Geschäftsmodell

Geschäftsmodell

Es gibt zahlreiche betriebswirtschaftliche Definitionen für den Begriff Geschäftsmodell (engl. business model). Ein Geschäftsmodell ist eine modellhafte Beschreibung eines Geschäftes. Die Beschreibung von Geschäftsmodellen soll helfen die Schlüsselfaktoren des Unternehmenserfolges zu erklären. Weder in der Wissenschaft noch in der Praxis besteht eine allgemein akzeptierte Definition. [1][2]

Inhaltsverzeichnis

Charakterisierung

Ein Geschäftsmodell besteht nach Stähler aus drei Hauptkomponenten:

  • Nutzenversprechen: Ein Geschäftsmodell enthält eine Beschreibung, welchen Nutzen Kunden oder andere Partner des Unternehmens aus der Verbindung mit diesem Unternehmen ziehen können. Dieser Teil eines Geschäftsmodells wird Nutzenversprechen genannt. Es beantwortet die Frage: Welchen Nutzen stiftet das Unternehmen?
  • Architektur der Wertschöpfung: Ein Geschäftsmodell ist gleichzeitig eine Architektur der Wertschöpfung, d. h., wie der Nutzen für die Kunden generiert wird. Diese Architektur beinhaltet eine Beschreibung der verschiedenen Stufen der Wertschöpfung und der verschiedenen wirtschaftlichen Agenten und ihrer Rollen in der Wertschöpfung. Es beantwortet die Frage: Wie wird die Leistung in welcher Konfiguration erstellt? Welche Leistungen werden auf welchen Märkten angeboten (Produkt / Markt Strategien)?
  • Ertragsmodell: Neben dem Was und dem Wie beschreibt das Geschäftsmodell auch, welche Einnahmen das Unternehmen aus welchen Quellen generiert. Die zukünftigen Einnahmen entscheiden über den Wert des Geschäftsmodells und damit über seine Nachhaltigkeit. Es beantwortet die Frage: Wodurch wird Geld verdient? Dieser Teil des Geschäftsmodells heißt Ertragsmodell.

Nach Wirtz bildet ein Geschäftsmodell in stark vereinfachter und aggregierter Form ab, welche Ressourcen in die Unternehmung fließen und wie diese durch den innerbetrieblichen Leistungserstellungsprozess in vermarktungsfähige Informationen, Produkte und/oder Dienstleistungen transformiert werden.

Wirtz unterteilt ein Geschäftsmodell in 9 Teilmodelle:[3][4][5]

  1. Strategiemodell
  2. Ressourcenmodell
  3. Netzwerkmodell
  4. Kundenmodell
  5. Marktangebotsmodell
  6. Erlösmodell
  7. Leistungserstellungsmodell
  8. Beschaffungsmodell
  9. Finanzmodell

Ein Geschäftsmodell kann immer nur eine Annäherung an die wirkliche Organisation eines Unternehmens oder der gesamten Wertschöpfungskette eines Produktes sein, d. h., es ist eine Abstraktion, wie ein Geschäft funktioniert. Der Abstraktionsgrad hängt immer von den Zielen ab, die mit dem Geschäftsmodell verfolgt werden.

Das Geschäftsmodell kann die Beschreibung einerseits eines einzelnen Unternehmens, andererseits aber auch einer ganzen Industrie sein. Im letzteren Sinne verwendet man den Begriff des Geschäftsmodells insbesondere bei reifen Industrien, bei denen sich ein dominantes Geschäftsmodell durchgesetzt hat. Die einzelnen Unternehmen in einer reifen Industrie differenzieren sich nur noch wenig, so dass von einem einheitlichen Modell gesprochen werden kann. (Stähler 2001: 41f)

Ursprünge des Begriffs Geschäftsmodell

Der Begriff Business Model oder der deutsche Begriff Geschäftsmodell, ist eng mit der Entstehung von kommerziellen Aktivitäten im Internet verbunden und hat seinen Ursprung in der Prozess- und Datenmodellierung von Unternehmen mittels Informations- und Kommunikationstechnologie. Mittels Geschäftsmodellen wird im Informationsmanagement versucht, die Wirklichkeit eines Unternehmens mit seinen Prozessen, Aufgaben und Kommunikationsbeziehungen auf ein IT-System abzubilden, um so das Unternehmen bei seinen Aufgaben zu unterstützen. Dieses Geschäftsmodell dient als Bauplan für das IT-System eines Unternehmens. Aufbauend auf dem Geschäftsmodell lassen sich dann Geschäftsprozesse und Datenmodelle ableiten.

