Geschichte Swasilands

Geschichte Swasilands
Flagge von Swasiland

Inhaltsverzeichnis

Vorkoloniale Geschichte

Im frühen 19. Jahrhundert kam es zu etlichen Kämpfen von schwarzafrikanischen Völkern im südlichen Afrika. Vor allem die Zulu versuchten, ihre Nachbarn zu unterwerfen. Eine Gruppe von Flüchtlingen kam so zusammen mit Flüchtlingen vom Volk der Nguni unter der Führung von Sobhuza I. (eigentlicher Name Somhlolo) in ihr heutiges Siedlungsgebiet und unterwarf und assimilierte die dort ansässigen Bewohner vom Volk der Basotho. Bereits im Juli 1846 kam ein Teil des Volks unter die Herrschaft der vordringenden Buren, welche im Vertrag von Somcuba mit Mswati II. ein großes Gebiet von den Swasi erhielten. Das verbliebene Territorium wurde nach dem Ngwenyama (Oberhäuptling, heutige Bedeutung König) Mswati Swasiland genannt. Während im Jahr 1855 die Buren noch die Unabhängigkeit des Staates anerkannten und die Swasi ihnen im Jahr 1864 militärisch halfen, sorgten Goldfunde im Nordwesten des Landes ab 1879 für Unruhe, weil immer mehr Europäer einwanderten. Händler, Siedler, Goldgräber und Missionare kamen in immer größerer Zahl und bildeten im Jahr 1888 einen Rat zur Selbstverwaltung. Während Großbritannien und Transvaal in Verträgen 1881 und 1884 noch die Unabhängigkeit von Swasiland bestätigt hatten, verlangten beide Staaten 1890 eine Beteiligung der Europäer an der Regierung. 1893 hatten die Siedler bereits die Hälfte des Landes erworben. Die damalige Königin Tibati Nkambule verweigerte den europäischen Zuwanderern das Selbstbestimmungsrecht.

Kolonialzeit

Mit Zustimmung Londons erklärte Transvaal im Jahre 1894 Swasiland zu seinem Protektorat. Nach den Burenkriegen übernahm Großbritannien am 6. Juli 1902 selber die Verwaltung. Bis 1906 regierte der Hochkommissar von Südafrika das Land - danach wurde ein britischer resident commissioner eingesetzt. Die Dynastie Dlamini übte weiterhin die Verwaltung für die Briten aus. Um die Swasi zu beruhigen, kaufte die Kolonialmacht einen Teil des Siedlerlands auf und gab es den Einheimischen zurück. Der König, ab 1921 Sobhuza II., die lokalen Herrscher und die weißen Siedler hatten ein gutes Verhältnis zur Kolonialmacht und so kam es zu keinen nennenswerten Protesten gegen die Briten. Erst im Jahr 1960 entstand mit der Swaziland Progressive Party (SPP) die erste Partei. Bereits ein Jahr später spaltete sich diese. Der radikale Flügel - bestehend aus Intellektuellen, Gewerkschaftern und Unabhängigkeitsbefürwortern - spaltete sich als Ngwane National Liberatory Congress (NNLC) von der SPP ab. Gegen den Willen des Königs arbeitete die britische Regierung eine moderne Verfassung aus. Doch setzte sie diese erst am 1. Januar 1964 in Kraft, nachdem es durch Anhänger der NNLC monatelange zu Protesten für diese Verfassung gekommen war. Der König gründete daraufhin eine eigene Partei, das Imbokodwo National Movement (INM), welches sich auf Royalisten stützte und die neue Verfassung bekämpfte. Die INM verbündete sich mit der United Swaziland Association (USA), der Partei der konservativen weißen Siedler, gegen die SPP. Das Land erhielt am 25. April 1967 innere Autonomie als sogenanntes Protected Kingdom. Bei den Wahlen vom 25. Juni 1967 errang die konservative Seite (INM und USA) 80 Prozent der Stimmen und sämtliche Sitze. Die NNLC ging wegen des Mehrheitswahlrechts trotz 20 Prozent der Stimmen leer aus.

Die erste Ära der Unabhängigkeit bis zum Tod Sobhuzas II.

