Geschichte Omans

Geschichte Omans

Die Geschichte Omans beschreibt den Werdegang des Landes Oman.

Inhaltsverzeichnis

Altertum

Im südöstlichen Arabien entstanden schon im 3. Jahrtausend v. Chr. hochentwickelte Kulturen. Die bedeutendste davon ist die Umm-an-Nar-Kultur (2700–2000 v. Chr.), welche nach einem Fundort bei Abu Dhabi benannt wurde und sich auf den heutigen Gebieten der Vereinigten Arabischen Emirate und Nordoman ausdehnte. Sie pflegte enge Handelskontakte zu den Sumerern in Mesopotamien sowie zur Induskultur im heutigen Pakistan. In der sumerischen Überlieferung wird als wichtiger Handelspartner das Land Magan (auch: Makan, Makkan) genannt, das nach derzeitigem Forschungsstand das Gebiet des heutigen Nordoman umfasste. Für den Handel zwischen Sumerern und der Induskultur stellte Magan eine wichtige Zwischenstation dar.

Eines der sog. Bienenkorbgräber von Al-Ayn aus dem 3. Jt. v. Chr.
Die Grundlage für die Festung von Nachal wurde in der Zeit der sassanidischen Besatzung gelegt.

Eine große Bedeutung im damaligen Handelssystem hatte das Land außerdem wegen seines umfangreichen Kupferbergbaus, da Kupfer ein Grundmetall für die Herstellung von Bronze war. Auf dem Höhepunkt der Kupferproduktion zwischen 2200 v. Chr. und 1900 v. Chr. sollen 2000 bis 4000 Tonnen Kupfer produziert worden sein. Darüber hinaus wurden aus Magan auch Steine exportiert. So berichtet Gudea von Lagasch von Diorit-Importen aus Magan zur Herstellung von Statuen. Der Handel wurde mit Schiffen abgewickelt, die eine Ladekapazität von bis zu 20 t hatten. Wenn auch über die handelspolitische Bedeutung von Magan einiges bekannt ist, so sind die Kenntnisse über die politische Organisation des Landes gering. Es scheint aber zumindest ein Fürstentum oder Königreich gegeben zu haben, da Naram-Sin von Akkad um 2200 v. Chr. von einem Sieg über König Manium von Magan berichtet.

Um 1800 v. Chr. verlor Magan mit dem Untergang der Induskultur und dem Ende direkter Handelsverbindungen nach Mesopotamien seine Bedeutung. Zwar wurde weiter Kupfer abgebaut und exportiert, doch zog Dilmun/Bahrain nun den Zwischenhandel an sich. Zu dieser Zeit verschwindet Magan aus den sumerischen Quellen. Ein Grund war wohl auch, dass der Kupferbedarf Mesopotamiens zunehmend von Zypern gedeckt werden konnte.

Das Bewässerungssystem der Afladsch einführend, eroberten im 6. Jahrhundert v. Chr. erstmals die Perser die Küsten Omans. Im 2. Jahrhundert n. Chr. vertrieb dann der aus dem Jemen kommende Araberstamm der Azd die Parther aus dem Land und siedelte sich in Oman an. Nachdem die Küstengebiete später wieder von den persischen Sassaniden beherrscht worden waren, unter denen Mazun/Suhar zu einem bedeutenden Handelszentrum in der Golfregion aufstieg, wurde das Reich der Azd mit dem Zentrum Nizwa im 7. Jh. von den Muslimen unterworfen. Die zu den Azd gehörende Dschulanda-Dynastie hielt sich unter den Kalifendynastien der Umayyaden und Abbasiden allerdings noch bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts an der Macht.

Die ersten islamischen Reiche

Die Bevölkerung Omans trat im 7. Jahrhundert zum Islam über. Im 8. Jahrhundert breitete sich die charidschitische Lehre der Ibaditen aus, deren erster Imam noch aus der Dschulanda-Dynastie stammte und 751 im Rahmen einer Strafexpedition des Abbasidenkalifen as-Saffah getötet wurde. Wie die Charidschiten waren im 9. auch die Anhänger des Sahib az-Zang († 270 a. H., d. h. 883) und im frühen 10. Jahrhundert die Qarmaten im Oman aktiv und bedrohten von hier aus das Bagdader Kalifat.

