Gorée

Gorée

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Gorée
Gorée vom Meer aus gesehen
Gorée vom Meer aus gesehen
Gewässer
Geographische Lage 14° 39′ 21″ N, 17° 23′ 46″ W14.655833333333-17.396111111111Koordinaten: 14° 39′ 21″ N, 17° 23′ 46″ W
Gorée (Senegal)
Gorée
Fläche 36 hadep1
Alte Karte der Insel (1772)
Alte Karte der Insel (1772)

Gorée (französisch Île de Gorée, englisch Goree, niederländisch Goeree, aus niederländisch Goede Reede – Sicherer Hafen) ist eine Insel vor der Küste Senegals, zu dem sie gehört. Sie wurde als Sklaveninsel bekannt und soll bis zum Verbot der Sklaverei im Jahr 1848 der Verschiffung von Sklaven gedient haben, deren Zahl für Gorée sich nach Untersuchungen in den 1990er Jahren allerdings nur auf jährlich 500 belaufen haben könne.

Seit 1978 steht die Insel als Weltkulturerbe unter dem besonderen Schutz der UNESCO.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Insel erstreckt sich auf 36 Hektar, ist etwa einen Kilometer lang und 300 Meter breit. Sie liegt etwa drei Kilometer vor der senegalesischen Hauptstadt Dakar auf der dem Atlantik abgewandten Seite des Cap Vert, der westlichsten Spitze Afrikas. Gorée kann über eine Personenfähre vom Hafen Dakars aus erreicht werden.

Geschichte

Gorée
Ein Blick aus dem Sklavenhaus

Der ursprüngliche Name war Barsaguiche.[1] Im Jahr 1444 wurde die Insel von Portugal unter Kapitän Dinis Diaz besetzt und erhielt den Namen Ilha de Palma. Angeblich hatte Christoph Kolumbus bei einer seiner Überfahrten nach Amerika einen Aufenthalt auf Gorée, dieses ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Die Niederländische Westindienkompanie erwarb die Insel 1617 von dem König Betam[2] und benannte sie nach der südholländischen Insel Goeree (heute mit Overflakkee zu Goeree-Overflakkee verschmolzen).

Im Zuge der Kampfhandlungen, die schließlich in den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg führten, wurde Goeree am 23. Jan. 1663 von den Engländern unter Robert Holmes erobert. Am 11. Okt. 1664 eroberten die Holländer unter Michiel de Ruyter die Insel wieder zurück. Im Dritten Englisch-Niederländischen Krieg ging sie den Holländern endgültig verloren, als sie am 1. Nov. 1677 von den mit den Engländern verbündeten Franzosen unter d’Estrées erobert und in die Kolonie Senegal eingegliedert wurde. Die Engländer bestritten die Rechtmäßigkeit des französischen Besitzes. Am 4. Feb. 1693 eroberten sie Gorée für vier Monate. Weitere Besetzungen durch die Engländer waren 1758-1763, 1779-1783, 1800-1804 und (nach zweimonatiger frz. Rückeroberung) 1804-1817.[3] Insgesamt wechselte die Insel siebzehnmal den Besitzer. Vom 1. Nov. 1854 bis zum 26. Feb. 1859 wurde Gorée aus dem Senegal ausgegliedert und war Teil der Kolonie Gorée et dépendances[4][5]

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt Gorée auf der gleichnamigen Insel als gut gebaut beschrieben und hatte damals ein altes, von den Engländern errichtetes Fort mit einer Besatzung von 200 französischen Soldaten, große Warenlager und (1879) 2.956 Einwohner, von denen 750 Mulatten und 50 weiße Zivilisten waren.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Insel zu einem Touristenziel. Vor allem nach der Ausstrahlung der Serie Roots im Jahr 1977 begannen amerikanische Nachfahren von Sklaven die Insel zur Erforschung ihrer Herkunft aufzusuchen. Gorée ist auch ein beliebtes Tagesausflugsziel für die Bewohner von Dakar. Gorée ist eine autofreie Insel, es gibt keine gepflasterten Straßen. Aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind zahlreiche Kolonialbauten bis heute erhalten.

Gorée wurde 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Sehenswürdigkeiten

Die Insel ist wie ein einziges Museum und dokumentiert die wechselhafte Geschichte der westafrikanischen Kolonien.[6] Der historische Ruf der Insel, bedeutender Ort der Sklavenverschiffung nach Amerika gewesen zu sein, gilt spätestens seit 2006 durch die Arbeit von Jean Luc Angrand „Céleste ou le temps des Signares“ als endgültig widerlegt.

