Gladiator (Film)

Gladiator (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Gladiator
Produktionsland UK, USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2000
Länge 149 Minuten
Extended Special Edition 164 Minuten,
die Bluray aufgrund der PAL-Beschleunigung 171 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
JMK 14[1]
Stab
Regie Ridley Scott
Drehbuch David Franzoni,
John Logan,
William Nicholson
Produktion David Franzoni,
Branko Lustig,
Douglas Wick
Musik Dschiwan Gasparjan,
Lisa Gerrard,
Hans Zimmer,
Klaus Badelt
Kamera John Mathieson
Schnitt Pietro Scalia
Besetzung
Synchronisation

Gladiator ist ein mit fünf Oscars prämierter Monumentalfilm aus dem Jahr 2000. Er entstand unter der Regie von Ridley Scott und spielte weltweit ca. 457 Millionen US-Dollar ein. Allein in Deutschland sahen ihn bis Anfang 2001 rund 3,4 Millionen Menschen im Kino. Das US-Kinomagazin Empire listet die von Russell Crowe verkörperte Figur des Maximus Decimus Meridius auf Platz 35 der 100 wichtigsten Filmfiguren der Kino-Filmgeschichte.[2]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im Mittelpunkt des Filmes steht der erfolgreiche und hoch geschätzte römische Feldherr Maximus Decimus Meridius zur Zeit des Kaisers Mark Aurel. Marc Aurel sieht sein Ende nahen und möchte Rom dem Volk wieder zurückgeben, also die Monarchie abschaffen und die Republik wiederherstellen. Diese Aufgabe will er Maximus übergeben, ihn gleichsam als Nachfolger ausersehen. Mark Aurels Sohn Commodus wird ins Feldlager nach Germanien befohlen und erfährt von seinem Vater, dass er nicht der Thronfolger wird. Darüber bitter enttäuscht erstickt Commodus seinen Vater, bemäntelt dessen Tod als natürlich und erhebt sich selbst zum römischen Kaiser. Maximus verweigert Commodus seine Gefolgschaft, weil er Commodus’ Verrat und Mord erkennt.

Maximus entgeht der von Commodus befohlenen Hinrichtung und kann nach Hause flüchten, nach Turris Julia (heute: Trujillo, Provinz Cáceres, Spanien) in der römischen Provinz Lusitania. Seine Familie kann er jedoch nicht mehr vor dem Tode retten. Er kommt zu spät und verliert schwer verletzt die Besinnung. Händler nehmen ihn mit, verschleppen ihn nach Afrika (Zucchabar) und verkaufen ihn als Sklaven an eine Gladiatorenschule. Als Gladiator ist er ähnlich erfolgreich wie als Feldherr. Unter dem Pseudonym Spanier erwirbt er sich rasch den Respekt seiner mitkämpfenden Gladiatoren sowie die Begeisterung der Massen. Die Gladiatorentruppe wird nach Rom engagiert, als Commodus vorgeblich zu Ehren seines verstorbenen Vaters Gladiatorenspiele im Kolosseum ansetzt.

Maximus, der Rache für den Tod seiner Familie will, trachtet nach dem Tod des Commodus. Nach seinem ersten erfolgreichen Kampf in der Arena offenbart Maximus Commodus seine wahre Identität und erklärt ihm öffentlich seine Feindschaft. Maximus steigt zum Idol der Massen auf. Zudem besucht ihn seine frühere Geliebte und Schwester des Kaisers Lucilla. Sie betreibt seine Verbindung zu Senator Gracchus. Commodus spürt, dass der vom Volk geliebte Maximus sein Kaisertum bedroht. Doch keiner seiner Versuche, Maximus zu töten, gelingt. Seine selbstsüchtige Sehnsucht nach Anerkennung durch das römische Volk und nach der Liebe seiner Schwester bleibt ungestillt und treibt ihn in Wahnvorstellungen.

