Giessbachbahn

Giessbachbahn
Wagen bei der Talstation
Das Grandhotel um 1895
Gleisanlage
Wagenführung

Die am 21. Juli 1879 eröffnete Giessbachbahn gilt als die älteste ausschliesslich dem Freizeittourismus dienende Standseilbahn Europas . Sie liegt am Brienzersee im Schweizer Kanton Bern und verbindet die Schiffsstation "Giessbach See" mit dem historischen Grandhotel Giessbach, das ca. 100 Meter oberhalb des Sees gelegen ist. Die Bahn überwindet auf ihrer 345 Meter langen Strecke einen Höhenunterschied von 93 Metern, die Steigung beträgt zwischen 240 und 320 Promille. In unmittelbarer Nähe befinden sich die imposanten Wasserfälle des Giessbachs.

Der obere Streckenabschnitt besteht grösstenteils aus fünf aufeinander folgenden filigranen Fachwerk-Bogenbrücken mit einer Länge von zusammen 174 Metern, die, ebenso wie die Bahn selbst, aus der Werkstätte Aarau von Niklaus Riggenbach stammt. Die bis heute original-erhaltenen dreiachsigen roten Bahnwagen besitzen Holzbänke und farbige Vorhänge, die den Fahrgästen bei Regen Schutz bieten.

Die für die Sicherheit erforderlichen technischen Einrichtungen der Anlage wurden zuletzt 1989 in einer aufwendigen Generalüberholung auf den neusten Stand der Technik gebracht.

Inhaltsverzeichnis

Antriebssystem

Die Giessbachbahn wurde ursprünglich als Wasserballastbahn geplant und realisiert. Die beiden Wagen wurden über ein Zugseil miteinander verbunden, das in der Bergstation über eine Umlenkeinrichtung geführt wurde. Ein unter den Wagenkästen eingebauter Wassertank wurde jeweils auf der Bergstation mit bis zu 5 Kubikmeter Wasser gefüllt. Der talwärts rollende Wagen konnte dadurch den bergwärts fahrenden durch sein höheres Gewicht nach oben ziehen. Nach dem Feststellen der Bremsen wurde das Wasser in der Talstation wieder abgelassen. Die Fahrtzeit betrug damals 6 Minuten. Zum Bremsen der 11 Meter langen Wagen wurde die Anlage mit Leiterzahnstangen und Zahnrädern der Bauart Riggenbach ausgerüstet. Die ursprünglichen Untergestelle der Wagen hatten talseits ein zweiachsiges Laufgestell und bergseits eine Einzelachse. Um den Radien bei der Ausweiche besser folgen zu können, wurden 1891 neue dreiachsige Untergestelle eingebaut.

Weil die Bahn nach jeder Fahrt eine Pause einlegen musste, da die Wagentanks jedes mal entleert bzw. befüllt werden mussten, wurde das Prinzip der Wasserballastbahn nach mehreren kleineren Umbauten aufgegeben. Ausserdem konnte die Bahn im Winter wegen Vereisungsgefahr nicht betrieben werden. Die Firma Theodor Bell (Kriens), die die Bahn seit dem Konkurs der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen 1880 betreute, baute die Anlage im Jahre 1912 für den Betrieb mit einer Wasserturbine in der Bergstation um. Der Antrieb erfolgt seit dem über eine dreirillige Antriebsscheibe mit vier Seilumlenkrädern. Zugleich wurden auch die 1903 entfernten mittleren Achsen wieder eingebaut. Die Fahrgeschwindigkeit konnte auf 1,2 Meter pro Sekunde erhöht werden.

Um die Betriebssicherheit zu erhöhen, wurde die Turbine 1948 durch zwei Elektromotoren mit je 12,5 PS ersetzt. Die Fahrgeschwindigkeit erhöhte sich damit auf 1,9 Meter pro Sekunde.

Von 1958 bis zum jüngsten Umbau im Winter 1998/99 wurde die Bahn mit einem einzelnen Elektromotor der Firma MFO betrieben.

Mit dem modernen Antrieb der Firma Von Roll beträgt die Fahrtzeit heute 4 Minuten.

Fahrweg

Die meterspurige Giessbachbahn wurde als eine der ersten eingleisigen Standseilbahnen mit einer Ausweichstelle in der Streckenmitte gebaut. Sie verwendet zwei Abt'sche Weichen, die ohne bewegliche Weichenzungen auskommen. Die Wagen werden im Gegensatz zu üblichen Eisenbahnen nur einseitig geführt. Sie besitzen jeweils an einer Seite Räder mit beidseitigen Spurkränzen, die die führende Schiene links und rechts umgreifen. Die walzenartigen Räder der ungeführten Seite der Wagen besitzen keinen Spurkranz, dafür aber eine breitere Lauffläche. Damit können die Unterbrechungen der innenliegenden Schienen im Bereich der Weichen problemlos überquert werden, ebenso wie die notwendigen Durchlässe für das kreuzende Zugseil.

1988/1989 wurde der gesamte Oberbau erneuert.

Technische Daten

  • Talstation: Brienzersee (566 m ü.M.)
  • Bergstation: Grandhotel Giessbach (656 m ü.M.)
  • Länge: 345 Meter
  • Höhendifferenz: 90 Meter
  • Maximale Steigung: 32%
  • Fahrzeit: 4 Minuten
  • Spurweite: 1 Meter
  • Sitzplätze je Wagen: 40
  • Länge der Wagen: 11 Meter
  • Hersteller: Doppelmayr, Von Roll

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