Giraffengazelle

Giraffengazelle
Giraffengazelle
Giraffengazelle (Litocranius walleri)

Giraffengazelle (Litocranius walleri)

Systematik
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Gazellenartige (Antilopinae)
Gattung: Litocranius
Art: Giraffengazelle
Wissenschaftlicher Name
Litocranius walleri
(Brooke, 1878)
Giraffengazellenmännchen beim Fressen
Giraffengazellen beim Fressen (Samburu- und Buffalo Springs Nationalpark in Kenia)

Die Giraffengazelle (Litocranius walleri), auch Gerenuk genannt, ist eine afrikanische Antilope aus der Gruppe der Gazellenartigen. Die Bezeichnung „Gerenuk“ ist eine nicht exakte Übertragung des Somali-Namen garanug.

Abbildungen der Giraffengazellen finden sich schon bei den alten Ägyptern aus der Zeit um 5.600 v. Chr., wissenschaftlich beschrieben wurde die Art jedoch erst 1878. Bis heute ist sehr wenig über die Lebensweise dieser Gazelle bekannt. In der afrikanischen Landschaft fällt die Giraffengazelle vor allem auf, weil sie sich während des Äsens häufig auf die Hinterbeine stellt, um an Blätter zu gelangen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Giraffengazelle ist auf Grund ihres langen, schlanken Halses und der langen Läufe unverwechselbar. Giraffengazellen erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 1,04 Meter. Das Gewicht beträgt bis zu 32 Kilogramm, die Hörner, die nur das Männchen trägt, werden bis zu 43 Zentimeter lang.[1]

Das Haarkleid ist auf dem Rücken rötlich schokoladenbraun, die Körperseiten sind dagegen deutlich heller und scharf gegenüber dem Rückensattel abgesetzt. Dieses zweifarbige Haarkleid auf der Körperoberseite ist unter Gazellen einzigartig. Eine dunkle Linie grenzt die weiße Bauchseite deutlich ab. Die Ohren sind sehr groß, ein weißer Augenring verjüngt sich zum Maul hin. Das Männchen weist kurze, stark geringelte und mit einem relativ dicken Schaft versehene Hörner. Sie bilden einen schwungvoll nach hinten gerichteten Bogen, drehen sich dann nach vorne und enden in einem engen Haken. Das Männchen weist außerdem auffällige Voraugendrüsen auf, die eine dunkle Substanz absondern. Weitere Duftdrüsen finden sich an den Beinen in Kniehöhe.[2]

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet reicht von Äthiopien und Somalia über Kenia in den Norden Tansanias. In historischer Zeit war die Giraffengazelle auch im Sudan und in Ägypten verbreitet, ist dort aber seit langem ausgestorben. Habitat sind aride Gebiete, meistens Dornbuschsavannen.

Lebensweise

Giraffengazellen beim Fressen

Die Giraffengazellen zählt zu den Arten, die in besondere Weise an das Leben in der trockenen Savanne angepasst ist. Ähnlich wie die Säbelantilope und die Mendesantilope trinkt die Giraffenantilope noch nicht einmal dann, wenn sich ein Wasserloch in der Nähe befindet. Der Flüssigkeitsbedarf wird allein durch die Nahrung gedeckt.[3]

Die Giraffengazelle ernährt sich ausschließlich von Laub, und ähnlich wie die (nicht verwandten) Giraffen hat sie dafür die Verlängerung von Hals und Beinen entwickelt. Konvergent zur Giraffe entwickelte sich auch die raue Zunge und die verlängerten, unempfindlichen Lippen, mit denen selbst dornige Zweige umschlossen werden können. Mit geschlossenem Maul zieht die Giraffengazelle dann ihren Kopf zurück und weidet die Blätter ab. Um an hohe Äste zu gelangen, erhebt sich diese Antilope auf die Hinterbeine und stützt sich mit den Vorderbeinen am Baum ab.