Gracchus, Lucilla und Maximus planen einen Staatsstreich. Sie wollen zusammen mit Gleichgesinnten Commodus absetzen und nach den Wünschen Mark Aurels die Republik wiederherstellen. Maximus soll im Übergang seine ehemaligen Truppen befehligen und so die senatorische Macht absichern. Doch Lucillas Sohn, Lucius, verplappert sich und so fliegen die Umsturzpläne auf. Maximus gerät in eine Falle und in weiterer Folge in Gefangenschaft. Commodus sieht nun seine Chance. Er will seine eigene Dynastie begründen und dazu seine Schwester zur Inzucht erpressen.

Um Maximus endgültig zu überwinden, inszeniert er einen Schwertkampf zwischen ihm und sich selbst im Kolosseum. Maximus schwächt er zuvor durch einen Dolchstich in die Seite. Als Commodus im Kampf sein Schwert verliert, verweigert ihm der Prätorianerführer Quintus die Hilfe. Maximus gewinnt das Duell mit letzter Kraft, stirbt aber unmittelbar danach. Ein Ehrenzug trägt ihn aus der Arena, angeführt vom freigelassenen Gracchus und gefolgt von seinen befreundeten Gladiatoren und Quintus. Commodus lässt man im Staube liegen.

Beschreibung

Gladiator war der erste Monumentalfilm mit antiker Thematik seit den 1960er Jahren. Seine Handlung griff zahlreiche Elemente aus Der Untergang des Römischen Reiches aus dem Jahr 1963 auf. In diesem Film unter der Regie von Anthony Mann spielten Sophia Loren als Lucilla, Alec Guinness als Mark Aurel und Christopher Plummer als Commodus. Eine Maximus vergleichbare Gestalt namens Livius wurde von Stephen Boyd dargestellt.

Gladiator nutzte die rasante Entwicklung computergestützter visueller Effekte Ende der 1990er Jahre, um das antike Rom stark idealisiert wiedererstehen zu lassen. Dennoch konzentriert der Film sich zugleich auf das Schauspiel von Crowe und Phoenix sowie einer ganzen Reihe Schauspieler der vermeintlichen alten Garde wie Richard Harris, Derek Jacobi oder David Hemmings, die aus dem Film einen klassischen Schauspielfilm machen. Oliver Reed starb während der Dreharbeiten. Das Drehbuch wurde umgeschrieben, so dass dessen Figur nun einen Heldentod sterben darf. Seine verbleibenden Szenen ergänzte man durch am Computer generierte Bilder.

Film und historische Fakten

Gladiator greift auf historische Personen, Ereignisse und Kulturen des Römischen Reichs zurück. Für einen Historienfilm typisch wurden dabei Änderungen und Verfälschungen der geschichtlichen Fakten zugunsten von Dramaturgie, Inszenierung und dem populären und idealisierten Bild der Epoche vorgenommen.

Inszenierung

Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme 1872

Nach Scott und seinem Produktdesigner wurde die Idee eines „römischen“ Filmes besonders vom Gemälde Pollice verso des Historienmalers Jean-Léon Gérôme inspiriert. Weitere, teils vom Jugendstil beeinflusste Historienmaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wie Sir Lawrence Alma-Tadema, dienten Scott ebenfalls als Vorbild: „Die größten Fotografen waren die Maler, die diese historischen Zeiten darstellten, vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert.“[3]

Scott war auch von den alten historischen Monumentalfilmen der 50er und 60er Jahre fasziniert, besonders von Spartacus, Quo Vadis und Ben Hur.[4] Dies wird sowohl in der Ausstattung als auch in den Monumentalszenen deutlich. Wie in den alten Monumentalfilmen nimmt Scott zudem Anleihen bei Leni Riefenstahls Inszenierung zu „Triumph des Willens“ u. ä. So wird Commodus bei seiner Ankunft in Rom von tausenden angetretenen Prätorianern auf einem gewaltigen Vorplatz vor dem Palast empfangen – aber einen Platz dieser Größe gab es in der Innenstadt Roms nicht. Das einzig dafür geeignete Marsfeld lag zur dargestellten Zeit vor den Toren Roms. Es war aber im 2. Jahrhundert n. Chr. bereits so stark überbaut, dass auch hier fraglich ist, ob eine Machtdemonstration in diesem Ausmaß dort stattfinden konnte.[5]

