Godelieve Quisthoudt-Rowohl

Godelieve Quisthoudt-Rowohl
Frau Quisthoudt-Rowohl

Godelieve Quisthoudt-Rowohl (* 18. Juni 1947 in Etterbeek in Belgien) ist seit 1989 Europaabgeordnete der CDU für Niedersachsen in der Europäischen Volkspartei. Ihre Schwerpunkte sind der internationale Handel, auswärtige Angelegenheiten[1] und Forschung.[2] Sie engagiert sich für Kinderrechte und Demokratisierung. Sie tritt für den Abbau von Regelungen der EU (Deregulierung) ein und engagiert sich für die Bekämpfung von diskriminierenden Vorschriften in außereuropäischen Ländern.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ausbildung und Beruf

Nach dem Diplom in Chemie forschte sie 1972 und 1973 als Stipendiatin am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie an der Universität Leuven (Belgien) und wurde in physikalischer Chemie zum Dr. rer. nat. promoviert.[3] 1974 bis 1979 forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Medizinischen Hochschule Hannover.[4] Von 1979 bis 1989 amtierte sie als Akademische Rätin an der Universität Hildesheim.[4] Seit 2002 unterrichtete sie unentgeltlich[5] am Institut der Sozialwissenschaften der Universität[6], seit 6. März 2009 hat sie dort eine Honorarprofessur im Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften.[3][7]

Politik

Deutschland

Godelieve Quisthoudt-Rowohl ist Mitglied der CDU und dort in einer Vielzahl von Vorstandsämtern aktiv. Unter anderem ist sie seit 1990 Mitglied im Landesvorstand der CDU-Niedersachsen und seit 1994 Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschlands[8][3]. Von 1990 bis 1996 war sie Mitglied im Bundesvorstand der Frauenunion.[3][9]

In diesen beiden Positionen entschied sie mit darüber, dass Merkel zur jetzigen Bundeskanzlerin und zu einer der mächtigsten Politikern in Europa aufstieg.[9]

Europäisches Parlament

Seit 1989 ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments.[9] Sie war dort von 1997 bis 2007 Mitglied des Präsidiums (Quästorin)[3][10] und ist Mitglied im Vorstand der EVP-Fraktion.

Frau Quisthoudt-Rowohl engagiert sich für den Wirtschaftssektor. Sie wirkte daran mit, dass die Obergrenzen für das Handytelefonieren im Ausland (Roaming) innerhalb der EU gedeckelt wurden.[11] Im Rahmen Ihrer Mitgliedschaft im Ausschuss für internationalen Handel setzte sie sich dafür ein, europäische Autohersteller gegen Dumpingpreise für chinesische Alumniumfelgen zu schützen.[12][13] Auf ihren Antrag hin kritisierte der Ausschuss, die Türkei heftig dafür, dass Zypern immer noch keine Waren dorthin ausführen dürfe und forderte die Türkei auf, so schnell wie möglich dass Ankara-Protokoll zu ratifizieren. Sie verlangt von der Türkei, endlich das Urheberrecht wirksam durchzusetzen und so Markenpiraterie zu beenden.[14] Sie setzt sich 2009 für eine Stärkung der europäischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durch mehr Teilnahme am internationalen Handel und für eine Intensivierung der Beziehungen zu den USA ein.[15] Sie war daran beteiligt, dass Russland ein neues Energieabkommen mit der EU ratifizierte.[16] Sie hält das europäische Glühlampenverbot für bevormundend undemokratisch, weil es am Parlement und damit der Öffentlichkeit vorbei beschlossen wurde.[17]

Quisthoudt-Rowohl ist stellvertretendes Mitglied im Entwicklungsausschuss. In dieser Eigenschaft wirkte sie daran mit, dass die EU ab 2010 Studentenaustausche und Projekte der Demokratieförderung in China und Indien fördert.[18] und 1999 dass die Kommission den Kinderrechten einen höheren Stellenwert einräumt.[19] Frau Quisthout setzt sich dafür ein, dass Jungen und junge Männer nicht länger benachteiligt werden.[20] 2003 regte sie eine Überprüfung der Verwendung der EU-Gelder der Palästinensischen Autonomiebehörde an, um sicherzustellen, dass diese nicht durch Korruption, zur Unterstützung von Terrorgruppen oder ähnlichem vergeudet würden.[21]