Bis in die 1990er Jahre und teilweise noch heute kolportierte Version: Als berühmt wurde insbesondere das letzte noch erhaltene Sklavenhaus (Maison des Esclaves) vorgestellt, das 1776–1778 errichtet worden sein soll und heute als Museum zur Geschichte der Sklavenverschiffung in Westafrika dient. Die Kellerräume wurden als Verliese veranschaulicht, in denen die Sklaven vor der Verschiffung hätten ausharren müssen, sowie ein Durchlass zum Meer als porte sans retour („Tür ohne Wiederkehr“) vorgeführt, durch die die Sklaven auf die Schiffe nach Amerika „verladen“ worden seien.[7]

Korrigierte Version seit 1996: Seit 1996 ist diese Darstellung als Mythos anzusehen, der von Boubacar Joseph Ndiaye, einer sehr angesehenen senegalesischen Persönlichkeit (gestorben im Februar 2009), als langjährigem Leiter der „Maison des esclaves“ und touristischem Führer in poetischer Weise ausgeschmückt und angereichert worden sei.[8] Durch neuere Forschungen untermauert, wird inzwischen davon Abstand genommen, die Insel als Zentrum der Sklavenverschiffung anzusehen. Es sollen nämlich nur 500 Sklaven jährlich über Gorée verschifft worden sein. Und das angebliche „Haus der Sklaven“ und deren Verschiffung ist nach den Arbeiten von Abdoulaye Camara und Joseph Roger de Benoist aus Dakar heute so einzuschätzen: Es handle sich um ein von Franzosen 1783 errichtetes bürgerliches Handelshaus mit Wohnungen und Büroraumen im ersten Stock; im Erdgeschoss hätten Haussklaven gearbeitet. Handelsgegenstände seien Gummi arabicum, Elfenbein und Gold gewesen. Nie sei das Haus Ausgangspunkt der Sklavenverschiffung gewesen, wie das Joseph Ndiaye mit dem Vorführen der aufs offene Meer führenden „Tür ohne Wiederkehr“ darstellte. (Es hätten dort wegen der Felsen gar keine Schiffe anlegen können.) [9] Die symbolische Bedeutung als eines Erinnerungsortes für den Sklavenhandel wird von den neueren historischen Forschungen nicht verneint, aber mit neuer Gewichtung versehen.[10]
Von entscheidend wichtigerer Bedeutung für den Sklavenhandel waren Häfen wie Saint-Louis (Senegal) oder im Golf von Guinea und in Angola.

Wirtschaft

Es gibt traditionellen Fischfang.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. The Naval History of Great Britain by Frederic Hervey and Others; London, 1779; Vol. V, pg. 129.
  2. Dictionnaire universel, géographique, statistique, historique et politique de la France; Paris, An XIII-(1805); Tome cinqième, p. 569.
  3. Britannica Online Encyclopædia, Gorée Island
  4. Charles Becker; La place de la Sénégambie et de Gorée dans la traite atlantique francaise du XVIIIe siècle; Dakar Avril 1997; p. 57, 58.
  5. Yves-Jean Saint-Martin; Le Sénégal sous le second empire; Éditions Karthala 1989; ISBN 2-86537-201-4; p. 184.
  6. Vor der Reise sollten jedoch die Öffnungszeiten der Inselmuseen geprüft werden, da sie Touristen nicht täglich zur Verfügung stehen sollen.
  7. Noch am 26. August 2007 strahlte der Südwestrundfunk (SWR) auf der Basis der Mythenversion den Film „Das Erbe der Sklaverei. Abomey und Gorée, Benin / Senegal“ (Buch und Regie: Albrecht Heise und Jens Dücker) der Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ aus, in dem die Zahl der von Gorée aus deportierten Sklaven mit 10 Millionen angegeben wird: Schätze der Welt
  8. Vgl. Gorée, offiziell
  9. Vgl. Das Sklavenhaus in der französischen Wikipedia und Reaktion auf einen Artikel in Le Monde vom 27. Dezember 1996
  10. Vgl. Jean Luc Angrand (französischer und senegalesischer Staatsbürger) mit seinem Buch „Céleste ou le temps des Signares“ (Sarcelles [Édition Anne Pépin] 2006; ISBN 978-2-916-68000-2).

Weblinks

 Commons: Île de Gorée – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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