Seit sich das Zentrum des Kalifenreichs durch die Gründung von Bagdad in den Irak verlagert hatte, gewann die Golfregion, und damit auch Oman, wieder verstärkte Bedeutung im internationalen Handel. Vom 8. bis ins 10. Jahrhundert war Suhar einer der bedeutendsten Handelshäfen der islamischen Welt. Der Handel erstreckte sich bis nach Ostafrika und Hinterindien, sowie vor dem Huang Chao-Aufstand (ca. 878) regelmäßig bis China, wobei auch chinesische Schiffe nach Oman und in den Golf kamen. Ein schwerer Schlag für den omanischen Seehandel war die Zerstörung von Suhar durch die persischen Buyiden (965), die damit die Konkurrenz für die von ihnen beherrschten Häfen Basra und Siraf ausschalten wollten. Mit Suhar kamen um 972 auch andere Küstengebiete Omans unter die Herrschaft der Buyiden, welche hier um 1000 die einheimische Gouverneursdynastie der Mukramiden einsetzten, während im Landesinneren weiterhin die Charidschiten-Imame regierten.

Die Nabhani-Festung Hisn Tamah in Bahla

Nachdem die Mukramiden infolge einer Revolte 1042 wieder abgesetzt worden waren, löste sich die direkte Buyiden-Herrschaft über Oman ca. 1050 in einem Aufstand der Ibaditen auf, woraufhin das Land von dem Kerman-Seldschuken Qawurd erobert wurde. Auf die Seldschukenherrschaft (etwa 1064–1153) folgte die der einheimischen Nabhani-Dynastie (1153-1436). Aus der Zeit der Nabhani-Maliks sind keine Imame bekannt. Im späten 12. Jahrhundert intervenierten die Atabegs von Fars (die Salghuriden) in Oman, 1225 wurde Suhar erneut zerstört und nach 1250 geriet die nördliche Küste unter die Herrschaft der Fürsten von Hormuz, die eine Kette befestigter Stützpunkte errichteten und bis zur Ankunft der Portugiesen Anfang des 16. Jh. den Golf kontrollierten. Für das frühe 15. Jahrhundert belegen die Quellen wieder Imame als Herrscher Omans, obwohl die Beni Nabhan noch bis ins 17. Jahrhundert beträchtlichen Einfluss ausübten. Um 1500 rückte Maskat an die Stelle von Suhar, wobei alles Land südlich von Maskat zu Fartak gehörte.

Die Vorherrschaft Portugals und der Aufstieg der Yaruba-Dynastie

Als erste Europäer kamen 1507 die Portugiesen nach Oman, nachdem diese 1498 den Seeweg von Europa nach Indien entdeckt hatten. Sie eroberten Maskat, Sur und Suhar, mussten sich aber gegen Osmanen, Engländer, Niederländer und Perser verteidigen. Schließlich vertrieb die Yaruba-Dynastie nach der Vereinigung des Landes die Portugiesen aus Oman (1650). Darauf entwickelte sich Oman schnell zur bedeutenden Seemacht im Indischen Ozean und begann die Portugiesen aus ihren ostafrikanischen Kolonien zu vertreiben. Von ihren Stützpunkten in Ostafrika betrieben die omanischen Händler einen gewinnbringenden Sklavenhandel mit der islamischen Welt. Als auf Grund von Machtkämpfen in der Yaruba-Dynastie ein Bürgerkrieg ausbrach (1720–1746), versuchten die Perser das Land zu erobern, wurden aber von Ahmad ibn Said abgewehrt. Dieser gründete darauf 1746 die bis heute regierende Said-Dynastie.

