Geschichte der englischen Sprache

Geschichte der englischen Sprache

Die Geschichte der englischen Sprache wird in vier Phasen unterteilt, die sich wie folgt zeitlich einordnen lassen:

Altenglisch (Old English) ca. 450 bis ca. 1100
Mittelenglisch (Middle English) ca. 1100 bis ca. 1500
Frühneuenglisch (Early Modern English) ca. 1500 bis ca. 1750
Modernes Englisch (Modern English) ca. 1750 bis heute

Ursprünglich ist die englische Sprache nach der 1. Lautverschiebung der westgermanischen Sprachen zusammen mit der Niederdeutschen Sprache entstanden. Die Niederdeutsche Sprache gliedert sich wiederum in die Niederfränkische Sprache (später Niederländisch) und die Niederdeutsche Sprache im engeren Sinne (Niedersächsisch).

Inhaltsverzeichnis

Altenglisch

Hauptartikel: Altenglische Sprache

Geschichte

Die Geschichte der englischen Sprache beginnt Mitte des 5. Jahrhunderts, als die germanischen Volksstämme der Jüten, Angeln und Sachsen England erobern. Die Angeln (lat. Angli) gaben dem Land den Namen; allerdings wurde zuerst die Bezeichnung Englisch geprägt und davon der Name England abgeleitet. Nach der Eroberung entstanden die sieben Königreiche Northumbria, Mercia, East Anglia, Kent, Essex, Sussex und Wessex, die zusammen die sogenannte angelsächsische Heptarchie bildeten. Die altenglische Sprache wird in vier Dialekte unterteilt:

  • Anglisch mit den Unterdialekten
    • Northumbrisch nördlich des Flusses Humber, bis nach Edinburgh (Schottland). Dieser Dialekt führt kulturell und in der Literatur bis zur Invasion der Wikinger im 8. Jahrhundert (s. u.).
    • Southumbrisch/Mercisch (südlich des Flusses Humber, östlich von Wales)
  • Sächsisch mit der Ausprägung West-Sächsisch an der Südküste Englands, bis nach Cornwall. Das Westsächsische übernahm später die kulturelle Führungsrolle („Standard Old English“). Die meisten erhaltenen Texte sind in diesem Dialekt abgefasst.
  • Jütisch in seiner Ausprägung Kentisch um Canterbury, südlich von London und um die Isle of Wight

Alphabet

Das damalige englische Alphabet weist einige besondere Buchstaben auf, die im modernen Englischen nicht mehr verwendet werden. Dazu zählen Þ (thorn), ð (eth), Ƿ (wynn) und die Ligatur æ (ash). Die Kombination sc wird wie das moderne sh ausgesprochen (z. B. AE scip – ModE ship). Außerdem gibt es Unterschiede bei den Vokalen (AE stān – ModE stone).

Grammatik

Die Grammatik ist dem heutigen Deutschen in vielfacher Hinsicht ähnlicher als dem modernen Englisch. Im Laufe der Geschichte lässt sich ein stetiger Rückgang der Flexion feststellen. Das Altenglische ist eine synthetische Sprache. Das Substantiv hat vier Fälle, während es im modernen Englisch nur einen Unterschied beim Genitiv gibt. Man unterscheidet zwischen einer starken (vokalischen) und einer schwachen (konsonantischen) Deklination. Auch beim Artikel wird zwischen drei Geschlechtern differenziert, während es heute nur noch eine Form gibt (the). Beim Personalpronomen blieben die meisten Endungen erhalten. Die Zahl der schwachen Verben war zu jeder Zeit höher als die der starken Verben, aber die zweite Gruppe war im Altenglischen deutlich umfangreicher als heute. Die starken Verben werden in sieben Klassen, so genannte Ablautreihen, unterteilt.

Vokabular

Der Wortschatz des Altenglischen ist zum größten Teil germanisch. Durch fremde Einflüsse starben jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte rund 85 % des Wortschatzes aus, nur grundlegende Elemente überlebten. Das Altenglische zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Synonymen aus, z. B. bei der Beschreibung von Kriegern und Helden.