Ausgehend von diesem engen Begriff des Geschäftsmodells im Sinne eines Modells, das als Informationssystem zur Unterstützung des Geschäftes umgesetzt wird, hat sich der Begriff stark gewandelt. (Stähler 2001: 38)

Aufgabe eines Geschäftsmodells

Wichtig ist festzuhalten, dass ein Geschäftsmodell keine Strategie an sich ist, da jedes Unternehmen per Definition ein Geschäftsmodell hat. Ein Geschäftsmodell ist immer nur die Beschreibung eines Geschäftes. Heute wird ein Geschäftsmodell in Unternehmen vor allem für strategische Analysen verwendet. Aufgaben sind:

  1. Das bestehende Geschäft eines Unternehmens besser zu verstehen.
  2. Die Basis zu bilden, um das heutige Geschäft zu verbessern, sich besser gegenüber Wettbewerbern zu differenzieren oder die eigenen Schwächen zu verstehen, wenn neue Wettbewerber mit neuen Geschäftsmodellen im Markt aktiv werden.
  3. Neue Geschäftsideen systematisch darzustellen und so zu evaluieren, worin sich die neue Geschäftsidee von bestehenden unterscheidet, wo die Wettbewerbvorteile liegen, welchen Unique Selling Proposition die neue Geschäftsidee aufweist und dadurch zu verstehen, welche Erfolgswahrscheinlichkeiten eine neue Geschäftsidee hat. (Stähler 2001:39)

Text mit Genehmigung des Autors entnommen: Stähler, Patrick (2001).[6]

Siehe auch

Literatur

  • Alt, Rainer; Zimmermann, Hans-Dieter: Introduction to Special Section – Business Models. In: Electronic Markets Anniversary Edition, Vol. 11 (2001), No. 1. link
  • Lüdeke-Freund, F.: Business Models for Sustainability – Innovative Regional Business Models as Subject and Trigger of a Sustainable Change in the Energy Industry, in: Andersen, R. D. & Lehmann, M. (Eds.): “Joint Actions on Climate Change” – Conference Proceedings. European Roundtable for Sustainable Consumption and Production 13, Aalborg, Dänemark, 2009.
  • Rentmeister, Jahn; Klein, Stefan: Geschäftsmodelle - ein Modebegriff auf der Waagschale. In: ZfB-Ergänzungsheft, 1 (2003), S. 17-30.
  • Rappa, Michael: Business Models on the Web.
  • Stähler, Patrick: Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie, 2001, Eul Verlag, Köln-Lohmar
  • Timmers, Paul: Business Models for Electronic Markets. Electronic Markets, Vol. 8 (1998) No 2, pp. 3-8. link, [1].
  • Popp, Karl Michael; Meyer, Ralf: Profit from Software Ecosystems: Business Models, Ecosystems and Partnerships in the Software Industry, Norderstedt, 2010, ISBN 3-8391-6983-6

Weblinks

Quellen

  1. Wüstenhagen, R.; Boehnke, J.: Business models for sustainable energy. in: Tukker, A.& et. al (Hrsg.): Perspectives on radical changes to sustainable consumption and production. Sheffield.Greenleaf (System innovation for sustainability, 1), 2008, S. 70-79 ISBN 978-1-906093-03-7
  2. Profit from Software Ecosystems: Business Models, Ecosystems and Partnerships in the Software Industry. Norderstedt, Germany: BOD 2010, ISBN 3839169836
  3. Wirtz, B. (2001): Electronic Business, Wiesbaden 2001, S. 151
  4. Wirtz, B. W. (2010): Business Model Management: Design - Instrumente - Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodellen, Wiesbaden 2010, S. 119
  5. Wirtz, B. W. (2011): Business Model Management: Design - Instruments - Success Factors, Wiesbaden 2011, S. 113
  6. Patrick Stähler (2001). Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie: Merkmale, Strategien und Auswirkungen, Josef Eul Verlag, Köln-Lohmar, S. 38-52

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