Weiter ließ sich Scott vom Film Der Soldat James Ryan inspirieren, besonders von der Landung in der Normandie. Zudem werden Eindrücke aus dem Vietnamkrieg deutlich.[6]

Eine Hinrichtungsszene folgt ganz dem Muster moderner militärischer Erschießungen, nur dass die Gewehre durch Pfeil und Bogen ersetzt sind (anachronistischerweise lautet das Kommando zur Erschießung trotzdem „Fire!“). Eine solche Hinrichtungsmethode gab es in der Antike nicht; in der Kaiserzeit wurde üblicherweise das Schwert benutzt.[7]

Scott hat die Gladiatorenspiele im Film freizügig inszeniert. Sie gleichen im Film einem Gemetzel ohne Regeln, bei dem es darauf ankommt, dass möglichst viel Blut spritzt. Der historisch belegte Gladiatorenkampf lief dagegen nach festen strengen Regeln ab, wurde von Schiedsrichtern beaufsichtigt und endete auch nicht immer tödlich. Raubkatzen wurden nicht im Gladiatorenkampf, sondern bei Hinrichtungen und Tierhetzen im Amphitheater eingesetzt.[8]

Architektur

„Dies ist eine exakte Replik dessen, wie es ausgesehen hat, in Dimension wie in der Architektur“, verkündet Scott zum Kolosseum auf der DVD-Version von Gladiator (Dreamworks und Universal Pictures, 2000). Und sein Produktionsdesigner Artur Max fügt hinzu: „Wir waren sehr genau – ich würde sagen, besessen genau.“[9]. Das zu großen Teilen computeranimierte „Kolosseum“ vermittelt ausgezeichnet die Atmosphäre, aber einige Details passen nicht: Die kegelförmigen Granitsäulen an den Arenarändern sind Wendemarken eines Circus. Dagegen fehlt das große Gitter vor den Tribünen zum Schutze des Publikums vor angreifenden Raubkatzen. Der Flug über die Stadt bis zum Amphitheatrum Flavium, das im Film fälschlicherweise bereits „Kolosseum“ (eine mittelalterliche Wortfindung) genannt wird, ist von dem 1937 unter Benito Mussolini angefertigten Modell abgefilmt und zeigt Rom einhundert Jahre nach der Handlung zur Zeit Konstantins des Großen. Auch in der restlichen „rekonstruierten“ antiken Stadt finden sich weitere Ungereimtheiten und historische Fehler.[10]

Kostüme und Ausstattung

Historisch sind die Kostüme so gut wie nie korrekt. Unter anderem tragen die Legionäre Fantasiehelme sowie Unterarmbänder, die es so nie gegeben hat.[11] Seit den frühen Monumentalfilmen dienen diese Unterarmbänder allerdings als typisches Signalzeichen, wenn „Antike“ vermittelt werden soll.[12] Etwas befremdlich wirken auch die wie stereotype Steinzeitmenschen gekleideten Germanen. Die Tochter des Marcus Aurelius wiederum trägt ein nur leicht antikisierendes Gewand und teilweise orientalische Hennamalereien, die es nie im alten Rom gegeben hat.[13] Ein weiteres Beispiel für Scotts Umgang mit dem historischen Ausgangsmaterial findet sich dann in den dargestellten Gladiatorenkämpfen: Die Gladiatoren kämpfen in Fantasieuniformen unterschiedlicher Zeitalter gegeneinander und nutzen Waffen verschiedener mittelalterlicher Völker.[14] Russell Crowe trägt während seines ersten Kampfes im Kolosseum gar einen futuristischen Helm.[15] Kopien historischer Originalausrüstungen, über die man heute sehr detailliertes Wissen besitzt, wurden zumeist nicht genutzt.[16]