Das Nahrungsverhalten der Giraffengazelle ist unter anderem im Tsavo-East-Nationalpark untersucht worden, dabei wurde eine Nahrungskonkurrenz vor allem mit dem Kleinen Kudu festgestellt.[4] Der Kleine Kudu hält sich allerdings vor allem in den Savannenregionen auf, die dichter mit Bäumen und Sträuchern bestanden sind. Wegen der Fähigkeit, sich während der Nahrungssuche auf die Hinterbeine zu stellen, sind für die Giraffengazelle außerdem Blätter erreichbar, die für den Kleinen Kudu unzugänglich sind. Im Tsavo-East-Nationalpark umfasste das Nahrungsspektrum der Giraffengazelle Blätter, Triebe, Blüten und einige Früchte. Auch einige Kletterpflanzen wurden von dieser Gazellenart gefressen. Die Giraffengazelle ist kein Nahrungsspezialist, sondern nutzt mindestens 84 Pflanzenarten als Nahrungsquelle. Eine besondere Präferenz besteht für dornenbewehrte Pflanzen wie beispielsweise die Schwarzdorn-Akazie.[5]

Die Weibchen leben mit ihren Jungen in kleinen Gruppen von zwei bis fünf Tieren. Ausgewachsene Männchen sind territoriale Einzelgänger, die zur Paarungszeit versuchen, Weibchen in ihren Revieren zu halten und sich mit ihnen zu paaren.

Sonstiges

Giraffengazellen sind wahrscheinlich niemals besonders häufig gewesen. Wegen ihrer einzelgängerischen Natur fallen sie unter den großen Huftierherden der Savannen kaum auf. Durch die Jagd ist die Art in den letzten Jahrzehnten allerdings noch seltener geworden. Die meisten Gerenuks gibt es heute in Äthiopien. Die Gesamtpopulation wird auf 70.000 Tiere geschätzt.

Literatur

  • C. A. Spinage: The Natural History of Antelopes. Croom Helm, London 1986, ISBN 0-7099-4441-1

Weblinks

 Commons: Giraffengazelle – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
  • Litocranius walleri in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Antelope Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006

Einzelnachweise

  1. Spinage, S. 189
  2. Spinage, S: 189
  3. Spinage, S. 44
  4. Spinage, S. 66
  5. Spinage, S. 67

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Giraffengazelle — gerenuk ger e*nuk (g[e^]r [ e]*n[oo^]k), n. A slender East African antelope ({Litocranius walleri}) with a long slim neck and backward curving horns; called also {Waller s gazelle}, and in German {Giraffengazelle}. It feeds on the foliage of… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Giraffengazelle — žirafinė gazelė statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas rūšis atitikmenys: lot. Litocranius walleri angl. gerenuk; Waller’s gazelle vok. Giraffengazelle rus. геренук; жирафовая газель pranc. gazelle girafe; guérénouk ryšiai:… …   Žinduolių pavadinimų žodynas

  • Giraffengazelle — Gi|rạf|fen|ga|zel|le 〈f. 19; Zool.〉 Antilope mit stark verlängertem Hals: Lithocranius walleri * * * Girạffengazelle,   Gerenuk, Litocranius wạlleri, mit den Gazellen eng verwandte einzige Antilopenart der gleichnamigen Gattung mit Verbreitung …   Universal-Lexikon

  • Gerenuk — Giraffengazelle Giraffengazelle (Litocranius walleri) Systematik Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) …   Deutsch Wikipedia

  • Litocranius — Giraffengazelle Giraffengazelle (Litocranius walleri) Systematik Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) …   Deutsch Wikipedia

  • Litocranius walleri — Giraffengazelle Giraffengazelle (Litocranius walleri) Systematik Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) …   Deutsch Wikipedia

  • Ammodorcas — Stelzengazelle Systematik Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia) Familie: Hornträger (Bovidae) …   Deutsch Wikipedia

  • Ammodorcas clarkei — Stelzengazelle Systematik Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla) Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia) Familie: Hornträger (Bovidae) …   Deutsch Wikipedia

  • Aufrechter Gang — Bipedie (lat. bis „doppelt“, pes/pedis „Fuß“) ist die Fortbewegung, beispielsweise Gehen oder Hüpfen, auf zwei Beinen („Zweibeinigkeit“). Landwirbeltiere oder Maschinen, die sich gewöhnlich biped bewegen, werden als Bipede („Zweibeiner“)… …   Deutsch Wikipedia

  • Biped — Bipedie (lat. bis „doppelt“, pes/pedis „Fuß“) ist die Fortbewegung, beispielsweise Gehen oder Hüpfen, auf zwei Beinen („Zweibeinigkeit“). Landwirbeltiere oder Maschinen, die sich gewöhnlich biped bewegen, werden als Bipede („Zweibeiner“)… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”