1994 bis 1999 war Quisthoudt-Rowohl stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie.[22][23] Sie initiierte 2005 erste Gespräche zwischen den europäischen Meeresforschungsinstituten und dem Europäischen Parlament, um über die rasant voranschreitenden Klimaveränderungen, den globalen Meeresspiegelanstieg, die nachhaltige Nutzung maritimer Ressourcen, die zunehmenden Bedrohungen und Schäden durch Flutwellen, Erdbeben und extreme Wetterereignisse sowie die fortschreitende Zerstörung der maritimen Umwelt zu beraten und einen Konsens über die Prioritäten zukünftiger Meeresforschung herbeizuführen.[24]

Im Rahmen der Neufassung der RoHS-Richtlinie wurde Frau Quisthoudt-Rowohl vom PVC-Hersteller Vinnolit gelobt, dass sie sich gegen eine Beschränkung dieses Werkstoffes eingesetzt hatte.[25][26]

Weltweit

Auf Einladung der „German Conference at Harvard“ (USA) beschrieb sie die Deutschen. Sie warb darum, die Pluralität moderner Gesellschaften zu ertragen und hält die deutsche Identität nur noch zusammen mit Europas Identität für erklärbar.[27]

Sonstiges

Sie ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und lebt in Hildesheim. Frau Quisthoudt-Rowohl ist Vorsitzende des Beirates der bischöflichen Stiftung „Gemeinsam für das Leben“ (Hildesheim). Sie trägt das Bundesverdienstkreuz am Bande.[5]