Im Gegensatz zu späteren Perioden werden neue Wörter vielfach aus eigenem Material gebildet. Neue Verwendungen alter Wörter sind ebenso üblich wie die Derivation mit Affixen (z. B. mōd, mōdig, mōdcræftig). Die gleiche Wurzel kann mit vielen verschiedenen Affixen kombiniert werden.

Das Altenglische wurde von drei anderen Sprachen beeinflusst.

Als die Germanen nach England kamen, trafen sie auf die einheimischen Kelten. Deren Sprache überlebte v. a. in Ortsnamen und geographischen Bezeichnungen (z. B. Themse). Ansonsten gibt es nur geringe Spuren.

Deutlich umfangreicher war der Einfluss des Lateinischen, da die römische Zivilisation ein hohes Ansehen genoss. Kaiser Claudius eroberte im Jahre 43 n.Chr. England, nachdem Caesar 55 v. Chr. einen entsprechenden Plan verworfen hatte. Die ersten Spuren waren Inschriften. Vom europäischen Festland wurden Begriffe aus den Bereichen Krieg, Handel und Alltagsleben auf die Insel gebracht. Einige Entlehnungen erfolgten indirekt durch das Keltische. Dazu zählt das vom lateinischen castra (Lager) abgeleitete Wort ceaster, das in Städtenamen wie Manchester überlebt hat. Der lateinische Anteil am Vokabular wurde erhöht, als Augustinus mit seinen Mönchen nach England kam, um dem heidnischen Volk den christlichen Glauben zu bringen. Die Christianisierung veränderte auch die Sprache. In erster Linie wurden natürlich Begriffe entlehnt, die im Zusammenhang mit der neuen Religion und ihrer kirchlichen Organisation stehen. Nach der Einführung der benediktinischen Regel im 10. Jahrhundert wurden auch viele Wörter aus dem Reich der Bildung übernommen. Der Zeitpunkt einer Entlehnung lässt sich durch die Verwendung in Texten und die phonetische Form des Worts bestimmen.

Aber das Altenglische beschrieb viele neue Konzepte auch mit einheimischem Vokabular. Wörter wie God (Gott) und heaven (Himmel) blieben erhalten. Die heilige Schrift wurde als gewritu (das Geschriebene) bezeichnet und für den heiligen Geist benutzte man den Ausdruck Hālig Gāst statt des lateinischen Spiritus Sanctus.

Der zweite fremdsprachliche Einfluss kam aus dem Norden. Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert fielen die Wikinger in England ein. Die Invasion begann 793 mit dem Überfall auf Lindisfarne. Nach mehreren Plünderungen wurde im Jahre 886 der Vertrag von Wedmore geschlossen. Den Skandinaviern wurde ein Gebiet namens Danelaw zugeteilt. Die Räuber wurden zu friedlichen Siedlern und die beiden Völker vermischten sich. Die Menschen brachten ihre Sprache mit in die neue Heimat.

Durch die enge Verwandtschaft der germanischen Sprachen gestaltete sich die Entlehnung einfach. Die Einheimischen und die neuen Einwohner konnten sich gegenseitig relativ problemlos verständigen. Angesichts der Ähnlichkeit ist es in vielen Fällen schwierig zu entscheiden, ob ein Wort aus dem Altenglischen oder den skandinavischen Sprachen stammt. Einen Hinweis bietet die lautliche Form. So beginnen englische Wörter z. B. mit sh- (ship) und skandinavische mit sk- (sky). Da die beiden Völker eng zusammenlebten, gab es in allen Lebensbereichen Entlehnung aus der fremden Sprache. Der Einfluss zeigt sich auch bei Namen. In England gab es jetzt auch Nachnamen, die nach skandinavischem Vorbild auf -son enden (Jackson = Jacks Sohn). Viele altenglische wurden durch die entlehnten Wörter ersetzt, z. B. niman durch take, weorpan durch cast und snīðan durch cut. In anderen Fällen kam es zu einer Differenzierung bezüglich der Bedeutung, z. B. bei sick und ill. Der skandinavische Einfluss reichte sogar bis in die Grammatik. Funktionswörter, die eigentlich besonders resistent gegen Veränderungen sind, wurden auch ersetzt, so z. B. die Pronomen hīe/hiera/him durch they/their/them. Die Form syndon (deutsch: sind) wurde durch are ersetzt, das durch Analogie auf andere Personen ausgedehnt wurde.

