Gewürzroute

Gewürzroute
Die Gewürzroute im 15. und 16. Jahrhundert.

Die Gewürzroute war der Seeweg von Europa nach Indien und zu den Gewürzinseln Hinterindiens, den Molukken. Er wurde Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts von portugiesischen Entdeckern erschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf der Route

Die Route führte zunächst von Lissabon um das Kap der Guten Hoffnung nach Ostafrika und über das Arabische Meer bis nach Goa, Calicut und Cochin an der Malabarküste im Westen Indiens. Von dort aus führte sie um Indien und Ceylon herum über den Golf von Bengalen durch die Straße von Malakka die Sunda- und die Bandasee zu den Gewürzinseln, v.a. nach Ambon, Tidore und Ternate.

Handelsgüter

Über den neuen Handelsweg wurden Gewürze wie Pfeffer, Gewürznelken, Muskat und Zimt eingeführt, die im Europa des Mittelalters und der frühen Neuzeit einen immensen Wert darstellten, weil sie nicht nur zum Würzen von Speisen, sondern auch als Konservierungsstoffe und Grundlage für Arzneimittel unverzichtbar waren. Weitere Rohstoffe waren Myrrhe und Weihrauch.

Folgen der Erkundung der Route

Die Suche nach dem Seeweg nach Indien ging auf die Initiative des portugiesischen Prinzen Heinrich der Seefahrer zurück und wurde durch die Entdeckungsfahrt Vasco da Gamas 1498 abgeschlossen. Die Portugiesen schalteten damit den Zwischenhandel von indischen, persischen, arabischen, türkischen und venezianischen Kaufleuten aus. Zusammen mit den hohen Zöllen, die das Osmanische Reich erhob, hatte dieser Zwischenhandel die Gewürze in Europa extrem verteuert. Die Brechung des Handelsmonopols der Venezianer, Türken und Araber im Gewürzhandel machte die Gewürze in Europa erschwinglicher und ließ Nachfrage und Angebot steigen.

Zwischen 1506 und 1570 setzte die portugiesische Krone mit Hilfe der Casa da Índia ihrerseits ein offizielles königliches Monopol für alle Einfuhren und Verkäufe von Gewürzen durch. Dieser Monopolhandel war profitabel und stärkte das Eigenkapital und die Kreditfähigkeit des portugiesischen Staates.

Die Entdeckung und Erschließung des wirtschaftlich günstigeren Seewegs ließ den Asien-Handel auf den alten Überlandrouten wie der Seidenstraße oder der Weihrauchstraße stark zurückgehen.

Die Gewürzroute und die europäische Expansion

Im Jahr 1580 wurde Portugal in Personalunion mit Spanien vereinigt. Zu dieser Zeit führten die Niederländer ihren 80-jährigen Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Krone. Ihre Angriffe richteten sich daher seit dem späten 16. Jahrhundert auch gegen Portugal. Nach und nach eroberten holländische Handelskompanien wie die Niederländische Ostindien-Kompanie die wichtigsten portugiesischen Niederlassungen (Faktoreien) in Ostasien und brachten die Gewürzroute unter ihre Kontrolle. Deren wichtigste Endpunkte waren Batavia (das heutige Jakarta) und Antwerpen, später Amsterdam.

Aufgrund der hohen Gewinnerwartungen aus dem Überseehandel gingen seit Anfang des 16. Jahrhunderts weitere europäische Staaten dazu über, Entdeckungsfahrten und Kolonialprojekte zu betreiben oder zu fördern. So wurde die zum Teil gewaltsame Erschließung der Gewürzroute zum Ausgangspunkt für die europäische Expansion und die Kolonisierung weiter Gebiete der Erde v.a. durch Portugiesen, Spanier, Engländer, Niederländer und Franzosen.

Literatur

  • Fernand Salentiny; Die Gewürzroute. Die Entdeckung des Seewegs nach Asien; Portugals Aufstieg zur ersten europäischen See- und Handelsmacht, Köln 1991
  • Gernot Giertz (Hrsg.): Vasco da Gama. Die Entdeckung des Seewegs nach Indien; Ein Augenzeugenbericht 1497-1499, Berlin 1990
  • Urs Bitterli (Hrsg.): Die Entdeckung und Eroberung der Welt. Dokumente und Berichte, 2 Bde. München 1980
  • Peter Feldbauer: Estado da India. Die Portugiesen in Asien 1498-1620, Mandelbaum-Verlag, Wien, 2003, 224 S.

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