Glasgow

Glasgow
City of Glasgow
gälisch Glaschu
Scots: Glesga
Koordinaten 55° 51′ N, 4° 16′ W55.858-4.259Koordinaten: 55° 51′ N, 4° 16′ W
City of Glasgow (Schottland)
City of Glasgow
City of Glasgow
Bevölkerung 592.820 (2010)
Fläche 67,76 mi² (175,5dep1[1]
Metro 2.550.000
Sprache Englisch, Scots
Verwaltung
Post town GLASGOW
Postleitzahlen­abschnitt G1–G80
Vorwahl 0141
Landesteil Scotland
Lieutenancy area Glasgow
Unitary authority Glasgow
Website: www.glasgow.gov.uk
Glasgow
Glasgow (Vereinigtes Königreich)
Glasgow
Glasgow
Lage in Schottland
Status City (seit 1880)
Unitary Authority (seit 1996)
Traditionelle Grafschaft Lanarkshire
Fläche 175,5 km²
Bevölkerung 592.820 (2010)[2]
Bevölkerungsdichte 3.378 Ew./km²
ISO 3166-2 GB-GLG
ONS-Code 00QS
Website www.glasgow.gov.uk
George Square und City Chambers
Templeton's Carpet Factory
Ehemaliger Bahnhof St. Enoch
Klimadiagramm von Glasgow
Glasgow Science Center
Scottish Exhibition and Conference Centre Footbridge
Glasgow Tower
Science Centre am River Clyde
Drumchapel Glasgow West

Glasgow brit. [ˈglɑːzgəʊ], am. [ˈglæzgəʊ] (Scots: Glesga, schottisch-gälisch: Glaschu, amtlich City of Glasgow) ist mit etwa 593.000 Einwohnern die größte Stadt Schottlands und die drittgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs. Die Stadt bildet eine der 32 Unitary Authoritys in Schottland und liegt im Südwesten des Landes am Fluss Clyde. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hatte Glasgow mehr als eine Million Einwohner. In der Greater Glasgow Urban Area leben 1.750.500 Einwohner.[3]

Glasgow gilt im Gegensatz zur schottischen Hauptstadt Edinburgh als „Arbeiterstadt“. In Glasgow gibt es eine Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert sowie vier Universitäten (Universität Glasgow, Universität Strathclyde, Glasgow Caledonian University und die University of the West of Scotland) sowie die Glasgow School of Art und das Royal Conservatoire of Scotland (ehemals Royal Scottish Academy of Music and Drama).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Stadtgründung

Seit Jahrtausenden haben Menschen an der Stelle des heutigen Glasgow gesiedelt, wobei der Clyde eine optimale Gelegenheit zum Fischfang bot. Um 80 n. Chr. besiedelten die Römer den Ort, der wohl damals Cathures hieß. Später errichteten die Römer um 140 n. Chr. den Antoninuswall, dessen Reste heute noch in Glasgow zu sehen sind, um das römische Britannien vom keltischen und piktischen Caledonia zu trennen.

Glasgow selbst wurde vom christlichen Missionar Sankt Mungo (auch bekannt als Sankt Kentigern) im 6. Jahrhundert gegründet. An der Stelle der heutigen Kathedrale errichtete er eine Kirche, und in den folgenden Jahren wurde Glasgow zu einem religiösen Zentrum. Die Sankt Mungo zugesagten Wunder finden sich noch heute auf dem Stadtwappen.

Mittelalter

Die Geschichte Glasgows ist vage, bis es im 12. Jahrhundert zur Stadt angewachsen war, und mit dem Bau der St. Mungo’s Cathedral begonnen wurde.

1451 wurde die Universität zu Glasgow durch päpstliches Dekret gegründet. Anfang des 16. Jahrhunderts war Glasgow zu einem bedeutenden religiösen und akademischen Zentrum gewachsen.

Handel und industrielle Revolution

Ebenfalls zu dieser Zeit waren die Händler und Facharbeiter der Stadt an erheblichen Einfluss gelangt, was die Macht der Kirche zu schmälern begann. Durch den Schiffsverkehr über den Clyde wurde Glasgow zu einem idealen Handelszentrum, sowie zum Tor nach Edinburgh und dem Rest Schottlands.

Glasgows Position im Zentrum des Britischen Empires machte es darüber hinaus zum zentralen Umschlagplatz im Handel mit den britischen Kolonien. Der leichte Zugang zum Atlantischen Ozean erleichterte den Import von amerikanischem Tabak, der dann in ganz Europa verkauft wurde. Handel mit der Karibik erlaubte den Import von Zucker. Seit den 1770er Jahren ermöglichte die Entschlammung des Clyde, mit größeren Schiffe weiter den Fluss hinauf zu fahren, was den Grundstein für den Industrie- und Werftbau während des 19. Jahrhundert legte.

