Geschichte der Chinesischen Minderheit in Osttimor

Geschichte der Chinesischen Minderheit in Osttimor
Hakka-Hochzeit in Osttimor 2006

Die Geschichte der Chinesen auf Timor reicht bis in das 10. Jahrhundert zurück. Noch bevor die Europäer die Region erreichten, hatten die Timoresen Kontakt mit chinesischen Händlern, die die Insel besuchten. Später siedelten sich Chinesen auf Timor in den europäischen Kolonien auch an. Noch heute lebt auf der Insel eine kleine chinesische Minderheit.

Inhaltsverzeichnis

Vorkoloniale Zeit

Dschunke zur Zeit der Song-Dynastie im 13. Jahrhundert

Bereits im 10. Jahrhundert wurde timoresisches Sandelholz durch die Straße von Malakka weiter nach China transportiert wurde.

Der chinesische Beamte für Überseehandel Chau-Ju-Kua nennt Timor im Jahr 1225 einen Ort, der reich an Sandelholz ist. Santalum album findet sich nicht nur auf Timor, sondern auch auf verschiedenen Pazifikinseln, Madagaskar, Australien und in Indien, doch liefern nur Timor, Sunda und Solor die höchste Qualität von weißem Sandelholz. Um 1350 schreiben Chinesen im Tao-i chin-lueh :

„In Timors Bergen wachsen keine anderen Bäume außer Sandelholzbäume. Das Holz wird gegen Silber, Eisen, Becher und Stoffe aus dem Westen und gefärbten Taft gehandelt. Insgesamt gibt es zwölf Plätze, die Häfen genannt werden.“

Für das Sandelholz, das in China als Heilmittel und Räucherwerk verwendet wurde, tauschten die Chinesen Porzellan Glasperlen und Silber ein. Die Händler siedelten aber nicht auf dem fern den Handelsrouten zwischen China, Indien und den großen Inseln gelegenen Timor, sondern blieben immer nur so lange, wie sie mussten, um ihre Geschäfte abzuwickeln.

Kolonialzeit

1551 verbot Kaiser Jiajing jeglichen Seehandel. Kurz zuvor hatten die Portugiesen Ostasien erreicht, so dass sie zunächst die Lücke im Handel zwischen den Kleinen Sundainseln und China schlossen. Doch die chinesischen Händler kehrten bald wieder zurück.

Mitte des 17. Jahrhunderts liefen etwa 20 Dschunken jährlich die Insel Timor an und brachten Reis und Tauschwaren. Chinesische Händler aus Macao etablierten in den durch die Portugiesen und später den Holländern befriedeten Gebieten Handelsbeziehungen mit den Timoresen und begannen sich auch auf Timor niederzulassen. Zuerst in Kupang und Lifau, später auch in Atapupu und Dili. Sie waren dabei so erfolgreich, dass holländische Händler 1614 klagten, die Chinesen würden mit ihren preiswert in China produzierten Waren bei jedem Geschäft die Holländer überbieten. Eine andere holländische Quelle berichtet, dass Händler aus Macao mit dem timoresischen Sandelholz einen Gewinn von 200 % machten. Laut einem Bericht von 1646 wurden jährlich 1000 Bahar Sandelholz von Timor nach Macao gebracht. 1723 genehmigte Kaiser Yongzheng wieder den Außenhandel, so dass nun auch ein Handelsdreieck Kanton – Timor – Batavia (das heutige Jakarta) entstand, was aber den Handel von Macao aus unprofitabel machte.

1775 gab es in Kupang ein eigenes chinesisches Viertel, von wo aus der Nahrungsmittelhandel kontrolliert wurde. Zudem beherrschten sie inzwischen den Sandelholzhandel über Makassar nach China und den Bienenwachshandel nach Java, wo er für die Batikherstellung benötigt wurde. Zudem stellten die Chinesen aus dem Wachs auch Kerzen her. Weitere Handelswaren waren Honig und Sklaven. Zudem gab es einen regen Schmuggel. Später gingen Chinesen von Kupang und Atapupu aus als wandernde Händler auch ins Landesinnere. Zu dieser Zeit lebten schon etwa 300 chinesische Familien in Kupang, Atapupu und Dili; die meisten stammten aus Macao.