Mittelenglisch

Hauptartikel: Mittelenglische Sprache

Französischer Einfluss

Diese Periode ist von einem enormen Einfluss der französischen Sprache geprägt. Die Geschichte beginnt mit der normannischen Eroberung (Norman Conquest) unter der Führung von Wilhelm dem Eroberer. Nach dem Tod von König Eduard dem Bekenner wurde Harald II. zu dessen Nachfolger gewählt, obwohl Wilhelm der Thron versprochen worden war. Der Eroberer fiel daraufhin in England ein und gewann nach der erfolgreichen Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 die Macht. Da anschließend der englische Adel komplett durch Franzosen (bzw. romanisierte Normannen) ersetzt wurde, entstand eine bilinguale Situation. Die Angehörigen der Oberschicht sprachen französisch, während das Englische nur noch geringes Prestige besaß und als unkultiviert galt. Die Kenntnis der englischen Sprache war nur für diejenigen nötig, die mit Angehörigen der unteren Schicht kommunizieren mussten, z. B. Kaufleute. Das Französische hatte zu jener Zeit nicht nur in England ein besonders hohes Ansehen. Frankreich galt als Vorbild der höfischen Gesellschaft. Allerdings unterschied sich das in England verwendete normannische Französisch in vielerlei Hinsicht von demjenigem in Paris (Françoys), das in jener Zeit zum Standard aufstieg, so dass oft eine normannische Variante eines Wortes ins Englische übernommen (castelcastle gegenüber chastelchâteau), oder aber beide (chasser chase/catch; garantiewarranty/guarantee).

Prinzipiell lässt sich der Zeitraum, in dem Wörter französischen Ursprungs ins Englische gelangen, in zwei Phasen unterteilen, wobei natürlich beachtet werden muss, dass dieser Prozess sehr langwierig war und nicht sofort nach der normannischen Eroberung einsetzte. Die erste Phase endet um das Jahr 1250 und unterscheidet sich von der zweiten Phase in vielerlei Hinsicht. Bis 1250 werden nur etwa 900 Wörter ins Englische übernommen, die hauptsächlich den Bereichen Adel, Literatur und Kirche zuzuordnen sind. Das englische Volk brauchte Wörter wie baron, noble, dame, servant, messenger, feast, ministrel, juggler, largess im Kontakt mit dem französischsprachigen Adel. Wörter wie story, rime, lay, douzepers fanden ihren Weg ins Englische über die Literatur, während die größte Gruppe dieser Zeit mit der Kirche assoziiert werden kann, über die Glaube und Doktrin überliefert wurden. Es bestand also der Bedarf, sich diese neuen Wörter anzueignen, sie wurden im Kontakt mit der französischsprachigen, herrschenden Klasse gelernt. Darin liegt auch der Hauptunterschied zur zweiten Phase nach 1250, bis etwa 1400. In dieser zweiten Phase, die in der Literatur gegen ihr Ende auch Period of Great Individual Writers, in die auch Chaucer, Langland, Plowman und Wycliffe gehören, genannt wird, findet ein neuer Prozess statt. Diejenigen, die es jetzt seit Generationen gewohnt waren, Französisch zu sprechen, verwenden mehr und mehr wieder die englische Sprache. Um persönlich-individuelle oder durch das Sprachsystem bedingte Defizite auszugleichen, oder einfach, weil sie an bestimmte Konstruktionen gewöhnt war, transferierte besonders die Oberschicht intuitiv sehr viele Wörter ins Englische, die sich hauptsächlich in die im Punkt „Vokabular“ genannten Kategorien einteilen lassen. Man geht davon aus, dass in den Jahren 1250 bis 1400, in denen Englisch überall das Französische ersetzte, etwa 40 % des Gesamtanteils französischer Wörter ins Englische übernommen wurden. Im Mittelalter wurden insgesamt etwa 10 000 französische Wörter übernommen, von denen heute immer noch 75 % in Gebrauch sind.