Schwere Wurfgeschosse wurden damals nur im Stellungskrieg eingesetzt – und dann auch sicher nicht in der gezeigten „Brandbomben-Variante“, die bewusst an diverse Vietnamfilme erinnert. Der gezeigte Urwald in Germanien ist ein teilweise kahlgeschlagener, forstwirtschaftlich genutzter Fichtenbestand; eigentlich herrschten dort ausgedehnte Laubwälder vor. Historisch unzutreffend ist auch Maximus' Angaloppieren vor der großen Schlacht: Den ihn begleitenden deutschen Schäferhund gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Rossstirn seines Pferdes stammt aus dem Spätmittelalter.[17] Der Thronsessel des Commodus schließlich ist die Kopie eines napoleonischen Thrones aus klassizistischer Zeit.[18]

Geschichte

Die durch die Schlacht zu Beginn des Films angebliche „abgeschlossene Eroberung Germaniens“ hat es nie gegeben. Nach dem Scheitern der römischen Vorstöße nach Germanien unter Augustus (siehe Varusschlacht) gab es zur Zeit Mark Aurels nur die zwei relativ kleinen römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior, während der größte Teil des germanischen Siedlungsgebietes als „freies“ (Germania libera) oder „großes“ Germanien (siehe Magna Germania) nicht unter römischer Herrschaft stand. Allerdings führte Mark Aurel tatsächlich einen langen Krieg gegen germanische Stämme und konnte die römische Grenze in schweren Kämpfen sichern. Die vom Kaiser wahrscheinlich angestrebte Eroberung des Markomannenreiches im heutigen Böhmen scheiterte aber nach einigen Anfangserfolgen, auch wenn einige Quellen behaupten, man habe 180 kurz vor der Einrichtung von zwei neuen Provinzen gestanden. In dieser Hinsicht schließt der Film also immerhin an die antike Überlieferung an.

Der im Film angedeutete Inzest zwischen Commodus und seiner Schwester ist dagegen eine freie Erfindung der Autoren, wohl angelehnt an das Kaiser Caligula und seiner Schwester Drusilla nachgesagte inzestuöse Verhältnis.

Gladiator erzählt im letzten Akt den Tod des Commodus historisch falsch, inspiriert vom 1964 entstandenen Film Der Untergang des Römischen Reiches. Das Motiv des Schwertkampfes zwischen Commodus und dem Filmhelden von 1964, Livius, wird in Gladiator neu interpretiert. Die Wahrheit ist aber, dass Commodus – der als „Herkules“ in Scheinkämpfen aufzutreten vermochte – den antiken Quellen zufolge vom Ringer Narcissus getötet wurde, den die Konkubine des Commodus, Marcia, angeheuert hatte, weil dieser sie anlässlich des Saturnalienfestes im Jahre 192 mutmaßlich hinrichten lassen wollte. Der Tod ereilte ihn in seinem Palast, nicht aber öffentlich im Circus.

In Teilen zwar nachvollziehbar, aber dennoch nicht historisch, ist der im Film dargestellte Gedanke des Kaisers Mark Aurel, seinen fähigsten Feldherrn anstelle seines leiblichen Sohnes zum Nachfolger zu ernennen. Mark Aurel war der letzte der so genannten Adoptivkaiser (Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und eben Mark Aurel). Aufgrund ihrer Kinderlosigkeit erhoben die vier erstgenannten jeweils einen fähigen General oder Verwaltungsbeamten – wie im Falle des Antoninus Pius – zu ihrem Erben. Dazu muss jedoch relativierend gesagt werden, dass zwischen den Adoptivkaisern zum Teil verwandtschaftliche Beziehungen bestanden. Erst Mark Aurel hatte wieder einen leiblichen, überlebenden Sohn. Zwar können ihm die charakterlichen Fehler des Commodus kaum entgangen sein, aber die Weiterführung der Adoptivpraxis hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Bürgerkrieg geführt, da sich vermutlich einige Truppenteile zu Commodus bekannt und gegen den von Mark Aurel ernannten Kandidaten aufgelehnt hätten.