Zeitweise war Portugiesisch-Timor im 19. Jahrhundert der Oberhoheit von Macao unterstellt. Zudem wurde die inzwischen verlustbringende Kolonie mit Geldern aus dem reichen Macao mitfinanziert. 1832 lebten allein in Portugiesisch-Timor etwa 300 chinesische Familien. Chinesischen Händlern und Schmugglern aus Atapupu warf der portugiesische Gouverneur José Celestino da Silva Ende des 19. Jahrhunderts vor, sie würden vom holländischen Westtimor aus aufständische Timoresen mit Feuerwaffen versorgen. Die Chinesen teilten aber meist das Schicksal der portugiesischen Kolonialbevölkerung. Als 1861 Dili durch timoresische Rebellen bedroht wurde, gab Gouverneur Afonso de Castro selbst an die chinesische Bevölkerung Waffen zur Verteidigung der Hauptstadt aus. Bei einer Revolte einheimischer Truppen, wurde der Führer der chinesischen Gemeinde in Dili, der Capitão China, umgebracht.[1] A. Marques Perreira, Kommissar für die chinesische Auswanderung von Macao nach Timor, attestierte den Chinesen, sie seien der brauchbarste Teil der Bevölkerung Dilis. Sie stellten wichtige Handwerksberufe, da den Timoresen das nötige Wissen fehlte, zum Beispiel bei der Holzverarbeitung. Zudem betrieben sie einen Großteil des Handels.

Mit der Einrichtung der Dampfschifffahrtslinie zwischen Macao und Dili nahm die Zuwanderung von Chinesen nach Portugiesisch-Timor zu. Unter den Einwanderern waren auch viele zu finden, die als Gegner der chinesischen Mandschu-Kaiser aus China flohen. Die chinesische Gemeinde war 1912 bereits gut organisiert. Es gab ein Vereinsgebäude, eine eigene Schule und einen buddhistischen Tempel. Die chinesische Bevölkerung sprach ursprünglich Hakka, Hochchinesisch und Kantonesisch. Vor der indonesischen Invasion 1975 gab es in Osttimor eine große und lebendige Hakkagemeinde.

Auch unter der japanische Besetzung Timors (siehe: Schlacht um Timor) hatte die chinesische Bevölkerung zu leiden. 60 Chinesen wurden durch die Besatzer getötet, 200 starben aufgrund von Hunger und Misshandlungen.

Als am 28. November 1975 Osttimor einseitig seine Unabhängigkeit von Portugal erklärte, war die Volksrepublik China einer der wenigen Staaten, die diese anerkannte. Doch nur neun Tage später besetzte Indonesien Osttimor. Viele der einheimischen Chinesen kamen bei der Invasion ums Leben oder flohen nach Australien. Während der Invasion kamen aber viele Hakka um oder flohen nach Australien. Heute leben die meisten timoresischen Hakka in Darwin und anderen australischen Städten, wie Brisbane, Sydney und Melbourne. In Osttimor nennen noch etwa 500 Menschen Chinesisch als ihre Muttersprache.[2]

Osttimor in der Unabhängigkeit

Seit der UN-Verwaltung und der erneuten Unabhängigkeit Osttimors 2002 ist die Volksrepublik einer der wichtigsten Partner des Landes. Seit Januar 2000 entsendet China regelmäßig Sicherheitskräfte, die Osttimor bei seiner Stabilisierung helfen.[3] Neben Handelsbeziehungen, wird auch auf militärischer und kultureller Ebene zusammengearbeitet. So lieferte China Uniformen für die timoresischen Streitkräfte, bildet Bauern, Beamte, Soldaten und Polizisten aus, entsendet medizinische Teams und Sicherheitskräfte, lädt timoresische Studenten ein und finanziert den Bau des Präsidentenpalastes,des Außenministeriums in Dili,[4] und vom Armeehauptquartier in Metinaro.

In Folge von Unruhen wurden 2002 mehrere chinesische Geschäfte in Dili angezündet.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Monika Schlicher: Portugal in Osttimor. Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Osttimor 1850 bis 1912. Aberag, Hamburg 1996. ISBN 3-934376-08-8
  2. Statistisches Amt Timor-Leste Census 2004]
  3. Xinhua, 25. Februar 2009, Chinese peacekeeping squad leaves for East Timor
  4. Herald Tribune, 11.07.2007, China's 'soft power' winning allies in Asia

Siehe auch

Weblinks


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