicht fragen kann.
  2. Die Gegenwart ist von der Vergangenheit unabhängig. Erhalten ist gleichbedeutend mit Erschaffen.
  3. Das Nichts und nichtseiende Sachen können keine Ursachen sein.
  4. Alles, was an Realität in einer Sache ist, ist mindestens auch an Realität in ihrer Ursache.
  5. Die Realität einer Vorstellung erfordert eine Ursache, die wahrhaftig (formal) real ist.
  6. Die Substanz enthält mehr Realität als die Accidenz (Zustand), die unendliche mehr als die endliche.
  7. Wenn ein denkendes Wesen Vollkommenheiten kennen lernt, wird es sich diese geben, sofern es dazu im Stande ist.
  8. Wer das Schwerere und Größere bewirken kann, kann auch das Geringere bewirken.
  9. Erschaffen und Erhalten von Substanz ist größer als Erschaffen und Erhalten von Accidenz. Erschaffen ist nicht größer als Erhalten.
  10. In jeder Vorstellung ist das Sein enthalten, weil man sich Dinge nur als seiend vorstellen kann.

Konklusionen

  • Gott existiert, weil das Sein zu seiner Natur gehört. Was zu der Natur eines Dinges gehört, ist wahr.
  • Gott existiert, weil wir ihn uns vorstellen. Die gegenständliche Vorstellung verlangt eine Ursache, in der diese Realität formal oder in höherem Maße vorhanden ist. Da Gott aber unendlich und vollkommen ist, kann diese Ursache nicht in uns liegen und nirgends anders als in Gott selbst vorhanden sein.
  • Gott existiert, weil wir existieren. Wenn wir die Kraft hätten, uns selbst zu erhalten, würden wir uns alle Vollkommenheiten selbst geben, da die Vollkommenheiten nur Accidenzen sind. Wir haben nicht die Kraft, uns selbst zu erhalten (weil wir nicht vollkommen sind), deshalb werden wir von jemand anders erhalten. Der, der mich erhält, hat alles was ich habe formal oder in höherem Maße (so auch die Vorstellung von den Vollkommenheiten). Der, der mich erhält, hat die Vorstellung aller Vollkommenheiten, die nur in Gott sein können, er hat sie formal oder im höheren Maße und ist somit Gott.

Kritik

Antoine Arnauld und Marin Mersenne formulierten bereits im Erscheinungsjahr von Descartes’ Werk den Vorwurf, dass in der Argumentation der dritten Meditation ein circulus vitiosus enthalten sei: die Wahrheit der intuitiven Gewissheit wird vorausgesetzt, bevor sie bewiesen ist. Diesen Vorwurf konnte Descartes nicht befriedigend widerlegen. Die Auffassung, dass ontologische Gottesbeweise unmöglich seien, hat Immanuel Kant eindrucksvoll vertreten. Seine Argumentation fasst er zusammen mit: Unser Begriff von einem Gegenstande mag also enthalten, was und wie viel er wolle, so müssen wir doch aus ihm herausgehen, um diesem die Existenz zu erteilen. Auch John Leslie Mackie diskutierte Descartes’ Argumentation in dem Werk Das Wunder des Theismus in den Kapiteln 2 und 3 ausführlich. Leibniz sieht wohl als erster, dass Descartes’ Argumentation, wenn man seine Voraussetzungen akzeptiert, wohl gültig ist, ihr jedoch ein entscheidender Beweisschritt fehlt: der Beweis der Möglichkeit Gottes. (idea innata)

Siehe auch

Natürliche Theologie


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Descartes — René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648 René Descartes [ʀəˈne deˈkaʀt], latinisiert Renatus Cartesius, (* 31. März 1596 in La Haye/Touraine, Frankreich; † …   Deutsch Wikipedia

  • Rene Descartes — René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648 René Descartes [ʀəˈne deˈkaʀt], latinisiert Renatus Cartesius, (* 31. März 1596 in La Haye/Touraine, Frankreich; † …   Deutsch Wikipedia

  • Gottesbeweis — Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, mit Hilfe der Vernunft die Existenz eines bzw. des Gottes zu beweisen. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Historische und aktuelle Einschätzungen 1.2 Motive …   Deutsch Wikipedia

  • Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung — Der Discours de la méthode, mit vollem Titel Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences ( Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung ) ist ein Werk des… …   Deutsch Wikipedia

  • René Descartes — (Porträt von Frans Hals, 1648) …   Deutsch Wikipedia

  • Ontologische Gottesbeweis — Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, die Existenz eines bzw. des Gottes zu beweisen oder plausibel zu machen. Die Einschätzung der Intention historischer Argumente ist kontrovers; oftmals wird vertreten …   Deutsch Wikipedia

  • Ontologischer Gottesbeweis — Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, die Existenz eines bzw. des Gottes zu beweisen oder plausibel zu machen. Die Einschätzung der Intention historischer Argumente ist kontrovers; oftmals wird vertreten …   Deutsch Wikipedia

  • Anselm von Canterbury — Anselm von Canterbury. Anselm von Canterbury (lat. Anselmus Cantuariensis; Anselmo de Candia Ginevra * um 1033 in Aosta; † 21. April 1109 in Canterbury; auch Anselm von Aosta (Geburtsort) oder Anselm von Bec (sein Kloster)) war ein Theologe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Ontologischer Gottesbeweis —    heißt ein Gedankengang bei Anselm von Canterbury († 1109), der (im ”Proslogion“) von Gott als dem schlechthin vollkommenen Sein (”das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“) ausging u. in der neuplatonisch augustinischen Tradition …   Neues Theologisches Wörterbuch

  • Cartesius — René Descartes in einem Portrait von Frans Hals, 1648 René Descartes [ʀəˈne deˈkaʀt], latinisiert Renatus Cartesius, (* 31. März 1596 in La Haye/Touraine, Frankreich; † …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”