Jedenfalls ließ Mark Aurel in Wirklichkeit niemals einen Zweifel daran, dass sein Sohn als Nachfolger vorgesehen war: Bereits als Fünfjähriger wurde dieser im Oktober 166 zum Caesar, also zum Thronfolger, erhoben; 175 wurde er princeps iuventutis, 176 feierte er gemeinsam mit Mark Aurel einen Triumph, und seit 177 war er als Augustus Mitherrscher seines Vaters. Er besaß also 180 bereits seit knapp drei Jahren alle Rechte und Vollmachten eines Kaisers. Als Mark Aurel starb, war die Nachfolgefrage daher längst geklärt. Der „Philosophenkaiser“ Mark Aurel starb in Wirklichkeit im Jahre 180 nahe Wien (Vindobona) an der Pest und nicht durch die Hand seines Sohnes und Mitkaisers. Commodus regierte danach über zwölf Jahre als Alleinherrscher (der Film suggeriert hingegen eine Herrschaft von allenfalls einigen Monaten).

Maximus bezeichnet sich im Film als „Spanier“ (engl. „Spaniard“) und wird auch von anderen so genannt. Er soll also vermutlich aus einer Gemeinde in einer der drei Provinzen auf der iberischen Halbinsel stammen, deren Einwohner das römische Bürgerrecht besaßen. Seine Familie könnte zum Ritterstand gehören. Maximus dürfte sich über verschiedene militärische Funktionen schließlich zum Armeekommandanten hochgearbeitet haben, dem bei Bedarf (also nur befristet) Armeen für eine spezielle Aufgabe anvertraut wurden. Seine Bezeichnung als Tribun wäre allerdings sehr ungewöhnlich; richtiger wären Präfekt, Prokonsul oder Legat (im englischen Original wird er schlicht "General" genannt). Ähnliche Karrieren sind in der Zeit Mark Aurels tatsächlich belegt. Historisches Vorbild für die Gestalt des Maximus dürften mehrere historische Personen gewesen sein: Feldherren wie Tiberius Claudius Pompeianus, der tatsächliche Ehemann Lucillas, oder Marcus Nonius Macrinus (Konsul im Jahre 154),[19] aber auch der Ringer Narcissus, der Commodus im Dezember 192 tötete.

Auch die am Ende des Films suggerierte Erneuerung der freien res publica hat es nie gegeben, und sie wurde vom Senat, der 192 längst nicht mehr ein Hort von Freiheit oder gar „Demokratie” war, auch gar nicht angestrebt (der Film scheint dagegen vorauszusetzen, dass das Publikum irrtümlich Parallelen zwischen dem modernen US-Senat und dem antiken römischen Gremium annimmt). Nachfolger des ermordeten Commodus als Kaiser wurde zunächst Pertinax, der aber nach wenigen Monaten ebenfalls ermordet wurde, woraufhin im Reich ein langer Bürgerkrieg (Zweites Vierkaiserjahr) ausbrach, in dem sich schließlich Septimius Severus als neuer Herrscher durchsetzte. Dieser ließ die damnatio memoriae des Commodus aufheben und beanspruchte sogar, der Sohn Mark Aurels und Bruder des Commodus zu sein.

Sprache

Maximus’ voller Name lautet im Film Maximus Decimus Meridius. Diese Namensform entspricht nicht den antiken Gewohnheiten und ist kein korrekter römischer Name. Maximus ist ein cognomen, also ein Beiname, der den zwei vorhergehenden Namen angehängt wird. Der erste Name ist das praenomen, der Vorname, in diesem Fall vermutlich Decimus, da dieser als praenomen durchaus gebräuchlich war. Der Name Meridius wäre also das nomen gentile, der Familienname. Ein "korrekterer" Name wäre daher Decimus Meridius Maximus.

