Gleichgültigkeit

Gleichgültigkeit
Der Gleichgültige (Gemälde von Antoine Watteau, um 1717)

Gleichgültigkeit (auch Indifferenz) bezeichnet einen Wesenszug des Menschen, welcher Gegebenheiten und Ereignisse hinnimmt, ohne diese zu werten, sich dafür zu interessieren und ohne sich ein moralisches Urteil darüber zu bilden.

Inhaltsverzeichnis

Gleichgültigkeit als Wesensmerkmal

Ein gleichgültiger Mensch hat keine oder versagt sich eine eigene Meinung, bildet sich kein Urteil und bewertet nichts. Er zeigt weder positive noch negative Gefühle zu bestimmten Dingen oder Vorkommnissen. Sein Denken ist gewissermaßen "egozentrisch", jedoch nicht aus Bosheit. Vereinfacht ausgedrückt kann man feststellen: Der gleichgültige Mensch "bekommt nur wenig mit" und bemerkt nur das, was ihn direkt interessiert. Alles andere "geht an ihm vorbei" (vgl. auch "schnuppe").

Für gewöhnlich wird Gleichgültigkeit als eher negative menschliche Eigenschaft angesehen (siehe auch: Apathie). So fordern beispielsweise verschiedene Religionen tätige Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Im Berufsleben sind Eigenschaften wie Gruppenarbeit, Engagement und Aufmerksamkeit gefragt. Da ist Gleichgültigkeit eher schädlich, weil sie den einzelnen Menschen am aktiven Mitgestalten und Mitarbeiten hindert.

In den 1950er und 60er Jahren gab es seitens der Kirchen und Gewerkschaften Initiativen, auch in Form von Werbekampagnen, die Gleichgültigkeit abzulegen und mehr Zivilcourage zu zeigen. Die konsequente Befolgung dieser Aufrufe führte zur Gründung der ersten Bürgerinitiativen.

Häufig wird Gleichgültigkeit mit Gleichmütigkeit oder Gelassenheit verwechselt. Während der Gleichgültige schlicht nicht wahrnimmt und empfindet, kann dies der Gleichmütige und Gelassene sehr wohl, identifiziert sich mit seinen Gedanken oder Emotionen aber nicht in dem Maße. Hierbei geht es eher um ein "Loslassen", nicht aber um ein "Ignorieren". Siehe auch Meditation und Autogenes Training.

Krankhafte Gleichgültigkeit

Extreme Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit kommt bei manchen psychischen Erkrankungen vor, so zum Beispiel beim Autismus und bei manchen Formen der Schizophrenie. Bei Menschen mit kognitiver Behinderung, bei misshandelten Kindern sowie bei Menschen mit psychischem Hospitalismus (Deprivation) kann eine krankheitsbedingte Gleichgültigkeit entstehen, wenn der Körper nicht zu weiteren geistigen Anstrengungen fähig ist. Dabei spricht man auch manchmal von Apathie.

Ursprüngliche Bedeutung

Die eigentliche Zusammensetzung des Wortes aus "gleich" und "gültig" hat vormals einen völlig anderen, eher konträren Sinn ergeben: etwas besitzt die gleiche Gültigkeit. Es ist gültig, wie das andere auch.

Der Ausdruck beinhaltete damit sehr wohl eine Wertung im Sinne von etwas ist gleich gültig wie etwas anderes. Mit anderen Worten: wir bewerten etwas als genau so gültig wie das andere. Dies zeugte von Respekt vor der Gültigkeit des Anderen. Wenn uns also z. B. die Gründe eines anderen gleichgültig erscheinen, so erkennen wir damit an, dass auch der andere gültige Gründe habe.

Siehe auch


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