Gilad Shalit

Gilad Shalit
Gilad Schalit

Gilad Schalit (* 28. August 1986, hebräisch: גלעד שליט) ist ein israelischer Soldat im Range eines Korporals aus Mitzpe Hila in West-Galiläa, welcher am 25. Juni 2006 durch militante Palästinenser in Israel entführt wurde und anschließend über die Demarkationslinie an einen unbekannten Ort im Gazastreifen gebracht wurde. Schalit besitzt sowohl die israelische als auch die französische Staatsangehörigkeit.[1]

Nach dem Bekanntwerden des Zwischenfalls drangen israelische Truppen wenige Tage später mit einer Militäroffensive in den Gazastreifen ein.[2] Im Oktober 2006 hat das Volkswiderstandskomitee bestätigt, dass der Soldat am Leben sei und ihm kein Leid geschehe.[3]

Am 17. Januar 2007 erklärte eine der drei an der Entführung beteiligten Gruppen, die von Mumtaz Dormush angeführte Armee des Islam, dass Schalit allein von der Hamas gefangengehalten würde.[4] Am 25. Juni 2007, dem ersten Jahrestag der Gefangennahme verbreitete Hamas eine Audioaufnahme mit einer Botschaft, die Schalit spricht[5]. Ein Besuch Schalits durch Vertreter des IKRK wurde bislang von Seiten der Hamas nicht gestattet[6].

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Gilad Schalit besitzt sowohl die israelische als auch die französische Staatsangehörigkeit, da sein Vater Noam aus Frankreich stammt. Er hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Kurz nach dem Abitur mit dem Schwerpunkt auf naturwissenschaftliche Fächer begann er seinen Grundwehrdienst knapp ein Jahr vor seiner Gefangennahme und wurde dann zu einer Panzereinheit versetzt.[7]

Gefangennahme und Ultimatum

Am frühen Morgen des 25. Juni 2006 drangen militante Freischärler durch einen selbstgegrabenen Tunnel in der Nähe von Kerem Schalom auf israelisches Gebiet vor und überfielen einen dort stationierten Posten. Bei dem Zwischenfall wurden zwei Soldaten der israelischen Armee getötet und vier weitere verletzt. Schalit selbst erlitt bei dem Gefecht eine Schulterverletzung und brach sich die linke Hand.[8]

Zu der Aktion bekannten sich einen Tag später die Qassam-Brigaden, das Volkswiderstandskomitee und die zuvor nicht bekannte Gruppe Dschaisch al-Islam. In der Verlautbarung wird die Freilassung von allen in Israel inhaftierten weiblichen und minderjährigen palästinensischen Häftlingen im Austausch gegen Informationen über das Schicksal Schalits gefordert[9].

Nach Beginn der israelischen Militäroperation haben die Militanten am 1. Juli ihre Forderungen dahingehend ausgeweitet, dass zusätzlich die Freilassung von 1000 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen und die Einstellung der am 28. Juni gestarteten Operation Sommerregen gefordert wurden.[10] Zwei Tage später wurde ein Ultimatum von 24 Stunden gestellt, wobei mit nicht näher spezifizierten Konsequenzen gedroht wurde, falls Israel die Forderungen ablehne.[11] Israel reagierte mit einer Zurückweisung des Ultimatums und stellte heraus, dass es "keine Verhandlungen zur Freilassung der Häftlinge" geben wird.[12]

Im Oktober 2008 berichtete die Zeitung Maariv, dass die israelische Armee bereits vor der Entführung Geheimdienstinformationen zu einer geplanten Aktion hatte und deswegen in der Nacht des 23. Juni 2006 die zwei Brüder Mustafa und Osama Muammar in der Nähe von Rafah festgenommen und nach Israel gebracht hatte. Gemäß dem Artikel habe Mustafa in der folgenden Nacht dem Inlandsgeheimdienst im Verhör gestanden, dass eine Entführung geplant sei. Trotzdem war die Armee nicht gewarnt worden. Am nächsten Tag, bereits nach der Entführung und unter Anwendung von Folter (im Artikel als "außergewöhnliche Verhörmethoden" bezeichnet), gab er dann alle Details bekannt, obwohl ihm nicht gesagt worden war, dass die Aktion bereits durchgeführt war. Wäre alles 24 Stunden früher passiert, hätte die Entführung verhindert werden können, zumal die Festnahme der Brüder um genau 24 Stunden verschoben worden war. [13]

Befreiungsversuch

Am 28. Juni 2006 drangen die israelischen Truppen bei Chan Yunis in den Gazastreifen ein, um nach Gilad Schalit zu suchen. Ein Sprecher der israelischen Botschaft in Washington, D.C. erklärte: "Israel hat alles getan was es konnte, indem es alle diplomatischen Möglichkeiten ausnutzte und Mahmud Abbas die Möglichkeit gab, den entführten Israeli zurückzugeben... Die Operation kann sofort beendet werden, bedingt auf die Freilassung von Gilad Schalit."[14]

Einen Tag später gab Brigadegeneral Miri Regev bekannt, dass die IDF "nicht überzeugt ist, dass er in Südgaza gefangen gehalten wird... [nur] dass er in Gaza gefangen gehalten wird." Regev reagierte auf einen Bericht der Israel Broadcasting Authority, nach welchem Schalit in Rafah festgehalten wird.[15]