Am 6. September 1968 entließ Großbritannien das Land in die Unabhängigkeit. Staatsoberhaupt wurde Sobhuza II., Regierungschef sein ältester Sohn Prinz Makhosini Dlamini. Bereits kurz nach der Unabhängigkeit wurde die Siedlerpartei USA ausgebootet. Der König betrieb eine Politik nach dem Motto „zurück zu den Wurzeln“. Nachdem die oppositionelle NNLC bei den Wahlen 1972 sehr zum Ärger des Staatsoberhaupts 3 der 24 Sitze im Parlament gewonnen hatte, rief der König den Notstand aus und verbot 1973 politische Parteien mit der Begründung, sie seien „unafrikanisch“. Das Parlament wurde aufgehoben, die Verfassung suspendiert. Wer dagegen protestierte, wurde verhaftet. Mit Unterstützung von Südafrika baut er eine Armee und eine militärisch organisierte Polizeitruppe auf, die jegliche Opposition unterdrückte. Im Jahre 1978 wurde eine neue Verfassung in Kraft gesetzt. Das neue Parlament erhielt den Namen Swaziland National Council und bestand aus zwei Kammern aus ernannten und indirekt gewählten Vertretern. Da in diesem Gremium kein Platz für Andersdenkende war, gründete Ambrose Zwane, der ins Ausland geflüchtete Führer der verbotenen NNLC, 1978 das Swaziland Liberation Movement. 1982 starb das Staatsoberhaupt.

Swasiland seit 1982

Nach dem Tod Sobhuzas II. kam es zu einem Machtvakuum, da sich im SNC und in der königlichen Familie Reformer und Konservative befanden. Der Innere Familienrat (Liqoqo) wählte schließlich den minderjährigen Prinzen Makhosetive Dlamini zum neuen Ngwenyama. Bis zur Krönung des Prinzen kam es aber weiterhin zu Reibereien innerhalb der Führung. Die Königinmutter Dzeliwe als Regentin und Premierminister Mabandla Dlamini gehörten zum Reformflügel. Beide wurden 1983 abgesetzt und durch konservative Mitglieder des Königshauses ersetzt. Neue Streitereien verursachte ein Angebot der weißen Regierung Südafrikas. Dessen Inhalt: im Gegenzug zur Auslieferung von nach Swasiland geflüchteten Mitgliedern des ANC und Wohlverhalten gegenüber dem Apartheidstaat hätte Swasiland das Homeland Kangwane, wo ebenfalls Swasi wohnten, und einen Korridor zum Meer erhalten. Die Mehrheit des Volks, welches die Ideen des ANC unterstützte, und innerhalb der Königsfamilie waren trotzdem gegen diesen Kuhhandel.

Da Swasiland wirtschaftlich vom großen Nachbarn abhängig war, traf der Wirtschaftsboykott gegen Südafrika das Land hart. Die wachsende Armut und Arbeitslosigkeit führten zu Protesten. Der König ließ daher 1992 eine neue Verfassung ausarbeiten, die dem Volk mehr Rechte gewährte - aber seine Machtposition kaum schwächte. Außerdem hob er 1993 den Ausnahmezustand auf und ließ im Oktober 1993 Wahlen zu (allerdings ohne Beteiligung von Oppositionspolitikern). Dies ging vielen Bürgern nicht weit genug. In den Jahren danach kam es zu erheblichen Protesten und zu Streiks gegen die Regierung. Der König beauftragte daher eine Kommission, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Da der Vorschlag keine grundlegenden politischen Veränderungen enthielt, kam es in den folgenden Jahren weiterhin zu Massenprotesten und Streiks. Weil Parteien aber immer noch verboten waren, organisierte vor allem der einheimische Gewerkschaftsbund die Proteste der unzufriedenen Bevölkerung. Die Opposition vereinigte sich in der (illegalen) Swaziland Democratic Alliance. Dennoch wurde die neue Verfassung nach achtjährigen Verhandlungen am 14. Juni 2005 vom Parlament verabschiedet. Der König verweigerte allerdings die Unterschrift unter dieses Dokument. Politische Parteien sind allerdings seit 2005 wieder erlaubt.

Siehe auch

Weblinks


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