Vokabular

Der französische Einfluss zeigte sich auch beim Vokabular. Zahlreiche Wörter wurden aus der Sprache der Herrscher übernommen. Alle Bereiche des Lebens waren davon betroffen: Regierung und Administration, Kirche, Recht, Militärwesen, Mode, Medizin, Küche etc. In den letztgenannten Bereichen genießt Frankreich heute noch großes Ansehen. Wenn englische und französische Wörter aufeinandertrafen, gab es ähnliche Konsequenzen wie beim skandinavischen Einfluss. Entweder wurde das altenglische Wort ersetzt, z. B. æþele durch noble oder ēam (ähnlich wie das deutsche "Ohm/Oheim") durch uncle, oder es kam zu einer Bedeutungsdifferenzierung. Ein interessantes Beispiel bieten die Begriffspaare oxbeef (Rind), sheepmutton (Schaf), swinepork (Schwein) und calfveal (Kalb). Das erste Wort ist englischen Ursprungs und bezeichnet das Tier, das zweite Wort ist entlehnt und bezeichnet das Fleisch. Viele Wörter wurden in die Sprache integriert und mit einheimischen Elementen zu neuen Begriffen verbunden, z. B. gentleman. Im Vergleich mit dem heutigen Französischen lassen sich einige Unterschiede feststellen, da die moderne Sprache auf dem Pariser Dialekt basiert, der höheres Prestige als die normannische Variante besaß.

Patriotismus und Standardsprache

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam es zu einer bedeutenden Veränderung, die auch Einfluss auf die Sprache hatte. Die Adligen verloren ihre Besitztümer in Frankreich und mussten sich ab sofort auf England konzentrieren. Durch diese Entwicklung gewann die englische Sprache wieder an Prestige. Außerdem wurde die englischsprechende Mittelschicht wirtschaftlich bedeutend, als die Pest zahlreiche arme Menschen tötete. Immer mehr Autoren schrieben in englischer Sprache. Außerdem wurde Englisch zur Sprache bei Gericht und in den Schulen unterrichtet.

Die Rückkehr der einheimischen Sprache wurde von der Entstehung eines englischen Patriotismus begleitet. Die Menschen betrachten Englisch nun als angemessene Sprache und widersetzten sich dem französischen Einfluss. Die Kenntnis der fremden Sprache nahm immer mehr ab. Die feindliche Einstellung gegenüber dem Französischen gipfelte schließlich im Hundertjährigen Krieg. Als die Franzosen König Eduard III. bei seinem Angriff auf Schottland störten, brach der Konflikt aus.

Der Aufstieg des Englischen wurde durch die Etablierung eines Standards ab Ende des 14. Jahrhunderts begünstigt. Bisher gab es vier Dialekte: Northern, East Midland, West Midland und Southern. Die neue Hochsprache basierte auf dem Dialekt, der in der Hauptstadt London gesprochen wurde und bildete somit einen Kompromiss zwischen dem konservativen Süden und dem radikalen Norden. Weitere wichtige Faktoren waren die große Bevölkerung, die Universitäten von Oxford und Cambridge sowie der Einfluss des Schriftstellers Geoffrey Chaucer.

Grammatik

In grammatischer Hinsicht ist die Periode vom Verfall der Flexion geprägt. Durch Analogie wurden Formen angeglichen. Viele starke Verben gingen verloren oder wurden zu schwachen Verben. Außerdem wurde das grammatische Geschlecht abgeschafft; entscheidend war nur das natürliche Geschlecht. Durch die fehlende Flexion konnte es zu Missverständnissen kommen. Um das zu verhindern, wurde eine strikte Wortstellung eingeführt. Seitdem steht das Subjekt vor und das Objekt hinter dem Verb (SVO).

Frühneuenglisch

Hauptartikel: Frühneuenglisch

Diese Zeit, die nicht in allen Darstellungen als eigene Periode aufgeführt wird, ist von veränderten äußeren Bedingungen geprägt. Der Buchdruck unterstützte die Entwicklung der Standardsprache. Die Alphabetisierung ermöglichte mehr Menschen den Zugang zum schriftlich fixierten Wissen, das durch die verbesserten Möglichkeiten der Kommunikation leichter vermittelt werden konnte. Außerdem beschäftigten die Menschen sich jetzt bewusst mit dem Phänomen Sprache.