Literatur

  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl; Benjamin Fairbrother: Europäische Handelspolitik: von Rom bis Lissabon. Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2010, ISBN 978-3-941904-28-6
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Bericht über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Russland In: Berichte des Europäischen Parlaments. Europäisches Parlament, 2007 (Deutsch und Englisch)
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Politik für ein innovatives Europa. In: Günter Rinsche, Ingo Friedrich: Weichenstellung für das 21. Jahrhundert: Erfordernisse und Perspektiven der europäischen Integration. Böhlau, 1998, ISBN 3412142972, ISBN 9783412142971
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Europäische Forschungspolitik. In: Günter Rinsche, Ingo Friedrich: Europa als Auftrag: die Politik deutscher Christdemokraten im Europäischen Parlament 1957-1997: von den Römischen Verträgen zur politischen Union. Böhlau, 1997, ISBN 3412008974, ISBN 9783412008970, S. 171 ff.
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl; Ingo Beckedarf: Europäische Forschungspolitik. In: Europa zwischen Alltag und Vision: neun Beiträge von Abgeordneten des Europäischen Parlaments und ein Szenario aus dem dritten Jahrtausend. Bloch, 1996, ISBN 392968604X, ISBN 9783929686043, S. 169-184
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Bericht zur Mitteilung der Kommission über die Perspektiven für die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit mit den Neuen Unabhängigen Staaten. Europäisches Parlament, 1995
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Spezifisches Programm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration im Bereich fortgeschrittener Kommunikationstechnologien und -dienste. Europäisches Parlament, 1994
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Spezifisches Programm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration im Bereich fortgeschrittener Kommunikationstechnologien und -dienste. Europäisches Parlament, 1994
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Bericht: über den Vorschlag der Kommission für einen Beschluß des Rates über die Bereitstellung zusätzlicher Mittel für das Dritte Gemeinschaftliche Rahmenprogramm im Bereich der Forschung und technologischen Entwicklung. Europäisches Parlament, 1992
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Der Umgang mit Briten und anderen exoten. Erfahrungen aus dem Europa-Parlament. In: Jürgen Beneke: Kultur, Mentalität, Nationale Identität. Bonn, Dümmler 1992, ISBN 3-427-63111-7, S. 7-13
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Empfehlung des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie betreffend den Gemeinsamen Standpunkt des Rates im Hinblick auf die Annahme einer Entscheidung über die Verbreitung und Nutzung der Kenntnisse aus den spezifischen Programmen der Gemeinschaft für Forschung und technologische Entwicklung. Europäisches Parlament, 1992
  • Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Bericht des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie über den Vorschlag der Kommission für eine Entscheidung des Rates über die Verbreitung und Nutzung der Kenntnisse aus spezifischen Programmen der Gemeinschaft für Forschung und technologische Entwicklung. Europäisches Parlament, 1991
  • Literatur von und über Godelieve Quisthoudt-Rowohl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schwerpunkte. Godelieve Quisthoudt-Rowohl, archiviert vom Original am 29. Oktober 2010, abgerufen am 29. Oktober 2010.
  2. Ottmar Berbalk: Brüssel steckt Milliarden-Subventionen in die Forschung, viel Geld fließt in dubiose Projekte. In: Focus vom 6. August 2001, S. 174.
  3. a b c d e Universität Hannover: Mentoring in der Wissenschaft und Wirtschaft (PDF).
  4. a b Arbeitsbericht der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament 2007 - 2008. EVP-ED, 31. Oktober 2008, S. 98, archiviert vom Original am 10. März 2011, abgerufen am 10. März 2011.
  5. a b Godelieve Quisthoudt-Rowohl - Deutschland. In: votewatch.eu. Votevatch, 2. März 2011, archiviert vom Original am 10. März 2011, abgerufen am 10. März 2011.
  6. CDU-Frau ist jetzt Professorin: Uni ehrt Europaabgeordnete Quisthoudt-Rowohl in Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 7. März 2009.
  7. http://www.uni-hildesheim.de/de/30352_37464.htm]
  8. Oskar Niedermayer: Die Parteien nach der Bundestagswahl 2002. VS Verlag, 2003, ISBN 3810037222, ISBN 9783810037220, S. 74.
  9. a b c Frank Demets: Angela Merkel, de vrouw die niemand kent. Een portret van de Duitse bondskanselier Angela Merkel. In: demorgen.be. DeMorgen, 8. März 2011, archiviert vom Original am 10. März 2011, abgerufen am 10. März 2011 (niederländisch): „Een opmerkelijke uitspraak, want Godelieve Quisthoudt-Rowohl kent Merkel zestien jaar. De genaturaliseerde Leuvense zetelt al zolang in het Europees Parlement en in het partijbestuur van Merkels CDU. En ze maakte bijgevolg Merkels opkomst tot machtigste politica van Europa mee vanop de eerste rij. Eerst in de vrouwenraad van de CDU, sinds 1994 ook vanuit het centrale partijbestuur.“
  10. http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2010:047E:0032:0049:DE:PDF
  11. Anfrage vom 26. Juli 2010 bei der Kommission.
  12. Anfrage vom 26. Juli 2010 beim Rat.
  13. http://www.euractiv.de/erweiterung-und-partnerschaft/artikel/eu-ruft-trkei-zu-weiteren-reformen-auf-003371
  14. http://www.cdu-peine.de/euparlament/2009-02-1.pdf
  15. [1].
  16. http://www.cdu-peine.de/euparlament/2009-02-1.pdf
  17. Angelika Niebler: Plenarsitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg 18.-21. Oktober 2010.
  18. Europäisches Parlament: Betrifft: Zehnter Jahrestag des Übereinkommens über die Rechte des Kindes vom 10. November 2009.
  19. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+WQ+E-2007-0127+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE
  20. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+OQ+O-2003-0001+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE
  21. Christian de Fouloy: The European Strasbourg register 1994. Martinus Nijhoff Publishers, 1994, ISBN 0792327268, ISBN 9780792327264, S. 93.
  22. The European Union Encyclopedia and Directory 1999. Routledge, 1999, ISBN 1857430565, ISBN 9781857430561, S. 322.
  23. http://www.ifm-geomar.de/index.php?id=2459
  24. Vinnolit: Neufassung der RoHS-Richtlinie: Auch in Zukunft keine Beschränkungen für PVC in Elektro-Geräten vom 1. Dezember 2010.
  25. Quisthoudt-Rowohl: EU stimmt über RoHS ab - Quisthoudt-Rowohl: Mühen gelohnt vom 24. November 2010.
  26. Tilman C. Dette: Auftritt in Harvard. In: Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 9. März 2011, Seite 16.

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