Gothaer Liebespaar

Gothaer Liebespaar
Liebespaar, Tafelgemälde des Hausbuchmeisters

Liebespaar, auch Gothaer Liebespaar, ist die Bezeichnung für ein Doppelbildnis, das vom Hausbuchmeister (Notname) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (vermutlich um 1480) geschaffen wurde.

Das Werk wurde zunächst verschiedenen Malern zugeschrieben, so Hans Schüchlin, Hans Holbein der Ältere, Matthias Grünewald oder Albrecht Dürer. Es handelt sich um das erste großformatige Doppelbildnis in der deutschen Tafelmalerei und galt lange als ein Gatten- oder Verlöbnisbild. Bei den dargestellten Personen handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Graf Philipp I. von Hanau-Münzenberg (1449-1500) und Margarete Weißkirchner, mit der er nach dem Tod seiner Gattin, Adriana von Nassau (1449-1477), zusammenlebte. Das Bild könnte anlässlich einer seiner Reisen ins Heilige Land (1483 und 1491) entstanden sein.

Das Bild zeigt zwei sich liebevoll zuneigende Personen unter zwei Spruchbändern. Die weibliche Person hält ein kunstfertig geformtes „Schnürlein“ und eine kleine Rose als Liebessymbole in Händen. Das „Schnürlein“ war ein Merkzeichen, das an der Kleidung befestigt wurde und auf das Alte Testament (Mose 4,15,38) zurückgeht. Der Text auf den Spruchbändern lautet:

  • Frau- Sye hat uch nyt gantz veracht Dye uch dsz Schnürlin hat gemacht
  • Mann- Un byllich het Sye esz gedan Want Ich han esz sye genissen lan.

Das Bild hat eine Format von 104 cm x 80 cm und ist farblich in einem kühlen, fast herben Grundton gehalten. Es ist sehr kontrast- und detailreich gestaltet. In diesen Details strahlt es eine natürliche Frische und Anmut aus, die die strenge Stilisierung des kühlen Grundtons durchbricht.

Ein völlig paralleles Bild mit entsprechendem Text aus Mainz ist nur kopial im Stammbuch der Familie Eisenberger erhalten und macht es, wie die Inschrift selber, unwahrscheinlich, dass es sich um ein Doppelporträt handelt.

Das Bild befindet sich seit mindestens 1844 in Gotha und steht im Eigentum der Gemäldesammlung des Schlossmuseums von Schloss Friedenstein, wo es seit 1997 nach einer Restaurierung wieder ausgestellt ist.

Literatur

  • Reinhard Dietrich, Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34, Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
  • Josef Heinzelmann, Das „Gothaer Liebespaar“ ist ein Liebespaar, in: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde 57 (1999), S. 209–236.
  • Daniel Hess: Das Gothaer Liebespaar. Fischer (Tb.), Frankfurt, 1996. ISBN 3596130905
  • Gertrud Rudolff-Hille, Das Doppelbildnis eines Liebespaars unter dem Hanauischen Wappen im Schlossmuseum Gotha, in: Bildende Kunst (1968), S. 19.
  • Hans Martin Schmidt, Das Liebespaar des Hausbuchmeisters, in: 675 Jahre Hanau, Katalog-Nr. 89, Abb. 135.
  • Allmuth Schuttwolf: Jahreszeiten der Gefühle. Das Gothaer Liebespaar und die Minne im Spätmittelalter. Hatje Cantz Verlag, 1998. ISBN 3775707336
  • Ernst J. Zimmermann, Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Weblinks


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