Glutamat-Rezeptor

Glutamat-Rezeptor

Glutamatrezeptoren sind Transmembranproteine in der Membran von Neuronen, die spezifisch den Neurotransmitter Glutamat binden. Besonders groß ist ihre Dichte an der postsynaptischen Membran glutamaterger Synapsen. Innerhalb der Gruppe der Glutamatrezeptoren unterscheidet man zwischen ionotropen und metabotropen Glutamatrezeptoren.

Inhaltsverzeichnis

Ionotrope Glutamatrezeptoren

Zu den ionotropen Glutamatrezeptoren gehören AMPA-Rezeptoren, NMDA-Rezeptoren und Kainat-Rezeptoren. Sie unterscheiden sich im Aufbau, der Sequenz ihrer Untereinheiten sowie ihren spezifischen Bindungs-, Aktivierungs- und Leitungseigenschaften.
Alle drei sind hochaffin für Glutamat und haben unterschiedliche Präferenzen für andere Glutamat-Agonisten wie die namensgebenden Substanzen AMPA (engl.α-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolepropionic acid), NMDA (engl.N-methyl-D-aspartic acid) und Kainat.

AMPA-Rezeptoren sind tetramere Ionenkanäle, die permeabel für Natrium- und Kalium-Ionen sind. Abhängig davon, aus welchen Protein-Untereinheiten sie zusammengesetzt sind, können sie auch eine Calcium-Leitfähigkeit aufweisen.

NMDA-Rezeptoren sind tetramere nichtselektive Kationenkanäle, die zusätzlich zur ligandenabhängigen Aktivierung auch noch eine Spannungsabhängigkeit zeigen. Die Öffnung des NMDA-Rezeptorkanals erfordert nicht nur die Bindung von Glutamat sondern auch die Beseitigung seiner Blockade durch je ein Magnesium-Ion bei Depolarisation der postsynaptischen Membran.

Kainat-Rezeptoren sind pentamere Ionenkanäle, die in erster Linie für Natrium und Kalium leitfähig sind, ein wenig jedoch auch für Calcium.

Metabotrope Glutamatrezeptoren

Die metabotropen Glutamatrezeptoren zählen zu den phylogenetisch ältesten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Derzeit sind acht metabotrope Glutamat-Rezeptoren bekannt: mGlu1 bis mGlu8 (mGluR1 – mGluR8). Aufgrund von Ähnlichkeiten in der Aminosäuresequenz, pharmakologischen Eigenschaften und intrazellulären Signalwegen, mit denen sie gekoppelt sind, werden diese in drei Gruppen eingeteilt.
Gruppe I: (Gq-gekoppelt) Dazu gehören mGluR1 und mGluR5. Sie aktivieren die Phospholipase C, was zur Anreicherung von IP3 und Diacylglycerol (DAG) im Zellinneren führt. Über IP3-Rezeptoren kommt es zur Freisetzung von Kalziumionen aus dem endoplasmatischen Retikulum, während DAG vor allem die Proteinkinase C aktiviert.
Gruppe II: (Gi-gekoppelt) Dazu gehören mGluR2 und mGluR3. Sie regulieren die Adenylatcyclase negativ.
Gruppe III: (Gi-gekoppelt) Dazu gehören mGluR4, mGluR6, mGluR7 und mGluR8. Wie die Gruppe II mGluR hemmen sie die Adenylatcyclase.
Allen gemeinsam ist eine große N-terminale Domäne, auf der sich die Glutamat-Bindungsstelle befindet.

GluRδ2-Rezeptoren

Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten "orphan" (engl. für "Waise") Glutamatrezeptoren vom Typ GluRδ2 ein. Mit dieser Bezeichnung wird zum Ausdruck gebracht, daß die Untereinheiten dieses Rezeptors keine Verwandtschaft mit den anderen bekannten Glutamatrezeptoren aufweisen und mit diesen keine funktionellen heteromeren Rezeptoren bilden. Die GluRδ2-Untereinheit wird ausschließlich in Purkinjezellen des Kleinhirns exprimiert. Die Bindung von Glutamat an GluRδ2 ist eine unabdingbare Voraussetzung für die normale Funktion der Purkinjezellen und damit des Kleinhirns. Der genaue Mechanismus der GluRδ2-Wirkung ist noch nicht genau aufgeklärt.

Weblinks

Struktur von Glutamatrezeptoren


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