Durch den Überfluss an Kohle und Eisen aus Lanarkshire wurde Glasgow eine Industriestadt, die den Beinamen „die zweite Stadt des Empire“ erhielt. Auch die Baumwollindustrie und Textilherstellung florierte. Arbeiter aus Schottland, Irland und übrigen Europa zog es in die aufstrebende Stadt.

Durch die industrielle Revolution wurde Glasgow zu einer der reichsten Städte der damaligen Welt. Wohlhabende Händler finanzierten spektakuläre Bauten, Parks, Museen und Bibliotheken. Fabriken wurden als wahre Prachtbauten errichtet, so zum Beispiel eine Teppichfabrik (Templeton’s carpet factory), die als Kopie des Dogenpalastes von Venedig gestaltet wurde.

Glasgow wurde auch kulturell zu einem wichtigen Zentrum. Zahlreiche Galerien siedelten sich an, und außergewöhnliche Gebäude entstanden, wie die Glasgow School of Art, erbaut von Charles Rennie Mackintosh oder die (heute rekonstruierten) Willow Tearooms des gleichen Architekten.

Abstieg und Nachkriegszeit

Nach dem Ersten Weltkrieg litt Glasgow am weltweiten Niedergang der Wirtschaft. Obwohl weiter Schiffe und Züge in Glasgow produziert wurden, machte billigere Arbeitskraft anderswo der Stadt Konkurrenz. Die Lage der Arbeiterklasse in der Stadt verschärfte sich, die Politisierung und das Bewusstsein über die Situation nahm zu. So entsandten die Glasgower Arbeiter eine ganze Brigade zur Unterstützung der spanischen Republik im Spanischen Bürgerkrieg 1936–1939. Ab den 1960er Jahren ging es mit der Wirtschaft der Stadt steil bergab.

In den 1970er und 1980er Jahren wurden Stahlwerke, Kohleminen, Motorwerke und andere Schwerindustrie in und um Glasgow geschlossen, was zu Massenarbeitslosigkeit und Zerfall der Stadt führte. Trotz Schiffsneubauten wie der Queen Elizabeth 2 wurde eine Werft nach der anderen geschlossen. Zur Jahrtausendwende existierten nur noch zwei Werften, die beide ausschließlich aus Rüstungsaufträgen der Regierung finanziert wurden. Seit Mitte der 1980er Jahre gibt es jedoch einen beschwerlichen Aufschwung – ein Finanzdistrikt wurde geschaffen, und die ehemaligen Fabrikgelände in den Vororten werden von der Unterhaltungsindustrie bezogen. Kritiker dieser Entwicklung bezweifelten allerdings, ob eine solche rein dienstleistungsbasierte Wirtschaftsstruktur langfristig Bestand haben kann.

Das moderne Glasgow

Seit den 1990er Jahren hat sich Glasgow kontinuierlich von seinem Niedergang erholt. Die Stadt hat in den vergangenen 15 bis 20 Jahren große Summen zur Renovierung und Restaurierung einer Vielzahl von Gebäuden investiert. Durch diesen Aufwand ist die Lebensqualität in der Stadt spürbar gestiegen. 1990 wurde Glasgow überraschenderweise die 6. Europäische Kulturhauptstadt (nicht London oder Edinburgh) und erhielt 1999 den Architektur- und Designpreis. 2003 wurde Glasgow Europäische Sporthauptstadt. Nach dem Strukturwandel von einer eher industriell geprägten Stadt, hat Glasgow ein modernes Kultur- und Kongresszentrum mit zahlreichen unterschiedlichen Veranstaltungen. Darunter sind solche wie der Science-Fiction-World-Con „Intersection“ 1995 und „Interaction“ 2005 mit etwa 4000 Teilnehmern. Tourismus, Sportveranstaltungen und große Konferenzen prägen das Bild des modernen Glasgow.

Ein besonderes Augenmerk kann in Glasgow auf die Vielfalt der Museen gelegt werden, die fast alle ohne Eintrittsgebühren zu besichtigen sind. Eine Ausnahme bildet das Glasgow Science Centre, das einen Eintrittspreis erhebt.[4] Wichtige Museen in Glasgow sind das Kelvingrove Art Gallery and Museum, das Hunterian Museum and Art Gallery (an der University of Glasgow), das CCA - Centre for Contemporary Art und die Burrell Collection. Letztere geht auf die Privatsammlung von William Burrell zurück, der sie der Stadt vermachte.

Die gestiegene Lebensqualität ist auch an den gleichfalls stark verteuerten Miet- und Kaufpreisen für Wohnraum erkennbar.

Mit dem Glasgow Science Centre dem Glasgow Tower von Richard Horden und dem Clyde Auditorium von Norman Foster hat die Stadt auch einiges an moderner Architektur zu bieten.