Der Name des Helden ist also ein Phantasieprodukt, das vor allem auf assoziative und klangliche Wirkung hin gewählt wurde; der Rollenträger Russell Crowe selbst schlug den Namen vor und ersetzte damit den ursprünglich vorgesehenen Namen "Narcissus" (den der tatsächliche Mörder des historischen Commodus trug). Crowe dagegen hielt Narcissus für einen ungeeigneten Heldennamen, da er sowohl unklanglich sei als auch negative Konnotationen erzeuge: Ein Narzisst liebe nur sich selbst. Maximus hingegen heißt "der Größte", und Decimus Meridius deute, so Crowe, eine Herkunft aus traditionsreichem Hause an; es heiße frei übersetzt: der Zehnte aus der gens der Meridianer.[20]

Maximus’ Heerführer wird mit "Quintus" angesprochen; kaum eine subtile Bezeichnung, da dies einer der gebräuchlichsten Vornamen Roms war. Zumindest hätte man daher seinen Familiennamen dazunennen müssen, z. B. Quintus Pedius. Auch die Senatoren sind dergestalt benannt; Senator Gaius bleibt ebenfalls ohne Familiennamen, hingegen besitzt Senator Gracchus nur einen Familiennamen, aber keinen Vornamen, und Falco nur ein cognomen.

In der englischen Originalfassung grüßt Proximo einen (wahrscheinlich „germanischen“) Kollegen im Kolosseum auf Deutsch mit „Guten Tag“.

Wertung

Die Filmemacher weisen im Abspann darauf hin, dass es sich hier um eine „fiktive Geschichte“ handelt. So sind vor allem die Biografien der Personen als Bestandteile eines Kunstwerks zu betrachten, nicht als Geschichtsdarstellung. Dennoch betonen sie stets, dass dem Betrachter authentisches römisches Ambiente geboten werde. Da dies nicht stimmt, kommentierte z. B. die historische Beraterin des Films, Prof. Kathleen Coleman von der Universität Harvard: Historische Authentizität scheint eine etwas periphere Überlegung zu sein[21].

Erfolg

Der große Erfolg des Filmes bewirkte, dass weitere Filme mit antiken Themen in Produktion gingen. Troja von Wolfgang Petersen, der die Regie für Gladiator abgelehnt hatte, sowie eine Verfilmung des Lebens Alexanders des Großen durch Oliver Stone – ersterer toppte sogar das internationale Einspiel von Gladiator (allerdings bei einem deutlich höheren Budget), letzterer war kommerziell nur wenig erfolgreich. Deutsche Fernsehproduktionen waren Held der Gladiatoren, Attila und Die Nibelungen; letztere brachte es zu hohen Einschaltquoten.

Gladiator erhielt eine Reihe von Auszeichnungen. So wurde der Film bei den Academy Awards als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Daneben erhielt Russell Crowe die Auszeichnung als bester Schauspieler. Weitere Preise gingen an den Film in den Kategorien Kostümdesign an Janty Yates, für den besten Ton an Ken Weston und die besten Spezialeffekte.

Nominiert waren des Weiteren Joaquín Phoenix, Ridley Scott und Hans Zimmer sowie die Verantwortlichen in den Kategorien Art Direction-Set Decoration, Kamera, Schnitt und Drehbuch.

