Giuseppe Sarto

Giuseppe Sarto
Papst Pius X.
Wappen Pius X.

Pius X., (Giuseppe Melchiorre Sarto; * 2. Juni 1835 in Riese, Provinz Treviso; † 20. August 1914 in Rom) war von 1903 bis 1914 Papst der römisch-katholischen Kirche und wurde von Pius XII. 1954 heilig gesprochen. Pius X. wurde als „konservativer Reformpapst“ bezeichnet. Außer Pius IX. ist Pius X. der einzige Papst im 19. und 20. Jahrhundert, der keinen akademischen Titel erwarb (weder Dr. jur. noch Dr. theol.) und der erste Papst seit dem hohen Mittelalter, der seine „Laufbahn“ als Landpfarrer begann (Pius IX. war, einzige weitere Ausnahmeerscheinung, anfangs geistlicher Leiter eines Waisenhauses). Die traditionalistische Piusbruderschaft beruft sich namentlich auf diesen Papst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde Pius X. als Giuseppe Melchiorre Sarto in Riese, das politisch zu der Provinz Venetien gehört, kirchlich dem Bischof von Treviso untersteht und bis 1866 unter österreichischer Herrschaft war. Nach zwei Jahren Volksschule in Riese wurde er auf das Gymnasium nach Castelfranco Veneto geschickt. 1850 trat er in das Priesterseminar zu Padua ein und er empfing 1858 das Sakrament der Priesterweihe, 1875 wurde er Domherr in Treviso, 1884 Bischof von Mantua, 1893 Erzbischof und Patriarch von Venedig und fast gleichzeitig Kardinalpriester mit der Titelkirche San Bernardo alle Terme.

Am 4. August 1903 wurde er nach viertägigem Konklave zum Nachfolger von Papst Leo XIII. gewählt. Die Wahl erfolgte im siebten Wahlgang. Noch zu Beginn des Konklaves hatte der Kardinalstaatssekretär Mariano Rampolla del Tindaro als aussichtsreichster Kandidat gegolten. Tatsächlich erhielt Kardinal Rampolla in den ersten drei Wahlgängen auch jeweils die meisten Stimmen, wenngleich keine zur Wahl ausreichende Mehrheit. Nach dem zweiten Wahlgang ließ Kaiser Franz Joseph durch den Bischof von Krakau Kardinal Jan Puzyna de Kosielsko ein Veto Österreichs gegen eine etwaige Wahl Rampollas erklären. Ob dies aber tatsächlich der Grund für die spätere Wahl Kardinal Sartos war, lässt sich nicht überprüfen. Er wurde trotz heftiger persönlicher Gegenwehr im siebten Wahlgang gewählt und nahm den Namen Pius an, den zuletzt der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas, Pius IX., getragen hatte. Die Krönung fand am 9. August 1903 im Petersdom statt.

Pius X. begann sein Reform-Pontifikat mit dem Motu proprio Tra le sollecitudini zur Hebung der Kirchenmusik. Er reformierte die Römische Kurie, widmete sich der Katechese und den Priesterseminaren und leitete eine Reformgesetzgebung ein. Auf doktrinärer Ebene verurteilte er den Modernismus in mehreren Veröffentlichungen, unter anderem 1907 in dem Dekret des Hl. Offiziums Lamentabili und in der Enzyklika Pascendi Dominici Gregis. Im Jahr 1910 führte er den Antimodernisteneid ein, der 1967 durch ein Glaubensbekenntnis ersetzt wurde. Von der pastoralen Zielsetzung des kirchlichen Lehramts überzeugt, ging er einerseits als unbeugsam antimoderner Papst in die Geschichte ein, andererseits führte er im innerkirchlichen Bereich durchgreifende Reformen von bleibendem Wert insbesondere in Bezug auf die Eucharistie durch, für deren Feier er als Prinzip die participatio actuosa (lebendige Teilnahme) des Volkes formulierte, das dem Gottesdienst weitgehend passiv beiwohnte. Dieses Prinzip wurde später vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen. Berühmt wurde Pius X. u. a. durch die Empfehlung des täglichen Kommunionsempfangs sowie durch die Zulassung der Kinderkommunion. Sein Anliegen war es, der Religion eine größere gesellschaftliche Wirksamkeit zu verschaffen.

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Im persönlichen Umgang war er spontan, freundlich und legte auf sein hohes Amt keinen besonderen Wert. Er mied die majestätische Redeweise („Wir“), trieb keinerlei fürstlichen Aufwand, zeigte sich fast nie mit der Tiara und blieb immer großzügig und persönlich verbindlich. So empfing Papst Pius an einem Sonntag römische Pfarrkinder auf dem Pinienhof, die ihm Turnübungen widmeten. Persönlich zeigte er sich schon in jungen Jahren außerordentlich bedürfnislos, arbeitsam und pädagogisch begabt. Bereits bei seinem Ableben war die gesamte Umgebung fest überzeugt, einen heiligen Papst erlebt zu haben.