Im Gegensatz dazu stehen Viertel wie Calton mit einer statistischen Lebenserwartung von 53 Jahren,[5] bedingt durch den Niedergang der schottischen Stahlindustrie und der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit, Armut, sozialem Elend und weit verbreitetem Alkoholismus. Diese hohe Sterblichkeit durch Alkohol- und Zigarettenmissbrauch, Übergewicht, falscher Ernährung und Folgekrankheiten wie Herzinfarkt, Krebs und Diabetes wird in der Medizin als sogenannter Glasgow-Effekt bezeichnet. Jugendkriminalität ist weit verbreitet, bereits 2006 wurde Glasgow als die Stadt der Morde und der Messer bezeichnet, besonders betroffen sind Stadtviertel in der Peripherie wie Drumchapel, Castlemilk und Easterhouse.[6]

Verwaltungsgeschichte

Historisch zur Grafschaft Lanarkshire gehörig, war Glasgow neben Edinburgh, Aberdeen und Dundee seit 1893 eines der vier Counties of cities in Schottland. 1975 wurde Glasgow zu einem District der Region Strathclyde. Gleichzeitig wurden aus Lanarkshire die Orte Rutherglen, Cambuslang, Baillieston, Garrowhill, Mount Vernon und Carmyle nach Glasgow eingemeindet. 1996 wurde Glasgow im Rahmen der Einführung einer einstufigen Verwaltungsstruktur zur Unitary Authority „City of Glasgow“. Gleichzeitig wurden einige Eingemeindungen von 1975 wieder rückgängig gemacht. Rutherglen und Cambuslang wurden wieder ausgegliedert und gehören seitdem zur Unitary Authority South Lanarkshire.

Glasgow ist auch eine der Lieutenancy Areas von Schottland.

Politik

Für Wahlen zum Stadtparlament, dem Glasgow City Council, ist Glasgow in 21 Wahlkreise („Wards“) aufgeteilt. Die Kommunalwahl 2007 führte zu folgender Sitzverteilung:

Partei Sitze
Labour Party 45
Scottish National Party 22
Scottish Green Party 5
Liberal Democrats 5
Conservative Party 1
Solidarity - Tommy Sheridan 1

Für Wahlen zum britischen Unterhaus ist Glasgow in sieben Wahlkreise eingeteilt. Bei der Unterhauswahl 2010 konnte die Labour Party alle sieben Wahlkreise gewinnen. Bei der Wahl zum Schottischen Regionalparlament 2007 gewannen die Labour Party in Glasgow 9 Sitze, die SNP 5 Sitze sowie Konservative, Liberaldemokraten und Grüne je einen Sitz.

Verkehr

Glasgow ist über die beiden Flughäfen Glasgow International und Glasgow Prestwick an den Luftverkehr angebunden. Die beiden Hauptbahnhöfe der Stadt sind Glasgow Central und Queen Street. Glasgow besitzt die drittälteste U-Bahn auf der Welt. Am 14. Dezember 1896 eröffnete die Glasgow Underground Railway (jetzt Glasgow Subway) ihren Betrieb.

Sport

Das sportliche Geschehen in Glasgow wird von den beiden Fußballclubs Celtic und Rangers und ihrer traditionsreichen, Old Firm genannten Rivalität dominiert. Die wichtigsten Fußballstadien der Stadt sind

Für die Commonwealth Games 2014 wird ein großer Sportkomplex errichtet, der 2012 fertiggestellt sein soll:

Städtepartnerschaften

Kuba Havanna, Kuba
Italien Turin, Italien
Deutschland Nürnberg, Deutschland
Russland Rostow am Don, Russland
Frankreich Marseille, Frankreich
China Dalian, China
Palästina Betlehem, Palästina
Pakistan Lahore, Pakistan[7]

Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Glasgow

Kirchen

  • Das Kirchengebäude der Glasgower Kathedrale ist im Besitz der Krone und wird von Historic Scotland instandgehalten. Die Gemeinde der Church of Scotland hält hier Gottesdienst ab und steht in der reformierten Tradition der Universalkirche, die mit Christus und den Aposteln begann. Diese Kirche wird presbyterianisch geführt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Analyser UV02. Abgerufen am 4 August 2007.
  2. Aktuelle amtliche Einwohnerzahlen
  3. 2007 Population Estimates (PDF). Abgerufen am 16. Januar 2008.
  4. Science Center
  5. http://www.welt.de/vermischtes/article4494015/In-Glasgow-kommt-der-Tod-schon-mit-53.html
  6. http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/3168dd4f-e376-4e0c-8033-70e056e31e47.aspx
  7. No committee to develop ties with Lahore’s twins. Daily Times of Pakistan, 2. März 2007, abgerufen am 8. Februar 2008 (englisch).

Literatur

Thomas Christopher Smout: A history of the Scottish people. Fontana, London 1990

Weblinks

 Commons: Glasgow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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