Kritiken

„Monumentales Epos, das mitfühlend sentimental und zugleich barbarisch brutal eine antike Soap Opera entwickelt, die durch die stupende Rekreation gigantischer Schlachten und phänomenaler Architektur einen Anflug von Größe erhält.“

Lexikon des internationalen Films

„Gerade in der Schlusssequenz kommt der durch Bild und Ton erzeugten atmosphärischen Dichte die ebenso präzis wie poetisch formulierten Dialoge des Drehbuchs mit ihrer lakonischen Knappheit und ihrem verhaltenen Pathos sehr wirkungsvoll zu Hilfe. Sie sind frei von geschwollener Altertümelei oder aufdringlichen Modernismen und verleihen der Sprache einen überzeugend ‚römischen‘ und zugleich zeitlosen Charakter. Im Zusammenklang mit der herausragenden schauspielerischen Leistung Russell Crowes entsteht so das weitaus gelungenste Finale sämtlicher Monumentalfilme, das sich nicht ohne Erfolg auf die Höhen Shakespearscher Tragödie aufzuschwingen versucht. […] Und noch eines macht der grandiose Schluß erneut klar: Dies ist kein Film über reale geschichtliche Ereignisse und über reale geschichtliche Individuen, sondern über archetypische Personifikationen der dunklen und der lichten Idee von Rom. Und es ist erst recht nicht ein Film über das reale Rom, weder das vergangene, noch das gegenwärtige, sondern über Rom als überzeitlicher Traum.“

Marcus Junkelmann[22]

„Ridley Scott erfindet das Genre zwar nicht neu, liefert aber ein furioses Schlachtenepos im Stil von Mel Gibsons ‚Braveheart‘. Ein Budget von 100 Millionen Dollar hatte Scott für seinen ‚Gladiator‘ zur Verfügung. Das erlaubte ihm, fulminante Kampfszenen und eine bombastische Ausstattung zu bieten. Der australische Hauptdarsteller Russell Crowe vereint schauspielerische Klasse (Oscarnominierung für ‚The Insider‘) und physische Präsenz.“

Carsten Baumgardt[23]

Synchronisation

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Maximus Russell Crowe Thomas Fritsch
Commodus Joaquín Phoenix Nicolas Böll
Lucilla Connie Nielsen Ulrike Möckel
Proximo Oliver Reed Michael Chevalier
Marcus Aurelius Richard Harris Werner Ehrlicher
Gracchus Derek Jacobi Bodo Wolf
Quintus Tomas Arana Bernd Rumpf
Gaius John Shrapnel Lothar Blumhagen
Hagen Ralf Möller Reiner Schöne
Juba Djimon Hounsou Leon Boden

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK)
  2. Platz 35 von 100 der Greatest Movie Characters of all time Quelle: www.empireonline.com
  3. Ridley Scott zu Douglas Bankston in American Cinematographer, Mai 2000, S. 47f.
  4. Heiko Rosner in Cinema, Juni 2000, S. 34–38.
  5. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 270ff
  6. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 294ff.
  7. Artikel „Todesstrafe“ in: Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike, Band 5, S. 879
  8. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 214ff.
  9. Max in American Cinematographer, Mai 2000, S. 59.
  10. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 270ff.
  11. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 195ff.
  12. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 120.
  13. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, Seite 117ff
  14. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 215ff.
  15. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 242.
  16. Marcus Junkelmann Das Spiel mit dem Tod, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2000 ISBN 3-8053-2563-0
  17. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 194ff.
  18. Marcus Junkelmann Hollywoods Traum von Rom, S. 290–291.
  19. Sein Grab wurde 2008 in Rom von Archäologen gefunden; vgl. Gruft des „Gladiator”-Vorbilds gefunden, SPIEGEL Online, 16. Okt. 2008.
  20. Quelle: Audiokommentar Drehbuchautor im Begleitmaterials der Deluxe-Edition DVD „Gladiator“, 2 CDs., Universal Studio, 2000, ASIN: B002GKBFMY
  21. siehe Junkelmann, Hollywoods Traum...
  22. Marcus Junkelmann: Hollywoods Traum von Rom (s. Literatur), Seite 359–360
  23. http://www.filmstarts.de/kritiken/35601-Gladiator.html

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