In sein Pontifikat fallen mehrere Auseinandersetzungen mit europäischen Staaten, so wurden die diplomatischen Beziehungen zu Spanien und Frankreich abgebrochen und 1905 das Konkordat mit Frankreich (von 1801) aufgehoben, da das überwiegend katholische Land die weltweit erste (und bis heute gültige) Trennung von Staat und Kirche (laicité) eingeführte hatte. Die düsteren Ahnungen des Papstes wurden in der Katastrophe des Ersten Weltkriegs bestätigt.

Die Mariaviten Feliksa Kozłowska und Jan Maria Michał Kowalski wurden am 5. April 1906 durch Papst Pius X. exkommuniziert. Feliksa Kozłowska ist die erste Frau, die ein Papst exkommunizierte.

Pius X. starb am 20. August 1914 in Rom und ist im Petersdom beigesetzt. Entgegen der Tradition wurde sein Leichnam auf eigenen Wunsch nicht einbalsamiert. Sein Nachfolger war Papst Benedikt XV.

Pius X. wurde durch Papst Pius XII. im Jahr 1951 selig- und im Jahr 1954 heilig gesprochen. Seitdem ist sein Leichnam in einem Glassarg im Petersdom aufgebahrt, das Gesicht durch eine Metallmaske verdeckt. Er ist der erste heilig gesprochene Papst seit Pius V. im 16. Jahrhundert.

Sein Geburtsort Riese wurde nach seiner Heiligsprechung zu seinen Ehren in Riese Pio X umbenannt. 1985 wurde von der Gemeinde Riese Pio X und der Provinz Treviso eine Stiftung eingerichtet, die Fondazione Giuseppe Sarto, die sich mit der Erforschung und Dokumentation seines Lebens und Wirkens beschäftigt.

Wunder

Schon zu Lebzeiten soll Pius X. Wunder gewirkt haben. So soll der belgische Konsul Karl Lubois, dessen Körper mit Furunkeln bedeckt war, durch das Gebet des Papstes spontan geheilt worden sein.

Weitere Wunder wirkte Pius X. nach seinem Tode.

Werke

Siehe auch

Literatur

  • Anton de Waal: Papst Pius X. Ein Lebensbild des heiligen Vaters. Mit einem Rückblick auf die letzten Tage Leos XIII. München (AVG) 1904.
  • Wilhelm Hünermann: "Brennendes Feuer" Papst Pius X.

Tyrolia-Verlag, Innsbruck - Wien - München 1954, Umschlag und Einband von Oswald Haller, Innsbruck.

  • Wilhelm Hünermann: Feuer auf die Erde. Papst Pius X.. Tyrolia-Verlag, Innsbruck und Wien 1994, ISBN 3-7022-1318-X
  • Michael Davies: Partisanen des Irrtums. Der heilige Papst Pius X. gegen die Modernisten. Sarto-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-932691-43-1
  • Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert, Rowohlt, Berlin 1982, ISBN 3-498-01282-7
  • H. dal Gal: Der Heilige Papst Pius X. 3. Aufl., Freiburg (Schweiz) 1954
  • J.R.Grigulevic: Die Päpste des XX. Jahrhunderts. Urania, Leipzig-Jena-Berlin 1984
  • Jean Mathieu-Rosay: Die Päpste im 20. Jahrhundert. Primus Verlag 2005, ISBN 3-89678-531-1
  • Bruno Moser (Hrsg.): Das Papsttum - Epochen und Gestalten. Südwest, München 1983, ISBN 3-517-00809-5
  • Otto Hierl-Deronco: „Acht Bildnisse Seiner Heiligkeit des Papstes Pius des Zehnten“, gemalt von Professor Otto Hierl-Deronco, München, Katalog zu der 28. Ausstellung des Künstlerbundes Hagen, Wien, Januar-Februar 1909
  • Norbert Hierl-Deronco: Münchner Secession 1892, Otto Barone Hierl-Deronco, Maler und Mitbregründer, Schilderung als Maler Pius X., Krailling 1994, ISBN 3-929884-04-6
  • Georg Schwaiger: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999. (Seite 105–160) ISBN 3-406-44892-5
  • Josef Schmidlin: Papstgeschichte der neuesten Zeit. Dritter Band. München 1936. (Seite 5–178)

Weblinks


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