Die BBC meldete am 1. Juli 2006 unter Berufung auf palästinensische Quellen, dass Schalit medizinisch behandelt worden sei, aber dies wurde von palästinensischer Seite dementiert.[16] Israelische Regierungsstellen haben gedroht, dass "der Himmel einstürzen wird", sollte Schalit Leid geschehen.[17]

Die israelische Armee hat in der Folgezeit wiederholt Militäraktionen im Gazastreifen durchgeführt, um Schalit zu befreien, konnte dieses Ziel jedoch nicht erreichen. Im Verlauf der Operation Herbstwolken, die sich auf die Stadt Bait Hanun im nördlichen Gazastreifen konzentrierte, hat die palästinensische Seite Israel indirekt vorgeworfen, durch die Militäraktion das Leben Schalits zu gefährden. Das Volkswiderstandskomitee hat aber daraufhin diese Aussage dahingehend relativiert, dass die israelischen Bomben und Mörsergranaten zu nahe den Aufenthaltsort Schalits treffen könnten.[18]

Diplomatie

Ein Versuch des Apostolischen Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, unmittelbar nach der Gefangennahme die Freilassung Schalits zu verhandeln, scheiterte.[19]

Israel lehnte zunächst Verhandlungen mit der von Hamas geführten palästinensischen Regierung über einen Gefangenenaustausch ab. Nach dem Ende des Libanonkrieg 2006 und den Streitigkeiten zwischen Fatah und Hamas über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit kam jedoch Bewegung in die festgefahrene Situation. Durch Ägypten als Vermittler führt Israel indirekte Verhandlungen mit den Palästinensern.

Israel beharrte darauf, dass zunächst Schalit freigelassen werden müsse, bevor Israel mit einem gewissen zeitlichen Abstand die palästinensischen Häftlinge entlassen werde. Am 26. Oktober wurde berichtet, dass der Führer von Hamas, Chalid Maschal, sich vorbereite, zu Verhandlungen nach Kairo zu reisen. In der Woche zuvor war der israelische Minister für Infrastruktur, Benjamin Ben-Eliezer, in Kairo gewesen und hatte die Zustimmung zu den von Ägypten ausgearbeiteten Rahmenbedingungen erteilt, ohne jedoch in Details zu gehen.[20]

Das Volkswiderstandskomitee verlautbarte am 28. Oktober, dass alle drei an der Gefangennahme beteiligten Organisationen mit dem Vorschlag der ägyptischen Vermittler einverstanden seien, was die Freilassung Schalits und der palästinensischen Häftlinge angehe.[21]

In einem Interview mit der in Beirut erscheinenden arabischen Zeitung Al-Hayat räumte Ismail Haniya Ende Januar 2007 ein, dass die Verhandlungen über den Gefangenaustausch mit Israel "komplex und schwierig" seien. Ein Sprecher des Volkswiderstandskomitees schob die Schuld auf Israel, welches den ägyptischen Kompromissvorschlag nicht angenommen habe.[22]

Weblinks

Quellen

  1. Jerusalem Post: "Shalit's dad: 'Hope is all we have left'", 25. Juni 2006
  2. BBC News: "Israeli forces enter north Gaza", 29. Juni 2006
  3. Ynetnews: "PRC: No plan to kill Gilad Shalit", 5. November 2006
  4. Haaretz: „Official: Abbas and Meshal to meet Saturday in Damascus“, 18. Januar 2007
  5. Haaretz: „Hamas airs 'first Shalit message'“, 25. Juni 2007
  6. N-TV: „Israel und Hamas: Waffenstillstand absurd“, 18. Dezember 2008
  7. dpa via Yahoo Nachrichten: "Der entführte Hauptgefreite Gilad Schalit", 28. Juni 2006
  8. Jerusalem Post: "Shalit's health better than first feared", 29. Juni 2006
  9. CNN: "Militants issue Israel hostage demands", 26. Juni 2006
  10. Reuters: "FACTBOX-The crisis over Israel's captured soldier", 2. Juli 2006
  11. Reuters: "Palestinian militants issue ultimatum to Israel", 3. Juli 2006
  12. Haaretz: "Minister Ramon: IDF operations in Gaza will be 'far far worse' if Shalit harmed", 3. Juli 2006
  13. Haaretz: "The 24 hours that could have saved Gilad Shalit", 12. Oktober 2008
  14. Bloomberg: "Israeli Army Enters Gaza to Find Kidnapped Soldier (update 2)", 28. Juni 2006
  15. Israel Broadcasting Authority, "Today in the News", 29. Juni 2006
  16. BBC News: "Israel soldier medic claim denied", 1. Juli 2006
  17. Times of Oman: "Israel: ‘Sky will fall’ if soldier is harmed", 5. Juli 2006
  18. Haaretz: "Shalit's father says he hopes Gaza raid will come to swift end", 5. November 2006
  19. Jerusalem Post: "Pope's rep tried for Shalit's release", 19. Juli 2006
  20. Reuters: "Progress on Israel-Palestinian prisoner swap: Hamas", 26. Oktober 2006
  21. al-Dschasira: "Shalit captivity 'to end in days'", 31. Oktober 2006
  22. Jerusalem Post: Haniyeh: Shalit deal needs lots of work, 27. Januar 2007

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