Vokabular

Da der Zugang zum Wissen während der Renaissance zu einem wichtigen Allgemeingut wurde, wurden zahlreiche Wörter entlehnt und neu geschaffen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Als wichtigste Quelle diente die lateinische Sprache. Manche Wörter wurden unverändert übernommen (climax), bei anderen wurde die lateinische Endung entfernt (consult-are) oder verändert (-tas wird zu -ty). In vielen Fällen wurde der lateinische Begriff indirekt über das Französische in die englische Sprache übernommen. Oft kann man den Weg der Entlehnung nicht nachvollziehen. Während fact vom lateinischen factum und nicht vom französischen fait abstammt, können consist und explore aus beiden Sprachen kommen.

Die Anzahl der neuen Wörter stieg immer mehr an. Shakespeare gilt als der Autor mit dem größten Vokabular. Da viele der neuen Begriffe als überflüssig angesehen wurden, entwickelte sich ein Streit. Die Puristen wehrten sich gegen die sogenannten inkhorn terms, die für die meisten Menschen ohne Lateinkenntnisse unverständlich seien.

Vereinheitlichung

Mit der Entwicklung der Standardsprache entstand auch der Wunsch nach einer Vereinheitlichung der Sprache. Bisher gab es kein allgemein akzeptiertes System. Außerdem war es durch die fremden Einflüsse zu einer deutlichen Diskrepanz zwischen Laut und Symbol gekommen. Die Wörter wurden nicht mehr so geschrieben, wie sie ausgesprochen wurden. George Bernard Shaw präsentierte deshalb sarkastisch ghoti als denkbare Schreibweise für das Wort fish: gh wie in cough (husten), o wie in women (Plural) und ti wie in nation. Tatsächlich wird z. B. der Laut [f] in der englischen Orthografie durch vier verschiedene Schreibweisen (f, ff, gh, ph) repräsentiert. Alle Bemühungen um eine durchgreifende Orthographie-Reform scheiterten jedoch.

Der im 18. Jahrhundert entstehende wissenschaftliche Rationalismus verlangte eine geregelte Sprache. Vermeintliche Fehler sollten verbessert werden. Die bereinigte Sprache sollte in einer permanenten Form festgehalten werden, die immun gegen Veränderungen ist. Dass die menschliche Sprache ein lebendiges Phänomen ist, ignorierten die Menschen damals. Nach dem Vorbild der Académie française und der italienischen Accademia della Crusca sollte auch in England eine Institution für die Pflege der Sprache geschaffen werden. Die Pläne scheiterten jedoch. Dennoch betrachten sich die Grammatiker des 18. Jahrhunderts als entscheidende Instanzen, die Urteile über den „korrekten“ Gebrauch der Sprache fällen konnten. Samuel Johnson veröffentlichte 1755 ein Wörterbuch, das jedoch aus heutiger Sicht mangelhaft ist.

Grammatik

Die wichtigste Entwicklung vollzog sich in der Phonologie. Beim sogenannten Great Vowel Shift veränderte sich die Aussprache der Vokale. Die langen Vokale wurden angehoben und die höchsten zu Diphthongen. Außerdem wurden unbetonte Vokale zu einem Schwa ([ə]) abgeschwächt.

Modernes Englisch

Hauptartikel: Englische Sprache

In der Neuzeit sind die Möglichkeiten für die Reise und Kommunikation weiter verbessert. Die historische Entwicklung, v. a. die beiden Weltkriege und ihre Folgen, sorgte für viele neue Wörter. Durch den wissenschaftlichen Fortschritt besteht immer wieder Bedarf nach neuen Begriffen. Auch Laien kommen in Kontakt mit technischen Begriffen, z. B. in der Medizin oder bei der Computertechnik. In der Wissenschaft werden neue Begriffe häufig mit lateinischen oder griechischen Elementen gebildet, z. B. tele. Alte Ausdrücke erhalten eine neue Bedeutung (z. B. stand by). Durch intensive Benutzung verlieren Wörter ihre spezielle Bedeutung, z. B. drücken nice oder great nur noch allgemeine positive Einschätzungen aus. Es kommt auch zu Bedeutungsverengungen. So wurde doctor vom wissenschaftlichen Titel zur allgemeinen Bezeichnung für den Arzt. Ein typisches Phänomen der Neuzeit ist die Ableitung neuer Wörter von Eigennamen, z. B. Sandwich, Colt, Boycott oder Lynch.