Oman unter der Said-Dynastie

Unter der Said-Dynastie wurde Oman befriedet und Teile Ostafrika wieder unterworfen. Erneut stieg Oman zu einer bedeutenden Seemacht im Indischen Ozean auf. Unter Said ibn Sultan (1804–1856) verlagerte sich der Schwerpunkt des Reichs aber an die wirtschaftlich prosperierende Küste Ostafrikas (Sklavenhandel, Anbau von Gewürznelken), wobei Sansibar neue Residenz der Herrscher wurde. Nach Machtkämpfen innerhalb der Dynastie erreichte Britannien 1861 die Teilung des Reichs in das Sultanat Oman und das Sultanat Sansibar. Dies führte zum wirtschaftlichen Niedergang Omans, da die Zolleinnahmen aus den afrikanischen Häfen entfielen, seine Handelsflotte mit den neuen europäischen Dampfschiffen nicht konkurrieren konnte und der Sklavenhandel verboten wurde. Oman geriet dadurch in die Abhängigkeit von Großbritannien, das sich durch Verträge von 1891 Exklusivrechte in Oman sicherte, welche vollständig erst 1958 aufgehoben wurden.

Zeit der Isolation

Durch den Niedergang der Wirtschaft und die Verarmung des Landes kam es zur Stagnation der Gesellschaft in weiten Bereichen. Diese wurde noch durch die bewusste Isolationspolitik der Sultane, besonders von Said ibn Taimur (1932–1970) verschärft. Hinzu kam die Teilung des Landes zwischen dem Sultan in Maskat und den gewählten Imamen der Ibaditen in Nizwa. Nach einem Aufstand der Stämme unter dem Imam (1915) wurde 1920 ein Friedensvertrag zwischen beiden Parteien geschlossen. Der Frieden dauerte bis 1954, als ein neuer Imam mit Unterstützung Ägyptens und Saudi-Arabiens einen neuen Aufstand heraufbeschwor und die Unabhängigkeit anstrebte. Mit Hilfe der Briten gelang es Said ibn Taimur jedoch, die Rebellen 1959 zu unterwerfen und das Land wieder zu vereinigen. In den sechziger Jahren entwickelte sich die Erdölförderung zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Im Jahre 1958 wurde die seit 1792 omanische Enklave Gwadar in Belutschistan an Pakistan abgetreten. In dieser Zeit trat auch die "Volksfront für die Befreiung Omans" vor allem in der südlichen Provinz Dhofar mit zahlreichen Guerilla-Aktionen in Erscheinung. Sie versuchte, seit 1970 von der Volksrepublik Jemen (siehe: Südjemen) unterstützt, sozialistische Ideen durchzusetzen. Die Zeit der Isolation und der Stagnation konnte erst mit dem Sturz von Said ibn Taimur durch seinen Sohn Qabus ibn Said überwunden werden (1970).

siehe auch Geschichte Dhofars und Persian Gulf Residency.

Die Modernisierung Omans

Der neue Herrscher Qabus ibn Said leitete die Modernisierung des Staates (in Oman wird selbst von der „Omanischen Renaissance“ gesprochen) und der Gesellschaft ein, wobei er aber seine absolute Herrschaft beibehielt. Mit Hilfe der Erdöleinnahmen gelang in wenigen Jahrzehnten der Aufbau einer modernen Infrastruktur, eines modernen Bildungs- und Gesundheitswesen etc. Im Dezember 1972 scheiterte ein Putschversuch der hauptsächlich in Dhofar operierenden Volksfront für die Befreiung Omans und des Arabischen Golfes (PFLOAG). 1975 konnte die Guerillabewegung befriedet werden. Aus Sorge um die Sicherheit des Landes nach der Revolution im Iran und der Eroberung Afghanistans durch sowjetische Truppen 1979, unterzeichnete Qabus 1980 einen militärischen Beistandspakt mit den USA, der den Amerikanern im Gegenzug Militärbasen in Oman einräumte. 1981 erfolgte die Gründung des Golf-Kooperations-Rates mit den benachbarten arabischen Staaten. Im ersten Golfkrieg (1980–1988) zwischen dem Irak und dem Iran blieb Oman neutral. Oman war an der internationalen Allianz beteiligt, die im Auftrag der Vereinten Nationen im 2. Golfkrieg 1991 Krieg gegen den Irak führte. 1995 nahm das Land offiziell Handelsbeziehungen mit Israel auf.

Literatur

  • Michael Teupel: Oman - Das Sultanat, Traveldiary, Hamburg 2006

Siehe auch


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