Das wichtigste Werk der englischen Sprachgeschichte entstand von Ende des 19. Jahrhunderts an. Das Oxford English Dictionary (OED) sollte die unbrauchbaren Wörterbücher ablösen. Um ihrem Anspruch, jedes englische Wort mit seiner Geschichte zu dokumentieren, gerecht zu werden, sammelten die Verfasser enorme Textmengen. Das Werk umfasste schließlich rund 240.000 Einträge.

Wichtige grammatische Entwicklungen sind die Konversion, d. h. der Übergang von einer Wortart in die andere ohne formale Änderung, und die zahlreichen Wortverbindungen in festen Fügungen, die als „idioms“ bzw. „phrasal verbs“ von Nicht-Muttersprachlern gelernt werden müssen.

Englisch weltweit

Durch die Kolonialisierung und die Ausdehnung des Empire verbreitete sich die englische Sprache weltweit, u. a. in Indien, Australien, Afrika und Südostasien. Nach der Besiedlung Amerikas entstand in den USA eine eigene Variante der englischen Sprache, die sich bewusst vom Britischen Englisch absetzte. Auch in den anderen Regionen entwickelten sich eigene Dialekte. 28 % der 125 Pidgin- und Kreolsprachen basieren auf der englischen Sprache. Andererseits ist Englisch spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur wichtigsten Gebersprache der europäischen und vieler außereuropäischer Sprachen geworden.[1]

Umgekehrt übernimmt das Englische auch Begriffe aus mehr als 50 Sprachen, darunter aus anderen europäische Sprachen wie Italienisch (volcano, violin), Spanisch (alligator, sombrero), Portugiesisch (fetish, tank), Deutsch (kindergarten, blitz(krieg), zeitgeist, uber), Schweizerdeutsch (putsch, muesli), Russisch (samovar, troika), aber auch aus dem Arabischen (magazine, coffee), Persischen (naphtha, chess), Hindi (guru, chutney), dem Japanischen (sake, soy), Chinesischen (sampan, ginseng), aus Indianersprachen (coyote, wigwam) und australischen Sprachen (kangaroo, boomerang).

Grammatik

thou und ye

Die Grammatik der modernen englischen Sprache unterscheidet sich von der des Frühneuenglischen kaum noch, bis auf die Tatsache, dass das Pronomen you (ursprünglich „euch“) die Pronomen thou („du“, heute nur noch poetisch und in Dialekten als „tha“ genutzt), thee („dich“) und ye („ihr“) verdrängte. Der Grund für dieses Phänomen ist der, dass ye nach der normannischen Eroberung nach dem Vorbild von franz. vous auch für einzelne Personen verwendet wurde, um Respekt zu bekunden. Ab dem 15. Jahrhundert empfand man thou plötzlich als unangebracht intim und verwendete es nur noch in sehr engen Freundschaften und wenn man z. B. mit Kindern redete. Ein Ehemann redete Frau und Kinder demzufolge mit thou an, während sie mit ye antworteten. So engte sich der Gebrauch von thou immer mehr ein, bis es im 17. Jahrhundert nur noch als Beleidigung gesehen wurde und schließlich ausstarb.

Veränderungen in der Konjugation der Verben

In der 2. und 3. Person Singular gab es ein paar Veränderungen:

Mittelenglisch Frühneuenglisch Modernes Englisch
(thou) thinkest (thou) thinkest/
(ye/you) think
you think
He/she/it thinketh thinketh/
thinks
thinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Joachim Grzega: Latein - Französisch - Englisch: Drei Epochen europäischer Sprach- und Wortschatzgeschichte. In: Joachim Grzega: EuroLinguistischer Parcours: Kernwissen zur europäischen Sprachkultur. IKO, Frankfurt, ISBN 3-88939-796-4. S. 73-114.

Literatur

Weblinks


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